Dass Miriam Frömel-Scheumann ihr Ding durchzieht, bewies sie schon mit drei. Ihr Plan damals: Vegetarierin sein. Hat sie durchgezogen. In dem sie die Salamibrote unter dem Sofa versteckte. Dennoch brauchte sie Jahre später einen Stupser ihres Vaters, um endgültig loszulegen. Der fragte beim Abendbrot, ob Miriam ihm da nicht mal was helfen könne, in diesem Internet. Er wolle die Restbestände von Saisonartikeln aus dem Zeitungsladen seiner Frau im hessischen Butzbach verkaufen. Die simple Frage (die die meisten von uns wohl eher wahnsinnig macht), brachte Miriam auf eine grandiose Idee…
eigenen Shop eröffnen, nachhaltiges Geschenkpapier
Miriam ist eigentlich Journalistin, hat zehn Jahre beim Radio und im Online-Projektmanagement gearbeitet, zuletzt beim Berliner Radio-Marktführer. Man könnte sagen, sie hat alle Bereiche von der Radio-Moderation bis hin zur Online-Kommentar-Moderation abgedeckt. Ihr Mann ist Programmierer, ihr Vater Handwerker, dazu die Geschäftserfahrung ihrer Mutter: Schnell war klar, dass diese Familie als Paket beste Voraussetzungen für ein Online-Familien-Unternehmen hat.

Aus Miriams vegetarischem und nachhaltigem Lebenstil plus der Erfahrung ihrer Mutter mit Geschenkpapier und Postkartenentwickelte sie ihre Vision: den Papeterie- und Buchmarkt „nachhaltig“ verändern. Ein Unternehmen gründen, dass auch Kindern und Enkeln ein schönes Leben ermöglicht, in dem Miriam und ihre Mutter für ihr Label dabelino klimaneutral auf Recyclingpapier und mit mineralölfreien Farben in Deutschland drucken. Klingt easy, war es aber natürlich nicht. “Wie ich das alles gerockt habe, neben meinen zwei kleinen Kindern, ist mir heute ein Rätsel”, gibt Miriam zu.
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Um immer noch ein bisschen umweltfreundlicher zu werden, haben Miriam und ihre Mama ein Crowdfunding für ein besonders nachhaltiges Weihnachtsgeschenkpapier ins Leben gerufen, welche nach dem zur Zeit höchsten ökologischen Standard namens „Cradle to Cradle“ produziert werden soll. “Die wörtliche Übersetzung von Cradle to Cradle lautet von der Wiege zur Wiege. Denn die Idee dahinter ist, dass sowohl alle Produkte, als auch Produktionsbestandsteile im Herstellungsprozess nicht wie sonst üblich von der Wiege bis zur Bahre nach dem Ende ihrer Benutzung als Müll verbrannt werden, sondern entweder zu 100% kompostiert wieder in den biologischen Kreislauf zurückgeführt oder aber verlustfrei zu neuen Produkten verarbeitet werden können”, erklärt mir Miriam.

Wiederverwertbarkeit ist insbesondere beim Geschenkpapier ein riesengroßes Problem. Denn festlich wirkende Gold- und Glanzlacke lassen sich trotz korrekter Entsorgung in der blauen Tonne gar nicht mehr von der Papierfaser trennen. Ähnlich sieht es mit bestimmten Farben aus, weshalb statt eines Recyclings nur noch die Müllverbrennung in Frage kommt. “Wenn man nun bedenkt, dass alleine wir Deutschen jedes Jahr an Weihnachten geschätzt rund 8.000 Tonnen Geschenkpapier kaufen (das entspricht aufgefaltet einer Fläche von 7.000 Fußballfeldern) und der Verpackungsmüll rund um die Festtage laut Deutscher Umwelthilfe um zwanzig Prozent wächst, ist das sprichwörtlich jede Menge Holz“, erklärt Miriam.

Dem setzt sie eine grüne (und wie ich finde schöne) Alternative entgegen. Denn Miriams „Cradle to Cradle“ Geschenkpapier und die passenden Weihnachtskarten sind 100 Prozent recyclebar, weil sie mit Bio-Farben (ohne Umweltgifte wie Kobalt oder Mineralöl), auf Öko-Papier und mit Öko-Strom gedruckt werden. Hinzu kommt, dass wir die angefallene Menge an CO2 kompensieren. Aus dem Papier wird bei richtiger Entsorgung übers Altpapier neues Papier. Wer mag, kann es aber auch einfach zerreißen und damit seine Tomaten düngen. Echt wahr.
Nachhaltiges Geschenkpapier
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Das Crowdfunding für Miriams echt echtes Ökogeschenkpapier läuft tollerweise noch bis einschließlich morgen. Ihr könnt Miriam und ihre Vision hier unterstützen, wenn ihr mögt. Miriam, ihr kleines Familienunternehmen und ich, wir würden uns sehr freuen. Und ich meine, wie hübsch ist bitte diese Papeterie? Mein Favorit ist ja das Papier mit den Skifahrern… Und deins?

Psst, bleibt natürlich die Frage, ob es nicht auch ziemlich nervig sein kann, mit der eigenen Mama ein Geschäft zu führen? “Kein bisschen”, meint Miriam lachend. “Meine Mutter und ich verstehen uns super gut, weil wir sehr ähnlich ticken. Das geht sogar so weit, dass wir schon mal unabgesprochen abends um elf eine Kundenfrage per Mail mit dem nahezu gleichen Wortlaut beantworten haben. Hihi, in dem Moment hätte ich gerne Mäuschen bei der Kundin gespielt.”

PS: Gutes Tun wollen Miriam und ihre Mutter übrigens nicht nur in Sachen Klimaschutz: Weil eine Freundin betroffen war, entwarf Miriam spontan das erste Sternenkindererinnerungsbuch überhaupt und bekam dafür sogar den German Design Preis. “Es war ein absoluter Gänsehaut-Moment für uns, als unser Sternenkinderalbum für die Sonderschau zum Award im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt ausgewählt wurde. Bei der Vernissage lag unser Buch direkt neben einer Sonderausgabe der Bibel”, erzählt Miriam.  Außerdem waren Miriam und ihre Mutter aufgrund des Buches, bei dem sie zehn Prozent der Einnahmen an ehrenamtliche Sternenkindfotografen spenden, für den Hessischen Gründerpreis 2019 in der Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“ nominiert. “Das alles macht mich wahnsinnig stolz”, sagt Miriam. Sie will nach diesem Interview übrigens sofort ihre Mama anrufen – um weitere gute Ideen auszuhecken.

Euch einen schönen Abend,

Claudi