Mein Handy ist sowas wie mein digitaler Schatten: Da wo ich bin, ist es auch. Morgens als Wecker auf dem Nachttisch, zur News-Lektüre auf dem Klo, als Arbeitsgerät und als Tool für all die unzähligen ich-check-das-nur-mal-kurz-Gedanken. Das Handy ist meist das erste und das letzte, was ich jeden Tag in der Hand halte. Wenn ich nicht weiß. wo es ist, werde ich nervös. Ich bin permanent on – und katapultiere meine digitale Hygiene damit direkt ins Off. Und ich frage mich: Ist meine Handynutzung eigentlich noch normal – oder schon neurotisch…?
Jetzt gerade zum Beispiel: Ich will diesen Text schreiben und komm nicht rein, weil ich reflexhaft alle paar Minuten mein Handy checke. Nicht, weil ich weltbewegende Nachrichten erwarte. Nö, einfach, um wie auf Autopilot kurz Insta zu checken, meinen Mail-Eingang zu scannen oder meinen Senf zu irgendeiner WhatsApp-Gruppenchat-Chose beizutragen, die mich in Wahrheit eh nicht interessiert.
Ich merke immer wieder: Fokus funktioniert bei mir nur noch, wenn das Handy nicht in Griffweite ist.
Am besten, es liegt nicht mal in Sichtweite – sprich: In einem komplett anderen Raum. Weit weg von mir und meinem Flow, der sich nur einstellen kann, wenn ich nicht dauernd vom digitalen Dauerfeuer abgelenkt werde. Kürzlich sprach ich mit meinem Mann über Kinder und Handys, ob sie ihnen in Wahrheit nicht die Kindheit versauen und was wir ihren Gehirnen damit antun. Und plötzlich dachte ich: Ich bin keinen Deut besser.
Ich habe kaum mehr Selbstkontrolle als ein 13-jähriger, der auf ungesunde Weise mit seinem Handy verwachsen ist. Kaum mehr Aufmerksamkeitsspanne vermutlich auch. Dauernd verliere ich den Faden, weil ich mich während eines Gesprächs vom “Ping” eingehender Nachrichten ablenken lasse. Drifte bei Gesprächen ab, weil ich nebenbei aufs Display schiele. Obwohl ich das selbst grässlich finde und meine Kinder immer dafür rüge. Vermutlich bin ich das mieseste Vorbild, das man in Sachen Handynutzung so haben kann.
Keine Frage: Ich brauch’ dringend Digital Detox!
Mein Mann schaltet sein Handy mittlerweile erst mit Arbeitsbeginn an. Und ich würde das eigentlich auch gern können, aber dann ist eben doch so praktisch, wenn mich der 1.-Klassen-Chat wieder daran erinnert, dass süßes Frühstück ist oder Spielzeugtag und dass man schon vor 8 Uhr morgens die Playdates für den Nachmittag festzurren kann, damit der Tagesplan steht. Und wenn das Teil schon mal an ist, kann ich ja auch nur mal kurz checken, was sich in der Welt, auf Insta oder sonst wo getan hat. Ein Like hier, ein Emoji da – und – zack! – bin ich schon wieder druff, bevor der erste Kaffee kalt werden kann.
“Dann vergisst du das süße Frühstück halt mal – ist auch kein Weltuntergang”, sagt mein Mann, der von meinem Handy-Fetisch noch genervter ist als ich. Und ich weiß, dass er recht hat, dass ich vielleicht sogar viel mehr mein eigenes Gehirn nutzen würde, wenn ich mich nicht immer nur auf mein digitales verlassen würde. Dass ich einfach mehr da wäre in der analogen Welt.
Ich fürchte, nicht nur meine Kinder brauchen verbindliche Handyregeln – sondern ich auch!
Was schwer ist, weil sich dieses hinterhältige Teil scheinbar unentbehrlich und in allen Bereichen des Lebens einen auf Platzhirsch macht – von Online-Banking über Musikstream bis hin zum Klausurenplan der Kinder. Und hier noch mal fix das Foto für den nächsten Post. Grmpf. Aber ich merke halt auch immer häufiger, dass dieses “always on” mir nicht guttut. Dass ich eine Art Social-Media-Kater kriege, wenn ich zu lange sinnlos von Food- zu Cat-Content scrolle, dass ich kaum etwas aus diesem digitalen Zappen mitnehme, an das ich mich am nächsten Tag überhaupt noch erinnern kann.
