Am Morgen nachdem wir Lulu vom Züchter abgeholt hatten, kam mein Mann morgens  mit einem frisch gebadeten und gelockten Welpen ins Schlafzimmer. Während er bis über beide Ohren verliebt in den zwölf Wochen alten Cockapoo (Mischung aus Cockerspaniel und Pudel) war, bekam ich Beklemmungen bei dem Gedanken, dass dieses Wesen uns nun für die nächsten zehn + x Jahre begleiten würde


Ganz ehrlich, ich war gegen den Hund gewesen. Obwohl ich bei der Entscheidung dann doch für einen Familienhund gestimmt hatte. Aber die treibende Kraft war mein Mann und ich war – nun ja – dann vielleicht einfach nicht genug dagegen gewesen.

Ich war nie der Typ Tierfreundin. Als Kind hatten wir zwar Hunde, aber der letzte kam zu uns, als die Ehe meiner Eltern schon am seidenen Faden hing und wir eher eine Familienberatung als einen Familienhund gebraucht hätten. Keiner hatte einen Kopf für das Haustier.

Das traurige Ende vom kläffenden Lied war ein unerzogener Hund, der alles kaputt machte und am Ende mit Maulkorb durchs Haus lief.

Zum Glück nicht lange, denn meine Eltern taten das einzig richtige und gaben Beagle Felix in bessere Hände. Danach war‘s das mit Tieren in meinem Leben und das Letzte, was ich mir für meine eigene Familie vorstellen konnte, war ein Hund.

Mehr als 30 Jahre später fing mein tierlieber Mann an, mir abends auf dem Sofa Fotos von Welpen zu zeigen.

Ich machte daraufhin den Fehler, ihm das Bild eines hellbraun gelockten Cockapoo-Welpen mit Knopfaugen vor die Nase zu halten, den ich irgendwo bei Instagram angezeigt bekommen hatte.

Die folgenden Wochen schwankte ich zwischen Ja und Nein. Wie so oft in meinem Leben konnte ich beiden Seiten einer Medaille etwas abgewinnen. Mein Mann kann ziemlich beharrlich sein. Ziemlich. Beharrlich. Er schwärmte mir von stundenlangen Spaziergängen vor (die ich liebte), die ich, äh, wir mit unserem Hund dann machen würden (worauf er vorher nie Lust hatte).

Er fand, dass unsere Familie nach ein paar unruhigen Jahren endlich mal wieder einen positiven Impuls brauche.

Mehr und mehr schwanden meine Zweifel und ich stimmte schließlich einem Besuch beim Züchter zu. Gucken konnte man ja mal.
Zwei Stunden später streichelte ich einen aufgeregten Welpen. Unseren Welpen.

An einem Sonntag Anfang März 2021 fuhren mein Mann und ich mit unseren beiden Töchtern wieder hin. Zwei Stunden später saß ich im Auto mit einer Pappkiste auf dem Schoß, deren winselnder Inhalt fortan sein Leben mit  uns verbringen sollte.

Die ersten Monate hatte ich immer wieder das Gefühl, einen großen Fehler gemacht zu haben.

Ich fühlte mich eingeengt und erdrückt von der weiteren Verantwortung. Denn die lastete – oh Wunder – doch hauptsächlich auf mir. Klassiker, oder?

Gleichzeitig war Lulu der süßeste Hund auf der ganzen Welt. Dennoch konnte ich nicht einfach für mehr als ein paar Stunden das Haus verlassen kann, ohne Kinder UND Hund irgendwo unterzubringen. Und ja, die Sorge um die Schönheit unseres wollweißen Teppichs stresste mich. Ich beseitigte beleidigt die häuslichen Hinterlassenschaften.

Irgendwann später begann ihre und meine, begann unsere Liebesgeschichte.

Ich gewöhnte mich mehr und mehr an sie und wir lernten uns besser kennen. Sie lebte sich bei uns ein und wurde für unsere Kinder zu DEM wichtigsten Lebewesen to be.

Sie fragen morgens als erstes nach Lulu, herzten und streichelten sie und erdrücken sie zum Teil mit ihrer kindlichen Liebe. Auf ihrer Liste der wichtigsten Dinge des Lebens rangiert Lulu seither mindestens auf den vorderen drei Plätzen. Wenn nicht sogar auf dem ersten.

Und ich? Ich sehe zum einen dieses große Glück meiner Kinder.

Wie sie sich mit unserer Fellfreundin nach dem Frühstück unter den Esstisch legen und sich das nutellaverschmierte Gesicht ablecken lassen.
Ich sehe die Freude meines Mannes, wenn er nach der Arbeit von einem vor Freude ausflippenden Hund aus zwei Meter Entfernung angesprungen wird.

Ich sehe, wie Lulu uns nicht von der Seite weicht, wenn es einem von uns nicht gut geht. Ich sehe, wie sie sich wohl fühlt auf den Feldern hinter unserem Haus und wie sie morgens nasestupsend unsere Draußen-Katze im Garten begrüßt.

Ich merke Woche für Woche mehr, wie ihre Anwesenheit meinen einsamen Homeoffice-Alltag erhellt und beginne, mein Leben mit Hund zu genießen.

Plötzlich ist da eine andere Angst. Ich bekomme sofort Tränen in den Augen, wenn ich daran denke. Denn irgendwann werden wir sie beerdigen müssen. Und davor graut mir inzwischen millionenmal mehr, als vor Flecken auf dem Teppich. Ich kann mir ein Leben ohne sie genau so wenig vorstellen, wie vorher ein Leben mit ihr.

PS. Ich bin meinem Mann inzwischen total dankbar, dass er so beharrlich war. Dennoch ist es ganz sicher nicht der optimale Weg, so auf den Hund zu kommen.

Habt Ihr Haustiere?

Alles Liebe,

Maren