Ups, seid ihr jetzt alle wach? Ich auch. Ja, ich bin zurück. Nach knapp vier Wochen statt wie geplant nach zwei. Denn ja, ich gebe es zu: Ich habe mich diese Ferien verknallt. So richtig. Ich hatte tatsächlich eine Affäre. Und ich habe dafür einiges aufs Spiel gesetzt, wie das ja immer so ist. Aber es war so so gut. Mit wem ich fremd gegangen bin…?
Mit mir selbst… Es begann alles mit der Entscheidung, doch Ferien zu machen. Das wollte ich eigentlich nicht. Jeder der auch (zumindest teilweise) selbstständig ist, weiß warum: Weil es nämlich einfach nicht läuft, wenn man selbst nicht läuft. Ich weiß das und die allermeiste Zeit laufe ich gern. Ich habe erst stehend gemerkt, wie gut stehen tut.
Dann stand ich, beziehungsweise meistens saß, lag oder bummelte ich im französischen Atlantiksand und verknallte mich. In mich. Ich fand mich plötzlich so gut, wie ich da saß und nichts tat als aufs Meer zu schauen. Minutenlang zuzuschauen, wie sich meine Zehen in den Sand graben. Ich hatte mir mal wieder die Nägel lackiert, ich sah plötzlich ganz anders aus. “H-a-l-l-o…”, dachte ich.
Ich redete über Bücher statt über Nachrichten und zählte Kleingeld für Eis statt Leserzahlen zu zählen. Ich lachte mit meinen Kindern über gestreifte Muscheln und Meermatsch im Gesicht und dachte plötzlich: “Wow, klingt das schön!” Ich wollte wie sie ein Eis, jetzt sofort, ein Großes. Und kaufte es mir einfach. Ich dachte nicht drüber nach, ob es richtig war oder sein musste oder überhaupt.
Ich schaute über die Dünen zum Meer, über die aus Sand und über die aus Corona-Kilos an mir und wie das so ist, wenn man verknallt ist, fand ich die gar nicht so schlimm. Es war als hätte ich vor meine Augen einen dieser beigen Instagram-Filter gelegt, der alles ein wenig karamellfarben aussehen lässt.
Ich machte verrückte Sachen. Ich ließ mich zum Beispiel von meinen Kindern einbuddeln und mir eine Meerjungfrauen-Flosse modellieren. Ich hatte überall Sand – aber ich musste so lachen. Sie natürlich auch. Ich schaute mich an und fand mich so hübsch, wenn ich nicht die ganze Zeit motzte und hetzte. Ich ging allein am Strand spazieren. Ich saß bis nachts um drei auf einem Campingstuhl auf der Holzveranda unseres Mobilheims und las. Bloß die Grillen, ein Kitschroman und ich. Völlig unvernünftig. Aber so gut. Ich habe seit Jahren mal wieder dreieinhalb (!) Bücher gelesen in diesem Urlaub. Klar sah ich morgens aus wie nach einer wilden Nacht.
Natürlich war ich egoistisch, wie das immer so ist mit Verliebten. Ich sagte Sachen ab, ich rief Leute nicht zurück, ließ Nachrichten unbeantwortet. Ich sagte viel öfter Nein. Zu meinen Kindern, wenn ich keine Lust auf Burgenbauen hatte. Oder auf ins Wasser gehen. Oder auf Pommesbude. Ich sagte Nein zu meinem Mann, wenn der fragte, ob ich schon mal vorgehen könnte zum Spielplatz. Auch wenn er fragte, ob ich fix was kochen würde. Oder wenn er wissen wollte, ob ich schon gearbeitet hätte. Das Beste: Sie nahmen es mir alle kein bisschen übel. Im Gegenteil: Wenn wir Burgen bauten, war es besonders schön.
