Das erste Mal hat es mir Bauchweh gemacht, als ich letztes Wochenende nach Hause kam. Ich war eine Nacht beruflich unterwegs gewesen, stellte meine Tasche im Flur ab, lief über den Dielenboden, schaute über das Chaos rechts und links, das Chaos auf dem Sofa, vor dem Sofa, auf der Kücheninsel – überall. Ich dachte: “Himmel, wo fange ich an.” Und: “Puh, verdammt, Weihnachtsdeko will ich auch noch machen.” Ich stellte mich vor den Kamin, genau da, wo es gerade noch auszuhalten ist, spürte die Wärme und dachte: “Ne.”

Mein Kopf schien der einzige zu sein, der nach wie vor aufgeregt hin- und herguckte und rief: “Na los, ihr da unten, macht schon. Ihr wollt es doch auch.” Aber meine Beine? Die hingen durch. Meine Arme? Baumelten schlaff herunter. Die Hände? Lagen müde auf der Sofalehne herum. Mein Kopf guckte irritiert nach rechts und links, nach oben und unten: “He, ihr da, ihr müsst doch. Äh, nicht? Na gut…”

“Ich muss gar nichts”, dachte ich, während ich den Flammen beim Flackern zusah. “Jedenfalls nicht viel”, dachte ich. Und ich beschloss, es dieses Jahr wirklich mal zu machen, zumindest zu versuchen: Meinachten! Mein Weihnachten. Ehrlich gesagt natürlich eher unser Weihnachten. Meinachten klingt aber nun mal besser als Unsachten. Ha.
Weihnachten
Ich glaube Johanna hatte es vor einer Weile auch schon einmal angesprochen. Dass ihr Advent ein Alles-kann-nichts-muss-Advent werden soll. Weniger Arbeit. Endlich mal weniger Druck – vor allem von einem selbst. Ganz viel Lässigkeit, viel weniger ist mehr. Die eigene Perfektion aussperren. Lieber öfter mal einen Tee trinken, Kerzen anzünden, Kekse essen, herumliegen, Freunde treffen, lesen.

Klingt schon wieder nach Frauenzeitschrift, ich weiß, produziert schon wieder perfekte Bilder im Kopf. Ich meine aber das: Tee trinken, mit Beutel – und die Tasse stehen lassen (neben drei anderen). Kerzen anzünden (irgendwelche alten aus dem Schrank, sieht man im Dunkeln eh nicht). Kekse essen – vielleicht selbst gebacken, vielleicht einfach gekauft. Herumliegen – ohne Laptop auf dem Schoß. Freunde treffen – und zur Not Pizza bestellen. Lesen – meinetwegen einen Kitschroman. Himmel, wenn ich mir das vorstelle, will ich das so sehr. Mein Körper auch. Ich habe das Gefühl, Beine, Arme, Schultern, Bauch starten eine Großdemo. Sogar mein Kopf schlendert hinterher. Mit einem Plakat in der Hand: Mach echt mal langsam.

Und wisst ihr was, ich trau mich das jetzt. Ich mache es einfach. Ich mache dieses Jahr keinen Adventsdeko-Post mit diversen neu produzierten Ideen für euch. Ich zeig euch ein ganz paar Sachen, einige vom letzten Jahr, ein paar super schnelle und ein paar von anderen, die ich vielleicht noch machen möchte. Vielleicht. Bloß wenn ich Lust habe.

Ganz ehrlich, leicht fällt mir das nicht. Die Weihnachtszeit ist eigentlich super wichtig für einen Blog. Hier kann man am allermeisten Geld verdienen und viele neue Leser gewinnen. Die Nutzerzahlen schießen regelmäßig in die Höhe, meine Adventsdeko-Posts waren mit die erfolgreichsten im ganzen Jahr. Neue Ideen bringen außerdem häufig virale Posts auf meinem Pinterest-Board. Aber: Sie machen Stress. Stress in einer Zeit, in der ich eigentlich langsamer werden möchte.

Vor allem möchte ich bewusste Zeit mit meinen Kindern verbringen. Und mit mir. Und mit André. Ich möchte das dieses Jahr wirklich ganz unbedingt versuchen. Alles unperfekt perfekt. Tee im Tohuwabohu. Glühwein in Gammelklamotten. Sauerei am Sofa. (So wie letztens, als wir spontan mit einem halben Dutzend Kinder Kränze gebunden haben. Das war so nett!) Alles bloß, wenn wir dazu Lust haben. Ich glaub, ich versuche mich als Chilluencer…

Es wird natürlich überall etwas herumliegen, es wird nicht immer klappen mit dem ignorieren, die Kinder werden vielleicht keine Lust auf Kekse backen haben wenn ich es habe, wahrscheinlich aber genau dann große Lust, wenn ich gerade etwas anderes mache. Die Küche wird ständig aussehen wie mit Mehl paniert. Es wird viel mehr Haufen mit Kram geben als einen Haufen Deko. Wir werden lachen, weinen, streiten. Und hoffentlich vorlesen, Kekse essen, Weihnachtsfilme gucken, basteln, backen, ausgehen. Und dabei lachen, weinen, streiten.

Aber: Ich werde hoffentlich häufiger NEIN sagen, wenn ich zu etwas keine Lust habe, und “gefällt mir leider nicht wirklich”, wenn mir etwas nicht hundertprozentig gefällt. Vielleicht spiele ich Streitbingo mit mir selbst. Ha. Oder ich stelle mir unsere Streits mit Moody up -Filter vorstellen, dann sind sie beinahe hübsch. Vielleicht werden wir gar nicht so viel streiten, wenn ich mich nicht vor den Streits grause. Vielleicht kann es einfach schön sein ohne schön zu sein? Richtig schön.

