Vor meinem letzten Date hatte ich ziemlich Herzklopfen. Wie es wohl werden würde? Ob es funken, ein nächstes Mal geben würde? Vielleicht sogar etwas mit Zukunft? Halleluja, was war ich dann froh, dass sich unsere neue Babysitterin mit allen drei Kindern gut vertragen hat – und mein Mann und ich das erste Mal seit Ewigkeiten abends um sechs zu einem Dinner-Date ausgehen konnten …
Eltern werden und Paar bleiben sind zwei ähnlich diffizile Angelegenheiten – und passieren fatalerweise oftmals zeitgleich. Auf beides sind wir nicht richtig vorbereitet, wir sind häufig überfordert, frustriert und nicht selten ratlos. Und ehrlicherweise verwenden wir unsere in Kleinkindzeiten sparsam dosierte Energie dann doch eher auf die Metamorphose zu Mama und Papa. Mann und Frau sind dann erstmal Geschichte – und wenn man nicht aufpasst, für sehr, sehr lange Zeit. Manchmal für immer.
“Das wichtigste überhaupt ist ein Babysitter!”, sagte meine Cousine zu mir, als ich gerade das erste Mal Mutter geworden war.
Sie hatte damals schon zwei Kinder, heute hat sie vier – und ist nach wie vor glücklich und innig verheiratet. Unter anderem wohl deshalb, weil sie von Anbeginn ihrer Elternschaft an einen Abend in der Woche mit ihrem Mann ein außer-Haus-Date hatte – dank Babysitter. Denn selbst, wenn man dabei so müde ist, dass man vor Schlafmangel fast überm Vitello Tonnato einnickt, wenn man dabei keinen geraden Satz zusammenbringt und um halb zehn schon wieder zuhause ist – was zählt, ist der Versuch. Das Aufraffen trotz trubeligen Alltags, das dem anderen zeigt: Du bist mir immer noch wichtig – WIR sind immer noch wichtig.
Beim ersten Baby habe ich mich noch nicht so recht getraut – ich hatte wohl mehr mit meiner Mama-Metamorphose zu tun. Ab dem zweiten richteten wir einen fixen Opa-Tag ein – der verschaffte uns zumindest freie Nachmittage, aber keinen Abend für uns. Und mit den Nachbarstöchtern fanden wir irgendwie zu keiner Regelmäßigkeit – in logistischer, finanzieller und zögerlicher Hinsicht unsererseits. Die Kinder wirklich entspannt abgeben, auch über Tage, ging lange nur mit Oma und Opa – und die wohnen vier Stunden entfernt. Mehr als einmal jährlich haut das einfach nicht hin.
Aber noch ein Kind weiter sehnte ich mich nicht nur schmerzlich nach mehr Eigenständigkeit für mich selbst – sondern auch nach einem autonomen Paardasein fernab vom Mama-Papa-Kosmos.
Nach Zeit zu zweit, die wir nicht mit Augenringen auf der Couch oder lange nach Feierabend gemeinsam im Arbeitszimmer verbringen. Sondern nach Zeit, regelmäßiger Zeit, in der wir uns eben solche für uns nehmen – und dafür müssen zumindest wir das Haus verlassen (warum, habe ich hier schon einmal aufgeschrieben). Nach Zeit, die zwar exklusiv für uns, aber doch nicht so exklusiv ist, dass sie nur einmal im Jahr stattfindet. Die dann auch bitte wirklich so besonders werden muss, damit die übersteigerten Erwartungen nicht enttäuscht werden.
Nein, ich wollte eine regelmäßige Date-Night, auf der nicht der Druck der letzten Jahre lastet, jetzt sofort und für maximal genutzte drei Stunden wieder das Paar zu werden, das wir mal waren. Ich wollte in dem Wissen ausgehen: Wenn wir es heute verhauen, weil wir müde, maulig, nicht in Stimmung sind – dann eben nächste Woche. Oder die darauf. Kurzum: Ich wollte endlich einen Babysitter!
Und da sind wir nun nach einem Jahrzehnt Elternsein und drei Kindern später: Mit einem Babysitter und der Option, jede Woche freitags auszugehen.
Es fühlt sich – so viel Pathos muss sein – nach einem neuen Leben an. Nach wieder gefundener Freiheit, nach Leichtigkeit, nach Auf- und Ausbruch. Und ein klitzekleines Bisschen auch nach früher, als sich die Welt noch überwiegend um uns zwei drehte.
Unser erste Date-Night war auf unspektakuläre Weise schön: Wir haben toll und vor allem ganz in Ruhe gegessen. Haben uns bei zwei Drinks einfach unterhalten, über dieses und jenes, nichts Weltbewegendes. Haben uns an einem lauen Aprilabend auf der Suche nach einem bestimmten Ort heillos verlaufen – und gemeinsam drüber gelacht. Haben uns dann einfach treiben lassen und sind nebeneinanderher durch die verwinkelten Gässchen des Studentenstädtchens gebummelt. Haben einen späten Kaffee unter frühlingsgrünen Bäumen getrunken und einfach genossen, dass niemand an uns zerrte, nach uns plärrte. Wir haben lange nichts so Romantisches miteinander geteilt.
Geschenkt, dass zwei von drei Kindern noch wach waren, als wir nach Hause kamen – weil sie mit dem Babysitter noch “Sing 2” zu Ende schauen mussten. Geschenkt, dass wir unser Bett doch wieder teilen mussten. Geschenkt, dass der Abend nur mit einem Gutenachtkuss endete. Denn: Die nächste Date Night steht schon unmittelbar bevor – und da ist alles wieder auf Anfang …
Habt Ihr einen regelmäßigen Babysitter? Und was macht das mit Euch als Paar? Ich bin gespannt!
