Es ist einer dieser Filme, der längst in meinem Kopf lief, bevor ich überhaupt Kinder hatte: Mit ihnen Laterne gehen. Ich träumte von flackernden Laternen in dunkler Nacht, dem Duft von Ruß und dem sanften Singsang von Liedern. Ich bekam: weinende, frierende Kinder, zwei auf dem Arm und mindestens drei Laternen in der Hand. Dieses Jahr bin ich besser vorbereitet – und freue mich richtig drauf, den Martinstag mit meinen Jungs zu feiern. (Mal sehen, welcher Film laufen wird…)
Dieses Mal entspannt. Der Martinstag fällt dieses Jahr auf einen Sonntag, perfekt um ihn ein wenig zu feiern. (Im nieselgrauen November tut doch jede Abwechslung gut, oder?) Ich möchte mit den Kindern die Martinsgeschichte vorlesen, die Szene mit dem Bettler mit einem Holzschwert nachspielen und Gänsekekse mit ihnen backen. Vergangenen Woche haben der Vierjährige und ich bereits bei einem Bastelnachmittag im Kindergarten eine Laterne gebastelt, mit Kakao und Keksen und ohne Ablenkung zuhause, das fand ich eine sehr schöne Idee. Was ich sonst noch machen möchte…
Kleinkindlaterne. Für den ganz Kleinen habe ich eine Gänselaterne gemacht (so ähnlich wie diese, bloß viel einfacher). Ich habe aus zwei Papptellern die Mitte ausgeschnitten, außerdem einen Hals, einen Schwanz und zwei Füße aus Tonkarton. Hinter die Kreise im Teller habe ich Transparentpapier geklebt. Ich habe einen Draht um ein LED-Teelicht gewickelt und es zwischen die Pappteller gelegt.
Noch ein Trick: Ich klebe beide Pappteller mit doppelseitigem Klebeband rundherum am Tellerrand fest. So lässt sich die Laterne einfach öffnen, um das Licht anzustellen, mein Kleiner kann aber nicht darin herum fummeln oder das Teelicht durch Hin- und Herschaukeln unterwegs verlieren. Ha! Mehr einfache Laternenideen findet ihr übrigens hier: eine Schweine- und eine Apfellaterne. Und hier die Panda-Laterne fürs Laufen auf den letzten Drücker.
Überall Gänse. Wieso sind die eigentlich typisch für den Martinstag? Auch darüber mag ich am Sonntag den Jungs erzählen. Martini ist nämlich tatsächlich ein Tag mit einer langen Tradition, die bis ins Mittelalter zurück reicht. Damals mussten die Menschen am elften November zum Ende des bäuerlichen Jahres ihre Pacht an die Kirche abliefern – und diese Abgabe war eben oft lebendig und hat geschnattert.
Später wechselten Mägde und Knechte meist am elften ihre Arbeitsstellen – und wurden von ihren Gutsherren nicht selten mit einer Gans zum Abschied beschenkt. Schließlich kam früher als letztes Festmahl vor der langen vorweihnachtlichen Fastenzeit, die nach Sankt Martin begann, in vielen Familien eine Gans auf den Tisch.
Vielleicht haben wir die Gänserei auch folgender Anekdote zu verdanken: Angeblich versteckte sich der römische Soldat Martin, nachdem er einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels geschenkt hatte, ausgerechnet in einem Gänsestall – die Einwohner der Stadt Tours wollten ihn nämlich zu ihrem Bischof machen. Martin war schüchtern und fand sich des Amtes nicht würdig – doch das laute Geschnatter verriet ihn und zack wurde er doch Bischof.
Die Tradition der Martinsumzüge mit Laternen und einem reitenden Sankt Martin gibt es noch nicht lange. Sie hat ihren Ursprung im späten neunzehnten Jahrhundert und verbreitete sich vom Rheinland aus (das sich mit Umzügen ja traditionell auskennt). Meine Kinder haben übrigens in den letzten Jahren sehr viel Spaß daran gehabt, an den Abenden vor Sankt Martin im Haus Laterne zur Probe zu gehen. Das geht zur Not im Schlafanzug, ist warm und man kann entweder eine, zwei oder mehr Runden drehen.
Wollt ihr auch Knusper-Käse-Gänse backen (als Proviant für den Laternenumzug)
Ihr braucht:
150 Gramm Mehl
1 Messerspitze Backpulver
50 Gramm Dinkelvollkornmehl
1 Prise Salz
150 Gramm Butter
2 Esslöffel Creme fraiche
100 Gramm geriebenen Käse
Mohn und Sesam zum Bestreuen
Und so wirds gemacht:
Mehl, Backpulver und Salz vermischen, Mit Butter, Creme fraiche und geriebenem Käse erst mit den Knethaken des Handrührgeräts, dann mit den Händen zu einem glatten Teig verarbeiten. Abdecken und etwa eine Stunde kalt stellen.
Die Plätzchen ausstechen, mit Mohn, Sesam und eventuell ein paar Käsekrümeln bestreuen und bei 180 Grad zehn Minuten im Backofen goldbraun backen.
