Bevor ich eigene Kinder bekam, hatte ich schon ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie ich sie irgendwann erziehen würde. Davon, wie unser Alltag als Familie wäre: Selbstverständlich rollenklischeefrei und geschlechterneutral. Keine Rosa-Blau-Falle, keine Mädchen-mögen-Ponys-und-Jungs-Fußball-Steilvorlagen. Tja, nun. Die Wand im Kinderzimmer meiner Tochter ist Altrosa gestrichen, die im Zimmer meines Ältesten Graublau. Und während wir unseren Sohn zweimal wöchentlich zum Fußballtraining gondeln, freut sich meine Mittlere immer die ganze Woche auf ihren Reitunterricht…
Familie ist das größte Learning, dass alles immer ganz anders kommt als gedacht. Anders als gewünscht. Denn man kann sich vorab noch so viele Gedanken machen – die Kinder haben eben ihren eigenen Kopf. Ihre eigene Persönlichkeit, die oft weit entfernt von jeglichem Idealbild ist, das man sich vorab zusammenfantasiert.
Familie ist kein Bildungsbürgertum-Ideal, Familie ist nicht so woke wie Insta-Accounts beige sind.
Familie und ihre Dynamiken sind eher wie das Paw-Pawtrol-Plüschtier neben dem handgefilzten Teddybären. Durchschnittlich genderkonform, klischeehaft, stereotyp. Dabei hatte ich mir wirklich viel Mühe gegeben: Hatte meinem Erstgeborenen auch Puppen ins Kinderzimmer gelegt, ihn zum Ponyreiten gebracht, ihm Bastelutensilien unter die Nase gehalten. Vergeblich. Sein liebstes Spielzeug waren Autos und bald darauf ein Ball, dem er hinterherrennen konnte. Heute besteht sein größter Schatz aus diversen Match-Attaxx-Sammelalben, in denen er stundenlang Fußballer nach mir verborgenen Kriterien sortiert. Und, nein: Mein Mann ist auch kein glühender Fußball-Fan, also nix mit familiärer Prägung.
Aber nach drei Kindern und zehn Jahren Elternschaft bin ich klug genug zu wissen, dass es Wichtigeres gibt, als Kinder idealisieren zu wollen. Sie zu Menschen erziehen zu wollen, die sie in Wahrheit nicht sind. Denn geht es bei diesen ganzen Stereotyp-Debatten wirklich um die Kinder? Oder eher um die Eltern, die sich damit profilieren können, dass ihr Sohn auch im Röckchen in die Kita geht? Die sich damit vor anderen Eltern brüsten können, in der Erziehung alles richtig gemacht zu haben? Denn Durchschnitt ist doof, es soll lieber das Besondere sein. Und sei es, dass Kinder schon in der Kita gendersensibel sprechen lernen.
Kürzlich war ich mit meiner Tochter shoppen. Und auch noch bei H&M.
Denn meine Mittlere steht nicht auf biozertifizierte Fairtrade-Kleider dänischer Design-Labels, sondern auf Glitzer. Auf sehr viel Glitzer, weswegen sie in der Kinderabteilung fast Schnappatmung bekam, weil all die Plastikpullover und Shirts um die Wette funkelten. Und wisst ihr was? Es hat mir verdammt viel Spaß gemacht – so ein typisches Mädchen-Ding, das ich früher eher verächtlich abgetan hätte. Sachen anprobieren und meine Tochter sagen hören: “Mama, das sieht aber hübsch aus.” Oder zusammen schmachtend vor schönen Schmuck-Auslagen zu stehen.
Dabei bin ich eigentlich gar keine passionierte Shopping-Mom, im Gegenteil. Aber ich merke eben: Das ist so eine Sache, die ich von meinen Kindern nur mit meiner Tochter teile. Die nur uns beiden Freude macht. Und ist es dann nicht eigentlich völlig egal, ob es klischeebehaftet ist? Ist etwas, nur weil es gendertypisch ist, automatisch schlecht? Ich war einfach froh, dass wir es mal wieder geschafft haben, uns ein paar Momente zu zweit zu gönnen. Der Rest war für mich irgendwie zweitrangig.
Natürlich kann ich mir auch Schöneres vorstellen, als fast jedes Wochenende um die Fußballturniere meines Großen herum zu planen.
