Während ich letztens durch Israel-Fotos surfte, baute mein Schwiegervater draußen ein Hochbeet aus alten Badewannen. Ich war gefrustet, er glücklich. Er hat nicht viel dabei gesagt und mir dennoch eine Lehrstunde in Sachen “Hier und Jetzt” verpasst. Ja, ich hab Reiseweh, Ausflugsweh, Vergnügungsweh. Ich schaue neidisch zu anderen Ländern rüber, bei denen schon vieles geöffnet hat. Dank dieser Recherche ist Israel ganz oben auf meine Wunschliste gerückt. Aber: so weit sind wir noch nicht. Jetzt ist jetzt und wir sind hier. Machen wir also das Beste draus. Und gehen raus…
Was der Wetterdienst in letzter Zeit meldete, war allerdings ähnlich düster, wie die News des Robert-Koch-Instituts. Während die Infektionen stiegen, sanken die Temperaturen. Puh, trübe Aussichten. Aber es wird besser: Das Frühlingswetter wird uns ganz sicher bald mit Sonne impfen. Ich freue mich so drauf. Denn immer wenn ich rausgehe, merke ich, wie gut das tut. Um den Block gehen ertrage ich nicht mehr. Dafür habe ich Lust, es mir auf der Terrasse oder im Garten so richtig gemütlich zu machen. Balkon geht auch!
Dem eigenen Leben in Pandemie-Zeiten wie einen Film ansehen
Als ich letzte Woche richtig mies drauf war, hatte eine Leserin einen Tipp. Sie schrieb, sie würde ihr Leben derzeit einfach wie eine Nostalgie-Reise betrachten. Seit sie das versuche, ginge es ihr viel besser. Was sie meint? Sie zog während der Pandemie in das Haus ihrer Oma: Ein kleines, altes Haus in einem kleinen Dorf in der ehemaligen DDR. Als sie in einer Vitrine Fotos von früher fand, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Sie lebt gerade das Leben ihrer Oma. Alles genau wie früher. Dieses nicht weg dürfen – außer vielleicht im Sommer, eine Woche an die Ostsee. Die riesengroße Vorfreude auf diese kleine Woche.
Einfach leben, von Tag zu Tag, von Atemzug zu Atemzug.
Schlafen, aufstehen, essen, arbeiten, lächeln, Kuchen backen, Musik hören, essen, lesen. Alles Dinge, die wir lieben. Sie koche ein, klöne mit Nachbarn in der Schlange vor dem Bäcker. Ab und zu male die Sonne Funkelflecken auf ihre Wachstischdecke. So betrachtet, kam ihr ihr Leben plötzlich idyllisch vor. Wie ein historischer Film – mit einem Hauch karamellfarbenem Filter. Ihr Apfelbaum blühe jetzt bald, schrieb sie. Sie freue sich darauf – beinahe wie früher auf eine Party.
Obwohl ich das ganze Gerede von Achtsamkeit und dem Glück im Kleinen gerade öfter nicht mehr hören kann, macht auch mich diese Vorstellung immer wieder mal grinseglücklich.
Wie wäre es mit ein paar hübschen, neuen Kleinigkeiten: Einem sonnengelbem Outdoorteppich von hier, lässigen Lampions von hier, Sonnenschirm mit Ferienflattern von hier, nostalgische Gießkanne von hier, hübscher Picknickkorb von hier, den tollsten Blumensamen von hier, getupften Gartenhandschuhen von hier.
Richtig schön machen bedeutet allerdings nicht wie im letzten Jahr, richtig was rocken. Während wir in 2020 ab April begeistert die Hammer und Pinsel und Spaten geschwungen haben, habe ich dafür dieses Jahr keine Kraft. Dieses Jahr muss es entspannt schön werden. Gern auch ein wenig überraschend, das passt gut zu diesem 2021. Eben so wie das Badewannen-Hochbeet meines Schwiegervaters.
Ein paar Ideen, wie wir es uns zuhause ganz entspannt schön machen…
Mit Lampions zum Beispiel, wie oben auf dem Bild aus der Living at Home. In den Magazinen habe ich das schon lange gesehen, aber dieses Jahr gibt es die wirklich überall zu kaufen, auch mit Solar und für den Außenbereich. Ich habe sie zum Beispiel hier und hier gefunden. Ich werde gleich ein paar mehr davon in unsere Bäume hängen. Sogar einen in den Apfelbaum auf der Hühnerwiese…
Tent-Trend. Zelten geht auch im eigenen Garten oder auf Omas Wiese. Das Gute: Die Wege sind nicht weit, es gibt ein sauberes Klo – und falls es regnet, flüchtet man einfach schnell ins Haus. Da vergisst man super schnell den ganzen Mist. Wir sind immer noch super zufrieden mit unserem Zelt aus Stoff. Wir sind allerdings absolute Schönwetter-Camper.
