Ich bin Anfang 40 und gestehe: Es gibt niemanden, der mich als seine beste Freundin bezeichnen würde. Puh. Der Satz sitzt. Aber er ist leider wahr. Mimimi? Nein, nur realistisch. Das war mal anders. Und ich habe großen Anteil, dass es nun ist, wie es ist…
In den vergangenen 15 Jahren waren immer andere Sachen vermeintlich wichtiger als meine Freundinnen. Der herausfordernde Job bei der Zeitung, bei dem ich in den ersten Jahren abends so platt war, dass ich oft keine Lust auf Gespräche und Treffen hatte.
Dann der neue Freund in einer anderen Stadt, der überhaupt nie Lust auf Menschen hatte. Meine Freundin Anne hat mal gesagt: Du verschwindest immer in neuen Beziehungen. Diesen Satz werde ich nicht vergessen. Und wenn ich eine Sache anders machen würde in diesem verrückten Leben, wäre es, mein altes Ich im neuen Leben nicht zu vergessen.
Five is a gang – 30 Jahre Freundschaft
Was mich tröstet: Ich habe zwar keine beste Freundin (mehr), aber trotzdem tolle Menschen um mich herum. Menschen, die mir viel bedeuten, auch wenn wir uns nicht ständig sehen. Das sind zum Beispiel meine alten Freundinnen aus der Schulzeit. Fünf Frauen, die ich zwei Mal im Jahr sehe und dann ist es vertraut und wunderschön. Diese Frauen kennen meine Geschichte. Aber: es fehlt die Teilhabe am Alltag für dieses absolute Beste-Freundinnen-Gefühl. Alltags höre ich nichts von ihren kleinen und den großen Sorgen. Sie nicht von meinen.
Sie wissen nichts von meinen täglichen Struggles. Wenn wir uns sehen, dann meistens in einer größeren Gruppe. Das ist schön. Das ist eine Gang. Aber da bleibt kaum Zeit für Deep Talk 1:1.
Eine andere Freundschaft, die mir über die Jahre ans Herz gewachsen ist, ist eher eine Einzel-Freundschaft. Birte gibt es schon lange in meinem Inner Circle. Kurz vor dem Abi haben wir uns kennengelernt, waren später Kollegen. B. ist etwas älter als ich, lebt ein komplett anderes Leben. Zwischenzeitlich hatten wir uns fast aus den Augen verloren. Doch zum Glück haben wir uns wiedergefunden. Denn B. ist eine Seele. Und eine verdammt gute Zuhörerin. Sie stellt Fragen und möchte auch die Antworten hören.
Und ist ein Ausbund an gesundem Menschenverstand. Birte war lange Zeit die einzige in meiner Bubble, die kein Smartphone aka WhatsApp aka mobiles Internet hatte. Und die bis heute nicht bei Instagram ist.
Es sind Inseln im Alltag, wenn wir uns zum Sushi essen treffen, sie für mich Kartoffelpuffer macht oder wir bei mir frühstücken. Fun Fact: Bis auf der großen Feier zu meinem 40. war Birte noch auf keinem meiner Geburtstage! Und ich auch höchstens ein oder zwei Mal auf ihren.
Trotzdem sind wir uns sehr nahe – auch wenn wir uns höchstens einmal im Monat treffen und dazwischen kaum Kontakt haben. Und ehrlich gesagt: Mehr Kapazitäten habe ich aktuell gar nicht.
Dann ist da noch die Kita-Muddi-Gang
Eine kleine feine Runde, lockere Bekannte, nette Abende, eine Wellenlänge. Diese Menschen kennen mein jetziges Ich, haben aber wiederum keine oder kaum Ahnung von meiner Vergangenheit. Neulich wollte ich in dieser Runde etwas erzählen. Etwas, das man nur richtig versteht, wenn man meine Vergangenheit kennt.
Und diese neuen Frauen in meinem Leben kennen sie eben nicht und ich fand es anstrengend, groß auszuholen. In diesem Moment habe ich mir meine Girls aus der Schulzeit gewünscht. Die hätten genau gewusst, was Sache ist.