In meiner Fantasie würden wir die Sonntage eher gemeinsam mit einem Buch in der Hand auf der Gartenliege verbringen als zwischen fußballbesessenen Eltern, die den Schiri beschimpfen. Mein Sohn aber liebt genau diese Welt, lebt für genau diese Welt. Und wenn es eine typische Jungs-Sache ist – so what? Fußball ist eine universelle Sprache, die die meisten Jungs sprechen. Ein gemeinsamer Nenner, auf den sich die meisten einigen können, ein Thema, ein Türöffner. Es ist klischeehaft – aber es macht meinen Sohn so glücklich wie nichts anderes auf der Welt. Und ich finde, nur das zählt.
Klar erklären wir den Kindern dabei immer wieder, dass nicht alles normkonform zu sein braucht. Das man nicht etwas gut finden/haben/machen muss, weil es alle machen. Und dass es Stärke erfordert, gegen den Strom zu schwimmen. Oder die Unbeschwertheit eines Kleinkinds. Mein Jüngster trug tatsächlich eine Weile den abgelegten Glitzerrock seiner Schwester – sogar auf ihrer Einschulungsfeier (“Ich mach mich schick, Mama!”). Aber es war nur eine Phase. Und jetzt? Ist er das wandelnde Klischee eines vierjährigen Jungen: Liebt Dinos, Krach und Raufen. Und ich lieb ihn dafür wie verrückt. So richtig typisch muttermäßig doll.
Sagt doch mal: Entsprechen eure Kinder einem Klischee – und habt ihr auch viele Prinzipien über Bord geworfen?
Alles Liebe,
Hallo liebe Katia, ich muß Dir endlich mal schreiben, weil Du mir mal wieder aus dem Herzen und der Seele sprichst! Ich liebe Deine Texte, die Art zu schreiben, die Dinge, die Dich bewegen, bewegen mich oft in sehr ähnlicher Weise. Danke dafür! – Und ja, hier war es genauso: ich wollte meine Töchter nicht in rosa Rüschen- Strampler stecken, habe alles was wir in der Richtung geschenkt bekommen hatten, “entsorgt”. Es gab nur gender-neutrale Farben, aus Elternsicht hübsche Klamotten dänischer design-Labels. Und dann?! Kam die Kita und “alle” hatten Anna& Elsa Glitzer Prints und mein Kind wollte fortan nur noch ebendiese Klamotten. Genauso wie anklebbare Glitzernägel, Nagellack, “Klacker-Schuhe”. Nichts was sie sich von mir hätte abgucken können.- Nach mittlerweile ebenfalls 10 Jahren Mutterschaft habe ich mich entspannt, sollen sie die Klamotten tragen, sollen sie sich (Zuhause) Nägel aufkleben. Wenn es sie glücklich macht. – So what?!
Hej liebe Julia, o, was für ein schönes Feedback am Morgen – das freut mich sehr! 🙂 Und: Klacker-Schuhe werden hier auch gerade vehemment eingefordert, bislang konnte ich mich immerhin dagegen erfolgreich wehren. Und tatsächlich habe ich letztes Jahr an Weihnachten die Aufkleb-Nägel noch unterbunden, der Kompromiss war Nagellack (den sie mir jetzt gern immer aus meiner Beauty-Schublade mopst). Ich bin nach einem Jahrzehnt Mutterschaft von sehr vielen Prinzipien abgerückt – und darüber mindestens so happy wie meine Kinder, denen es meist am besten geht, wenn ich mich nicht so viel einmische… Alles Liebe, hoffentlich lesen wir uns hier bald wieder, Katia
Spannendes Thema!
Mein Sohn hat eine Weile (Kindergarten u. Grundschule) Nagellack getragen, weil er das bei mir gesehen hat und auch gerne wollte – und ich war stolz, wie unbeeindruckt er sich den blöden Kommentaren entgegen gestellt hat und sein Ding durchgezogen hat. Lange Zeit war pink seine Lieblingsfarbe und er hat in der Grundschule mit den Mädchen Pferd gespielt statt Fußball mit den Jungs. War auch der erste Junge in seinem Freundeskreis, der Mädchen eingeladen hat, weil er die mindestens genauso nett fand, wie die Jungs… und ich war entsetzt, weil weniger von den Kindern als von den Jungs-Müttern die Frage “auch, echt?” kam, weil das scheinbar nicht “normal” war.
