Ich sitze mit Decke auf dem Sofa, im Ofen prasselt ein Kamin. Anders halte ich es gerade kaum aus. Es ist wunderbar, den Sommer mit zwei Wochen sonnigen Herbstferien zu verlängern, aber wenn man zurückkommt, ist es besonders kalt und dunkel. Umso schöner, wieder am Laptop zu sitzen und hier vorbeischauen zu können. Starten wir mit Antworten zu ein paar der Fragen, die ihr mir gestellt habt…

1. Was waren deine ersten Schritte, als du dir überlegt hast, ein Buch zu schreiben?
Meine ersten Bücher habe ich als Kind geschrieben. Mit einer Freundin, Nachmittag für Nachmittag. Mit handgenähten Umschlägen und selbst illustriert. Das erste erwachsene Buch, an das ich mich erinnern kann, startete ich während meines Volontariats. Ich war damals für ein halbes Jahr bei den Tageszeitungen in Magdeburg und Stendal, arbeitete ständig und wenn ich nicht arbeitete, war ich manchmal ein bisschen einsam. Damals startete ich einen Krimi, beendet habe ich ihn nie – und Krimis lese ich auch nicht mehr.
In meiner ersten Elternzeit habe ich dann angefangen, für mein Kind zu schreiben. Kleine Bilderbücher, die ich selbst illustrierte. Mein Mann fand sie so toll, dass er irgendwann vorschlug, sie über den Blog, den ich seit einer Weile schrieb, selbst herauszubringen. So kam meine Schwups-Reihe in die Welt. Weil es so gut ankam und ich damals so viel kochte, folgten drei Kochbücher und ein paar Erinnerungsbücher. Wir waren damals die ersten, die diesen Schritt wagten und es war wild und schön.
Mein großer Traum blieb dennoch Roman. Seit Jahren schloss ich daher meinen Blog im Januar und im Februar und schrieb heimlich an Kinderbüchern. Mindestens zwei liegen fertig in der Schublade – kein Verlag wollte sie. Bis zum März 2021. Ich hatte gerade mein Manuskript “Die Geburtstagsbande” fertig und ein wirklich gutes Gefühl. Zufällig sprach ich mit meiner Kollegin Meike Werkmeister, die anbot, mich ihrer Literaturagentin vorzustellen. Dann ging alles ganz schnell. Ich schrieb Agentin Eva eine Mail, am nächsten Tag hatte ich den Agenturvertrag und keine vier Wochen später einen Vertrag für eine vierbändige Reihe beim Fischer Verlag. So fing alles an…
2. Ihr habt am Wochenende regelmäßig Abendessen-Besuch. Was sind deine Best-practice-Tipps als entspannte Gastgeberin? Ich habe auch gern Gäste, bin aber gefühlt davor/danach mit so viel Haushalt beschäftigt, weil ich einfach nicht “einfach” einladen kann, sondern meine, das blitzblanke Ambiente mit mehreren Gängen zu brauchen.
Tolle Frage, über die ich aber erstmal nachdenken muss. Denn leider bin ich vermutlich nicht so entspannt, wie ich es gern wäre. Beziehungsweise nicht mehr. Als die Kinder klein waren, hatten wir ständig Besuch. Leider ist das viel weniger geworden, weil alle so beschäftigt sind – und wir auch einfach müde. In mir stecken vermutlich mehrere Gastgeberinnen. Die eine hat Spaß daran, alles schön zu machen, wirbelt vorher herum und plant das Dinner Tage vorher mit Kochbüchern. (Dieses Jahr feiern wir mit Freunden Thanksgiving!) Stressig wird es dann trotzdem, ich brülle meist herum, bevor die Gäste kommen und ich verfluche die Idee einzuladen. Meine Männer rollen mit den Augen. So richtig perfekt wird es bei uns nie. Ich fürchte, dafür bin ich, sind wir, zu chaotisch.