Was ich mir in Sachen Laternenumzug noch vornehme:
– einen Bollerwagen mit Decken mitnehmen (für laufmüde, frierende Kinder und die Laternen)
– eine Dose gebackene Knusper-Käse-Gänse als Proviant, eine Thermoskann Glühwein einpacken (für uns und unsere Freunde)
– überhaupt Freunde einpacken und Handschuhe und Mütze (auch wenn es nicht kalt scheint).
Noch was: Eine ganz einfache Version der Martinsgeschichte zum Vorlesen findet ihr hier. Eine ebenso einfache, zum gemeinsamen Anschauen auf dem Laptop, (vielleicht im Schlafanzug auf dem Sofa am Sonntagmorgen: hier.
Wir sind hier auch voller Vorfreude auf St. Martin. Bei uns in Franken heißt er der Pelzermärtel. Und mit diesem Tag beginnt bei uns im Haus auch die Vorweihnachtszeit. Doppelte Freude!
Herzliche Grüße, Katrin
Liebe Katrin,
das klingt aber niedlich. Habt ihr da auch spezielle Traditionen für den Tag?
Und das mit dem Startschuss für die Vorweihnachtszeit finde ich super.
Werde ich genau so übernehmen.
Alles Liebe,
Claudi
Ja, hier im Rheinland kennt man sich aus mit Umzügen. Alle wollen einen machen, darum gibt es auch zu St. Martin direkt mehrere Umzüge, über mehrere Tage verteilt. Die Kindergärten, die Grundschulen, die Dorfgemeinschaften, jeder hat einen eigenen Umzug. Wir werden nächste Woche also auf zweien laufen und freuen uns schon sehr. Ich finde es ist einer der schönsten Feiertage, mit einer Geschichte, die für uns alle so lehrreich und wichtig ist. Mir wird immer ganz warm ums Herz wenn ich meinem Sohn von Martin erzähle und vielleicht, aber nur vielleicht, werden meine Augen sogar ein bisschen feucht bei einigen Liedern. Aber vielleicht ist das auch vom kalten Novemberwind….
Viel Spaß euch beim Laufen und lieben Gruß, Christine
Liebe Christine, hach, das hast du aber schöne geschrieben. Ich wünsche euch ganz viel Spiel bei euren Umzügen.
(Könnt ja schon mal üben für Februar ; )
Alles Liebe,
Claudi
Hier freuen sich auch alle auf St Martin und für die kleine Maus habe ich einen kleinen transparenten Eimer mit Deckel (ich glaube, es war mal Zaziki drin) von innen mit Transparentpapier (Igel und Äpfel und Gras und Himmel) beklebt, den Boden und den Deckel inklusive. Innen ist ein elektrisches Teelicht, das werde ich kurz vorher anschalten und den Deckel draufkleben. Und dann kann nix passieren – sie kann ihr Eimerchen halten und schütteln und es sieht schön leuchtend aus (so der Plan, aber getestet in der dunklen Küche geht es ganz gut)! Hier gibt es nach dem Laternenumzug gezuckerte Brezeln für die Kinder – Martinsbrezeln.
Viel Spaß euch!!
Liebe Claudi,
ich freue mich auch schon sehr auf den St. Martinsumzug. Es ist mein erster, meine Tochter ist erst 20 Monate alt. Bei uns hier – zur Zeit in Hong Kong – feiern wir allerdings am Strand bei ca. 26 Grad, und nehmen statt Glühwein und Decken eher Badesachen und Bier mit. Trotzdem ist das eine sehr schöne Sache, und man merkt auch so weit weg von zu Hause, wie solche Traditionen den Menschen am Herzen liegen. Die Gemeinschaft der Deutschen in Hong Kong ist nicht sehr gross, aber richtig zusammen kommt sie eigentlich nur an St. Martin, Nikolaus und Weihnachten. Dank der Kinder, denen wir unsere Traditionen dann doch weitergeben wollen, auch wenn wir hier in einer ganz anderen Kultur wohnen.
Liebe Grüsse aus der Ferne, und viel Spass (ach, so ein Gläschen Glühwein hätte ja schon was :-)! Anna
Liebe Anna, wie schön das klingt. Dann sende ich feierliche Grüße nach Hongkong.
Und einen Glühwein könnte ich gerade jetzt auch gut gebrauchen.
Alles Liebe dir!
Claudi
Hallo Claudi,
danke für die schönen Hinweise zur Martinsgeschichte!
Die schauen/lesen wir morgen früh.
Leider habe ich im örtlichen Buchhandel kein schönes Buch zu St. Martin gefunden.
Für eine Bestellung war ich (mal wieder ?) zu spät.
Hast du einen Tipp für ein schönes Buch zum Thema?
Gefunden habe ich dafür das Buch „Schuster Martin“. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn ich kenne es noch aus meiner Kindheit.
Wir hatten vor einigen Tagen schon einen kleinen Laternenrundgang an der Kita.
Aus ähnlichen Erfahrungen wie den von dir geschilderten, dachte ich gelernt zu haben, packte Handschuhe, Mütze, Strumpfhosen, Winterjacken an die Kinder und zum Tragen die Patentante ein. Bei 18!!! Grad schleppte diese schließlich das ganze Wintergedöns und ich das (wie sich später herausstellte) Magen-Darm-kranke Kind… irgendwas ist immer ?
Viel Spaß euch morgen!
Grüße Christina