Ich liebe Geschichten von Menschen, die ihre Träume in die Tat umsetzen. Die nicht bloß Jahre lang darüber reden, dass sie keine Lust mehr haben, auf das was sie machen. Sondern ihre Ideen und Mut in die Hand nehmen, eine Weile darauf herumkneten und dann etwas Neues daraus formen. Wie zum Beispiel Sophie Mahlo

Sophies Welt war eine ganze lange Weile quadratisch, praktisch, gut. Sie studierte Jura, arbeitete danach in einer Kanzlei für Medienrecht. Viele, viele Stunden verbrachte sie hinter Aktenbergen. Als sie ihre Dissertation schrieb, nahm sie ein Jahr Akten-Auszeit. In diesem Jahr verbrachte sie die meiste Zeit zuhause am Laptop.

Irgendwann hatte sie genug von den Tagen im verwaschenen Sweater und all den schwarzweißen Tasten und Buchstaben und ging zum Brunch einer Freundin.  Die Freundin kommt ursprünglich aus London, wohnt aber bereits seit einer Weile in Berlin. Und Peng, dank dieses Morgens wurde Sophies Welt plötzlich fischförmig.

Auf dem Buffet gab es Sandwiches und Scones und mitten dazwischen stand eine Karaffe in Fischform. In Pink. “Die Gastgeberin führte uns ihren Fisch begeistert vor”, erzählt Sophie. “Sie goss Saft in unsere Gläser und der Fisch gluckste jedes Mal. Wir mussten alle herzlich lachen.

Die Freundin erzählte, dass die Fisch-Karaffe eine Gluggle-Jug sei, ein absolutes Kult-Ding aus England. Viele junge Paare würden sie zur Hochzeit bekommen, genau wie sie. Und ihre Eltern auch. “Sogar die Queen besitzt zwei Stück und Prince Charles hat in seinem dunkelgrünen Fisch bis heute das Wasser für seinen Gin.”

Nach dem lustigen Vormittag wollen Sophie und alle ihre Freundinnen unbedingt auch so eine Fisch-Karaffe. “Weil ich zuhause ja eh bloß ein Date mit meinem Laptop hatte, versprach ich mich darum zu kümmern”, erzählt Sophie. Sie ruft bei der Firma an, doch die englischen Vertreiber wollen die Fische nicht außerhalb Englands verschicken: Bruchgefahr zu groß. Transportkosten zu teuer. “Believe me, if there was a way, we would do it”, sagen sie mit sorgfältig gebügeltem britischen Akzent. “We’ve had so many requests already.”

“Das ist doch absurd”, denkt Sophie. Und lässt sich die Nummer vom Werk geben, in dem die bunten Fische produziert werden. „Verkauft ihr mir Krüge auch nach Deutschland?”, fragt Sophie. “Of course!”, sagt ein freundlicher Mann am Telefon. Sophie bestellt gleich zehn und sobald sie in Berlin angekommen, reißen Nachbarn, Freunde und Familie sie ihr aus den Händen. Nachdem sie am Abend den letzten Fisch aus einer Kiste hinter ihrem Schreibtisch verkauft hat, ruft sie gleich am nächsten Morgen noch einmal bei dem englischen Werk an. Fragt, ob sie ihr exklusiv die Vertriebsrechte für den deutschsprachigen Raum übertragen würden.

Ihr Herz klopft rasend schnell dabei, ihre Hand mit dem Telefon in der Hand zittert, in der anderen drückt sie kräftig ihren eigenen Daumen. “Sure!”, meint der Mann am Telefon. “Why not…” Es würde sich ja sonst kein Deutscher um die Krüge kümmern. Am gleichen Abend bastelt Sophie auf dem Sofa eine Webseite auf Jimdo, während im Fernsehen eine Wiederholung des Tatorts läuft. Noch vor dem Abspann ist alles fertig.

Sieben Jahre ist diese Geschichte jetzt her. Seitdem hat Sophie über 50.000 (!) glucksende Fische verkauft. “Obwohl”, meint Sophie, “eigentlich verkaufen sie sich selbst.” Das produzierende Werk hat inzwischen 25 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt um der deutschen Nachfrage nachzukommen. Doch ganz so easy war das alles natürlich nicht immer. “Ich bin von Anfang an auf Nummer sicher gegangen”, sagt Sophie. “Kein Risiko.” Das ist auch ihr Tipp für andere Träumekneter: ein guter Businessplan. “Ich habe mir die Fische von den Läden immer vorab bezahlen lassen. Habe erst eine Großbestellung in England aufgegeben, wenn ich diverse Zusagen von Geschäften hatte. Ich habe das finanzielle Risiko klein gehalten.” Inzwischen ist Sophie außerdem zwei Mal Mama geworden.

Und bei all ihrem Fisch-Glück gibt es auch schwierige Tage in Sophies knallbunter Welt: Ihre fünfjährige Tochter Soley ist nämlich am bislang eher unbekannten Syngap1-Syndrom erkrankt. “Natürlich ist es nicht leicht, natürlich mache ich mir ständig Sorgen. Zum Glück ermöglicht mir aber mein Onlineshop, dass ich mich ganz auf die Bedürfnisse meiner Tochter einstellen und meine Zeit nach ihr auszurichten kann”, sagt Sophie. “Ich verdanke dem bunten, kommunikativem Fisch meine finanzielle Freiheit. Jetzt soll er zugunsten von Soley und den anderen weltweit etwa 450 betroffenen Syngap1-Kindern sogar Forschungen ermöglichen. Mehr Infos darüber gibt es auf der Webseite einer befreundeten Familie: www.leonandfriends.com.”
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Falls ihr auch ein bisschen Spaß vertragen könnt: Es gibt den britischen Kult-Fisch in über 20 Farben und in 3 Größen. Er gluckst und rülpst, wenn man ihn benutzt und ist das lustigste und entspannteste Haustier aller Zeiten, meint Sophie. Schaut gern mal in ihren Onlineshop: www.gluckigluck.de.

Herzlichen Dank für deine Geschichte, Sophie.

Claudi