Ich habe diese Ferien sehr viel Zeit auf Pool-Liegen verbracht – und war verdammt froh um die riesige Budni-Tasche voller Bücher, die mich durch lange, heiße Tage getragen hat. Für einen Familienurlaub war mein Lese-Output echt nicht schlecht – hier kommen sechs Sommer-Romane, die ich euch wärmstens empfehlen kann…

Eigentlich wollte ich diese Ferien komplett auf Road-Novels setzen, weswegen ich mir einen Haufen vielversprechender Romane on the road bestellt habe. Den ersten habe ich ehrlicherweise direkt noch zu Hause gelesen, weil ich mich einfach nicht mehr bremsen konnte.

Frankreich, Freiheit, gute Freunde: “Nächsten Sommer” von Edgar Rai

Diesen Sommer-Roman wollte ich schon letztes Jahr unbedingt lesen – jetzt war er mein Auftakt-Buch für die großen Ferien. Und in jeglicher Hinsicht perfekt: Ein orangefarbener Bulli, drei Freunde und ein Haus in Frankreich – und all das verpackt in eine mitreißende Geschichte, easy zu lesen und doch mit den großen Fragen des Lebens im Gepäck:

Felix erbt ein Haus in Südfrankreich und macht sich mit seinen beiden besten Freunden Marc und Bernhard in einem klapprigen VW-Bulli auf eine Reise, die ganz anders wird als gedacht. Auf dem Weg lesen sie noch ihre Freundin Zoe auf, außerdem Lilith, die wie Scarlett Johanssen aussieht und Jeanne, die traurige Französin. Sie ertrinken fast, werden von der Polizei gejagt und stellen sich auf der Fahrt die Frage, was das so ist mit dem Leben, das sie als Thirty-Somethings so führen.

Ich mochte den leichten Ton, der nie trivial war, das Gefühl, unterwegs zu sein – und dass dabei alles passieren kann. Seitdem schiele ich wieder auf jeden Bulli, der meinen Weg kreuzt, weil alles an diesem Auto ein Versprechen von Freiheit und Aufbruch ist. Hier geht’s zum Buch.

Ein Sommer am See: “Ein unendlich kurzer Sommer” von Kristina Pfister

Sommer und Wasser sind ein unschlagbares Match – auch in der Literatur. Lale läuft ihrem Leben davon – und strandet auf dem Campingplatz des grumpy old man Gustav irgendwo am Arsch der Welt. Und bleibt. Weil sie nicht weiß, wohin mit sich. Weil sie den See ins Herz schließt, an dessen Ufer der Platz vor sich hinrottet. Und weil sie Christophe mag, den Deutsch-Franzosen, den es auch dorthin verschlagen hat, denn er ist auf der Suche nach seinem Vater.

Ich habe mich einfach reinfallen lassen in dieses schöne, dichte Buch, das auf jeder Seite “Sommer!” ruft. Und das doch nicht nur heiter ist, weil alles flüchtig und endlich ist – so wie der Sommer selbst: Die Liebe, das Leben, die Pläne. Ich war lange nicht mehr so nah dran an Romanfiguren – hatte all diese langen, heißen Tage, das Annähern dieser so unterschiedlichen Menschen wie einen Film vor Augen. Richtig, richtig schön! Hier geht’s zum Buch.

Kleine Insel, große Themen: “Amrum” von Hark Bohm

Es waren die ersten Ferien seit Jahren, in denen wir unseren Sommerurlaub nicht an der Nordsee verbracht haben. Für ein bisschen Nordfriesland-Flair hat immerhin das neue Buch von Filmemacher Hark Bohm gesorgt. Eigentlich wollte ich es gar nicht lesen – der Thematik wegen: Das Buch erzählt das karge Leben des Jungen Nanning, der zum Ende des zweiten Weltkriegs versucht, seine regimetreue Familie mit harter Handlanger-Arbeit zu unterstützen. Immer an seiner Seite: Sein bester Freund Hermann – dessen Familie allerdings den Sozialdemokraten anhängt. Mit dem Tod Hitlers brechen neue Zeiten an, die die kleine Insel-Gemeinschaft vor große Herausforderungen stellt.

Wer Amrum kennt, kommt an diesem kleinen, großen Buch dennoch nicht vorbei: Allein die wundervollen Naturbeschreibungen, die diese wilde Schönheit von einer Insel so präzise beschreibt, lohnen das Lesen. Und dann ist es eben auch eine universelle Geschichte über Freundschaft, über Familie und Zusammenhalt. Bin froh, dass ich mich doch überwunden habe! Übrigens wurde das Buch diesen Sommer gerade von Fatih Akin auf – klar – Amrum verfilmt, wie ein alter Insulaner-Freund kürzlich berichtete.