Wie das so ist, wenn man verknallt ist, hörte ich auf links und rechts zu schauen. Ich sah bloß mich. Ich hörte auf, mich und uns permanent zu vergleichen. Ich sah mir weniger angeblich perfekte Leben auf Instagram an. Ich legte mein Kind tatsächlich sandig ins ungemachte Bett, wenn es auf dem Sofa eingeschlafen war. Vor allem hörte ich auf, ständig mehrere Sachen auf einmal zu tun: Mails beantworten, Kind wickeln und kochen zum Beispiel. Ich hatte permanent Dates mit mir. Also kochte ich. Nur kochen. Die Mails verschob ich auf später. Das Wickeln überließ ich den Männern. Sogar der Fünfjährige kann das jetzt. Zwei wichtige Gedanken habe ich als Reisemitbringsel eingepackt: “Immer eins nach dem anderen!” und “Jeder ist mal dran!”
Was mir nämlich erst später bewusst wurde: Während ich mir Räume schaffte, um Zeit mit mir zu verbringen, schaffte ich gleichzeitig ihnen welche. Mein Mann ging morgens mit den Großen surfen – und kam mittags mit spannenden Geschichten zurück. Wenn ich mich morgens an den Strand setzte, spielten die beiden Kleinen mit Treibholz, stundenlang. Wenn ich abends kein Spiel mehr mit den Kindern spielte, weil ich wirklich einfach keine Lust hatte, schnappten die sich ein Buch. Ergebnis: Sogar der Siebenjährige liest jetzt für sich. Halleluja! Mein Mann meinte gerade gestern, es wäre einer der besten Urlaube überhaupt gewesen. Manchmal wirkt so eine kleine Affäre echt erfrischend.
Und ihr? Erzählt mal, wie geht es euch? Ich freue mich sehr, wieder hier zu sein!
Alles Liebe,
Sooo schön, dass du wieder da bist, liebe Claudi!
Sonnige Grüße von Dorthe
Liebe Dorte, danke dir, ich freue mich auch wirklich, wieder hier zu sein!
Alles Liebe,
Claudi
Ich hab es dir angemerkt liebe Claudi, und genau die Gelassenheit wollte ich nun auch erleben! Und die werde ich hoffentlich wie du nun in Südfrankreich erfahren! In 2 Wochen geht es los, und werde bestimmt oft an euch denken!
Ich liebe den Text!!
Ich liebe dein Feedback! Vielen Danke!!!!
Danke dir! Ganz liebe Grüße nach Südfrankreich, ich denke mich zu euch.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi,
hach, da bekomme ich auch sofort Lust auf eine Affäre… Natürlich ebenfalls mit mir selbst. 😉 Weiß nur noch nicht, ob ich es schaffe, mich in meine in den letzten Monaten angefutterten Kilos zu verlieben. 🙈😂
Liebe Grüßle von unterwegs aus dem ICE, war gerade ein paar Tage im wunderschönen sonnigen Hamburg! ☀️❤️⚓
Einen schönen Sommer Euch noch,
Katha 🌻
Liebe Katha, ha ha, das ist auch nicht einfach. Aber wenn man gerade in den Rest verknallt ist, geht es leichter.
Danke dir für deine Nachricht und liebe Grüße zurück in den ICE!
Claudi
Willkommen zurück, schön wieder von dir zulesen! Ich liebe deine herrlich ehrlich Artikel und lese sie immer mit einem schmunzeln im Gesicht… Liebe Grüße Steffi
Liebe Steffi, danke schön, dass du wieder hier bist. Und hey, Schmunzeln ist ja wohl das beste Kompliment.
Ales Liebe für dich und eine wunderbar sonnige Woche,
Claudi
Wow Claudi. 💕 Einfach nur wow!
So ein schöner Text. Ich bin ganz begeistert. Das bestätigt mich wieder darin, dass es für einen selbst, aber auch für das Umfeld oft von Vorteil ist, wenn man sich selbst intensiv um sich selbst kümmert und alltägliche Aufgaben den anderen überlässt. Gerade wir Mütter sollten das viel häufiger tun.
Ja, ganz genau so! Danke für das schöne Feedback!