Ein Fußball-Junge ist er nicht, aber mit 13 nun doch ein “typischer” Junge und natürlich haben wir sein Zimmer auch mit blauen Akzenten gestaltet… man tappt zwangsläufig irgendwann in diese “Falle”. Aber er wächst auf in dem Wissen, dass alles möglich ist (vielleicht spielt die Nähe zu Köln als sehr offene Stadt in dieser Hinsicht doch eine Rolle?) und es viele Möglichkeiten gibt, seinen Weg zu finden. Ich bin gespannt, wo seiner hinführt…
Hej liebe Susanne, ja, das ist die Coolness der kleinen Kinder. kenne ich auch: Dadurch, dass der Lieblingsmensch meines Jüngsten seine große Schwester ist, hat er ihr in vielem nachgeiefert: bei der Wahl seiner (bzw. ihrer abgelegten) Klamotten, in Sachenm Schmuck, Nagellack, Spiel. Aber mittlerweile schlägt sein großes Kinderherz nur noch für Dinos und Glitzerröckchen sind irgendwie passé. Wer weiß, was da noch kommt, es warten ja noch viele Phasen auf uns 😉 Vielen Dank für deine Gedanken dazu – jeder Text hier auf dem Blog lebt ja auch davon, dass ihr eure eigenen Erfahrungen dazu beitragt. Alles Liebe, auf bald, Katia
Liebe Katja, danke für diesen Text, du sprichst mir sehr aus der Seele… Bei uns sind die Zimmer tatsächlich nicht rosa und hellblau, liegt daran, dass ich die Abneigung gegen Rosa von meiner Mutter „geerbt“ habe und tatsächlich auch an meine Tochter weitergegeben habe! 🤦🏻♀️ Ich bin auch eher der Typ Knallfarben, fröhlich bunt und nicht grau, beige, schlamm. eventuell weil ich noch die Omas und Opas in genau diesen Farben kenne? Mein Sohn ist langsam in der grau/schwarz Phase angekommen, meine Tochter ist noch ein bisschen bunter und fröhlicher unterwegs und hat ihren eigenen Style – mehr Räubertochter und Pippi Langstrumpf und wenig Anna und Elsa! Vielleicht sollte man weniger darauf pochen, alles sein zu können, sondern darauf zu vertrauen bzw. die Kinder das sein zu lassen was sie sind und wie sie sein wollen! Mein Sohn will nur Fußball oder zocken – und er kocht gerne – alles gut! Meine Tochter will die Nägel in 10 Farben lackiert und einen Glitzerpulli zur geblümten Hose – wunderbar! Sie sind kleine eigene Persönlichkeiten und eben kein „Mini-Me“…
Hej liebe Julia, liebsten Dank für dein schönes Feedback, das freut mich sehr! Ich musste mir irgendwann eingestehen, dass meine Rosa-Phase erst mit den Kindern eingesetzt hat – und seitdem ununterbrochen mein Leben prägt 😉 Wobei ich generell starke Farben mag und eher Colour-Blocking als Rüschenblümchenblusen. Musste gerade sehr über deine herleitug für die Abneigung gegen gedeckte Farben lachen – da könnte was dran sein. Lass die Kinder nur machen, ist mittlerweile mein Motto – sie wissen schon, wofür es gut ist. Alles Liebe, Katia
Liebe Katja,
Danke für deine Texte! In diesem finde ich mich wieder. Bei meinen Dreien ist es nämlich genauso. Die Große war mal für ein halbes Jahr im Handball, aber so richtig gefunkt hat es nicht. Nun ist sie seit 3 Jahren beim Reiten und liebt es. Mein großer Sohn ist im Fussball Fieber, seine Begeisterung dafür macht das frühe Aufstehen an einem Sonntag, bei mir wieder weg. Der Jüngste kennt Barbie und Puppen und liebt aber Dinos und Autos. Meine Kinder wissen dass auch Mädchen Fussball spielen und Jungs reiten. Aber für sie ist es genauso eben gerade genau richtig. Und damit auch für mich. Liebe Grüße
Hej liebe Dani, ich denke, das ist die beste und entspannteste Einstellung für beide Seiten. Danke dir sehr, dass du hier mit dabei bist, alles Liebe, Katia
Hi Katja! Ich ziehe zwei Kinder auf St. Pauli groß und ich weiß sofort, was Du meinst bei dem Gefühl, dass man was „verkehrt“ gemacht hat, wenn die Kinder nicht „besonders genug“ sind. „Normal“ ist hier manchmal schon ein bisschen peinlich und der Stress hier eher das besonders sein müssen. Wie auf dem Dorf eigentlich, nur andersrum. Denk ich oft so…
Hej liebe Nina, ach wie witzig! Mich beschlich dieses Gefühl gerade kürzlich wieder, als ich mit meinen (Land-)Kindern durch die Schanze ging. Und irgendwie das Gefühl hatte, wir seien zu gewöhnlich. Ja, ist vermutlich das Gegenteil vom Dorfleben mit seinen eher betont konservativen Werten. Wie man’s macht… Alles Liebe, danke dir für deine Beobachtung, die meine so trifft. Katia
„Geb’ ich mich mit dem Allgemeinen versöhnlich,
oder lebe ich lieber ungewöhnlich?“
Die Songtextidee der Sportfreunde Stiller finde ich super! Sich mit der eigenen Gewöhnlichkeit versöhnlich zu zeigen. Bloß keinen Stress! Egal ob Stadt oder Land! Herzliche Grüße!
