Ich bin wieder da. Und ich hatte einen grandiosen Urlaub. Klingt groß, fühlt sich so an. Dabei war ich nicht in Costa Rica, Cuba, Canada – sondern auf meiner Couch. Ich habe mir den größten Luxus gegönnt, den ich mir grad vorstellen kann: Ich hab zehn Tage alle Social Media Plattformen ignoriert. Harter Entzug, der sich watteweich angefühlt hat…
Die Zeit zwischen den Jahren ist besonders.
Wie eine Schleuse zwischen altem und neuem Fluss. Geräusche dumpf, Gefühl statt Pflicht. Auflösung von Zeit. Egal welcher Wochentag war, was wir essen, wann wir ins Bett gehen. Ich hab erstmal nichts gemacht und doch ganz viel. Zeit mit der Familie und Zeit mit mir. „Ein kurzer Ausflug in eine Welt, die wir sonst nicht kennen“, wie die Sz so schön schrieb.
Was war noch mal Algorithmus und Reichweite? Scheiß egal in dieser Welt. Kein schlechtes Gewissen, einfach drei Stunden auf der Couch zu dösen. Unser Leben zerknautscht und krümelig und wunderschön. Einfach wir sein.
Auch ganz viel Ich sein. Herrlich.
Am beruhigendsten fand ich die Erkenntnis, dass da zum Glück doch noch schöne Sätze, eigene Gedanken und die Lust zum Schreiben in mir sind, zumindest, wenn ich mir nicht ständig das Gehirn mit Stories und Reels wegballere. Klingt krass, fühlt sich genauso an. Ich liebe Instagram nach wie vor, ich habe ihr (fast) alles zu verdanken. Aber ich nehme mir ab sofort vor, sie andere zu füllen.
Das beruhigend Beängstigende und gleichzeitig beängstigend Beruhigende daran ist, dass das kein anderer für mich machen kann. Ich kann keinen Chef um ein Gespräch bitten, Arbeit nicht anders mit Kollegen strukturieren. Kein noch so verständnisvoller Partner kann dafür sorgen, dass ich nicht pausenlos mein Handy in die Hand nehme und mich davon von meinem eigenen Leben ablenke.
Nur ich. Und ich hoffe, ich werde es nicht nur im noch ein bisschen eingemummelten Januar tun, der immer flüstert, dass alles möglich ist. Sondern auch im Februar, in dem das neue Jahr doch immer wieder viel vom alten hat und ich merke, dass eine Teelöffelspitze Haferflocken doch nicht ganz so aufregend ist, wie drei Esslöffel Knusperschokomüsli. Schön ist die Erkenntnis, dass ich nicht drei Wochen brauche, um den Kopf frei zu kriegen, sondern bloß eine.
Und falls es mir gelingt, mich nicht wieder auf die alte Weise von Instagram verschlingen zu lassen, reicht vielleicht sogar bald ein Tag. Mein BWL-Mann freut sich, mich so entspannt zu sehen, hat aber auch Angst. „Wenn du Instagram jetzt auch noch schließen willst, dann, dann…“
Er muss nicht weiterreden. Es geht nicht und das will ich auch nicht. Im Gegenteil. Ich will endlich wieder Dankbarkeit empfinden für meinen Job, nicht Frust und Angst. Einen guten Kompromiss finden zwischen Herz und Verstand. Zwischen Kunst und Konto.
Auch sonst hatten wir ein schönes, und total entspanntes Weihnachtsfest.
Ob es an den größeren Kindern lag oder an der Tatsache, dass wir auch Besuch hatten, der nicht blutsberwandt war. Vielleicht auch an der Anekdote unseres Freundes über nervige Eltern beim Schälchen Schampus gleich zu Beginn. Vielleicht hat das dafür gesorgt, dass wir uns alle mehr Mühe gegeben und unsere Grenzen gewahrt haben.
