Das Leben mit Kindern ist schon anstrengend genug. Da müssen wir Eltern es uns nicht noch schwerer machen. Mit schwerer meine ich vor allem: überambitioniert. Überall in der ersten Reihe zu tanzen. Mit allem zu glänzen. Und dafür dauernd über eigene Grenzen zu gehen, eigene Bedürfnisse und Wünsche an den Nagel zu hängen. Ich bin seit fast zehn Jahren Mutter – und mein liebster Lifehack für unseren Familienalltag ist: Mehr Mut zur Lücke…

Wir hatten gerade einen familiären Feiermarathon: Meine Tochter und ich haben kurz nacheinander Geburtstag – und bei uns werden Ehrentage mindestens einmal mit der Familie und ein weiteres Mal mit Freunden gefeiert. Dann fiel noch meinem Großen ein, dass sein neunter Geburtstag wie immer in den Sommerferien lag – und er jetzt auch noch dringend mit seinen Buddys nachfeiern müsste. Machte plus ein weiteres Event sechs Partys in 14 Tagen. Davon zwei Kinderfeiern. Und ich wusste: Das pack ich nicht. Und vor allem: Das will ich auch gar nicht.

Ich bin eh kein Kindergeburtstagsfan.

Ich habe keinen besonderen Spaß an der Planung und Dekoration irgendwelcher Motto-Partys. Nicht daran, dreistöckige Torten zu backen, die sowieso kein Kind isst. Ich bin immer latent überfordert, wenn ein maximal aufgeregtes Geburstagskind auf seine Gäste trifft – und im totalen Zuckerrausch dauernd Dramen um Eierlauf-Allianzen oder ähnliches entstehen.

Es hat eine Weile gedauert, mir das einzugestehen. Und dann dazu zu stehen. Aber ich habe das häufig genug gemacht, um guten Gewissens zu sagen: Weniger ist mehr. Weniger Vorbereitung, weniger Gäste, weniger Bohei. Weniger Erwartung. Denn diese keep-it-simple-Prinzip führt nicht nur zu mehr Entspannung in allen Altersklassen. Sondern auch zu deutlich mehr Spaß.

Ich war dann mit jedem Kind und drei Freunden im Kino.

So simpel, so super: Eine Save-the-Date-WhatsApp als Einladung, für jedes Kind im Kinosaal einmal Popcorn und Cola – und gut. Keine Krümelschlacht davor, keine Pommesparty danach. Nur zwei Stunden Film, viel Gekicher und null Drama. Alle waren maximal glücklich. Ich im übrigen auch.

Den Kindern ist es ziemlich schnurz, welchen Aufwand Eltern betreiben. Hauptsache, es fühlt sich nach einem besonderen Tag an. Gilt ganz universell auch für Kitafeste, Einschulungen oder den Geburtstags-Goodie in der Klasse. Weil ich drei Ferien-Kinder habe, ist mir jahrelang immer erst in der Nacht vor Schulstart der Kita-oder-Klassen-Kuchen eingefallen. Anstatt ab Mitternacht hektisch irgendwelche Muffins zusammenzupanschen, gebe ich mittlerweile ungerührt Gummibärchen und Snickers mit. Kommt bei den Kindern eh viel besser an. Genauso wie mein Adventskalender, den ich fix und ohne schlechtes Gewissen beim Schoko-Dealer meines Vertrauens erwerbe – und damit alle restlos zufriedenstelle.

Den ganzen Brimborium betreiben wir oft nur für uns selbst. Für den Blick anderer Erwachsener, für deren Anerkennung unserer Leistung.

Es ist ein permanentes Performen. Ein Wettkampf ohne Anfang und vor allem ohne Ende: Die selbst genähten Babyklamotten, die der Säugling genauso vollkotzt wie alle anderen. Die nächtelang kreierte Schultüte, die der Mutter besser gefällt als dem Kind – das lieber eine schnöde Star-Wars-Tüte in die Schule getragen hätte. Und auf Insta hat sowieso immer noch jemand ein perfekteres Modell parat.

Wir sollten aufhören, uns gegenseitig derart toxisch zu Höchstleistungen anzuspornen. Zu Glanzleistungen, die niemandem wirklich nutzen – nicht den Kindern und nicht uns dauererschöpften Eltern. Ich mach mich mittlerweile lieber locker. Zugegeben: Ich bin kein Basteltyp und Nähmaschinen machen mir Angst. Natürlich freu ich mich von Herzen für jeden, der Spaß am kreativen Schaffen hat.

Aber es ist ein Appell an uns alle: Lasst uns all diese on-top-To-Dos nur machen, wenn es wirklich wichtig ist.

Wenn es uns und unsere Kinder glücklich macht. Dafür müssen wir unsere Grenzen anerkennen, unsere eigenen Bedürfnisse mit einbeziehen. Bereit sein, von unerreichbaren Idealen abzurücken. Uns immer wieder ehrlich fragen: Für wen betreiben wir den Aufriss gerade? Und wenn es für uns besser ist, abends in die Badewanne zu sinken als Girlanden zu basteln, dann ist das kein Scheitern. Sondern Selbstfürsorge.

Authentisches Familienleben sowieso. Mich hat jedenfalls noch keines meiner Kinder gefragt, ob die Deko handgemacht ist. Im Zweifel finden sie es eh cooler, mit zu Tedi zu kommen, weil: Blinkende Plastikteile sind in ihrer Welt das coolere Party-Accessoire…

Mut zur Lücke lebe ich übrigens auch in unserer Familienküche.

Serviere an vier von sieben Tagen Nudeln, Rührei und Würstchen, um mir Diskussionen zu ersparen und Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Klar hab ich mir das alles mal anders vorgestellt. Und würde mitunter auch gern stolz erzählen, dass zuckerfreie Haferplätzchen der neue Teezeit-Hit meiner Kinder sind. Wäre aber komplett gelogen. Double Chocolat Cookies sind nun mal mega und deutlich höher im Kurs als alles, was unter bemühten Müttern als gesunde Süßigkeit gilt.

Ja, ich mach es mir mittlerweile gern so einfach wie möglich mit meinen Kindern. Die Komplikationen kommen von ganz allein. Es ist extrem befreiend, nicht den Anspruch zu haben, den perfekt organisierten, dekorierten und arrangierten Familienalltag zu haben. Kein top gestyltes Kind in die Schule zu schicken, sondern eines, das noch seine Schlafanzughose anhat, weil es sie so liebt. Denn nur darum geht es in unserem Leben mit Kindern doch: Dass es für uns einzigartig und liebenswert ist. Genau darin sollten wir dafür sehr ambitioniert sein.

Und wo habt ihr Mut zur Lücke…?

PS: Hier könnt ihr das tolle Printable von unserer liebsten WASFÜRMICH-Grafikerin Claudia runterladen: Für eure Schreibtischgalerie – und zur freundlichen Erinnerung daran, dass wir uns alle viel häufiger locker machen sollten.

Alles Liebe,

Katia