Oh wie herrlich! An Sportfreunde Stiller habe ich schon ewig nicht mehr gedacht! Genau so ist es! 🙂 Ich bin für versöhnlich…;-) Alles Liebe, Katia
Liebe Katia,
was ich ja am Wichtigsten finde: dass Kinder das sein können, was sie möchten und dass wir als Eltern sie darin unterstützen. Dass wir das auch tun, wenn eins unserer Kinder eben nicht gängigen Genderstereotypen entspräche und einer Freizeitbeschäftigungen nachgehen wollte, die im binären Geschlechtersystem eher “untypisch” wäre. – Dass du dein Jüngstes im Glitzerrock zur Einschulung hast gehen lassen, dass du deinem Sohn seine Fußballliebe ermöglichst (auch wenn dein Wochenende mit weniger Fußball auskäme…), dass du mit deiner Tochter das Shopping zelebrierst ist doch genau das!
Das Bemühen um eine offene und vielfältige Erziehung und Sicht auf die Welt ist eher nix zum Stolz-vor-sich-Hertragen, sondern zum täglich Tun. Es drückt sich darin aus, was möglich ist, welche Bücher/Filme/Spiele es gibt, welche Menschen im Leben der Kinder eine wichtige Rolle spielen, wer zu Geburtstagen eingeladen wird usw.
Und was die Sprache angeht: die spielt meiner Meinung nach schon eine ganz zentrale Rolle und in dem Punkt würde ich dir widersprechen: das gendersensible Sprechen schon von klein auf, also auch schon im Kita-Alter, ist eine super Gelegenheit, allen Menschen einen Platz im Leben von Kindern einzuräumen. Das geht ganz unverkrampft und verwirrt Kinder nicht – es gibt ihnen Optionen, mit der Welt umzugehen und ihren eigenen Platz zu finden. Ich arbeite u. a. mit Kita-Kindern und mache das seit Jahren so und es ist schön zu sehen, dass es die “typischen” Jungs und Mädchen nicht irritiert – und dem einen genderqueeren Kind ein Strahlen in die Augen zaubert. 🙂
Liebe Grüße
Sina
Hej liebe Sina, und wie immer liebsten Dank für deine überlegten Worte. Mir gefällt besonders, dass du sagst, dass sich Erziehung im Tun niederschlägt, nicht im sich brüsten mit einer Sicht oder einer anderen.
Ich glaube, ich habe meinen Weg mit meinen Kindern und ihren Interssen gut gefunden – wenn er auch teilweise anders war, als gedacht.
Ich finde es übrigens sehr spannend, was du zum Thema Sprache schreibst. Mir kommt der Umgang damit eben häufig verkrampft und gewollt vor. Aber wenn du sagst, dass dein Eindruck – vor allem der, den das Thema bei Kindern hinterlässt – ein ganz anderer ist, freut mich das sehr.
Alles Liebe, auf bald wieder, danke für dein immer-dabei-sein-und-dir-Gedanken-machen, Katia
Hallo Katja ,du sprichst mir so was von aus der Seele.
Oft denke ich, wenn ich mich durch diese ganze Insta-weichgespülte Kinderzimmer Welt klicke, das kann doch keinem Kind gefallen…
BEIGE- erst kürzlich gab es darüber einen Bericht im Stern, was dieses vollkommen Farblose mit dem Gehirn der Säuglinge macht …
Ich denke eine gute Mischung macht es
Mir war die Elsa aufm Unterhemd auch lieber als aufm Pulli
So kann man doch ganz gute Kompromisse finden
Ein Kind sollte in allererster Linie ein Kind sein und kein durchgestylter kleiner Instamensch !
