Seit fünf Jahren verbringen wir unsere Sommer an der französischen Atlantikküste. Ich würde behaupten, dass wir schon viel gesehen haben. Als das Angebot der Region Medoc kam, ihre Region zu entdecken, musste ich erstmal Google Maps öffnen. Denn ich hatte keine Ahnung, wo genau das ist…
Das Medoc ist die kleine Landspitze ganz oben an der Atlantikküste, von der Gironde-Mündung bis nach Arcachchon. Neben den Stränden gehört auch das Inland dazu! Es gibt also ganz viel Neues und völlig anderes zu entdecken. Sobald wir von der Küste wegfuhren ins Landesinnere, wurde die Landschaft hügeliger. Charmante Dörfer aus Natursteinen kuschelten sich aneinander. Ein Frankreich wie auf einer Camembert-Packung.
Untergekommen im wilden Westen.
Auf dem Campingplatz Le Village Western gibt es Holzfassaden, Saloontüren und Kutschen wie in Texas. Man kann hier reiten, in Tipis auf dem Spielplatz spielen oder im wirklich schönen Schwimmbad planschen und rutschen. Das Camp ist der perfekte Ausgangspunkt für aufregende Abenteuer.
Tag 1. Typisch französisch essen und Wanderung am hübschen See.
In Hourtin gibt es nicht bloß die wilde Küste, sondern auch einen wirklich wunderschönen See. Gleich vorn am Parkplatz steht ein niedlicher kleiner Wohnwagen mit Tisch, Stühlen und einer Stange Neos: Surfen kann man hier auch, allerdings Windsurfen statt Wellenreiten.
Alles hier ist ein bisschen beschaulicher, als auf der Atlantikseite. Durch lila Blumen blicken wir auf die friedlich plätschernden, winzigen Wellen. Gleich nebenan gibt es im Restaurant Le Piqueyrot typisch französisches Essen mit Blick auf den See. Ich hatte die Moules Frites mit Blauschimmelkäse-Soße. Eine köstliche Alternative zu Brühe.
Gleich hinter dem Restaurant beginnt der hübsche Sentier des chevreuils sportifs, auf deutsch Wanderweg “Pfad der sportlichen Rehe“, es ist der größte Rundwanderweg in Piqueyrot. Er ist dank roter Markierungen super ausgeschildert und führt erst am bildhübschen Seeufer an lauter kleinen Buchten vorbei, dann wandert man oben auf der Klippen zwischen Seekiefern zurück.
Der Blick durch die Bäume aufs Wasser ist spektakulär. Meine Kids haben erst gemault, dann fanden sie es wunderschön. Beim nächsten würden wir allerdings unbedingt Badesachen mitnehmen.
Was bei uns für noch mehr Gesprächsstoff gesorgt hat, als der See?
Die splitternackte, französische Sonnenbaderin, über die ein Sohn beinahe gestolpert wäre. Hach ja. Der Rundweg ist perfekt für Familien mit Kindern, denn er ist bloß etwa 5 Kilometer lang, wir haben etwas über eine Stunde gebraucht. Kinderwagen kann man auf den sandigen Wegen allerdings nicht schieben. Wer es noch kürzer möchte, wählt die Rundwege La Lobélie oder Rousserolles.
An Tag 2. ging es gleich nach dem Croissantfrühstück aufs Wasser.
Cris Loisirs, Lac de lacanau – Plage du Moutchic – 33680 LACANAU, Telefon: +33 6 72 21 54 41 führt ihre kleine Wasserschule am See mit viel Energie und schroffem Charme. Erst waren wir ihr glaub ich zu laut, dann schloss sie uns in ihr Herz. Und wir sie erst.
Fünf von uns wollten SUPs ausprobieren und bekamen von Chris eine resolute, super kompetente Einführung. Ich hatte Schiss und wollte paddeln – und Andrè musste mit.
Kaum waren wir auf dem Wasser, fiel alles von mir ab. Ich war bloß noch das gleichmäßige Hin und Her des Ruders. Das melodische Schwappen. Das Funkeln der spiegelglatten Seeoberfläche. Das Wasserblau und das Ufergrün.
