Wellness, Slowfood, Design-Hideaways? Klingt nicht unbedingt nach dem, womit ich Jugendherbergen assoziiere: Alu-Kannen mit lauwarmen Hagebutten-Tee und wackelige Stockbetten in maximal funktionalen Zimmern. Tatsächlich sind Jugendherbergen aber mittlerweile deutlich schicker, cooler und komfortabler als ihr Ruf – und günstiger als jedes Familienhotel obendrein. Glaubt ihr nicht? Hier kommen zehn ganz besondere Jugendherbergen, die ein für alle Mal mit allen Klischees von nüchtern und naja aufräumen…


Wer dieses Jahr als mehrköpfige Familie in Deutschland abwechslungsreich und für schmales Budget urlauben will, sollte sich flugs eine Mitgliedschaft besorgen. Als Familie zahlt man beispielsweise schlappe 22,50 Euro Jahresbeitrag – und kann damit so oft in Jugendherbergen unterkommen, wie die Reiselust groß ist.

Ob mit Meerblick, Pistenzugang, in Bienenwaben- und Baumhäusern oder gleich in einer ganzen Burg – die Unterbringung in Jugendherbergen ist allein ein Abenteuer für sich!

Hier muss keiner mehr in Schlafsälen nächtigen – Familienzimmer mit Doppelbetten und eigenem Bad sind mittlerweile in fast allen der rund 450 deutschen Jugendherbergen Standard, rundum-glücklich-Verpflegung mit Bio-Kost gibt’s obendrein. Viele Häuser sind zudem besonders familienfreundlich ausgestattet und bieten explizite Familienauszeiten-Pakete an. Ansonsten filtert man auf der Jugendherbergsseite einfach nach Bundesland und Kriterien wie “Sauna” (yap), “Selbstversorger möglich” oder “Kletterwand”.

Und trotz aller Upgrades, was Ausstattung, Lage und Angebot betrifft: Urlaub in Jugendherbergen bleibt nicht nur bezahlbar, sondern auch ganz generell bodenständig. Ein Ort, an dem aus vielen Kindern eine Bande wird, an dem Eltern entspannen, weil die Kinder sich selbst bespaßen. Klingt nach dem Optimum an Erholung, oder? Ich habe mich jedenfalls schon mal ein wenig für euch umgetan und zehn ganz besondere Häuser rausgesucht:

Jugendherberge und Naturerlebnispark Panarbora. Fotograf: Ludolf Dahmen.

Panarbora, Waldbröl Nordrhein-Westfalen

In Panarbora beispielsweise schläft man in sieben Metern Höhe zwischen Baumwipfeln – die Jugendherberge ist nämlich zugleich Naturerlebnispark! Vielleicht sollte man rudimentär schwindelfrei sein, denn auf dem Baumwipfelpfad ist die Aussicht grandios, der Weg nach unten aber ein weiter. Vom Aussichtsturm aus blickt man bis zum Siebengebirge. Wer lieber Bodenhaftung behält, nächtigt in Lehmhütten oder Jurten und lässt sich auf Barfußwaldweg und im Heckenirrgarten auf das große Abenteuer Wald ein. Hier geht’s direkt dorthin. (Bilder: DJH Rheinland/L. Dahmen)

DJH-Bayern

Jugendherberge Bayreuth, Bayern

Wie ein riesiges Ypsilon liegt das Gebäude zwischen Universität und Kreuzsteinbad – allein der besondere Bau ist schon einen Besuch wert. Das Haus ist aber nicht nur architektonisch sehr empfehlenswert- viel Glas, Holz, Beton – sondern gerade für Familien mit Einschränkungen top: Bayreuth ist Bayerns einzige Integrationsjugendherberge, ein Großteil der Zimmer und das Gelände sind barrierefrei. Mal abgesehen davon, dass in unmittelbarer Nähe das Neue Schloss mit Hofgarten, der Sonnentempel und das Festspielhaus als Sightseeing-Highlights locken. Perfekt für einen familiären Citytrip! Hier gibt’s alle Infos zum Haus. (Bilder: DJH Bayern)

Jugendherberge Koblenz, Rheinland-Pfalz

Was für eine Top-Lage: Auf einer Felsnase hoch über dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel thront die Festungsanlage Ehrenbreitstein – mehr Burgfeeling geht kaum! Man schläft und isst in alten Gewölben – und auf der Anlage zwischen Kanonen und Museumsstücken MUSS man einfach Ritterspiele spielen. Der absolute Kracher: Von der Burganlage kann man mit der Seilbahn über den Rhein direkt nach Koblenz gondeln – wie cool ist das bitte? Alle Details findet ihr hier. (Bilder: DieJugendherbergen.de) Noch mehr Burgfeeling gibt’s in der Jugendherberge Nürnberg oder in Starkenburg.

Jugendherberge Berchtesgaden, Bayern

Direkt ums Eck vom Watzmann liegt Deutschlands erste Design-Jugendherberge – ich könnte sofort einchecken! Ist wohl ein wenig meiner alten Ski-Sehnsucht geschuldet. Das Haus ist ein rasanter Stilmix aus Alt und Neu, da trifft Alpenlandstil mit viel Holz und Schnitzereien auf modernstes Interior. Aus manchen Zimmern schaut man direkt aufs Bergmassiv, andere haben eine coole Schlafgalerie auf einer zweiten Ebene. Bester Ausgangspunkt für Familien, die aktiv sind: Gerade im Sommer bietet die Jugendherberge viel Programm in Sachen Wandern, Klettern oder Raften. Und im Winter geht’s von hier auf die Skipiste, klar. Hier entlang. (Bilder: DJH Bayern)