Lounge-Laune. Unsere Sitzgruppe war zu Beginn des ersten Lockdowns ein Spontankauf – und eine der besten Terrassenideen. Wir haben unzählige Stunden darauf verbracht. Nachmittags mit einem Eis oder Kaffee, mit Augen zu und Blick in die Sonne. Und abends alle nebeneinander eingekuschelt beim Sternenhimmel-TV gucken. Ich habe gesehen, dass es sie dieses Jahr wieder gibt und finde sie super und echt bezahlbar.
Kreative Kreationen: Ich mag die Idee, im Garten Dinge zweckzuentfremden. Die zwei alten Badewannen standen seit Jahren herum – jetzt baut meine Schwiegermutter bald Salat darin an. Ich hatte noch zwei alte Rattanstühle – aber keinen Platz dafür. Jetzt stehen sie ein paar Jahre auf der Terrasse – und sehen großartig aus. Nein, sie werden nicht immer halten. Müssen sie auch nicht. Erfreuen wir uns einfach jetzt daran.
Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass sowieso nichts sicher ist.
Wir können viele Sachen also einfach ein wenig lässiger angehen. Öfter mal ungewöhnliche Wege gehen. Das macht richtig Spaß. Wir konnten uns zum Beispiel jahrelang nicht für eine Sandkiste entscheiden – bis ich bei Kleinanzeigen ein altes Boot entdeckte und mich verliebte. Über die Elbe schippern wollte ich nicht, also Sand rein, fertig. Die Kinder lieben es – und ich auch. Sieht aus dem Augenwinkel hier jetzt aus, wie an einem schwedischen Fjord.
Pilze von Papa: Warum nicht dieses mal etwas ganz anderes anbauen, als sonst? Etwas was einfach wächst – und nach ein paar Tagen großartig schmeckt. Unsere Pilzzucht war letztes Jahr ein voller Erfolg. Vielleicht habt ihr auch Lust…
Alltag in schön: Noch ein Trick, um mich in Hotel-Laune zu versetzen: Ich shoppe Sachen, die wir eh brauchen in hübsch. Planschbecken, Schaufeln, Gießkannen. Ich habe gerade Zeit, abends ein bisschen herumzusuchen. Und es sieht alles so viel schöner aus.
Wilde Wiese: “Pick your fights” ist ein Spruch aus der Pädagogik. Meint soviel wie: “Überlege dir genau, über was du mit deinen Kindern diskutieren willst. Und was du einfach hinnimmst.” Ich halte mich dieses Jahr auch in Sachen Pflanzenkindern dran. Ich habe mir fest vorgenommen, mich in Sachen Unkraut nicht verrückt zu machen. Dann wächst es halt. Wen es stört, der kann kommen und zupfen. Ich mache soviel, wie ich schaffe und Lust habe. Und ich säe in Töpfe und Emaillewannen wilde Blumenwiesen, da spare ich mir das Gezupfe. Und zwischen den Blumen dürfen sich wenigstens die Bienen in großen Gruppen versammeln. Ganz ohne Rüsselschutz.
Wildes Wohnzimmer. Kein neuer Trick, aber dieses Jahr macht er für mich noch mehr Sinn: Auf der Terrasse wird es so richtig gemütlich, wenn man sie ein wenig wie ein Zimmer im Haus einrichtet. In dem man einen (Outdoor-) Teppich auslegt, eine Lampe über den Esstisch hängt, viele Kerzen aufstellt, Tischdecke auflegt, Kissen und Decken herausträgt. Vielleicht sogar einen alten Schrank aufstellt. Und dann: Windlichter an und Lieblingsbücher lesen.
Schnell selbstgemacht. Wer Lust hat, selbst Hand anzulegen, bastelt mit deinen Kids vielleicht meinen lustigen Spritzwal nach. (Hatten wir letztes Jahr viel Spaß mit!) Mit Muscheln und Kerzenresten entstehen ganz fix kleine Lichter wie hier bei Archzine. So können wir zwischen den Suppentellern Muscheln gucken – und treten nicht mal drauf und uns die Füße blutig. Hat eben alles auch Vorteile.
Bunte Aussichten: Für die Fenster nach draußen liebe ich die Sonnenlichtspiele von Prettylovegirls. Ein Lichtblick, falls es mal regnet. Und garantiert so hübsch, wenn die Sonne durchscheint. Amalfiküsten-Stimmung kommt mit Milenas Zitrus-Girlande auf.