Herzlichst,
Claudi
Ich bin neidisch. So richtig, nicht nur ein wenig. Bei uns gehen die Sommerferien zu Ende und obwohl ich die ganzen ersten drei Wochen keine Sekunde gearbeitet habe, hat mich die Schule nie ganz los gelassen. Wie wird es werden? Wird es jemals wieder Normalität in der Schule geben? Wie sollen wir die neuen Erstklässler angemessen in der Schule empfangen, wenn sie nur die Hälfte unserer Gesichter sehen können? Wie soll ich unseren Familienalltag unter diesen Bedingungen geregelt bekommen, wie altersgerecht unsere derzeitige Welt erklären? Ich hätte sooo gern ein Stück deiner Leichtigkeit, denn auch wenn alle Sorgen berechtigt sind, gut tun sie auf lange Sicht nicht…
Hallo, und danke für deinen Kommentar. Er hat mich zum Nachdenken gebracht.
Denn tatsächlich hatte ich auch schon Urlaube, in denen ich es einfach nicht hinbekommen habe, abzuschalten.
Mich fallen zu lassen. Ja, wahrscheinlich auch mich selbst zu mögen.
Es ist ein ganz besonderes Geschenk, wenn es einfach mal läuft.
Ich kann deine Sorgen verstehen, was mir in dieser Hinsicht wirklich hilft, ist der Gedanke, dass ich es ohnehin nicht ändern kann.
Du wirst es den Kindern in der Schule nicht leichter machen, wenn du dir die ganze Zeit Sorgen machst. Es wird keine perfekte Lösung geben.
Wir werden wohl von Woche zu Woche schauen müssen. Und ich bin mir ganz sicher, du wirst die ganze Zeit dein Bestes geben, das lese ich aus deinen Zeilen heraus.
Und mehr brauchen wir doch gar nicht.
Ich wünsche dir einen guten Schulstart und eine wunderbare Affäre mit dir selbst in den nächsten Ferien.
Alles Liebe,
Claudi
Wow! Super Sache, diese Affäre! Und wundervoll beschrieben😍
Vieles davon sollten wir in den Alltag mitnehmen und uns immer wieder dort treffen und uns immer wieder neu in uns verlieben.
Danke dir!
Liebe Grüße, Anette
Liebe Annette, ich danke dir. Und ja, das versuche ich sehr.
Und bislang fühlt es sich ganz gut an (mag auch mit am Wetter liegen ; )
Alles Liebe,
Claudi
Welcome back! Das hört sich ja richtig entspannt an… Ich wünsche dir, dass die Beschwingtheit noch lange im Alltag nachwirkt…
Wir waren vor Kurzem an der Ost- und Nordseeküste im Urlaub. Unter anderem dank deinem tollen Bericht stand ich nach Jahren wieder einmal auf dem Surfbrett – notabene in der Surfschule Dahme. Es war, wie du berichtet hattest, super relaxed dort und hat auch der Familie so gut gefallen, dass wir immer wieder zu den gelben Liegestühlen zurück gekommen sind. 🙂
Oh wie schön! Wir wollen in diesem Sommer auch unbedingt nochmal bei Dirk vorbei schauen.
Liebe Grüße,
Claudi
Wie schön, dass du zurück bist und wie schön, dass es für euch alle so viel Postives mit sich gebracht hat, wenn Mama mal ihr Ding macht und trotzdem bei der Familie ist. Herrlich!
Claudi
Oh… das klingt hervorragend. Ich freue mich auf den Urlaub morgen, und natürlich: digital Detox. 16 Tage lang kein Handy, das führt zu richtig kreativen Gedanken und macht Spaß. Nicht immer on zu sein und irgendwem Bilder zu schicken oder zu posten, Zeit für die Kids und mich.. herrlich.. so, ich bin jetzt off 😉
Das klingt fantastisch. Genieße es (auch wenn du das hier dann wohl erst danach liest…).
Alles Liebe,
Claudi
Hach.ich will mich auch in mich verknallen!
Welche Bücher hast du denn dabei gehabt?
Lg Helge-Sophie
Hallo Helge-Sophie, schau mal einen Artikel vorher, da erzähle ich über eins, das ich echt super fand. Und “Wie ein Leuchten in tiefer Nacht” fand ich auch noch super!
Alles Liebe,
Claudi