Kennt Ihr das auch, wenn sich eine Idee irgendwie verselbstständigt? Ich liebe es ja, die Apfelkuchenrezepte für euer Apfelkuchen-Abo hier zu backen und ich versuche immer, die Kuchen für Euch möglichst hübsch und mit einer Geschichte verknüpft zum Kaffee zu präsentieren. Mit Geschichten schmeckt alles besser. Und WASFÜRMICH ist schließlich DAS Geschichten-Blog-Magazin…

Eine (hoch)sommerliche französische Apfeltarte gehört für mich ans Wasser. Die Idee, sie Euch im schönsten Freibad der Welt zu präsentieren, kam während des Seepferdchen- Kurses meiner Jüngsten. Denn, was vermissen Mamas, die am Beckenrand sitzen und Ihren Kindern dabei zusehen, wie sie versuchen, nicht unterzugehen? Stunden- , tage-, wochenlang. Genau! Kaffee. Noch besser: Kaffee und Kuchen. Apfelkuchen.

Wer mir bei Instagram folgt, hat wohl so eine Idee, dass ich das Freibad in Twielenfleth sehr liebe. Es liegt hinter dem Deich, direkt an der Elbe. Es trägt den Look von vergangenen Zeiten mit Charme und wenn man seine Bahnen zieht schwimmt man mit den großen Pötten auf der Elbe um die Wette.

Ich liebe den Blick über das (oft fast leere) Becken auf den Dreier und die Elbe.

Also fragte ich Berit (die beste Bademeisterin der Welt), ob es möglich sei, den Kuchen im Freibad zu fotografieren. Sie war sofort begeistert – und dann sprudelten unsere Ideen: “Am besten geh ich direkt an den Beckenrand!” “Nee, aufs Sprungbrett!” “Auf den 3er!” “Im Sonnenaufgang!” “Wir haben herzlich gelacht!” “Apfelkuchen auf dem 3er. Im Sonnenaufgang.” Ist klar.

Und irgendwie war sie dann in meinem Kopf, diese Idee. Ging nicht mehr weg. Fühlte sich so richtig wohl und wurde größer. “Springen wär‘ auch nett”, flüsterte sie mir zu. “Machst du eh nicht”, sagte der Verstand. Alle würden denken, du hast sie nicht alle.

Vorsichtig habe ich angefangen zu recherchieren. Einfach nur mal so. Ganz unverbindlich. Wie soll denn das Wetter in den kommenden Tagen werden (perfekt)? Wann genau geht denn die Sonne eigentlich auf (4:40 Uhr)? Wann macht das Freibad auf (5:30)? Der Schotte, mein Mann, sagte: “Du hast sie nicht alle!” Dachte ich auch. Aber dann dachte ich: Warum nicht einfach mal machen? Denn das ist es doch, was das Leben lebenswert macht.

Berit war ab 4:30 Uhr da – ab dann durfte ich kommen.

Ich habe die  Apfeltarte habe ich am Abend vorher gebacken (geht super mit diesem Rezept) und morgens gaaaanz leise, um bloß niemanden zu wecken, ins Auto gepackt. Bin den Deich entlang nach Twielenfleth gefahren, vorbei am Lüheanleger, an vielen Apfelbäumen und den Deichschafen, habe die frische Luft geatmet und den orangen Schimmer über der Elbe beobachtet. Sollte man viel öfter machen, dachte ich.

Die Stimmung im Freibad war fast magisch – alles in ein oranges Licht getaucht, das tatsächlich fast die Farbe der Glasur des Kuchens hatte. Stille. Zwei Bademeister, der Saugroboter, die Apfeltarte und ich. Schon verrückt. Aber schön. Wunderschön.

Und dann bin ich gesprungen. Im Sonnenaufgang. Im Kleid. Ohne die Apfeltarte. Vom 3er.

