Ich weiß, dass es heißt, Geld mache eigentlich nicht glücklicher. Wobei ich das mittlerweile stark bezweifle. Ich glaube nämlich schon, dass es mich zumindest ein klein wenig glücklicher machen würde, häufiger (oder überhaupt) richtig in den Urlaub zu fahren. Jede Woche unsere Babysitterin zu buchen, um mir mit meinem Mann eine Auszeit zu nehmen. Mir eine wohltuende Massage zu gönnen, wenn mein Rücken nach tausend To-dos wieder streikt. Und wenn nicht glücklicher, dann zumindest ein bisschen entspannter, sorgloser. Was ich nicht bin, denn: All diese Dinge kosten eben Geld – das so locker nicht sitzt, im Gegenteil. Und das fängt an mich zu nerven…

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich früher neidvoll auf den Status, auf die Konten anderer geblickt habe. Ich hatte zu Schulzeiten viel mit Mitschülern “reich von Haus aus” zu tun – und mich deswegen nie gegrämt. Ich hatte nie den Eindruck, es schlechter zu haben, auch wenn die anderen sicherlich privilegierter waren – mehr und luxuriöserer Urlaub gemacht haben als Basic-Campen auf Korsika, mehr Geld für Klamotten, Events und andere Extras hatten. Ich war damals tatsächlich gänzlich zufrieden mit dem, was mein Leben war.

Ich weiß nicht mehr ganz genau, wann Geld eine andere Bedeutung gewonnen hat.

Vermutlich ungefähr zu der Zeit, als wir zu einer Familie wurden. Vorher hatten wir ein kommodes double-income-no-kids-Leben gelebt, in einer bezahlbaren Mietwohnung und mit nettem Alltags-Luxus wie mittags auswärts essen. Mit gelegentlichen Flugreisen ins Warme, shoppen und ausgehen ohne Kopfkino und irgendwie war selten am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig. Wie jetzt häufig.

Geld bekommt erst dann eine wirkliche Bedeutung, wenn man es gut zusammenhalten muss. Wenn man abwägen muss, ob man das eine ODER das andere kauft – und ob diese Ausgaben überhaupt nötig oder doch eher nice to have sind. Geld, über das man eigentlich nicht spricht, macht sich gerade dann als Thema im eigenen Leben breit, wenn man dauernd drüber nachdenken, weil man immerzu rechnen, prüfen, vergleichen muss. Und das ist wahnsinnig spaßbefreit. Umso mehr, wenn das eigene Umfeld einen anderen finanziellen Spielraum hat – und sehr viel sorgloser die nächste Reise, die nächste Shoppingtour antritt.

Ich finde es selbst schrecklich, wie neidisch das gerade klingt. Neid ist kein schönes Gefühl.

Ich will so viel lieber gönnen können. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass die vergangenen Ausnahme-Jahre diese Fähigkeit geschmälert haben. Dass Pandemie, Energiekrise und Inflation dieser freundlich-zugewandten Haltung zumindest einen ziemlichen Knacks verpasst haben. Gönnen fällt definitiv leichter, wenn die ganz regulären Familienausgaben nicht plötzlich mit vom Sparkonto finanziert werden müssen.

Und irgendwie haben wir nach diesen wilden Jahren doch alle das Gefühl, uns als Belohnung für den ganzen Irrsinn selbst etwas gönnen zu dürfen. Etwas Schönes, etwas Besonderes. Von dem wir als Familie zehren. Ein kleines Topping, die Streusel obenauf. Eine Auszeit vom Alltag. Aber ganz gleich, ob ein kollektiver Ausflug in den Vergnügungspark, ein besonderes Dinner zu zweit oder der Kurztrip am Wochenende – all das ist schon länger ein Luxus, der meist verschoben wird. Weil wir das Geld für anderes brauchen.

Geld macht einen Unterschied. In der Gesellschaft. Zwischen Freunden und in der eigenen Familie.

Gerade bin ich nicht immer gänzlich zufrieden mit dem, was ich habe. Spüre ich häufiger einen Mangel. Gerade wünsche ich mir häufiger mehr vom Leben – und dieses Mehr wäre mehr Geld für Dinge und Aktivitäten, die über das Mindestmaß des Alltagslebens hinausgehen.

Den meisten Familien wird es gerade ähnlich gehen – und vielen noch knapper. Obwohl sie arbeiten, vernünftig haushalten, versuchen zu sparen. Geld ist ein komplexes Themen – und ein kontroverses obendrein. Wer arbeitet wie viel – und was kommt am Ende dabei heraus? Wer ist von Haus aus gut aufgestellt, wer besonders ausgefuchst sparsam und wer gönnt sich lieber etwas, als ein Sicherheitspolster zu haben? Wer dreht jeden Cent um, um als Familie über die Runden zu kommen? Und wie gerecht ist das alles?

Vielleicht sollten wir aufhören, Geldthemen so konsequent totzuschweigen.

Kein Geheimnis mehr daraus machen, wie viel Geld wir verdienen – oder wisst ihr, was eure Freundin am Monatsende auf dem Konto hat? Denn reden schafft ein Bewusstsein für eine Sache, die uns alle essenziell angeht. Ein Verständnis füreinander, dass es selten so sehr gebraucht hat wie jetzt. Eine, die damit gerade ziemlich vorgeprescht ist, ist die Journalisten und Autorin Mareice Kaiser, die kürzlich das Buch “Wie viel. Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht” veröffentlicht hat. Weil Geld zwar nicht alles, aber doch so viel bedeutet: Status und Lebensgrundlage. Für Scham und Neid sorgt. Aber auch für Sicherheit und Freiheit.

Ich habe es noch nicht gelesen – aber ich habe es unbedingt vor. Weil ich es wichtig finde, dass damit ein Thema ans Licht gebracht wird, dass uns gerade alle so viel mehr angeht als uns lieb ist. Ein Thema, dass so viel mehr mit unseren Alltags-Gefühlen zu schaffen hat als wir uns das wünschen. Ein Thema, das gerade jetzt unbedingt in die Mitte gehört – von Freunden, Familien, uns allen.

Wie seid ihr gerade auf das Thema Geld zu sprechen? Und – Hand aufs Herz – seid ihr dabei manchmal auch neidisch auf andere?

Foto: Shutterstock

Alles Liebe,

Katia