Dass ich Kopfschmerzen bekomme und schlechte Laune, weil ich Zeit verdaddel, die ich mit deutlich wichtigeren Dingen füllen könnte. Und dabei war ich nie ein Social-Media-Typ – Facebook und Co. sind alle komplett an mir vorbeigezogen, ohne dass irgendeinen spürbaren Einfluss auf mein Leben gehabt hätte. Krass, wie sehr (und wie schnell!) sich das ändern kann! Ein Grund mehr, mich nicht auch noch bei TikTok einzuklinken: Ich brauche nicht noch mehr Shorts und Reels – ich brauch eine Pause. Und zwar täglich!
Zum Start meines neuen Lebensjahres will ich vor allem das als gute Gewohnheit etablieren: Fixe Handyzeiten – und nicht mehr all-day-on.
Ich habe mir jedenfalls gerade die Blocker-App Freedom heruntergeladen, mal schauen, ob das hilft. Auf Impulskontrolle muss ich offenbar nicht bauen – so diszipliniert ich sonst oftmals bin. Aber wenn ich wirklich jemals fokussiert an längeren Texten arbeiten will, wenn ich mich emanzipieren will von dieser digitalen Dauerversuchung, ist das bestimmt eine gute Unterstützung.
Wie steht es um eure Handynutzung? Kommt euch meine Geschichte bekannt vor? Nutzt ihr auch Apps oder andere Strategien, um euch zu beschränken? Ich bin gespannt!
Foto: Shutterstock
Alles Liebe,
Hey Katja,
ich habe jegliche Art von Push-Benachrichtigungen oder Anzeige neuer Nachrichten/Anrufe deaktiviert und Instagram gelöscht.
So entscheide ich immerhin aktiv wann ich mein Handy zur Hand nehmen will und schauen möchte, ob ich neue Mitteilungen habe.
Instagram installiere ich immer dann, wenn ich entscheide, dass ich mir etwas anschauen möchte. Danach lösche ich es wieder. VG
Hej liebe Maja, das wäre für mich vermutlich auch dran – Insta zu löschen und aktiv einmal am Tag zu installieren. Danke für deine Inspiration, alles Liebe, Katia
Man kann insta auch einfach im Browser öffnen, dann muss man passwort etc eingeben und gar diesen Moment immer um zu checken ob man das wirklich will. Und die Hürde ist größer. So mache ich es immer.
Hej liebe Sara, das haben mir schon so viele geschrieben – so würde ich es auch klar als Arbeit definieren. ich geb dem mal ‘ne Chance! 🙂 Danke und alles Liebe, Katia
Du sprichst mir aus der Seele. Eigentlich bin ich zu viel am Handy, nur wie du schon in deinem Text beschrieben hast: Alltags-Orga, mal bei der Freundin nachfragen, wie es geht (endlich!), Einkaufszettel, welches Kind braucht wann was und wo (5 Jungs) . Es ist tatsächlich wie ein 2. Gehirn. Auch zu Spaziergängen tatsächlich immer dabei. Entweder mal für Fotos oder zur Sicherheit, falls einem der Bruchpiloten mal was passiert. Hauptsache es ist dabei.
Ich werde es aber auch mal versuchen, öfter nein zu sagen und wieder mehr in der nicht-digitalen Geschichte zu leben. Komisch, bin nicht mal auf Insta, Facebook u dergleichen… pinterest u Co reichen mir schon völligst 🙈🤣
Es kann nur wieder besser werden!
Hej liebe Lisa, es geht nicht ohne – aber dauernd mit ist eben auch scheiße… 😉 Ist echt eine Krux! Aber bei sieben Familienmitgliedern irgendwie unerlässlich. Häufiger offline ist jedenfalls ein Gewinn, auch für den Kopf. Alles Liebe, Katia
Theoretisch weißt Du, dass es Dir nicht gut tut, jetzt musst Du es nur noch umsetzen.