Später gab es Kaffee mit Berit.
Während wir den tranken, kamen die ersten Frühschwimmer und dieser besondere Zauber des sehr frühen Morgens war gebrochen. Aber das Gefühl, etwas Besonderes gemacht zu haben, etwas das man nicht jeden Tag macht, hat mich den ganzen Tag getragen. Die Erinnerung kann mir niemand mehr nehmen. Und vielleicht schmeckt ihr die Leidenschaft der Produktion auch, wenn ihr diesen Kuchen nachbackt.

Mein Exemplar habe ich Berit und dem Team vom Freibad gespendet. Die stehen nämlich jeden Tag so früh auf und leisten einen tollen Job!

Das Rezept fürs Glücklichsein? Einfach mal machen!

Das Rezept für die hochsommerliche Apfeltarte gibt’s hier:

(für eine 26 cm Tarte-Form benötigt ihr)

Für den Teig:
180 g Mehl
50 g Zucker
100 g kalte Butter (in kleinen Stückchen)
4-6 EL kalte Milch oder kaltes Wasser
Mehl zum Verarbeiten,
Butter für die Form und Hülsenfrüchte zum Blindbacken*)

Für den Belag:
5 feste Äpfel (etwa 750g) zum Beispiel Renetten oder Cox Orange, ich persönlich liebe Boskop)
1-2 El frisch gepresster Zitronensaft
2 El Calvados (wenn keine Kinder im Spiel sind, sonst lasst Ihr den einfach weg)
20g Butter
2-4 EL Apfel- oder Quittengelee (ich liebe Quittengelee, das gibt nochmal eine besondere geschmackliche Note).

Das Mehl mit einer Prise Salz und Zucker in der Rührschüssel mischen. Dann die kalte Butter in kleinen Stückchen zugeben und zunächst ohne und dann mit der Milch schnell verkneten. Wichtig für einen guten Mürbeteig ist, dass er möglichst kalt (Profis kühlen vorher sogar Schüssel Mehl und Knethaken) und nur kurz (es dürfen noch Butterstückchen sichtbar sein) verarbeitet wird. Zu einer Kugel geformt für 30 Minuten in den Kühlschrank.

Dann ausrollen und in die zuvor gefettete Tarte-Form geben. Bei 180 Grad für 10-15 Minuten Blindbacken*. In der Zwischenzeit die Äpfel schälen, vierteln, von den Kerngehäusen befreien und in schmale Spalten schneiden. Mit Zitronensaft (und wenn Ihr mögt Calvados) mischen. Dann dachziegelartig und im Kreis, so dicht Ihr könnt, auf den vorgebackenen Boden legen. Mit der (vorher geschmolzenen) Butter bestreichen und 30-35 Minuten weiterbacken. Etwas abkühlen lassen und in der Zeit das Gelee in einem Topf bei mittlerer Hitze schmelzen und dann über die Tarte streichen. Ganz abkühlen lassen. Schmeckt wunderbar mit Sahne. Unbedingt am Wasser essen.

*) kleiner Exkurs: Blindbacken bezeichnet das Vorbereiten eines Mürbeteigs ohne den Belag. Hierdurch saugt sich der Boden nicht so mit Flüssigkeit voll und bleibt schön knusprig. Hierzu rollt Ihr den Mürbeteig aus und gebt ihn in die gefettete Tarte-Form. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder stecht Ihr den Boden mit der Gabel ein (dadurch werden Luftblasen unter dem Teig verhindert), oder Ihr legt ihn mit Backpapier aus und darauf verteilt die Hülsenfrüchte zum Beschweren. Dadurch bleibt der Boden beim Backen gleichmäßig dick. Dann wird der Boden bei 180 Grad für ca.12 Minuten „blind“ (also mit den Hülsenfrüchten) gebacken. Hiernach etwas Auskühlen lassen und ggf. die Hülsenfrüchte (könnt Ihr zum Blindbacken immer wieder verwenden) und das Backpapier entfernen.

Genießen wir die letzten Freibadwochen, springen wir rein, ins Wasser und ins Leben!

Alles Liebe,

Annabella