Ich bin vom Wetter genervt. Ich bin vom Haushalt genervt, vom Blick auf die Waage, von der Weltlage, von fehlender Zeit, Lust, Power. Davon, dass Texte nicht fließen und Projekte nicht funzen. Ich bin von mir und meiner schlechten Laune genervt, die mir meinen Alltag vermiest, der eh schon taff und nicht dauernd zum Jubeln ist. Aber gerade fühlt sich alles mit permanent hängenden Mundwinkeln noch zäher an als sonst – und ich frage mich: Ist meine Laune aus dem Vorhof der Gefühlshölle auch so ein Wechseljahrs-Ding, das das Leben Ü40 torpediert …?
Die U-Kurve des Glücks kommt vermutlich nicht von ungefähr. Nie gehört? Sie besagt, dass das Leben in Sachen Glücksgefühle mit Mitte 40 auf dem Tiefpunkt des U’s angekommen ist. Angeblich geht’s danach auch wieder bergauf, aber gerade fühlt es sich nicht so an.
Gerade fühlt sich einfach alles dauernd doof an.
Ich schaue unfreundlich auf die Welt, mein Leben und mich – und das Leben starrt grimmig zurück. Auch nicht verwunderlich, Karma und so. Ich sollte an meiner Haltung arbeiten. Oder mit Hormonen…? Sollen ja angeblich Wunder wirken, kommen bei mir aber aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage. Also doch: Haltung. Das Leben ist schön. Hurra. Funktioniert aber gerade nicht, sorry.
Selbst Dinge, die mir eigentlich sonst guttun, verlieren an Zauber. Sport ist oft kein Spaß mehr, sondern nur nötige Instandhaltung meines Körpers. Garten ist keine Alltagspause, sondern Arbeit. Verdammt viel Arbeit! Familienzeit ist keine Bonuszeit, sondern oft einfach nur anstrengend. Weil: Alle haben Gefühle. So viele konkurrierende Gefühle! Wackelzahnpubertätsgefühle. Teenie-Gefühle. Wechseljahresgefühle. Halleluja!
Also laufe ich mit gerunzelter Stirn durchs Leben – und das macht Falten!
Und dann bin ich von meinem Anblick im Spiegel genervt. Läuft echt nicht gerade. Dabei ist im Grunde alles ganz okay. Vielleicht ist es einfach die Summe der letzten zwölf Jahre. Die tiefe Erschöpfung, die die letzten Jahre einfordern – Kinder großziehen, Karriere machen, Hausbau, Pandemie und noch ein paar persönliche Tiefschläge on top. Nicht unwahrscheinlich, dass einem das irgendwann wie ein verspäteter Burnout die Laune verhagelt.
Wahrscheinlich noch gewürzt mit einer Prise Panik, weil: Verdammt, das Leben ist ja schon halb rum!
Und was fange ich bloß mit den restlichen Jahren an?! Aber anstatt von diesem Gedanken beflügelt zu sein, bin ich wie erschlagen. Von all den Möglichkeiten, die es theoretisch gäbe. Die ganz praktisch aber mit meinem Leben, wie es jetzt ist, clashen. Und gerade kann ich mich nicht wirklich aufraffen, zu gar nichts. Antriebslosigkeit. Kommt mit auf die Liste der Dinge, die einen mit Mitte 40 das Leben schwermachen.
Weiß gerade echt nicht, was mich wieder in Stimmung bringen soll. Vielleicht ein bisschen mehr Unvernunft? Her mit dem Rosé und hoch die Stimmung? Fühl’ mich nämlich gerade so durch und durch spaßbefreit. Ich wär so gern mal wieder vom Leben beschwipst, am allerliebsten natural high ohne Promille.
Wann wird das Leben eigentlich wieder einfacher…?!?
Das textete kürzlich eine Freundin, mit der ich im Chat die üble Ü40-Zeit am Wickel hatte. “Mit 60”, schrieb ich desillusioniert zurück. Wär’ schön, wenn’s früher wäre. Aber die Aussichten sind – naja. Eltern werden älter, Kinder auch – hallo Pflegestufen, hallo Teenie-Dramen. Klingt jetzt auch nicht nach der Lebensphase mit viel Konfetti und Hurra.
Tut mir leid, echt. Dass ich mich hier und heute einfach so – pardon – auskotze. Heute habe ich keinen inspirierenden Gedanken. Heute habe ich keinen motivierenden Abbinder. Heute habe ich einfach schlechte Laune.