LG Andrea
Hej liebe Andrea, o nein – ernsthaft…? Den Artikel muss ich unbedingt suchen, das ist ja vollkommen absurd!Die Entfärbung des (Kinder-)Lebens. 😉 Klar, Anna und Elsa sind auch nicht mein favorisiertes Outfit-Design, aber das werden die Kids mit 13 auch nicht mehr tragen. Und ob wir deren Outfits dann besser finden? ich wage es zu bezweifeln. Wahrscheinlich ist Glitzer das kleinere Übel. 🙂 Alles Liebe, danke für deine Gedanken, Katia
Hach. Schon wieder so wunderbar geschrieben.
Der erste Kaffee am Morgen, ein bisschen Sonnenschein und eure Texte, zum mit-in-den-Tag-nehmen. Viel mehr braucht es manchmal garnicht.
Verrückt, wie sehr man unbedingt alles richtig machen möchte. Und wie man dann sehr gesund früher oder später bei “passt schon” ankommt.
Hier auch ein sehr pferdevernarrtes Mädchen und ein sehr Fußballliebender Junge. So what.
Mir ist es wichtig, ihnen alle Türen immer weit offen zu halten. Die zum Röcke tragen und Weinen dürfen oder zum Kampfsport und laut fluchen.
Aber vor allem möchte ich, dass sie sein dürfen wer sie sind, und was sie wirklich fühlen. Denn letztlich ist das ja der Grund, warum ich meinem Jungen die Puppe hinhalte und meinem Mädchen den Fußball. Damit sie danach greifen KÖNNEN. Das Beharren darauf, sie MÜSSTEN es würde ja den ursprünglichen Gedanken ad absurdum führen.
Was ich aber zunehmend beobachte ist, dass oft die Jungs diejenigen sind, die sensibler, unbeholfener auf belastende/neue/aufregende Situationen reagieren als die Mädchen. Dass sie diejenigen sind, die mehr Begleitung und Unterstützung brauchen. Warum ist das wohl so? Haben die Mädchen dann doch besser beigebracht bekommen ihre Gefühle zu verstehen, sich flexibler einzustellen? Oder täuscht mein Bild, und mir fällt es nur deswegen so auf, weil es eben Jungs sind? Ich rätsel noch.. (ist im Übrigen auch so ein genderpolitisch völlig inkorrekter Gedankengang)
Hej liebe Marie, das hast du wunderbar zusammengefasst – das KÖNNEN, nicht das MÜSSEN, ganz gleich, was. “Passt schon” könnte ich mir an den Kühlschrank tackern, das trägt mich seit Jahren durch diesen Familienalltag. 😉 Ich finde übrigens deine Beobachtung spannend: Dass die Jungs zunehmend sensibler reagieren – interessant, wo das herrühren könnte. ich denk auch mal darauf rum. Danke für dein dabeisein hier und dein tolles Feedback, alles Liebe, Katia
Hallo liebe Katja,
tja… Was soll ich sagen…
Bei uns haben sich die Kinder auch sehr klieschehaft entwickelt.
Am Beispiel einer Autofahrt ganz gut darzustellen 😂
Wir fahren an einer Baustelle vorbei und die Jungs flippen aus welche Bau Fahrzeuge dort zu entdecken sind, von den Töchtern kaum eine Reaktion. Als nächstes fahren wir an einer Pferdeweide vorbei und die Mädels freuen sich wie Bolle 😂 die Jungs regen sich nicht…
Ich denke das sagt alles zu klassischen Klischees 🙈
Auch wir sagen zu unseren Kindern das Farben für alle da sind, Jungs auch rosa und Mädchen blau tragen können aber das interessiert unsere Kinder nicht.
Sie mögen was sie mögen oder eben auch nicht.
Wir hatten schon bei den Jungs Puppen und spielküche und trotzdem haben sich meine Kinder ganz “typisch” entwickelt.
Und wie du schon sagtest, irgendwie auch total schön.
Denn es macht Spass den Fussballer zu begleiten und anzufeuern und mit der Tochter rosa Einhorn Kram zu kaufen 😜
In diesem Sinne
Alles liebe
Hej liebe Sarah, sehr schön illustriert, das kenn ich auch! 🙂 Ich denke, solange unsere Kinder die Wahl haben (und wir Ihnen mit auf den Weg geben, dass man etwas nicht machen/tragen/sagen muss, weil es die meisten anderen tun), dürfen wir ruhig darauf vertrauen, dass sie die für sich passende Wahl treffen. Ob es uns nun gefällt oder nicht. Alles Liebe, wie schön, dass du mit dabei bist! Katia
Hallo Katja,
Toller Text! Sehr fein, sehr nah, sehr echt und gewöhnlich im besten Sinne (!).