Hitze, die beängstigend ist: “Ewig Sommer” von Franziska Gänsler

Ein Sommer, der nicht endet, obwohl es längst Oktober ist. Eine Hitze, die die Welt in Flammen setzt: So weit weg von unserer heutigen Realität ist der leicht dystopisch angehauchte Roman leider nicht. Ein Buch, der kein heiterer easy read ist, aber dennoch einen großen Sog entwickelt – sprachlich und von der Story her.

Gänsler erzählt die Geschichte von Iris, die in ihrem verwaisten Familienhotel in einem ehemaligen Kurort sitzt, während sich nur ein paar Kilometer weiter eine Feuerbrunst durchs Unterholz frisst. Der Ort ist verlassen, so wie sie selbst auch allein ist – bis plötzlich Dorota mit ihrer kleinen Tochter Ilya vor der Tür steht und um ein Zimmer bittet. Auch wenn irgendetwas an den Gästen seltsam scheint, nähern sich die drei doch einander an. Dabei wird ihre kleine Gemeinschaft auf Zeit nicht nur durch das stets präsente Feuer bedroht – auch Dorotas Ehemann, auf der Suche nach Frau und Kind, wird zu einer Gefahr. Eigentlich kein Plot für den Pool, aber wie schon in “Wie Inseln im Licht”, das ich euch in meinem letzten Bücher-Post vorgestellt habe, konnte ich mich Gänslers subtilem Spannungsaufbau einfach nicht entziehen. Hier geht’s zum Buch.

WG der Generationen: “Unsere Stimmen bei Nacht” von Franziska Fischer

Dieser Roman war eine echte Bücherhallen-Perle: Ich hatte noch nie davon gehört, aber Titel, Cover und Story hatten mich direkt: Nach dem Auszug ihrer eigenen Kinder vermietet Gloria und Herbert die leerstehenden Zimmer ihrer Berliner Villa an Untermieter. Und so beherbergt das große Haus mit bröckelndem Charme bald eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen, die sich nach und nach näherkommen:

Da wäre der alleinerziehende und spröde Professor Gregor mit seiner entwurzelten Teenie-Tochter Alissa, der Student und verkappte Musiker Jay und die Lebenskünstlerin Lou, die langsam und behutsam dafür sorgt, dass aus Fremden Freunde werden – und jeder sein Leben und seine Prioritäten noch einmal neu überdenkt. Vielleicht fand ich den Roman auch deshalb so charmant, weil ich diese WG-Idee irgendwie mag – vor allem als Modell im Alter. Hier geht’s zum Buch.

Wenn das Leben andere Pläne hat: “Das leise Platzen unserer Träume” von Eva Lohmann

Auf diesen Roman habe ich mich schon sehr lange gefreut – und es hat sich so was von gelohnt! Er erzählt die Geschichte von zwei Enddreißigerinnen – von Jule, die mit David verheiratet ist, mit ihm ihren Traum vom Landleben lebt, aber keinerlei Leidenschaft mehr. Und Hellen, die Davids Affäre in der Stadt ist und damit ganz und gar zufrieden. Auch wenn ihr Interesse an Jule allmählich das an David übersteigt…

Abwechselnd aus den Ich-Perspektiven der beiden so unterschiedlichen Frauen geschrieben, verhandelt das Buch die großen Themen dieses Lebensjahrzehnts zwischen Plänen und Träumen, die sich dann doch nicht erfüllen, selbst wenn man so nah dran scheint: Dass man ein altes Bauernhaus renovieren kann und genügend Apfelbäume für eine ganze Horde von Kindern hätte – die sich aber einfach nicht einstellen wollen. Von Beziehungen, in denen sich das gegenseitige Interesse ausschleicht und solchen, die trotz Kindern scheitern. Ohne zu viel verraten zu wollen: Mich hat vor allem die überraschende Loyalität unter den Frauen sehr berührt, die der Story – obwohl mitunter melancholisch – doch viel Hoffnung verleiht. Hier geht’s zum Buch.

Gerade fällt mir auf, dass ich zufällig nur Romane deutscher Autoren gelesen und empfohlen habe – was habt ihr in diesen Ferien am Pool verschlungen…?

Alles Liebe,

Katia