Wie geht’s euch…?
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Alles Liebe,
Liebe Katia, danke dir für deinen Text. Ich finde mich mit Anfang 40 sehr darin wieder. Erst am Wochenende habe ich mich mit meiner Freundin darüber unterhalten, warum es nicht einfach mal einfach sein kann. Bei mir kommt zu all den Dingen noch das Thema Patchwork dazu, was einfach nicht flutscht und die ganze Zeit noch unterschiedliche Bedürfnisse vereinen muss. Dann hoffen wir mal einfach, dass das Tal der U-Kurve bald erreicht ist 😉
Liebe Grüße
Britta
Hej liebe Britta, scheint so eine Phase… Einfacher wird’s vermutlich nicht mehr, zumindest nicht im Gesamktkontext unseres leben, also hilft nur die Flucht nach vorn und sich auf die schönen Dinge zu stürzen, weil “irgendwas ist immer”, schrieb mir eine Leserin via Instagram. Ist vermutlich so. Alles Liebe, Katia
Oh, I feel you! Genau so geht’s mir auch gerade. Ich bin schon müde und energielos, wenn ich aufstehe. Mir tut täglich der Rücken weh, immer an unterschiedlichen Stellen, die Arbeit nervt und mit den Kindern (obwohl ich keine komplizierten Exemplare habe) ist andauernd was los/zu Organisieren. Bei der Arbeit kippen sie reihenweise wg Burnout um (die meisten sind zwischen Ende 30 und mitte 50 bei uns, fast nur Frauen, mit Kindern). Ich halte noch (!) Durch, aber Dauervertretung Schlauch auch enorm. Aussicht auf 2 Wochen Urlaub im August sind ganz nett, aber das reicht NICHT! Ich bin echt durch…
Hej liebe Janna, kann ich total bestätigen: Die Burnout-rate in meinem Umfeld steigt gerade rapide an – vor allem bei Frauen. Laden wir uns einfach immer zu viel auf…? Ich freue mich jetzt auch auf sehr dringend benötigte zwei Wochen Ferien, fürchte aber auch, dass der Effekt schon auf der Rückfahrt verpufft ist… Alles Liebe und viel Kraft, Katia
Oh, jaaaaa! Mir geht’s genau so! Danke für deinen Text, du sprichst mir zu hundert Prozent raus der Seele! Was bin ich froh, dich heute gefunden zu haben. ☺️ Danke, danke, danke.
Hej liebe Stefanie, ich danke dir für deine überschwängliche Rückmeldung – trotz des Themas 😉 Wird schon – irgendwie und irgendwann. Alles Liebe für uns alle, Katia
Danke für deinen ehrlichen Text. Ich bin froh /erleichtert, dass ich nicht “unnormal” bin und es anderen auch so geht.
Auch wenn das natürlich kein schöner Zustand ist . Aber Leben ist echt anstrengend. GLG katrin
Hej liebe Katrin, oh ja, Leben IST anstrengend. Vor allem jetzt gerade. Aber es scheint auch die zäheste Phase überhaupt zu sein. Bald geht das U hoffentlich wieder aufwärts! 😉 Alles Liebe, Katia
danke für deinen Text. Ich erkenne mich wieder. Vielleicht ist das einfach normal mit über 40? Aber es kann doch nicht sein, dass alle nur noch am Ende sind. Und wann geht das U dann wieder aufwärts? Mit 48 geht es gefühlt gerade noch weiter runter. Das erste Mal im Leben, dass ich mich irgendwie alt fühle und nicht nur müde. Wochenenden bringen keine Erholung mehr. Überfordert vom Alltag, genervt vom Mann, zu dick, irgendwo falsch abgebogen, mit vor den Ferien extrem unleidlichen Kindern, Wäschebergen, Chaos im ganzen Haus…..es ist zum Davonlaufen… aber wohin?
Wir müssen wohl einfach durchhalten!
Hej, traurig, aber irgendwie auch ein wenig beruhigend, dass es hier vielen so geht. 🙈 Ich glaube auch fest daran, dass die Erschöpfung jetzt vor den sehr späten Sommerferien am spürbarsten ist – ich kenne jedenfalls niemanden, der gerade alles lässig Kind mit viel Energie wuppt. Insofern:Auftanken, wo und wie es eben geht! Alles Liebe, Katia
Ich fand das U ja nie so richtig toll, wenn man U sagt, kann man dabei unmöglich lächeln und Dank deines Textes erkenne ich einen klaren Zusammenhang!
