Ich bin eigentlich mehr der Typ pittoreske Steinhäuser in Alleinlage. Sprich: Ein absolutes AirBnB-“Das ist ein seltenes Fundstück”-Opfer. Schönheit, Weite, Stille. Nur: Ich habe drei recht lebhafte Kinder. Und bei denen rangiert Schönheit, Weite, Stille ziemlich weit abgeschlagen hinter Action, Bewegung, Gesellschaft. “In Steinhäuser kannst du wieder fahren, wenn die Kinder aus dem Haus sind”, meinte eine Freundin kürzlich trocken. Und riet unumwunden zum Urlaub in Familienparks: “Ist einfach entspannter!” Ob sie recht behielt…?

Ich muss gestehen, dass ich nicht so wirklich wusste, worauf wir uns einließen, als wir im Frühjahr an die Mosel in einen dieser Parks fuhren. Immerhin waren Freunde von uns schon mal dagewesen und hatten es empfohlen. Aber ob das Konzept auch für mich, für unsere Familie aufgehen würde…?

Bei der Buchung lauteten die Zauberwörter der Unterkunft Schwimmbad, Sauna, Kaminofen.

Ein guter Kompromiss aus Action und Erholung, wie wir fanden. Und das Haus sah im Netz auch top aus: Großzügig mit drei Schlafzimmern, modern eingerichtet. Kein Vergleich mit der Jugendherbergs-Arrestzelle, in er wir ein Jahr zuvor zu fünft übernachtet hatten – und pro Tag mehr bezahlten als nun für das 100-Quadratmeter-Haus.

Und doch: Als wir über das Hochplateau auf die gelben Bungalows zufuhren, die auf dem Hang vor uns verteilt lagen, sagte ein Kind, was mir auch spontan durch den Kopf ging: “Die Häuser sehen ja alle gleich aus – und sind voll hässlich!”

Wer einen Ferienpark bucht, bekommt kein Individualvergnügen.

Sondern ein Konzept, das für möglichst viele aufgeht. Und damit eben auch auf den ersten Blick gesichtslose Häuser mit verdammt wenig Steinhaus-Charme. Aber es ist eben nur der erste Blick. Denn unsere Haus-Kategorie erinnerte mich dann optisch doch eher an französische Ferien-Bungalows – und lag zudem fantastisch: Am bewaldeten Hang mit Blick ins Moseltal und am Ende einer Sackgasse, so dass wir ziemlich für uns waren.

Allerdings war das purer Zufall – und ich weiß ehrlicherweise nicht, ob ich mich in einem der Häuser auch so wohl gefühlt hätte, die mittig wie auf dem Präsentierteller der Anlage waren. Vielleicht ist es das, was mich latent schreckt: Dass der Preis für ausreichend Kinder-Entertainment eben ist, dass man in erzwungener Gesellschaft von vielen Nachbarn ist. Und ehrlicherweise bin ich meist lieber allein, als dass andere Urlauber in Spuckweite an meiner Terrasse vorbeiflanieren.

Wir werden ab sofort wohl keinen Familienurlaub mehr ohne Schwimmbad buchen können.

Ich hatte zwar vorab so eine Ahnung, dass es sehr hilfreich sein könnte, täglich den Hallenbad-Joker ziehen zu können. Aber WIE sehr sich daraus für uns Eltern überhaupt ein Urlaubsgefühl ergeben würde, hatte ich unterschätzt. Dass ich in einer Woche drei Romane schmökern konnte, hatte vor allem damit zu tun, dass die großen Kinder täglich zwei- bis dreimal selbständig im Hallenbad abtauchten. Und abends davon so platt waren, dass sie selten länger als bis neun durchhielten.

Und wenn sie nicht im Pool waren, dann auf dem Spielplatz, beim Minigolf oder auf dem Fußballplatz. Ich fand es vor allem herrlich, dass sich die Kinder auf dem Gelände so eigenständig bewegen konnten. Dass wir den Jüngsten getrost in die Obhut der großen Geschwister geben konnten, ohne der Umstände wegen (Straße/Strand) automatisch helikoptern zu müssen. Wobei selbst das Spielplatz-Beisitzen in diesem Fall keine Qual war: Er lag mit Blick auf die Weinhänge und das Moseltal ziemlich malerisch…

Ja, wir können Urlaub im Familienpark. Unter bestimmten Voraussetzungen jedenfalls.

Wir waren in der Nebensaison da – und ich weiß nicht, ob ich Lust hätte, das Experiment bei voller Belegung zu wiederholen. Aber so ging das Konzept gut für uns auf. Zwar haben sich unsere Kinder nicht die Gesellschaft anderer gesucht. Aber sie hatten genügend Anreiz, um miteinander klarzukommen und uns nicht permanent mit Fragen nach weiterer Bildschirmzeiten zu nerven.

Wir Eltern hatten mehrere Sauna-/Kaminofen-Abende mit und ohne Kinderbegleitung, zudem ein paar frühlingshafte Terrassen-Nachmittage auf der Liege und alles in allem ziemlich entspannte Tage.

Am allerliebsten hätte ich wohl das Steinhaus mit großem Pool und Garten mit allen Sperenzchen nur für uns allein gehabt – aber das gibt das Budget einfach nicht her. Insofern schauen wir uns tatsächlich gerade für die Herbstferien nach einer ähnlichen Unterkunft um – weil: Erholung funktioniert im Familienurlaub eben nur dann, wenn die Kinder ausreichend beschäftigt sind…

Und ihr, habt ihr auch schon mal Urlaub im Familienpark gemacht?

PS: Wen es interessiert: Wir waren übrigens in diesem Park – alles selbst gebucht und bezahlt und nicht Teil einer Kooperation.

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Alles Liebe,

Katia