Ich habe Freundinnen, die sind einfach edel, vermutlich seit Geburt. Bei denen haben die weißen Shirts nie hellbraune Flecken, die nicht mehr rausgehen. Da ist die Tischdecke immer perfekt glatt, nichts liegt herum und der Kerzenständer harmoniert mit den Sofakissen. Ich bin so nicht. Ich habe gastgebern aber auch nicht gelernt. Meine Eltern hatten nie viel Besuch, waren nicht besonders gut darin, es anderen oder sich hübsch zu machen. Mein sehr geselliger Mann und ich laden gern ein, aber er macht sich wenig Gedanken – und ich musste mir Dekoideen, Kochen und Organisation selbst aneignen.
Die andere Claudi ist die Lässige. Die sagt: “Kommt vorbei”, obwohl das Haus wild aussieht. Diese Claudi schmeißt einfach ein paar Nudeln ins Wasser und rührt eine schnelle Nudelsoße oder bestellt Pizza, Hauptsache, man sieht sich.
3. Wenn du deinem jüngeren Ich einen Brief schreiben würdest, was würde darin stehen? Welche Tipps würdest du geben?
Puh, darüber denke ich gerade viel nach. Ich würde sagen: Hör nicht zu viel auf deine Eltern. Mach dich rechtzeitig von ihnen frei. Nimm sie, wie sie sind, aber finde deinen eigenen Weg. Vertrau deinem Weg und Geschmack. Hör überhaupt nicht zu viel auf andere. Lern den Beruf, von dem du träumst, probiere ihn zumindest aus. Geh ins Ausland, so viel wie möglich. Lies die englischen Bücher weiter und guck die Filme in Englisch, wenn du wieder da bist. Hab Hobbies. Lass dich nicht von doofen Kerlen verarschen. Wenn sie dich nicht wollen, verschwende keine Zeit an sie. Und: Du bist nicht, was du denkst. Du kannst deine Gedanken steuern.
4. Welche Berufe findest du noch spannend und warum? Was wärst du noch alles gern, beziehungsweise würdest du gern ausprobieren?
Ich liebe die Frage! Mir wird wahnsinnig schnell langweilig, daher wäre ich gern so viel. Und tatsächlich hab ich zum Glück schon einige Jobs ausprobiert. Super spannend stelle ich es mir zum Beispiel vor, Ärztin zu sein. Ich fand Biologie in der Schule super spannend, kann aber leider kein Blut, geschweige denn gebrochene Köperteile oder Ähnliches sehen. Außerdem wer ich schon emotional, wenn neben mir eine Fliege am Fliegenfängerkleber verendet. Ich bin also leider nicht geeignet dafür, aber ich hätte es super gern ausprobiert.
Buchhändlerin fänd ich auch toll. Nicht das Geschäftliche, die Buchhaltung. Aber die Neuerscheinungen bestellen, sichten, auspacken, ausstellen. Mir hübsche Buchdekorationen ausdenken. Selbst viel lesen und Kunden Bücher empfehlen, mit ihnen über Bücher sprechen, Autoren einladen. Um himmelswillen, wahrscheinlich rollen alle Buchhändlerinnen hier mit den Augen, weil ich eine sehr romancegeprägte Vorstellung davon habe…
Und dann noch Radio. Ich habe ein halbes Jahr Praktikum bei einem großen niedersächsischen Sender gemacht und hatte wirklich viel Spaß. Wenn ich nicht schon einen Referandiatsplatz in Hamburg gehabt hätte, hätte ich vermutlich dort mein Volontariat gemacht. Bis heute bin ich vermutlich eine der wenigen Menschen unter 50, die mit Begeisterung Radio hört und es würde mich total reizen, mal zu moderieren oder Beitrage einzusprechen. Ich liebe gut gemachte Radioreportagen.