Außerdem hatten wir Käsefondue mit Freunden und schmunzelten darüber, dass die SZ just an dem Tag schrieb, dass ausgerechnet Käse drei Tage im Körper verbleibe. Nachtisch ging trotzdem noch, an diesen Tagen, an denen alles ein bisschen egal ist, auch Kalorien. Übrigens hab ich das Gefühl, dass der Kinderschokoweihnachtsmann auch seit Tagen in mir chillt, aber ist okay. Der darf das.
Wir haben tolle Filme geguckt…
Astrid Lindgrens Weihnachten zum Beispiel, ich konnte gar nicht glauben, dass das echt neu ist und es etwas von ihr gibt, was ich nicht kannte. Ich hab neben vielen schlechten Weihnachtsfilmen die RomCom This time Next Year geguckt und war total positiv überrascht. Angenehm schnodderige Hauptdarstellerin mit modernen Bridget Jones Vibes. Und mit dem hinreißenden London in einer Nebenrolle.
„The Boys in the Boats“ war nicht wirklich was Besonderes, aber sehr schön zu schauen (Regie übrigens George Clooney, und ich hatte dennoch nichts davon gehört und ihn nur durch Zufall entdeckt.)
Ich habe ausgemistet. Aber wie.
Ich hab einen Kreativkurs gemacht. Ich hab offensichtlich als letzte Katias eigene Substack-Kolumne entdeckt und gratuliere ganz herzlich!! Und ich hab viel gelesen. Seeeehr unterschiedliche Bücher, alle gut. „Fake Dates und Fireworks“ zum Beispiel, was mich total positiv überrascht hat, weil es eine sehr lustige, ungewöhnliche RomCom ist, die dennoch auf einigen Seiten sehr tief geht.
Dann unter anderem noch „Man kann auch in die Höhe fallen“ von Joachim Meyerhoff, ganz anders, und auch so gut. Sorgt dafür, dass ich Angst vor der nächsten Metapher habe, weil sie einfach nicht so gut sein kann, wie seine.
Meyerhoffs „Ich habe die Couch mit mir überbacken“ fasst meine letzten Tage einfach so gut zusammen.
Mein Leitsatz für dieses Jahr ist (neben dem Rauhnächte-Schnipsel, der übrig bleibt) übrigens der von Zukunftsforscherin Florence Gaub: „Man muss aufpassen, womit man seinen Geist täglich füttert“.
Dann januaren wir uns mal gemeinsam ein, oder? Irgendwelche Anekdoten, Tipps oder Inspiration von euch – darauf hätte ich großen Appetit!
Bis demnächst.
Liebe Claudi,
Danke für den Artikel und dass du diesen Blog weiterführst, auf deine neue („alte“) Art.
Bei uns ging das neue Jahr gut los, schöner Abend gestern und mit Sonne heute Mittag. Friedlich und entspannt.
Und ein paar Stunden später kommt dann eine mittelplötzliche Todesnachricht eines mittelweit entfernten Familienmitgliedes und mir wird immer wieder aufs Neue klar:
Alles sind Momente. Gute wie schlechte, schöne wie traurige.
Und das ist tröstlich und traurig zugleich, finde ich.
In diesem Sinne liebe Grüße aus dem Saarland.
Oh nein!!! Das tut mir schrecklich leid. Da sieht man dann wieder, wie egal das alles ist: Habdyzeit, Moodboards und Co…
Ich wünsche dir und euch viel Kraft!
Claudi
Hey Claudi, schön wieder von dir zu lesen! Ich habe Instagram Mitte Dezember vom Handy geworfen und habe die App jetzt nur noch auf dem iPad. Und weil das eben so viel weniger handlich ist, hat sich mein Instagram-Nutzungsverhalten drastisch verändert. Ich wünsche Dir alles Liebe fürs neue Jahr! ☺️
Oh Wahnsinn, gute Idee. Funktioniert für mich leider nicht, da es doch einen Großteil meines Jobs ausmacht. Daher muss ich mir einen anderen Umgang damit angewöhnen. Was soll ich sagen, Tag 2 des neues Jahres, und bislang läuft es.
Schön, dass du hier liest und bis bald!
Claudi
Oh wie habe ich mich gefreut als ich den neuen Artikel entdeckt habe. Danke fürs “uns schreiben”.