Gleichzeitig stecke ich bei denen diversen Schubladen: “Ach, die Maren, das ist die, die keine Haustiere mag, verpeilt ist, ein bisschen lyrisch und schüchtern in größeren Gruppen. Die, die Kette raucht und sich in mindestens 20 Jahre ältere Männer verliebt!” Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Maren, die ich heute bin, in den Augen meiner Schulfreundinnen gar nicht die echte Maren ist.
Dennoch: Die gemeinsame Basis mit diesen Freundinnen ist enorm und die Vertrautheit durch nichts zu ersetzen. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, wenn wir alle von früher in einer Straße wohnen würden. Wie oft würden wir uns dann sehen? Denn mal ehrlich, eigentlich habe ich für öfter sehen doch gar keine Zeit.
Hier bin ich also: Maren. Ich bin keine gute Freundschaftspflegerin. Aber ich habe das Glück, mit Menschen gesegnet zu sein, die mich trotzdem fragen, ob wir uns mal wieder treffen wollen. Auch, wenn ich eine Nachricht manchmal tagelang nicht beantworte. Aber wenn ich meinen Kindern einen Rat mit auf den Weg geben möchte – es wäre dieser hier: Pflegt Eure Freundschaften!
Und sagt doch mal, habt ihr diese eine beste Freundin? Oder – ganz Sex-and-the-City-mäßig – zwei oder drei? Oder freundschaftet ihr auch ein bisschen hier und da?
Foto: Shutterstock
Alles Liebe,
Ich hatte eigentlich immer eine beste Freundin, in der Schulzeit, dann ging es auseinander, und dann habe ich in der Ausbildung meine beste Freundin fürs Leben kennengelernt. Seit 20 Jahren und inzwischen insgesamt 7 Kindern sind wir füreinander da. Ich pflege meine Freundschaften sehr, treffe mich auch einmal im Jahr mit den Frauen, die ich als Au Pair kennengelernt hab. Mein Mann ist da zum Beispiel ganz anders, der braucht außer seinem Bruder nicht viele Freunde.
Bei meinen Kindern ist es ähnlich wie bei mir bisher.
Liebe Ronja, Wahnsinn, wie gut man sich nach so langer Zeit kennt, oder? Und oft sind dann ja auch die Kinder miteinander befreundet. Bei meinem Mann ist es ähnlich, der braucht auch nur ganz wenige Menschen um sich herum. Alles Liebe!
Maren, du hast mir aus der Seele gesprochen. So geht es mir auch! Danke für den Text!
Hej Svenja. Sehr gerne. Das freut mich riesig!
..so ein wundervoller Text. Ich finde mich in jeder Zeile wieder, hätte es aber so trefflich nicht formulieren können. Danke!!
Vielen lieben Dank!! Das freut mich sehr!
Also ich hab keine beste Freundin. Und ich bin 34. Ich habe 2-4 Mädels, mit denen ich gerne alle 1-2 Monate mal Zeit verbringe und nett quatsche. Aber so richtig tiefsinnig wird es nie. Muss es aber auch nicht. Durch meine Arbeit, das Haus, meinen Freund und die 2 kleinen Kinder habe ich sowieso keine Zeit für mehr. Und über tiefsinnige Dinge kann ich mit meinem Freund reden.
Hej Lissi. Das hört sich doch nach einer runden Sache an. Und wenn es so passt, ist es doch super.
Danke für deine Sicht auf dieses Thema!
Freundschaften sind irgendwie ein „Lebensthema“ von mir… ich bin ziemlich gut darin, Freundschaften zu pflegen… ich meine damit nicht, dass ich nahestehende Personen penetrant stalke… aber ich denke an wichtige Ereignisse im Leben der anderen, schicke ihnen mal Grüße, rufe auch mal an, ergreife die Initiative für Ausflüge etc.
Leider habe ich schon oft erlebt, wie Freundinnen und Freunde nichts für den Erhalt unseres Kontakts getan haben… Klar, es gibt Phasen im Leben, da hat man dafür keine Zeit… aber ich bin schon manchmal erschüttert, wie unwichtig ich wohl manch einem geworden bin.
