Ich mache es kurz: Kranksein mit Kindern kann man sich eigentlich klemmen. Weil: Bringt eh nichts. Ausruhen? Regenerieren? Dass ich nicht lache! Wer krank ist und Kinder hat, fährt eben mit Fieber zum Fußball-Training. Steht halluzinierend am Herd, um drei hungrige Mäuler zu stopfen. Übt mit Kopfschmerzen Kopfrechnen und frierend Französisch. Die Steigerung von “Kranksein schockt nicht” lautet also: Kranksein mit Kindern ist der Endgegner…

Kranke Mutter in Decke gewickelt auf dem Bett mit Kind

Das ist wohl die bitterste Lektion, die man als Eltern lernen muss: Man hat zu funktionieren – ganz egal, wie es einem selbst dabei geht.

Schüttelfrost? Die Schulaufgaben müssen trotzdem begleitet werden. Grippe? Der Großeinkauf macht sich leider nicht von allein. Ganz gleich, wie fertig wir auch sein mögen – das Familienleben muss sich weiterdrehen, Ausfall ist nicht vorgesehen. Gesund werden kann man ja wohl nachts im Schlaf – der meist auch nicht ungestört bleibt, weil wieder ein Kind an der Bettkante steht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich überlege gerade, wann Kranksein das letzte Mal eine feine Sache war, also abgesehen davon, dass es einem natürlich schlecht geht, wenn man krank ist. Was man als Eltern ja gar nicht mehr registriert, nicht registrieren kann, weil man mit drölfzig anderen Dingen befasst ist. Weil die Hausaufgaben wichtiger sind als der Husten, der Musikunterricht mehr zählt als die Migräne.

Zuletzt konnte man wohl als Kind richtig entspannt krank sein.

Ich bekam dann immer ein Lager vor dem Fernseher im Wohnzimmer gerichtet, jede Menge Eis und viele Kuscheleinheiten von Mama. Ob Mama auch eine Mandelentzündung hatte, weiß ich nicht mehr. Selbst wenn, hätte ich es vermutlich nicht gemerkt, weil: Sie hat die Alltags-Fahne trotzdem hochgehalten.

Vielleicht ist Krankheit nicht nur familiär nicht vorgesehen, sondern auch gesellschaftlich nicht. Und das geht schon verdammt früh los. Ich meine: Seitdem die Kinder auf der weiterführenden Schule sind, hat selbst schuld, wer krank im Bett liegt. Der Stoff muss trotzdem nachgeholt werden. Und die Hausaufgaben natürlich ebenfalls. Pech, wer mit hartnäckigem Virus flachliegt, der das Hirn zu Watte macht und den Energielevel pulverisiert.

Vielleicht lohnt Kranksein noch mal kurz, wenn man ohne Kinder im Job ist.

Wo man sich mit Corona/Grippe/wasauchimmer einfach drei Tage ins Bett legt, 20 Stunden schläft und zwischendurch nicht mehr machen muss, als sich kurz einen Genesungstee zu kochen. Waren das noch Zeiten! Ist einem leider damals nicht wirklich bewusst gewesen, die Luxus-Variante von bettlägerig erschließt sich erst in der Rückschau.

Weswegen ich auch immer versuche, meiner kinderlosen Freundin nicht böse zu sein, die mir mit leidender Stimme von ihrem Krankenlager berichtet und wie schlecht es ihr wieder geht. Ich atme dann immer dreimal tief durch und denke nur für mich und nur ein ganz kleines Bisschen spitz, dass sie ihr Krankenbett immerhin nicht mit agilen Kindern und deren Spielzeug teilen muss. Und dass sie mit Sicherheit nicht bei Magen-Dram-Übel Burger braten und fröstelnd im Bett Texte produzieren würde. So viel dazu.

Kranke Frau im Bett liegend mit ahilem Baby

Immerhin scheint es eine Art Naturgesetz zu sein, dass sich Elternteile beim Kranksein abwechseln.

Ich erinnere noch, wie wir uns beim allerersten Urlaub mit dem allersten Baby die – sorry – Kotzerei aufsackten. Unser Sohn war neun Monate alt, brauchte also wirklich noch Betreuung, die nicht der Fernseher übernehmen konnte. Und während ich nachts würgend über der Kloschüssel hing, unfähig irgendetwas anderes zu tun als mein Innerstes nach außen zu stülpen, betete ich die ganze Zeit, dass es meinen Mann verschonen sollte. Hat nicht funktioniert. Aber immerhin blockierte er die Toilette erst, als ich schwach und leer wieder neben meinem Baby lag.

Jetzt als Fünfer-Familie ist man ja schon zufrieden, wenn es nur einen selbst erwischt. Wenn man nicht noch vergrippte und verstimmte Kinder betreuen muss, während man sich selbst kaum auf den Beinen halten kann. Wobei ich mittlerweile auch Team Lager vorm Fernseher bin und die Betreuung vertrauensvoll in die Hand der Streaming-Dienste lege. Da muss man ganz pragmatisch sein.

Und bevor jetzt alle lauthals nach dem Vater schreien: Das tue ich natürlich auch.

Der kann als Freiberufler aber jetzt auch nicht mal eben drei Tage beim Kunden canceln, weil das für uns anders blöd wäre. Aber wenn gar nichts mehr geht, jongliert er natürlich auch Job und Kinder und kocht mir Tee. Meist auch schon latent angeschlagen, aber eben noch nicht so sehr, dass man sich guten Gewissens krank nennen dürfte – zumindest als Eltern nicht. Bis er dann wirklich umfällt und ich wieder aufstehe, noch ein bisschen klapprig und nicht wirklich erholt, aber hilft ja nichts. Und das gleiche tue.

Es ist und bleibt vertrackt. Ich bin gerade nur froh, dass das Winterhalbjahr hinter uns liegt und ich hoffentlich von Sommergrippen und anderen überflüssigen Infekten verschont bleibe. Ich drück uns allen die Daumen, denn: Vielleicht kommt euch ja irgendwas davon vage bekannt vor…?

Alles Liebe, bleibt gesund, ist sowieso das Beste,

Katia