Ich habe Instagram gerade mal wieder für ein paar Monate gelöscht und all die bedauert, die das nicht mal eben so machen können, weil sie davon abhängig sind. Ich finde es spannend zu lesen, dass du da versuchst, ein passenderes Maß für dich zu finden und schätze deine Offenheit sehr – nicht nur zu dem Thema.
Liebe Grüße,
Ina
Liebe Ina, wie mich freut, dass du dich freust.
Ich finde es verrückt, was für ein großes Thema da ist. Aber umso spannender, sich darüber auszutauschen.
Bis ganz bald hier,
Claudi
Liebe Claudi,
Ein Frohes und Erfolgreiches Neues
Jahr wünsche ich Dir!
Schön von dir zu lesen!
Salome
Super schön auch von dir zu lesen.
Guten Januar-Start.
Liebe Grüße
Claudi
Liebe Claudi,
ich bin eher die stille Beobachterin /Leserin deines „Blogs und Insta“.
Finde deine Beiträge sehr schön und hilfreich mal um die Ecke mit eigenen Gedanken zuschauen!
Danke und schön wieder von dir zu lesen!
Liebe Grüße Lena
Liebe Lena, umso mehr freut es mich, dass du mal leise Hallo sagst.
Liebe Grüße und schön, dass du mitliest.
Claudi
Hallo und auf ein gutes, gesundes Neues!
Ich zelebriere „zwischen den Jahren“ das Übertragen der Geburtstage von einem analogen Kalender auf den nächsten.
Dabei staune ich dann immer ein bisschen, wie sehr sich die Wochenplanung innerhalb weniger Monate verändert hat, welche Ausflüge wir so gemacht haben und was sonst noch so das Jahr gefüllt hat.
Seeehr entschleunigend und persönlich und so gar nicht digital. Herrlich!
Alles Liebe und Danke fürs Weiterschreiben!
Klingt herrlich gemütlich!
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Hallo Claudi,
schön, dass ich gleich so früh im neuen Jahr heiraten wieder etwas Neues lesen kann. 😊
Ich weiß, dass wir nur einen kleinen Einblick in dein Leben bekommen und das finde ich absolut richtig. Nur, ich frage mich immer wieder bei all dem Struggle, den du in Bezug auf Geld, Gehalt, Instagram und Blog hast, warum du nicht einfach (?) wieder in deinen alten Job als Lehrerin zurückgehst und nur dann schreibst, wenn es die Zeit zulässt. Vom Blog kann man nicht leben. Vom Bücherschreiben auch nicht. Vom Unterrichten aber sehr gut. Und dazu familienfreundlich. Ich weiß das, ich bin selbst Lehrerin. Und wenn ich deine Begeisterung für Kunst hier immer mitbekomme, dann denke ich mir immer, wie viel Glück die Schulklassen mit dir hatten und hätten. Trotz Rahmenplan und Zeitnot und was das Schulsystem nicht noch alles nicht hat.
Du musst darauf auch gar nicht antworten. Ich will nicht, dass du das Gefühl hättest, dich rechtfertigen zu müssen. Aber zumindest mir drängte sich dieser Gedanke das ganze letzte Jahr immer wieder auf, wenn du von deinem Gedankenkarussell geschrieben hattest.
Ich wünsche dir, dass es im neuen Jahr stimmiger für dich wird und freue mich auf neue Artikel. Wann immer sie erscheinen.
Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr! 🍀
Juliane
Liebe Juliane, spannender Vorschlag. Hat mich zum Nachdenken angeregt. Und ich musste gleich denken, dass meine Offenheit im Sachen Job vielleicht falsch rüber kam in letzter Zeit. Denn auch wenn ich hadere, stelle ich nicht in Frage, was ich hier mache. Weil ich all das nämlich sehr liebe. Ich hab mich im letzten Jahr nur in zu viel Arbeit verloren und muss mich besser strukturieren.