Ich versuche, unter 2 Stunden Handyzeit am Tag zu haben, das klappt im Durchschnitt auch, ist mir aber eigentlich immer noch zu viel.
Ich nehme es nie mit ins Schlafzimmer, da steht der gute alte Wecker. Wenn ich konzentriert arbeiten will, lasse ich es tatsächlich im Nebenraum, auf Spaziergänge nehme ich es nicht mit. Auf Insta folge ich ca 30 Leuten und Benachrichtigungstöne habe ich ausgestellt- Elternchats sind meist sinnfreier Quark und ab einem gewissen Alter sollten sich die Kinder (Vertretungspläne!, Klausurpläne! Fussballspiele!)) selbst um ihren Kram kümmern. Als bei meinem 11jährigen Sohn jetzt mal der Trainer durchklingelte, weil er für ein Spiel nicht abgesagt hatte, war das eine gute Erziehungsmaßnahme.
Hej liebe Franzi, yap, Erkenntnis ist der erste Schritt… 😉 Klingt bei dir jedenfalls nach einem gut reflektierten Umgang mit deinem Handy – und mit der Selbstermächtigung deines Sohnes. Wobei: Da halte ich mich seit Klasse 6 auch komplett raus, not my business anymore. Ist sehr befreiend, keine Ahnung zu haben, was in IServ so alles zum Schulgeschehen steht. Die meisten Gruppenchats sind stummgeschaltet, aber bei drei Kindern kommt dennoch eine Menge zusammen. Ich setze auf die Tage zwischen den Jahren, um meine Hygiene zu überdenken. Alles Liebe, danke für deinen Einblick, Katia
Wenn wir bedenken, wie kurz wir diese Geräte erst haben, evolutionär gesehen, wundert es mich kein bisschen, dass wir einfach noch gar keinen Umgang damit haben, keine Routinen, keine Disziplin. Wir sind (zumindest ich bin) geboren und aufgewachsen in einer Welt, die davon meilenweit entfernt war und befinden uns vielleicht Handynutzungs-mäßig allerhöchstens in der Pubertät, wenn überhaupt.
Was wir an Disziplin von unseren Kids erwarten, kriegen wir selbst überhaupt nicht hin. Nachsicht ist angesagt und jeden Tag aufs Neue versuchen, es gut zu machen, denke ich. Nicht aufgeben. Und Handygespräche in der family.
Hej liebe Sina, was für ein spannender Gedanke – trifft auf mich jedenfalls auch zu! Ich bin absolut kein Digital Native und komplett analog aufgewachsen – insofern mag ich dein Bild mit der Pubertät gerade sehr! 🙂 Danke für deine Impulse, alles Liebe, Katia
Ich habe mein Instagram-Konto tatsächlich vor einer Weile gelöscht und bisher auch nicht vermisst. Das spart enorm viel Zeit.
Bis auf Anrufe habe ich auch sämtliche Töne und Benachrichtigungen deaktiviert. Dazu kommen alle Handys im Haus (Mann, Teenie, meins) abends ausgeschaltet in die Küche. Der kleinste hat noch kein Handy.
Ich versuche (!!!) mein Handy tagsüber in Gegenwart der Kinder möglichst wenig zu benutzen, aber es ist jeden Tag aufs Neue ein Kampf gegen die Gewohnheit.
In Urlauben und Ferien lege ich mein Handy nach Möglichkeit tagsüber ganz weg. Ansonsten habe ich schon lange kein WhatsApp mehr, das hält die Nachrichtenflut auch in Grenzen.
Hej liebe Kirsten, ich fürchte, da komme ich nicht hin – allein des Jobs wegen. Weswegen ich überhaupt auch nur mal angefangen habe mit Insta. Das mit den Tönen muss ich jetzt auch ganz konsequent regeln, das haut mich immer sofort raus. Es ist eine Krux. Man braucht es, aber es saugt einen ein. Ich mag so gar nicht sein, vor allem nicht als schlechtes Vorbild. Es lohnt sich, das im Blick zu haben – und sich nicht zum Sklaven dieses kleinen Geräts zu machen! Alles Liebe, Katia
Ich hab Insta nur noch auf dem Tablet. Das hat mir geholfen!
Hej liebe Maria, auf jeden Fall eine gute idee! Alles Liebe, Katia