Und natürlich hätte ich ab und zu gern ein Bed and Breakfast oder ein Café, so wie fast alle, oder? Zum Glück bin ich Autorin, da hab ich die Chance in viele Berufe zu luschern. Für meinen neuen Roman (hier vorbestellbar) hab ich ein Praktikum in einer Bar gemachtm das war super spannend.
Und von welchem Beruf träumst du, hast du geträumt und welchen machst du?








Ach, danke, dass du schreibst, dass du rumbrüllst, bevor der Besuch kommt. Obwohl man es ja besser wissen sollte, denke ich doch irgendwie immer, dass das nur bei mir so ist.
Haha, aber sowas von. Die letzte Stunde bevor Besuch kommt ist immer wild. Nur manchmal schaffe ich es die Gastgeber-Claudi 2 zu sein.
Liebe Grüße!
Vielen Dank für die interessante Frage. Mir geht es ganz ähnlich wie dir, das Leben ist zu kurz für alles, was ich beruflich gerne machen würde/ hätte machen wollen…ein eigenes Café zu haben war allerdings nie dabei. Als Kind wollte ich so gerne Tierärztin werden bis zu dem Tag an dem mein Kaninchen eingeschläfert werden musste. Danach habe ich mich auf Tierfilmerin/ Tierforscherin verlegt, habe die Reportagen von Grzimek
geliebt. Dann gerne Schauspielerin oder Bildende Künstlerin, ich habe mich in einem lichtdurchfluteten Atelier an den Leinwänden stehen sehen, voller Ideen und natürlich so erfolgreich, dass ich allein vom Malen leben kann. Heute arbeite ich künstlerisch im außerschulischen Bildungsbereich, was mir sehr viel Spaß macht und sehr vielseitig ist. Keramikerin würde mich auch interessieren und auch Tier-Präperatorin, vielleicht einen Tick morbide, aber auch spannend. Ich liebe es, mit den Händen zu arbeiten, aber auch, mich immer wieder in neue Themenfelder zu vertiefen und den Austausch. Insofern passt das schon so. ☺️
Ach wie spannend. Lustigerweise wollte ich auch mal Tierärztin werden, hab es dann aus ähnlichen Gründen wie du verworfen. Und auch Bildende Künstlerin mit Megaerfolg stand auf der Liste. Außerdem noch Juristin… haha. Ich fürchte, ich hatte zu viel Ally McBeal geguckt. Nach einer Probevorlesung Jura hatte sich das erledigt.
Ganz liebe Grüße!
Claudi
Danke, liebe Claudi, für deine Ehrlichkeit!
Von mir stammt die Gastgeber-Frage und ich bin sooo froh, dass ich nicht alleine bin:-) Ich finde dieses Format total spannend… erfahre gerne noch mehr von dir!
Liebe Grüße!
Deine Fragen waren ja auch so spannend, danke dafür. Mir macht das auch Spaß.
Ich liebe Schreiben unter anderem, weil es mir hilft, Dinge zu verstehen, auch über mich selbst.
Eine schöne Restwoche dir!
Liebe Grüße,
Claudi
„Ich habe Freundinnen, die sind einfach edel, vermutlich seit Geburt.“ Danke für diesen Satz. Ich fühle ihn exakt so. 🙂
Und danke für den ganzen wunderbaren Artikel. Der war sehr schön zu lesen.
Ja, oder? Ich weiß nicht, wie sie das hinkriegen. Mit jedem neuen weißen Shirt starte ich einen neuen Versuch…
Ich danke dir für dein Feedback, das freut mich.
Liebe Grüße und eine schöne Restwoche,
Claudi
Habe auch im Lauf meines Lebens immer mal wieder eine weiße Hose gekauft, weil mir das eigentlich sehr gut gefällt – leider nicht für mich geeignet. Fahrradreifen, Kaffee, Gerne-auf-den-Boden-Sitzerin… Weiße Hosen schaue ich jetzt einfach gerne bei anderen an 🙂