Normalerweise finde ich immer was für die Kinder, wenn ich was für mich suche, ein Kleidungsstück oder etwas zum Basteln. Dieses Mal verknallte ich mich Hals über Kopf in einen Pappbecher, als ich im Internet eigentlich bloß ein paar Ballons für meinen Vierjährigen shoppte. Becher in knallpink, gelb, orange mit einer der spannensten Künstlerinnen überhaupt: Frida Kahlo. Unter dem Stichwort “Boho-Party” fand ich im selben Shop noch ein paar mehr Accessoires. Zack war meine kleine Geburstagsparty quasi fertig geplant…
Drahtringe, Rayher
Eine Party im Bohème-Stil wollte ich schon lange schmeißen, leider habe ich im November Geburtstag, buntes Picknick mit bunten Kissen im bunten Garten fällt daher also flach. Zum Glück! Denn wer hätte gedacht, dass Winter-Boho so cool aussieht? Freitag Morgen (nach einem Sekt in unserem Stammcafé mit ein paar Freundinnen, hurra), zog ich über den Markt und packte Heide, Eukalyptus, Disteln und jede Menge bunte Blumen in meinen Korb. Zuhause im Garten schnitt ich Tanne, Lebensbaum und ein paar Zweige Brombeere (endlich waren die Mistviecher mal für was gut). Nachmittags dekorierte ich los. Es war herrlich.

Eigentlich wollte ich noch eine Einladung selber basteln, hatte Blankokarten besorgt, aber als ich sie vier Tage vor der Party immer noch nicht fertig hatte, schrieb ich doch fix eine Sammel-WhatsApp. (Betreff: Boho-Bash; Gruppenfoto: Frida Kahlo).

Eine Freundin fragte übrigens abends unauffällig: „Sag mal, was ist eigentlich dieses Boho, also ich weiß, wie es aussieht, aber woher kommts…?“ Erwischt. Klar hab ich einen Stil im Kopf, sowohl in Klamotten als auch in Sachen Interior. Aber woher es kommt – mmmh. Wir fragten hinter dem Buffet heimlich Google.

Und Voilà: „Unter Bohème, abgekürzt Boho, versteht man einen antibürgerlichen Lebensstil, der sich vor allem in Künstler- und Intellektuellenkreisen großer Beliebtheit erfreut. Neben einem unangepassten Kleidungsstil, ist auch die Einrichtung betont anders. Ursprünglich wurde der französische Begriff im Bezug auf die aus Böhmen stammenden Zigeuner verwendet, die mit ihrem ungesitteten Leben Aufsehen erregten. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der Begriff allmählich auch auf weitere Gruppen und Freigeister der Gesellschaft ausgedehnt, die sich ganz der Selbstverwirklichung des Individuums zuwandten.“

Heute ist die Indiviualität ziemlich flöten gegangen, Hochzeiten sind inzwischen Boho, Häuser sowieso, halb Instagram trägt es. Jetzt auch noch meine Party. Aber hey, ich mag vor allem diesen Gedanken dahinter: „Bei Boho geht es um Ästhetik, aber immer mit Nonchalance, scheinbar wahllos zusammengewürfelt. Perfektion im bunten Chaos, Romantik, die auf Individualität trifft, Prunk und Lotter vereint.“

Genau so war meine Deko: bunt, fröhlich, ein bisschen drüber, Heide an Lama, Wollbommel an Naturdistel, dazu ganz viele bunte Blumen und Kerzen in alten silbernen Tannenbaumkerzenhaltern. Und Frida. Herrlich.

Eine lässige Girlande für die Wand wollte ich ursprünglich auch noch bestellen, war aber ausverkauft. Also hab ich sie aus bunten Papierquadraten selbst geschnitten. Ratzfatz mehrmals falten, einschneiden, auseinander falten, zusammen nähen. Auch toll für Kindergeburtstage.

Und ja ich weiß, es ist Pappgeschirr, das muss nicht sein, aber einmal hab ich mir das gegönnt (dafür aber auf Papiertischdecke, Plastiktüten und Langstreckenflüge verzichtet).

Essensmäßig hatte ich es mir ganz einfach gemacht. Inspiriert von Lisas Buffetidee für Johannas Babyparty gab es Bowls zum Selbermixen mit ganz viel verschiedenem Gemüse – roh oder gebraten, Couscous, Salat und Feta. Dazu eine Schale voll mit Hummus. Außerdem noch eine Käseplatte mit Gedöns (wie man das heute dank Pinterest so macht, und dann Cheese Plate nennt, also Käse mit haufenweise Beiwerk wie Crackern, Oliven, Nüssen, Kapernäpfeln und Co.)

Kam super an (nur André schlich während einer kurzen Kinderbespaßungspause in der ersten Etage am Buffet vorbei, guckte und meinte: „Und, was gibt’s zu essen?“).

Besonders beliebt waren übrigens die scharfen Möhren aus dem neuen Buch von Ottolenghi (Amazon-Partnerlink). Dafür einfach zwei Bund Möhren schälen (ein bisschen Grün für den lässigen Boho-Look dranlassen), in Olivenöl baden, mit Harissa bestäuben und im Ofen etwa zwanzig Minuten backen. Eine Handvoll Granatapfelkerne drüber schmeißen, fertig.


Außer ganz viel klönen durften alle, die wollten, auch noch etwas basteln, das hat auf meinen kleinen Geburtstagen Tradition (und ist grad im November so gemütlich.) Klar stöhnten die meisten zuerst: “Das kann ich nicht!” Und waren dann doch super happy dabei (ebenfalls Tradition!).

Rayher hatte mir tollerweise goldene Metallreifen und Golddraht zur Verfügung gestellt. Daraus machten wir mit ein bisschen Grünzeug schlichte (oder weniger schlichte) Kränze für Weihnachten. Ich habe bei meinem ein wenig Grün mit dem Wort „Hope“ kombiniert. Kann man zu Weihnachten ja immer gebrauchen, die Hoffnung.

schlichte Weihnachtsdeko

Am nächsten Tag whatsappten alle, wie gemütlich es gewesen war und schickten ein Foto von ihrem Kranz an Wand oder Tür. So hübsch war das. Die halbe Boho-Weihnachts-Tischdeko hatten wir gleich mitverarbeitet.


PS. Die Bastelmaterialien hat mir Rayher zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür.
Alles Liebe (ausnahsweise aus Berlin),

Claudi