DJH-Bayern

Boutique-Jugendherberge Moun10, Bayern

Mitten im Wintersport-Hotspot Garmisch-Patenkirchen liegt dieses stylishe Boutique-Hostel – ich war auf den ersten Blick schockverliebt! Nicht nur, dass man von dort in zehn Minuten Fußweg an der Zugspitzen-Gondel ist – drinnen gibt’s Wellness mit Bergblick, eine coole Bar und verdammt lässiges Interior. Hat definitiv das Zeug zum Lieblingsspot, zumal auch hier die Kosten moderat bleiben: Für ein Familienzimmer mit üppigem Frühstücksbüffet zahlt ihr auch in der Winter-Hochsaison nur circa 180 Euro für vier Personen pro Nacht. Hier geht’s in die Berge. (Bilder: DJH Bayern)

Jugendherberge Wittdün, Schleswig-Holstein

Auch wenn ich Föhrer Herzens-Insulanerin bin – die nordfriesische Nachbarsinsel Amrum ist auch so ein Ort zum Verlieben. Und die erst 2021 renovierte Jugendherberge in Wittdün offenbar nicht minder: Die neuen Zimmer sind hell und hipp, die Terrasse mit großartigem Blick aufs Wattenmeer schreit nach einem Sundowner – und in fünf Minuten ist man am (bewachten) Badestrand. Was an der Nordsee sowieso immer lohnt: Eine Wattwanderung, eine Fahrt zu den Seehundsbänken – oder einfach Himmel und Horizont genießen. Hier geht’s ans Meer. (Bilder: DJH-Landesverband Nordmark e.V.)

Jugendherberge Dahme, Schleswig-Holstein

An der Steilküste von Dahme in der Lübecker Bucht blickt man aus dem Haus über die glitzernde Ostsee. Steile Treppen führen direkt ans seichte Strandufer. Wer statt plantschen lieber direkt lossurfen will: In der Surfschule Dahme ums Eck gibt’s Kite- und Surfkurse für jedermann. Besonders abgefahren nächtigen Familien hier übrigens im so genannten Maulwurfshügel – ein grasbedachter Rundbau aus Erde. Mehr Infos findet ihr hier. (Bilder: DJH-Landesverband Nordmark e.V.)

Foto: AndreasFriese.de

Berlin Ostkreuz, Berlin

Dit is Balin, wa…? Klar, dass das Haus der Hauptstadt designmäßig ganz weit vorn ist: Die 2016 eröffnete Jugendherberger residiert zwar im historischen Bau, punktet innen aber mit viel Skandi-Chic und reichlich Komfort. Nichts im Vergleich zu den Jugendherbergen, in denen ich zu meinen sportlichen Jugend-trainiert-für-Olympia-Zeiten immer genächtigt habe! Aber das nur am Rande. Direkt im Hof des Ostkreuz-Areals kann Berliner (Sub-)Kultur im Theater Stahl erlebt werden – ab April 2023 frisch renoviert und barrierefrei. Überhaupt kommt ja nach Berlin, wer etwas von der Stadt sehen und erleben will: Auch dafür ist die Lage top! Direkt oberhalb von Kreuzberg gelegen und damit ganz nah an meinem alten Berlin-Hood, dem wunderbaren Wrangelkiez, wohnt man hier wirklich mittendrin. Hier geht’s in die Hauptstadt. (Bilder: DieJugendherbergen.de)

Jugendherberge Lübben, Brandenburg

Schon mal in einem Campingfass genächtigt…? Geht in der Jugendherberge Lübben, die an einen Campingplatz angeschlossen ist. Mehr Outdoor-Abenteuer als Interieur-Inspo, aber gerade für Naturliebhaber ist das Areal top: Im Biosphärenreservat Spreewald und direkt an der Spree gelegen, können kleine Entdecker hier Kanu fahren, den Wald erwandern oder direkt ab Haus auf der Skatestrecke losskaten. Zudem gibt es einen besonderen tierischen Mitbewohner: Auf dem Dach der Jugendherberge thront ein Storchennest, das von April bis August bewohnt ist. Sozusagen Naturkunde hautnah! Hier geht’s in den Spreeewald. (Bilder: DJH)

Wangerooge, Niedersachsen

Allein der Blick ist spektakulär: Aus dem siebenstöckigen und 56 Meter hohen, historischen Westturm, dem Wahrzeichen Wangerooges, schaut man kilometerweit über Watt und Wellen. Nicht der einzige Pluspunkt dieser besonders gelegenen Unterkunft: Die komplette ostfriesische Insel ist autofrei, hier haben Radler und Fußgänger immer Vorfahrt! Im Sommer sollte man unbedingt ein paar Surf-Stunden nehmen, ob Wind- und Kite-Surfen, Hauptsache, raus aufs Meer! Oder seid ihr schon mal Seekayak gefahren…? Eben. Mehr Meer geht kaum. Einmal Weite und Horizont, bitte hier entlang. (Bilder: DJH Jugendherbergen im Nordwesten)

PS: Es handelt sich um eine rein redaktionelle Geschichte. Bild- und Textmaterial habe ich auf eigene Bitte von den Häusern erhalten. Allerdings habe ich bislang keine der hier vorgestellten Jugendherbergen selbst getestet – aber im März waren wir für ein paar Tage in der Jugendherberge Thale im traumhaften Bodetal. Die sieht von außen aus wie die Schwarzwaldklinik, ist innen eher basic, aber traumhaft gelegen!

Habt ihr vielleicht noch ein paar Jugendherbergen-Geheimtipps, die ihr teilen mögt…?

Alles Liebe, schöne Ferien,

Katia