Neben Mama bin ich auch Lehrerin und habe für mich, für uns als Familie, für uns als Klasse, eines gelernt: who cares?!
Jegliche Bemühungen und Bestrebungen das eine oder andere besonders positiv hervorzuheben und anzupreisen(Kleidung, Farben, Strassdinos… ) , lief schon oft ins beige oder blaue Nichts. Und wofür? Für wen? Alles entwickelt sich natürlich und zwanglos, wenn ich es als Bezugsperson auch bin. Natürlich – authentisch – echt. Und diese kleinen Miniantennen unserer Kinder bekommen doch mit, ob ich bspw. wirklich nur “Birkis” tragen möchte… Oder, wie es oben so schön heißt.. Klackerschuhe eigentlich viel geiler finde.. Und andersrum genauso.. Glücklich sein mit dem, was/wer ich bin, mache, anziehe usw. Setzen wir zuerst bei uns an..!
Nichts schöneres könnte meine (Schul-) Kinder kleiden als ehrliche Zufriedenheit und Glücklichsein – in allen Farben und Schimmereien🌈
Lg Anne
Hej liebe Anne, “ins beige Nichts laufen” – großartig! 🙂 Ich finde, du sprichst einen sehr wichtigen Aspekt an: Bei all unseren Bemühungen eben nicht bemüht zu sein – sondern echt. Das merken die Kinder! Danke für deine wahren Worte, alles Liebe, Katia
Liebe Katia, der Artikel ist toll und ein Genuss zu lesen. Ich hab allerdings das Gefühl, dass die Rosa-Blau-Falle nicht zuschnappt, weil unsere Kinder “von sich aus” eher Fußballjungs und Ponymädchen sind, und dich die Eltern daher ihre “Neutral”-Bemühungen sparen können. Sondern dass sie vom erweiterten Umfeld dahin geprägt werden – und es eigentlich schön wäre, das mehr aufzubrechen. Ein Beispiel: Wenn meine Tochter im Glitzerkleid die Kita kommt, begrüßt sie die Erzieherin lieb mit “bist Du heute chic” – das kommt bei Jeans eher nicht vor, also will sie nur noch Kleider 🙂
Hej liebe Friederike, da ist bestimmt was dran. Gerade das Kita-Beispiel ist bestimmt kein seltenes im Fall von Mädchen. Als Eltern kann man den Kindern einfach nu alles anbieten – und sie picken sich dann raus, was ihnen gefällt. Und ich habe auch die Erfahrung gemacht: Nichts ist dabei in Stein gemeißelt. Meine Tochter hatte eine Glitzer-Phase – gerade steht sie auf schwarzgraue Baggy-Jeans mit Bauchfrei-Tops… Wird nicht das letzte Mal sein, dass sie ihren Style ändert. Danke für deine liebe Rückmeldung und dein Dabeisein. 🙂 Alles Liebe, Katia
Hallo Katja, also ich habe als Kind mehr Volleyball als mit Puppen gespielt, meine Kinder konnten spielen, was sie wollten,meine Tochter hat mit Puppen und auch mit Autos gespielt, aber unsere Jungs hatten Jungsinteressen wie Sport, Autos,Piraten und das Mädchen war an zeichnen , etc. interessiert. ich glaube, da ist viel schon in den Kindern angelegt, bevor wir das überhaupt großartig mitbekommen oder in irgendeiner Richtung steuern können. deswegen finde ich diese *rosa/blau-Falle” (die Bezeichnung an sich) einfach falsch. Und was ist verkehrt daran wenn ein Junge Interesse an Sport, Autos etc. hat und ein Mädchen typische kleidung, meinetwegen auch mit Glitzer tragen möchte? Vielleicht bin ich da als konservativ und altmodisch verschrien, aber das macht mir nichts aus.
Hej liebe Brigitte, ich glaube, wir meinen das Gleiche: Lasst die Kinder sein, wie sie eben sind, ohne sie verbviegen zu wollen – in die eine oder die andere Richtung. Ich finde das nicht altmodisch, sondern sehr weise. Alles Liebe, Katia