Danke Dir! Das kann ich sehr gut verstehen. Es sollte im Idealfall ausgewogen sein. Aber trotzdem schön, dass Du so eine gute Freundschaftspflegerin bist.
Danke für den Einblick in dein Freundschaften. Ich schaffe auch leider nie wirklich bei dem Alltagsstress meine Freundin zu treffen.
Sehr gerne. Das gute an guten Freundinnen ist ja, dass sie einem das verzeihen!
Der Artikel hat mich schon durch den ersten Absatz bei IG interessiert.
Ich habe auch diese Gruppen an Freundschaften mit verschiedenen Intensitäten.
Eine Freundin aus der Schule, wir hören oder sehen uns 1-2x im Jahr, das reicht uns völlig. Sie kennt meine irre Familie, wir quatschen auch über den Alltag, aber nicht über Belanglosigkeiten.
Eine sehr gute Freundin aus der Ausbildung, das hält mit kurzen Unterbrechungen seit 20 Jahren.
Und die Muddi Gang aus Kita und Schule, das sind teilweise tiefere und häufig oberflächliche Bekanntschaften. Da sieht man manchmal über Charaktereigenschaften hinweg, weil mir die Person nie als Freundin ans Herz wachsen würde.
Meine 12jährige liegt mir oft traurig in den Ohren, weil sie keine BFF hat und das offenbar gerade ein wichtiges Thema ist. Ich versuche sie zu trösten, dass einem beste Freundinnen auch später noch begegnen können.
So sehe ich das auch. Menschen aus verschiedenen Lebensphasen und Bereichen, die einen ein weit Stück begleiten. Das ist eine schöne Vorstellung. Aber dieses Freundinnen-Ding kann Kinder sehr beschäftigen. So war das bei mir früher auch.
Danke Maren. Jetzt weiß ich, dass ich nicht alleine bin. Dachte schon ich wäre ein bisschen seltsam. Durch deinen Text fühle ich mich normaler.
Liebe Grüße
Antje
Ein schöner Artikel, denn das Thema Freundschaften bewegt mich sehr. Ich habe auch keine beste Freundin mehr und über die Jahre viele alte Freundinnen verloren. Leider sind in den letzten Jahren auch keine Neuen mehr hinzugekommen. Mir waren Freundschaften eigentlich immer wichtig und für mich früher ganz selbstverständlich. Ich war viel im Ausland, habe dort meinen Mann kennengelernt und nach und nach kamen drei Kinder dazu. Da hatte ich dann immer weniger Zeit und weitere Umzüge waren dann wohl für einige Freundschaften eine zu große Belastungsprobe. Aber ich glaube auch, dass ab einem gewissen Alter bei vielen Menschen Enttäuschungen und Probleme im Leben hinzukommen (wie z.B. Krankheit der Eltern, Scheidung, etc.), wodurch sie sich mehr und mehr verschließen und einfach weniger offen sind, um alte Freundschaften zu pflegen oder neue willkommen zu heißen.
Liebe Grüße,
Martina
Ich bin Claudia, 50 Jahre und ich habe (auch) keine beste Freundin.
Früher hatte ich Freundinnen, die ich jetzt als Lebensabschnittsgefährten betrachte. Es waren immer sehr intensive Zeiten bis man sich auseinander gelebt hat. (Umzüge und Job-, Partnerwechsel haben hier sicher auch eine große Rolle gespielt). Seit ich mit meinem Mann (21 Jahre) zusammen bin, hat dieser die Rolle übernommen. Für Freundschaftspflege fehlte mir die Zeit und jetzt ist es sehr schwierig (wie früher bei den Jungs “die Besten sind schon vergeben” 🙂 )
Einerseits hadere ich damit. Anderseits kann ich es momentan nicht ändern. Aber es ist tröstlich zu hören, das es “mehr von uns” gibt.
Vielen lieben Dank für Deine Worte.
Liebe Grüße, Claudia
noch gar nicht 😂 bin genau in dem spannenden und auch nervenaufreibenden zwischending. mit 38. tja. wie das leben so spielt… 🙂