Flatterlingsschmettern. Weil wir dieses Jahr vielleicht sowieso nicht wegfahren, ist es ein ideales Jahr für Haustiere. Schmetterlinge zum Beispiel. Die zu züchten macht Spaß, ist auch für die Erwachsenen noch richtig spannend. Und nach spätestens drei Wochen lässt man sie flattern. Und alle jauchzen vor Glück. Hier steht, wie es geht.
Meterlange Laune: Ich liebe Girlanden. In diesem Jahr besonders diese lässige aus Stoff. Kann man selbst machen oder bei OneFineday bestellen. Falls es bedeckt ist, können wir abends statt Sternen Stoffbamsel zählen. Und wer weiß, wenn wir mir der Hälfte durch sind, dürfen wir vielleicht schon wieder alles.
Wo auch immer ihr diesen Frühling verbringt: in Balkonien, Terrassien oder Gartenien. Macht es euch gemütlich!
Fotos: Depot, Nordliebe, Jora Dahl, Soestrene Grene, Maison du Monde, OneFineDay, Living at Home, Prettylifegirls und privat
Alles Liebe!
Sehr schöne Ideen sind das! Danke dir!
Hoffentlich kommt bald die Sonne nach Deutschland:-).
Ja, die soll sich jetzt mal ordentlich ins Zeug legen.
Alles Liebe,
Claudi
vielen Dank für den tollen Blogpost und die super Tipps…werde einiges ausprobieren !
herzliche Grüsse, Johanna
Wie schön! Ganz viel Spaß dabei!
Alles Liebe,
Claudi
Danke Claudi,
für die vielen tollen Ideen 🙂
Sehr gern! Es macht mir Freude, euch eine Freude zu machen!
Alles Liebe, Claudi
Liebe Claudia,
schon viele Jahre lese ich sehr gerne deinen Blog. Aber heute hat mir dein Artikel die Sprache verschlagen. Eine Leserin vergleicht ihr heutiges Leben in der Pandemie mit dem Alltag ihrer Großmutter und mit den Zuständen in der DDR, um darin für sich etwas Positives zu sehen. Und du als ausgebildete Journalistin übernimmst diesen Vergleich dankbar, ohne ihn kritisch zu hinterfragen. Ich bin ratlos und entsetzt über deine Bagatellisierung der damaligen Ungerechtigkeiten, denn damit förderst du unmittelbar das Vergessen der Unrechtsnatur des damaligen Systems.
Herzliche Grüße
Gerlinde
Liebe Gerlinde,
danke, dass du deine Gedanken mit uns teilst. So wie du das verstanden hast, geht das tatsächlich gar nicht. Das tut mir leid, dich damit verletzt zu haben. Eine Idealisierung eines diktatorischen Systems liegt mir absolut fern.
Hier geht es allerdings um eine persönliche Geschichte und Erinnerungen, die nichts (oder wenig) mit dem System, dafür umso mehr mit einem Haus, einer geliebten Person und einem Apfelbaum im Garten zu tun haben. Und diese Zeit als Nostalgiereise zu betrachten, klappt auch ohne DDR. Denn damals sind die meisten Menschen einfach viel weniger und weniger weit gereist. Die Oma dieser Leserin war zufrieden mit sich in ihrem Zuhause und mit einfachen Dingen, die ihr Freude bereiteten. Und die Leserin erinnert sich mit Wonne an einen geliebten Menschen – nicht an ein menschenunwürdiges System. Dieser Gedanke an diese Person und ihr einfaches Leben gibt ihr Kraft. Und mir auch. Selbstverständlich auch die Gewissheit, dass es nur eine Phase ist.
Ich hoffe, ich konnte es richtig stellen?
Danke, dass du so aufmerksam warst.
Herzliche Grüße,
Claudi
Wunderschöne Bilder, vielen Dank für die Inspiration! Wir suchen schon lange einen Outdoor-Teppich, der sich nicht wellt: seid Ihr zufrieden mit Eurem und verratet Ihr uns, wo Ihr ihn her habt?
Danke dir! Unserer ist von Westwing, allerdings schon ein paar Jahre alt.
Er ist nicht aus Plastik, sondern aus Band und damit schwerer, was ich schön finde. Und es steht so viel drauf, dass er sich eigentlich nicht wellt.
Alles Liebe, Claudi
So eine Idylle bei euch 🙂
Eine Frage hätte ich zur Sitzgarnitur: Steht sie unter einem Dach oder im Freien? Kann man die Kissen draußen lassen? Ich brauch noch ein paar “praktische” Argumente, um meinen Mann zu überzeugen 🙂
Viele liebe Grüße
Hallo, nein, die steht frei, kein Dach drüber. Sie ist aber super unempfindlich. (Hier erprobt von sechs wilden Chaoten. ; )
Die Polster holen wir abends rein – man kann sie aber tollerweise auch waschen.
