Ich würde ja gern behaupten: Ich bin zu all meinen drei Kindern als Mutter gleich. Dass ich sie alle mit der gleichen Intensität erziehe, liebe, mit ihnen Zeit verbringe. Nur: Das stimmt einfach nicht. So unterschiedlich meine Kinder sind, so ist auch die Beziehung, die ich zu ihnen habe. Und eigentlich finde ich das bei näherer Betrachtung auch nur logisch…

Vorweg vielleicht eines: Die Liebe zu all meinen Kindern steht völlig außer Frage. Ich liebe jedes einzelne mit jeder Faser meines Körpers. Und dennoch fangen die Unterschiede da schon an: Eines liebe ich hitzig, das andere warm und das dritte mit einem amüsierten Lächeln. Jedes von ihnen entfacht in mir andere Gefühle, jedes von ihnen bedeutet mir die Welt – aber jedes ist sein eigener Planet.

Es geht hier nicht um die Lieblingskind-Frage. Denn das habe ich nicht.

Ich habe Kinder, mit denen es gerade rund oder holperig läuft. Mit denen ich gerade mehr oder weniger teile. Mit denen ich viel oder weniger Zeit verbringe, die sich mir öffnen oder gerade eher zurückziehen. Die mich brauchen oder ihre Autonomie. So wechselt auch meine Beziehung zu ihnen ständig: Je nach Phase oder Bedürfnis bin ich mal präsenter, mal distanzierter, schiebe ich an oder lasse es laufen, öffne meine Arme oder die Tür zu neuen Räumen.

Die Art und Weise, wie ich mit meinen Kindern bin, hat viele Beweggründe: Da wäre ihr eigene Persönlichkeit, die in Resonanz zu meiner geht – und zwar dreimal ganz anders. In manchem erkenne ich mich selbst und habe ein anderes Verständnis als von dem, was mir komplett fremd ist. Da wäre ihr Alter, aus dem sich eine engmaschigere Beziehung oder eine mit eher luftigem Lochmuster ergibt.

Mit Sicherheit hat unsere Mutter-Kind-Beziehung auch etwas mit der Reihenfolge zu tun.

Das erste Kind, dass ich, ohne es zu wollen, immer enger begleite, so wie ich es mir als zunächst Einzelkind-Mutter eben angewöhnt – und trotz Geschwistern nie richtig abgewöhnt habe. Das erste Kind, das immer alles zum ersten Mal macht. Und ich als Mutter damit auch: Jede Phase, jeder Meilenstein, der ein Marker auch für die nachfolgenden ist und für mich immer ein wenig aufregender als bei den nächsten Malen. Das ist eine Beziehung, in der ich vorsichtiger bin, ängstlicher – und gleichzeitig vermutlich fordernder, weil es eben das große Kind ist.

Wie viel mehr Raum lasse ich dafür dem letzten Kind, das gefühlt von seinen Geschwistern aufgezogen wird und sich bei mir und uns als Eltern nur gelegentlich seine Bestätigung abholt. Das Selbstvertrauen, das ich mit zunehmender Mutter-Erfahrung gewonnen habe, spiegelt sich vor allem in der Beziehung zu meinem Jüngsten wider. Der im Vergleich vermutlich weniger Aufmerksamkeit bekommt als seine Geschwister – dafür aber deutlich mehr Vertrauensvorschuss: Der macht das schon.

Dabei vergesse ich schon mal, dass auch mein Jüngster nicht von allein lernt, wie man Schnürsenkel bindet oder seinen Namen schreibt.

Aber gleichzeitig bin ich überzeugt, dass er sich alles Wesentliche rechtzeitig aneignen wird. Vielleicht nur nicht von mir. Ich erwarte wenig von ihm und gleichzeitig so viel.

Auch das mittlere Kind und ich haben eine ganz eigene Beziehung. In ihm sehe ich ganz viel von mir – was zu viel Reibung und mindestens genauso viel Nähe führt. Das ungefragt viel Verantwortung trägt, die ich ihm zutraue. Dem ich generell viel zutraue – und darüber manchmal vergesse, dass es gar nicht so alt ist, wie es gern tut. Mit dem ich hitziger streite und mich inniger versöhne, weil wir ähnlich ticken.

Jede Beziehung zu jedem meiner Kinder ist besonders – und nie gleich. Nie erwartbar.

Weil sich zudem jedes Kind in jeder Phase anders verhält als die beiden anderen. Weil auch ich anders bin, geprägt von neuen Erfahrungen, Erziehungs- oder Beziehungsimpulsen. Weil wir uns als Familie ständig weiterentwickeln.

Die einzige Konstante ist das überwältigende Gefühl, drei unbeschreiblich intensive Beziehungen parallel zu führen, die mich herausfordern. Die keine Komfortzonen kennen, zumindest nicht auf Dauer. Die mich zerreißen, neu zusammensetzen und weiterbringen. Immer wieder neu, immer wieder anders.

Wie erlebt ihr das mit euren Kindern?

Alles Liebe,

Katia