Wenn ihr mich fragt, ist Claudis neues Kochbuch “Hungrig am Strand” nahezu perfekt: Köstliche Rezepte, tolle Reise-Inspos, Bilder zum Verlieben. Ein rundum-glücklich-Reise-Koch-Familientagebuch, das in jede Küche als neues Lieblingsutensil und ab sofort durchgekocht gehört. Und doch… Eines vermisse ich darin: Es gibt ein Hamburg-Kapitel, eines über die Ostsee, über Südfrankreich, die Toskana und das Salzburger Land. Aber die Nordsee fehlt! Das kann ich als Föhrer Herzens-Insulanerin natürlich nicht so stehen lassen – und reiche euch mein liebstes nordfriesisches Rezept einfach hier nach (und wer weiß, vielleicht findet es ja noch Platz in der nächsten Auflage…)


Als ich mit meinem Mann, der damals noch mein Freund war, das erste Mal zu seinen Eltern nach Föhr fuhr, ging ich von einem Kennlern-Date aus. Eine Art Antrittsbesuch. In Wirklichkeit entpuppte sich unser Familien-Trip aber als eine Art köstliche Mäst-Kur.

Jeden Nachmittag ab halb vier saßen wir gemeinsam an der hübsch gedeckten Kaffeetafel – vor täglich wechselnden Torten-Prachtstücken.

Allesamt aus der Privatkonditorei meiner Schwiegermutter, die nicht nur ein ganz besonderer Mensch, sondern obendrein eine ganz besonders talentierte Bäckerin ist. Und eine, die nicht mit Belägen geizt, obendrein. Auf den nordfriesischen Inseln ist ein Stück Torte ein mächtiges Kunstwerk, eine komplette Mahlzeit, eine bombastische Komposition aus fluffigem Teig, Sahne, Früchten und Eischnee. Respekt, wer ein zweites Stück schafft!

Nagelt mich nicht auf die Reihenfolge fest, aber in der Urlaubswoche unseres ersten Kennenlernens gab es Himbeer-Schmand-Torte, Nusstorte, Rhabarbertorte mit Baiser, Biskuittorte – und zum krönenden Abschluss Friesentorte. Und obwohl ich nach einer Woche Tortenvöllerei (und mindestens zwei Pfund mehr auf der Waage) mich kaum noch rühren konnte, war sie einfach Liebe auf den ersten Happs: Herrlich buttriger Blätterteig, der eine unanständig große Portion Sahne und köstlich würziges Pflaumenmus ummantelt – so simpel, so gut.

Auch wenn die Friesentorte eine Art Nationalheiligtum auf der Insel ist und sie in nahezu jedem Café in der verlockenden Auslage steht – keine ist so gut wie die meiner Schwiegermutter.

Je länger unsere Beziehung andauerte und je häufiger mein noch-nicht-Mann und ich nach Föhr fuhren, desto mehr sehnte ich mich – nach der Insel UND der Torte. Denn weder in Hamburg noch sonst irgendwo jenseits von Friesland habe ich jemals eine Friesentorte gesichtet oder gekostet. Und so lautete mein erster Wunsch nach Ankunft am Wyker Hafen stets: “Würdest du vielleicht die Tage eine Friesentorte backen…?”

Und dass, obwohl ich offenbar den Schwiegertochter-Test bestanden hatte und meine Schwiegermutter mir zu Weihnachten irgendwann ein selbst geschriebenes Rezeptbuch mit all ihren Torten-Träumen schenkte. Nur: Ich bekam die Friesentorte einfach nicht hin. Denn so simpel sie scheint – der Teig ist eine kleine Diva, der mir meist schon vorm Befüllen bös zerbrach. Und so ließ ich es nach drei, vier erfolglosen Versuchen bleiben – und mich lieber beim nächsten Föhr-Besuch wieder bequem bebacken. Bis ich auf diese Rezeptidee stieß, die gerade im wuseligen Familienalltag unbedingt willkommen ist: einfacher und schneller als das Original – und genauso lecker!

Friesentorte – die easypeasy Variante mit Geling-Garantie – (die Schwiegermamas Original in nichts nachsteht!)

Das braucht ihr für eine Torte à 12 Stücken:

1 Packung (450 Gramm) tiefgefrorener Blätterteig (6 Scheiben)
1 EL Zucker
1 EL Hagelzucker
400 Gramm Schlagsahne
2 Päckchen Vanillezucker
2 Päckchen Sahnesteif
250 g leckeres Pflaumenmus
Mehl für die Arbeitsfläche
Backpapier

Und so geht’s:

Blätterteigscheiben nebeneinanderlegen, auftauen lassen. Je 3 Scheiben zu einem Rechteck (ca. 20 x 28 cm) leicht überlappend aneinanderlegen und auf bemehlter Arbeitsfläche zu einem Quadrat (ca. 28 x 28 cm) ausrollen. Mit einem Tortenring (28 cm) einen Kreis ausstechen. Den 2. Boden ebenso herstellen

Backofen auf 200 Graf Ober- und Unterhitze vorheizen. Böden jeweils auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Beide mit einer Gabel mehrfach einstechen. Einen der beiden Böden mit 1 TL Wasser bestreichen und mit Zucker und Hagelzucker bestreuen. Blechweise nacheinander im vorgeheizten Ofen 12–15 Minuten backen, herausnehmen und gut auskühlen lassen.

Vanillezucker und Sahnesteif mischen. Sahne steif schlagen, dabei Sahnesteif-Mix einrieseln lassen. Den mit Zucker bestreuten Tortenboden vorsichtig (!!) in 12 Tortenstücke schneiden. Boden ohne Zucker auf eine Tortenplatte legen und mit Pflaumenmus bestreichen. Sahne flächig und üppig darauf verteilen. Blätterteigstücke darauflege. Am liebsten ein Kännchen Friesen-Tee dazu!

Ein bombastisch leckerer Auftakt zu deinem noch ausstehenden Nordsee-Kapitel in “Hungrig am Strand” – oder, Claudi…?

Ich hätte natürlich noch einiges mehr auf Lager – an Geschichten und Rezepten. Zum Beispiel die unnachahmlich krosse Dinkelpizza, die zu unserem Föhr-Ferien gehört wie der Wind und die Wellen, die Chimchurri-Sauce zu Pommes, die jeden Strandtag noch ein bisschen besser macht und die köstlichsten Krabbenfischbrötchen zwischen Halligen, Horizont und Himmel. Also mindestens.

Und solltet ihr auch gerade wieder Appetit auf Urlaub bekommen haben: In “Hungrig am Strand” gibt’s 130 lässige und leckere Urlaubsrezepte, die Kopfkino an- und den Alltag rauschmeißen: Ich sag nur: Grönsaksbullar, pinker Coleslaw und Butterkaramell-Birnen-Tiramisu… Hmmmm! Hier geht’s direkt zum Shop.

Was ist euer liebstes Urlaubsrezept?

Alles Liebe,

Katia