Ein paar Ideen für Meinachten

1. Das Buch “Frauen feiern Weihnachten” habe ich letztens im Buchladen entdeckt und werde es mir selbst zum Nikolaus schenken. Es stehen viele Geschichten zu Weihnachtsbräuchen drin und ich habe irre Lust, in Ruhe darin zu schmökern.

2. Machen lassen. Meine Kinder haben dekoriert, einer hat einen Schneemann aus Kränzen an die Tür gehängt, einer Winteraufkleber ans Fenster geklebt. Eigentlich bringt es meinen Dekokreislauf durcheinander. Aber dieses Jahr: entspanne ich mich. Genieße ihre Freude beim Schmücken. Und finde die Aufkleber auf der dreckigen Scheibe immer hübscher. Machen lassen ist auch mein Motto für den Esstisch. Die Kinder kommen hier jetzt wieder öfter zusammen, malen, basteln, machen Chaos. Ich mache mit, statt aufzuräumen.

3. Zum Glück habe ich letztes Jahr aus Dänemark einen Holzadventskranz mitgebracht. Einfach Kerzen rein, fertig. Ich mag ihn, die Kinder lieben ihn, der Mann ist beruhigt, weil keine trockene Tanne in Flammen aufgehen kann. PS. Natürlich war einer der Holzstiele für die Wichtel weg, wir mussten ihn provisorisch mit einem Zahnstocher befestigen. Wir haben jetzt also einen Wackelwichtel. Die Jungs liebens.

Bilderbuch zu Weihnachten, die schönsten Bilderbücher zu Weihnachten

4. Das ganze aufregende Weihnachtsgefühl in einem Bilderbuch: In meiner dritten Schwups-Geschichte, macht sich mein kleines Ferkel auf, um den Weihnachtsmann zu finden. Dabei findet er zwei ungewöhnliche Freunde – und erlebt natürlich jede Menge Abenteuer. Und keine Sorge, natürlich bleibt der Zauber rund um den Weihnachtsmann erhalten. Dazu punktet mein Buch mit besonders schönen Worten, kreativen Ideen und den tollen Illustrationen von Greta Brumme.

Kieferngirlande

5. Kieferngirlanden: Ha, doch noch ein bisschen instagrammable, leider von Pinterest vor zwei bis drei Jahren abgeguckt. Dieses Jahr habe ich endlich dran gedacht, einen Arm voll Kiefer zu kaufen. Daraus habe ich fürs halbe Haus mit Draht Girlanden gemacht. Ich mag es sehr!

6. Irgendwie ist man in der Adventszeit noch öfter unterwegs, zur Chorprobe, zur Weihnachtsfeier, zum Bastelnachmittag. All die kurzen und langen Autofahrten werden regelrecht weihnachtsgemütlich mit dieser CD. Ein Überraschungsfund in einer Buchhandlung. Herrlich altmodische Geschichte über eine riesengroße Mäusesippe, ganz entspannt vorgelesen von Iris Berben. Herrlich.

Tannenbaum im Kinderzimmer

7. Apropos Mäuse: Kennt ihr schon unsere Weihnachtsmäuse zum Ausdrucken? Ihr könnt sie ganz einfach bei uns im Shop bestellen und bekommt das Printable zugeschickt. Dann könnt ihr daraus Girlanden, Mobiles, Geschenkanhänger und viel mehr machen. Wer mag, kann den Mäusen ratzfatz wie ich einen Weihnachtslook mit Aquarellfarben und dünnem Pinsel verpassen.

Adventsdeko, Weihnachtsdeko

8. Guckt mal, wer wieder da ist: Der Wasfürmich-Weihnachtshirsch. Eigentlich wollte ich dieses Jahr noch eine Picasso-Variante mit den Kindern machen, weil wir gerade ein Buch über den gelesen haben, und ich diese coole Idee auf dem Babycchino-Blog gesehen habe. Hat sich bis jetzt noch nicht ergeben. Machen wir vielleicht noch. Falls wir Lust haben. Sein lässiger Look passt auf jedem Fall großartig zu meinem Meinachts-Motto.

9. Bestehen die Kinder drauf: Wir machen wieder unsere Freundlicher-Dezember-Aktion. Jeden Abend nach dem Essen überlegt jeder kurz, ob er an diesem Tag etwas Gutes getan hat. Wer etwas berichten kann, darf einen Strohhalm in unsere selbstgebastelte Krippe legen. Wir hoffen, unser Jesuskind liegt an Heiligabend weich. Ich muss mich anstrengen. “Auf der Autobahn nicht laut schimpfen zählt nämlich in diesem Jahr nicht, Mama!”, haben sie bereits angekündigt.

10. Der kleine Baum im Kinderzimmer steht. Sie haben ihn selbst ausgesucht, ihn selbst geschmückt. Und ich? Konnte dieses Jahr währenddessen einen Tee auf dem Sofa trinken. Okay ne, hab sie heimlich beobachtet und Weihnachtsprickelhaut dabei gehabt.
Schwäne aus Zapfen
11. Und falls wir Lust haben, und nur dann, basteln wir noch diese Weihnachtsschwäne, die ich bei Handmade Charlotte entdeckt habe. Ich muss immer lächeln, wenn ich sie sehe. Wer hätte gedacht, dass die dunklen Zapfen mit weißer Farbe und langem Hals beinahe ballerinamäßig aussehen können.

Feierst du dieses Jahr auch Meinachten?

Alles Liebe,

Claudi