Ich habe mit 43 wohl auch gerade eher die Stelle des Us erreicht die gar keinen Spaß macht, anstrengend und nervig ist…. Viel zu viele unterschiedliche Bedürfnisse und dann noch meine eigenen und die dazugehörigen Ansprüche an mich selbst… Ich hab mich schon bei dem Gedanken erwischt, wie schlimm es sein wird, wenn wir aus dem Urlaub zurück kommen, dabei sind wir ja nicht mal los gefahren…
Ich bin sicher, es kann nur besser werden, wann und wie muss noch geklärt werden, aber es wird besser!!!
Hej liebe Jenni, musste gerade sehr über deine Eingangszeilen lachen – da ist definitiv was dran! 🙂 Doof, dass selbst U-rlaub damit anfängt, weswegen die Vorfreuede vielleicht getrübter ist als sonst 😉 Irgendwann matcht das hoffentlich alles wieder – die Laune mit dem Workload und der Energie für einen selbst. Alles Liebe, Katia
100 % Zustimmung. Ich vermute, das liegt daran, dass wir unsere Ziele erreicht haben und feststellen, dass wir selbst sehr auf der Strecke geblieben sind.
Was mir dann hilft: gezielt egoistisch sein und Abstand suchen. Hilft auch den anderen 😉
Hej liebe Kiki, finde ich total spannend, deine Sicht darauf. Und ganz ähnlich wie die von Michaela, die das auch als Abnabelungsprozess betrachtet. Alles Liebe, Katia
Ach, wie sehr finde ich mich in deinen Worten wieder! Es geht mir auch so. Wegen der Wechseljahre… und aus all den anderen von dir genannten Gründe. Aber da ich persönlich launetechnisch abhängig von der Zyklusphase Schwankungen bemerke, schieb ich’s gerne vor allem auf die Wechseljahre. Und vor ein paar Tagen, als ich mir über die Launen meines Pubertiers machte, habe ich mir überlegt, dass sich das gerade auch ein bisschen wie eine zweite Pubertät anfühlt. Ich merke, ich bin auch in einem Abnabelungsprozess. Ich war immer so eine Kümmertante und jetzt habe ich gar keine Lust mehr, mich zu kümmern. Und das finde ich richtig gut. Ich merke, wie ich mir mit meiner Kratzbürstigkeit Freiräume schaffe. Das ist nicht die feine englische Art, aber ich glaube, irgendwie wichtig für mich. Ich hoffe, wenn sich das alles etwas eingependelt hat, bin ich auch wieder ausgeglichener. Bis dahin bleibt ein Teil von mir genervt von mir selbst, ein anderer von der Welt und der Rest gespannt, was sich daraus entwickelt… Alles Liebe für dich und ganz viel Kraft und schöne Momente!
Hej liebe Michaela, ich mag ja den Begriff Rückwärtspubertät für unsere Lebensphase. Klingt irgendwie besser als Wechseljahre! Dann wird die these mit der eigenen Abnabelung auch noch viel greifbarer. Ist definitiv was dran! Dir auch alles Liebe, Katia
Liebe Katja,
es ist fast schon erschreckend wie sehr ich deine Beschreibung nachempfinden kann.
Nur das sich mir diese Fragen, gefühlt schlagartig, mit Mitte 30 stellen und ich mich frage, wann aus der zwanzig jährigen Partybiene nur die spaßbefreite Muddi geworden ist, als die ich mich manchmal fühle. Hauptsächlich, weil vor der Leichtigkeit immer zuerst die Pflichterfüllung kommt, weil andere von meinen Handlungen abhängig sind und weil ich immer zu müde für alles bin, vor allem das, was Spaß bringt und on top zum Alltag wäre.
Ich hoffe für alle denen es auch so geht auf schnellen Leichtigkeitszugewinn und laue Abende mit Grund zu lachen.
Alles Liebe Martha-Sophia
Hej liebe Martha-Sophia, ich glaube, das kommt alles auch ein wenig in Wellen… Vermutlich sind deine Kids noch recht klein – das ist ja auch höllenanstrengend! Insofern: Kopf hoch, es kommen auch wieder bessere Zeiten (und dann wieder schlechtere ;-). Ich baue auf Urlaub gerade. Alles Liebe für dich! Katia