Wenn ich zurück in die Schule gehen würde, müsste ich entweder das Schreiben lassen oder Instagram. Weil beides einfach so viel mehr Zeit kostet, als man von außen denkt. Das Schreiben würde ich unglaublich vermissen. Das ist ja mein Traum, an dem ich gerade hart arbeite. Der Traum, der da war, bevor ich als Kompromiss Lehrerin wurde.
Und ohne Instagram könnte ich meine Bücher nicht vermarkten – außerdem würde ich auch das total vermissen. Kolumnen schreiben, Publizieren, Austausch – für ein Volontariat habe ich mal meine Verbeamtung geschmissen und es wirklich nie bereut.
Ganz ehrlich könnte ich es mir als Lehrerin derzeit gar nicht mehr vorstellen. Weil ich es liebe zu schreiben. Weil ich an meinem Traum weiter Romane zu schreiben, festhalte. Es braucht viel Geduld und Arbeit. Und ich hab keine Ahnung, ob es irgendwann so richtig flutscht. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Und eins sage ich hier zu Hause immer wieder: so anstrengend mein Job auch ist, ein Vormittag in der Grundschule war für mich um ein vielfaches härter. Ganz ehrlich gesagt war ich auch nie eine gute Sozialarbeiterin. Seit diese Seite noch wichtiger geworden ist, als die Vermittlung des Stoffes, sehe ich mich da noch weniger. Also trotz öffentlichen Sezieren meines Social-Media-Katers liebe ich sehr, was ich tue.
Beste Grüße
Claudi
Vielen Dank für deine lange Antwort! 😊Ja, dann klang es tatsächlich angestrengter oder hardernder, als es bei dir der Fall ist. Dann wünsche ich dir viel Kraft, die dazugehörige Portion Glück und natürlich viel Erfolg!! An uns soll es nicht liegen😆, wir haben alle deine Kochbücher und alle Bücher der Geburtstagsbande und lieben sie sehr .
Liebe Grüße
PS: Das Verb “heiraten” aus dem obigen Post bitte gedanklich löschen. Aus welchen Gründen die Autokorrektur dieses Wort eingebaut hat, erschließt sich mir nicht. 😅
Wie schön!!! Und heiraten hab ich glatt überlesen.
Beste Grüße
So schön, dass der Blog noch da ist, kleiner, persönlicher! Alles Liebe Eva
Freut mich sehr, dass es dir gefällt!
Ganz liebe Grüße
Claudi
Ich freue mich sehr auf deine Texte im neuen Jahr! Ich könnte mir auch vorstellen, dass gerade das “wilde” Durcheinander, von dem du manchmal erzählt, dir auch Energie gibt – weil es zeigt wie das Leben nun mal ist und du es genießen darfst Autorin zu sein. Ich finde du kommst immer sehr lässig, fröhlich genauso wie ernsthaft und verantwortungsvoll rüber. Mir gefällt dein Stil hier und auf Instagram. Freue mich schon auf das nächste Kochbuch – kochen mit/für Teenagern oder so ähnlich. LG
Hallo liebe Claudia,
habe mir zu Weihnachten eines deiner Bücher selbst gekauft, eingepackt und unter den Weihnachtsbaum gelegt !
Man hab ich mich gefreut es auszupacken !
Habe schon richtig viel jetzt drin geschmökert und heute das Kürbisbrot mit meinem kleinen Hasi gebacken 🙂
Wir heißen wie einer der heiligen Drei Könige mit Nachnamen deswegen gibt es seit vielen Jahren ein Dreikönigsbrot pünktlich zum 6.1
Meine große Tochter ist bereits elf und dieses Brot ist auch in ihrem Leben schon sehr lange ein wichtiger Bestandteil zum Anfang des Jahres!
Was soll ich sagen!!!!! Brot ist Bombe angekommen,meine Tochter hat gerade nochmal ein rießen Stück vertilgt !
Danke danke danke und ich freue mich auf alle weiteren Rezepte und Ideen 🩷🩷🩷🩷
Ganz liebe Grüße aus Ulm
Alex
Liebe Alex, wie schön ist das denn? Das freut mich so sehr.
Beste Grüße
Claudi