Mein meistgesagter Satz als Mama: “Ok, aber nur ausnahmsweise.” Ich bin konsequent inkonsequent. Aber sowas von. Süßigkeiten direkt nach dem Frühstück am Wochenende? Hier! Das 236. Kuscheltier, bei Rossmann aus den Rippen geleiert? Auch ich! Die vierte Folge Paw Patrol hintereinander? Klar. Aber nur ausnahmsweise…

Ich, die lächerliche Hauptfigur in meiner eigenen Posse

Mein Verhältnis zu diesem Satz ist gespalten. Einerseits kann ich ihn manchmal selber nicht mehr hören. Aber andererseits bin ich mit meinem Lieblingssatz und der damit verbundenen Grundhaltung mittlerweile fein. Warum? Weil ich dieses “ausnahmsweise” nicht nur zu meinen Kindern sage, sondern mir auch in meiner Erwachsenenwelt erlaube. Auch mir selbst gegenüber. Weil vieles dadurch für mich so viel leichter wird.

Mal ehrlich, wer hat nicht schon mal zu seinen Kindern gesagt: “Nein, abends essen wir doch nichts Süßes mehr, mein Schatz”? Nur, um dann direkt nach der Einschlafbegleitung gegen 20.45 die Süßigkeitenschublade zu plündern. Auch irgendwie unglaubwürdig, oder? Ich glaube, meine Kinder haben mein Spiel mittlerweile durchschaut. Klar, Mama, nur ausnahmsweise. Logo. Wissen wir doch. Nur heute und dann dürfen wir nie wieder die vierte Folge Paw Patrol hintereinander schauen. Ist klar, Mama.

“Die tanzen Dir auf dem Kopf rum, wenn Du nicht konsequent bist”

Manchmal möchte ich frisch gebackenen Eltern oder solchen, die es bald werden, ein paar Dinge über Elternschaft erzählen. Zum Beispiel, dass sie sich nicht stressen lassen sollen von Dingen, die einem bevorzugt von wildfremden älteren Menschen auf dem Supermarktparkplatz oder den eigenen Eltern erzählt werden. Oder abgenudelte Floskeln, die man schon so oft gehört hat, dass man sie oft unreflektiert verwendet.

Kennt Ihr sicher auch, oder? Zum Beispiel Sätze wie diese:

“Kinder müssen lernen, in ihren eigenen Betten zu schlafen. Zur Not muss man sie eben mal schreien lassen.” 

„Also ICH würde jetzt nach Hause gehen, und mein Kind da sitzen lassen, wenn es nicht kommt.”

Oder: „Wenn Ihr jetzt nicht aufräumt, gehen wir morgen nicht auf den Spielplatz.“ 

Ja, ja, ja. Blablabla.

Dieser Spruch steht auf einem meiner Lieblingspullis. Meine vierjährige Tochter sagt ihn immer dann, wenn ich wieder meine üblichen Mama-Sprüche von mir gebe: “Jetzt räumt endlich die Sachen hier weg.” Und: “Heute Abend wird aber früher ins Bett gegangen.” Und: “Nein, wir essen nicht schon wieder Pommes.” Ja, ja, ja. Blablabla…

Ich möchte meinen Kindern gegenüber vor allem eins sein: Authentisch! Was ich damit sagen möchte? Ich hatte in den ersten Monaten und Jahren als Mama einen extrem hohen Anspruch an mich, meine (vermeintliche) Rolle als Mutter und eine genaue Vorstellung, wie das so zu sein hat mit Kind. Das hat unglaublichen Druck erzeugt. Für mich und vielleicht auch für meine Kinder.

Klar, eine gewisse Konsequenz ist wichtig

Wir wissen, was passiert, wenn man die Zähne nicht putzt. Hausaufgaben dauerhaft nicht macht. Klar. Aber ich möchte für meine Kinder vor allem echt sein. Und dazu gehört für mich, situativ zu entscheiden. Nicht immer und überall dieselbe Schablone anzulegen. Und eben auch mal etwas zu erlauben, was sonst nicht erlaubt ist. Mal kurz einen neuen Weg einzuschlagen, um danach wieder auf den alten Pfad zurückzukehren – wenn er sich bewährt hat.

Das ist für meine Kinder schön – und für mich ehrlich gesagt oft der Weg des geringsten Widerstands. Und damit einer, der mich nicht den letzten Nerv kostet. Nach zwei Jahren Pandemie ist mir nämlich endlich klar, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss. Ressourcen schonen und so.

Die Kehrseite: Meine Kinder versuchen ständig zu diskutieren, ob dies oder das vielleicht doch geht: “Ausnahmsweise, Mama, bitte, dürfen wir noch weitergucken?!!!!” (Mit drölfzig Ausrufezeichen!). “Nein”, sage ich. “Wirklich nicht. Heute nicht, echt nicht.” Atmen. Luft holen.

“Ok, aber nur eine Folge noch…”

Seid Ihr auch manchmal Ausnahmsweise-Mamas (oder -Papas)?

Foto: Shutterstock

Alles Liebe,

Maren