Viel Überzeugungsglück, alles Liebe,
Claudi
Hey Claudia,
Wenn ich mir deine schönen Bilder anschaue, dann sehne ich den Sommer noch stärker herbei als eh schon :o)
Lieben Gruß
Du, ich kann es auch kaum erwarten.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Hey Claudi,
Ich fand den Vergleich mit früheren Generationen ehrlich gesagt eher aufbauend und musste jetzt sofort an meine Oma und meinen Opa denken. Denn sie haben tatsächlich nicht sehr viel anders gelebt als wir zur Zeit. Sie waren in ihrem Leben zweimal eine Woche im Urlaub. Sind außer Lebensmittel kaufen so gut wie nicht raus gekommen. Waren nicht beim Essen und haben uns nur selten gesehen, weil wir zu weit weg gewohnt haben. Und trotzdem waren sie glücklich. Natürlich ist das momentan nicht komplett vergleichbar, weil bei mir z.B. auch die “Angst” vor der Entwicklung des Virus dazu kommt und bei anderen evtl. Existenzängste. Aber das daheim bleiben und einschränken an sich ist wahrscheinlich etwas, was früheren Generationen gar nicht aufgefallen wäre. Und wenn ich in meinem Garten rumwerkel, dann muss ich auch immer an meine Großeltern denken. Der Garten war ihr Leben. Und ich kann es mittlerweile so gut verstehen.
Hej Claudi,
dank deinem so schönen Beitrag glaube ich jetzt wieder an einen schönen Frühling! Dein Text macht direkt gute Frühlingslaune, obwohl hier gerade aus dem dunekltsten Himmel dicke Schneeflocken fallen … aber in 5 Minuten scheint bestimmt wieder die Sonne!
Du zeigst so schöne Ideen und rufst sie wieder in Erinnerung, ich möchte direkt anfangen Stoffreste zu schnibbeln und Lampions zu bemalen! Herzlichen Dank für die Aufheiterung!
Liebe Grüße, Eva
Liebe Eva, dein schönes Feedback macht mir gleich gute Laune. Vielen Dank dafür.
Hach, machen wir uns das gemeinsam draußen schön!
Alles Liebe,
Claudi
Ach Danke!! Für deine tollen Ideen!
Ich werde einiges (vermutlich vieles) nachmachen!
Teppich und Lampions fangen mal an.
Aber das Wetter muss jetzt echt, echt mal besser werden,
.dass ich hier im Westen mal die Schn…. voll von Schnee haben könnte, hätte ich noch letztes Jahr nicht gedacht…
Grüße
Jepp, der Schnee soll jetzt weg. Hier im Norden hatten wir so viel Hagel wie noch nie.
Aber gerade scheint die Sonne und impft mich mit neuer Energie. So herrlich.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Hallo liebe Inspirationsqueen, ich habe jetzt tatsächlich vor, aus unseren alten Badewannen einen Sandkasten zu machen und drüber kommt ne tolle Wimpelkette für die Enkelin. Sieht dann aus wie ein kleines Boot. Liebe Grüße von Elke
Liebe Elke, was für eine super Idee! Ich dreh durch. Schick bitte unbedingt ein Foto.
Ganz viel Freude damit und dabei,
alles Liebe,
Claudi
Danke!!! Dein Artikel macht gute Laune -& Vorfreude! genau das richtige Momentan :)))
Huhu, jaaaaa, genau so war es gedacht! Danke für das liebe Feedback!
Claudi
Liebe Claudia,
den Gedanken im hier und jetzt Leben von Atemzug zu Atemzug teile ich gerne. Deine Ideen befassen sich leider ansonsten nur mit Konsum und Kaufen. Als könnte sich a) das jeder leisten und b) täte Konsum unserer Welt insgesamt so gut… Hier schwimme ich gar nicht auf deiner Linie und vermisse den Nachhaltigkeitsaspekt. Tauschbörsen? Ausmisten? Aufarbeiten? Die Mischung macht’s wahrscheinlich. Schauen, was man wirklich braucht und wenn, das dann bei lokalen Händler kaufen.
Hallo und danke für deine Gedanken. Du hast natürlich recht, allerdings bin ich ein wenig verwundert. Denn: hier gibt’s doch ganz viele Ideen, die nachhaltig sind: die Beetidee aus Badewannen meines Schwiegervaters zum Beispiel. Ein altes Boot als Sandkiste. Eine alte Flasche wird zur Wasserpistole und aus den Stofffetzen kaputter Klamotten binden wir eine coole Girlande. Und gleichzeitig betrachten wir das ganze als kleine Zeitreise und werden bestenfalls zufriedener. Das ist dann nachhaltiger Umgang mit sich selbst.
Beste Grüße,
Claudi