PS: Hier hat Claudi letztens über ihren Babysitter geschrieben – der besonderen Art.
Alles Liebe,
Mit unserem ersten Kind kam auch direkt unser erster Babysitter. Die beste Entscheidung! Bald haben wir fünf Kinder und die wöchentliche Paarzeit ist noch immer heilig. Das soll auch so bleiben.
Im Freundes- und Bekanntenkreis beobachte ich immer wieder, dass viele diesen Weg scheuen, nicht loslassen können oder das Geld lieber sparen wollen… dabei ist es aus meiner Erfahrung DIE Investition in die Partnerschaft, die so einfach zu organisieren ist, nicht viel kostet (im Vergleich zu einer Paartherapie, Trennung, Scheidung,…) und einen so hohen Mehrwert bietet.
Ein Hoch auf alle Babysitter, die uns Eltern eine wertvolle Paarzeit ermöglichen!
Hej Michaela, ich denke auch: Babysitter für Paar-Zeiten sind der beste Invest in dieses ganze Eltern-Ding! Ich wünschte, wir hätten das auch schon früher forciert – aber so ists gerade wieder richtig aufregend und stets ein Highlight unserer Woche. 🙂 Mamas und Papas, besorgt Euch einen Babysitter – und liebt Euch nach Kräften 😉 Alles Liebe, auf uns Eltern, Katia
Da wir Patchwork sind und mein Mann zwei Kinder mitbrachte, ich aber nicht, waren wir von Anfang an sehr auf Paarzeit bedacht und zwar nicht nur, wenn die zwei Jungs ihr Besuchswochenende bei ihrer Mutter hatten, sondern manchmal auch unter der Woche. Da hatten wir schon einen Babysitter und tatsächlich hat uns diese gemeinsame Erfahrung (Wir haben/kümmern uns um Kinder, sind aber auch ein recht frisches Paar) geholfen, als unser erstes Kind kam. Mit 7 Monaten gab es sie wieder, die Stunden zu Zweit. Auch da waren die älteren Geschwister förderlich, denn so war es für den Kleinen nicht so ganz ohne gewohntes Umfeld, er war aber auch in dem Punkt echt pflegeleicht.
Als unser zweiter Sohn kam, wurde es etwas schwierig, da er deutlich anhänglicher war, aber auch da ging es irgendwann wieder, nicht so regelmäßig, aber war schon okay so. Während der Pandemie haben wir dann Date-Nights zu Hause entdeckt und uns einen erwachsenen Mitbewohner zugelegt, der auch immer wieder aufpasst. Auch machen wir häufiger Online-Eheseminare zusammen, dann müssen alle Kinder früh ins Bett und das Wohnzimmer gehört uns.
Jetzt ist das dritte bzw hier im Haus das vierte Kind unterwegs und alles wir wieder anders, aber der Älteste ist schon 14, daher bin ich zuversichtlich, dass wir auch wieder Date-Nights haben können, wenn das Kleine aus dem Gröbsten raus ist. Und den Sommer über, genießen wir mal noch die mögliche Zeit zu Zweit.
Und tatsächlich haben wir keine Oma und Opa in der Nähe, aber wenn man will und bereit ist, loszulassen, dann findet man jemanden – ist zumindest unsere Erfahrung!
Hej liebe Rabea, wie toll, dass Ihr trotz erschwerter Bedingungen immer dran geblieben seid – allein das zeigt doch, wie richtig ihr einander seid. 😊 Ich drück euch die Daumen für das nächste pflegeleichte Kind und dass ihr bald wieder entspannte Date Nights habt 😍Alles Liebe, Katia
Endlich mal jemand der auch ein Jahrzehnt keinen Babysitter hatte… da wir auch Großelternlos leben waren wir auch sehr sparsam mit Babysittern und haben uns irgendwann auf den Couchabend zu zweit geeinigt. Stimmung kam da allerdings in schlabberlook und Alltagsmüdigkeit selten auf.
Wir haben letztes Jahr ein geniales Tausch Konzept mit meinem Bruder gestartet ( der leider auch weit weg lebt) aber einmal im Jahr parken wir unsere Kinder für ein verlängertes Wochenende bei ihnen und nehmen im Tausch an einem anderen Wochenende deren laute rasselbande in unsere Obhut. So hatten wir letzten Sommer das erste mal seit 10 Jahren 3 Tage nur für uns. Das war sehr extrem und wir hatten an einem Wochenende alle Themen von Hysterie, Trauer, Aufregung, Scheidung bis Versöhnung und zärtlicher Neuliebe dabei.
Mittlerweile haben wir unseren freien Tag auf den Mittwoch gelegt an dem wir beide nicht arbeiten müssen und gehen mindestens einmal im Monat während die Kids in Schule und Kita sind miteinander wandern. Da haben wir immerhin Zeit von 07:45 bis 14 Uhr und es ist etwas ganz anderes zu zweit zu wandern, als mit den Kindern. Das Abenddate ist leider wieder in weite Ferne gerückt aber im
Moment fehlt uns das nicht.
Hej liebe Hannah, ja, Vorreiter waren wir in Sachen Babysitter nicht unbedingt – aber es ist auch mit einem jahrzehnt Verspätung noch gut 🙂 Tauschkonzept klingt auch super, bei mir ist’s eher Tante ohne Kinder-, dafür mit Wohnungstausch: Dann hütet meine Schwester die Bande hier draußen auf dem Land und wir bekommen im Gegenzug ihre urbane Wohnung für eine Nacht. Auch super! Und ja, wenn wir es zeitlich hinbekommen, gehen mein mann und ich vormittags eine Runde spazieren – ist auch eine schöne Auszeit, aber abends mit mehr Zeit und Möglichkeiten finde ich definitiv noch schöner. Alles Liebe für Euch, Katia