Es war herrlich – und ich frage mich die ganze Zeit, warum ich das nicht öfter mache. Ich quietschte, wenn mich ein paar kalte Tropfen erwischten und atmete ansonsten einfach bloß. Fragt Chris unbedingt nach Fotos von ihrem Sup-Surfen in den Atlantikwellen, bevor ihr geht. So cool, diese zierliche Person!
Zum Mittag gab’s Pasta und Amore, äh im Amore.
Neben dem wirklich leckeren italienischen Essen ist die Decke des Restaurants Pink Amore in Hourtin sehr sehenswert, die ist nämlich mit Filmplakaten tapeziert. Tipp: Die Trüffelpasta war nicht so doll, dafür die Nudeln mit Garnelen und die Spaghetti Carbonara umso besser.
Pappsatt gings danach zum Hochseilgarten Ecopark Adventures, Pitrot – 33680 LACANAU, Telefon: +33 7 86 95 94 62. Alle meine Männer lieben Klettern, und dieser Park ist ganz besonders groß und schön. Es gibt leichte Parcours, die bereits Sechsjährige super hinkriegen und welche mit echten Herausforderungen.
Das Sicherungssystem Clic-it Rider ist super, man muss sich nämlich nicht jedes mal neu Ein- und Aushaken. Außerdem gibts einen coolen Trampolinpark zwischen Baumwipfeln. In Kronenhöhe hüpft man dort zum Beispiel mit bunten Regenbogenbällen, so groß wie kleine Elefanten.
Sehr lustig fand ich die deutsche Übersetzung der Schilder: Statt “Geschlossen” wie in den anderen Sprachen steht da nämlich “Bauernhof”. Vermutlich eine Verwechslung von “fermé”, was genau das bedeutet und “ferme”, was eben Bauernhof heißt. Meine Jungs wurde tollerweise endlich klar, warum die kleinen Striche im Französischen so wichtig sind.
Am nächsten Morgen fielen wir direkt rein in eine französische Romanze.
Der Tag startete nämlich im Château Castera, Rue du Bourg – 33340 SAINT-GERMAIN-D’ESTEUIL, Telefon +33 5 56 73 20 60, und das war genau so, wie sich das in den lila Sommerschmökern so liest: “Das kleine Chateau in den Weinbergen” oder so, ihr wisst schon. Wir flanierten auf Kieswegen (gibt es ein sommerlicheres Geräusch?), rochen an Rosen, und platzierten uns auf einer malerischen Bank unter einer Kastanie, um ein Foto zu machen.
Dann kletterten wir in den Turm und spielten Detektive, dafür waren wir nämlich eigentlich da. In dem Escape-Game wurde die letzte Flasche aus der persönlichen Sammlung von König Henri IV. gestohlen und wir mussten sie mit Hilfe von Hinweisen finden.
Unten gibt es eine kleine Tafel, auf der die Schnellsten Spürnasen notiert werden, dazu gehörten wir leider nicht. Ehrlich gesagt hatten wir Probleme, die Lösung überhaupt rauszufinden. Zum Glück gibt’s einen Joker per Telefon (spricht Englisch!)
Mein Highlight kam ganz am Schluss: Reiten!
Auf der Ranch des Lamberts, Chemin des Lamberts – 33480 MOULIS-EN-MEDOC, +33 6 87 90 16 98, kann man Reitausflüge mit der ganzen Familie buchen und dass was unsere bezaubernde Reitlehrerin Marie-Sophie das mit uns gemacht hat, dass war mutig – und ein ganz großer Spaß.
Erst holten wir die Pferde von der Weide, dann putzten und sattelten wir sie gemeinsam und dann ging es nach einer kleinen Einführung auf dem Reitplatz raus ins Gelände… Und zwar richtig.
Wir sind idyllische Waldwege entlang geritten, durchs Unterholz getrabt und durch Gräben geritten. Der Farn reichte mir bis zum Knie, ab und zu erwischte mich ein Ast und ich fühlte zwischendurch so viel Adrenalin, dass ich am liebsten laut gejauchzt hätte.
Okay, hab ich auch.
Unsere drei Tage im Medoc waren wirklich aufregend anders und eine super schöne Ergänzung zu den Tagen am Meer.
Warst du schon mal da? Hast du noch Tipps?
Alles Liebe,
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