Mein Ältester spielt, denkt, atmet, lebt, LIEBT Fußball. Mit dem ganzen großen Herzen eines Zehnjährigen. Fußball nur sein Hobby zu nennen, wäre gnadenlos untertrieben. Für uns Eltern ist es natürlich dennoch letztlich genau das: Ein Hobby. Mit all den Begleiterscheinungen, die ein Hobby eben so mit sich bringt: Zwei mal wöchentliche An- und Abfahrten zum Training, den Kauf unzähliger Match-Attax-Sammelkarten. Und Wochenenden, die akribisch rund um Sportschau und oftmals zwei Turniere (samstags UND sonntags) geplant werden müssen…
Nur: Wir haben ja noch zwei weitere Kinder. Und zumindest eines davon ist hobbymäßig ebenfalls gut beschäftigt. Allerdings nicht mit der gleichen Hingabe an nur eine große Leidenschaft, sondern eher polyamor – das Leben ist zu kurz für nur eine Hobby-Liebe: Montags spielt meine Mittlere Klavier, dienstags singt sie im Kinderchor, Tennis spielt sie am Mittwoch, zum Ballett düst sie donnerstags – die Wochentage identifiziere ich mittlerweile am jeweiligen Hobby meiner großen Kinder. Denn mein Jüngster hat noch nicht mal losgelegt. Wenn ich mir überlege, dass er ins Hobby-Business ebenso groß einsteigt wie seine Geschwister, krieg ich Schnappatmung.
Um die Frage vorwegzunehmen: Nein, ich habe meine Kinder nicht zu irgendwelchen Hobbys überredet.
Das kam ganz von allein – und hat sich nach und nach verselbständigt. Ich hätte gut damit leben können, dass sie unter Hobbys im Freundebuch “lesen, malen, Trampolin springen” angeben. Ich hatte keinen Ausbildungsplan, keine Ambitionen für die die Freizeitgestaltung meiner Kinder.
Und doch sind sie allesamt ziemlich umtriebig, was das anbelangt – und wir als Eltern haben jede neue Idee bislang gern unterstützt. Weil es uns natürlich freut, wenn die Kinder sich für etwas begeistern. Wenn sie etwas lernen, das sie im Zweifel ihr Leben lang begleitet. Die Liebe zum Sport hat in meinem Fall auf der Tartanbahn meines Leichtathletik-Trainings angefangen. Da war ich sechs – bis heute ist für mich ein Alltag ohne Bewegung nicht denkbar. Und dafür bin ich dankbar.
Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie wichtig meinem Großen Fußball ist – obwohl ich selbst keinen echten Zugang zu diesem Sport finde.
Wohl aber zu der Begeisterung meines Sohnes, der jedem einzelnen Training, jedem einzelnen Spiel entgegenfiebert, als würden Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag fallen. Los ging’s irgendwann über einen Kitafreund, der ihn mit zum Training nahm. Es war nicht unbedingt Liebe auf den ersten Schuss, aber mein Sohn, damals fünf, wollte immer wieder hin.
Und nach 1000 Ballberührungen hat es dann irgendwann doch “Zoom” gemacht – und bis heute ist er dem Fußball rettungslos verfallen. Wie könnte ich mich dem in den Weg stellen, auch wenn es mich mitunter kolossal nervt, dass jedes Wochenende Auswärtsspiele sind, die uns die freien Tage zerschießen…?
Klar, dass sich auch die beiden Jüngeren ausprobieren sollen – Gerechtigkeit ist schließlich oberstes Geschwister-Gebot.
Auch bei meiner Tochter war es hier der Impuls durch eine Freundin, dort ein Ferienflirt mit dem Tennistraining oder Omas Kindheits-Klavier, die sie auf neue Aktivitäten-Ideen brachten. Mit dem Unterschied, dass sie ohne Ermüdungserscheinungen bei ALLEM fröhlich dabeibleibt.
Vielleicht war es naiv, aber ich dachte wirklich, dass den Kindern irgendwann die Hobby-Puste ausgeht. Dass sie sich ausprobieren, wie Kinder es eben tun – und nach drei Monaten Klavier eben doch lieber Gitarre spielen wollen. Oder Rhönrad trainieren. Was keine Option gewesen wäre, weil: Unser Deal lautet, mindestens ein Jahr bei einer Sache dranbleiben. Und das tun sie alle beide bislang mehr als ausdauernd. Und wir sitzen da mit drölfzig Hobbys.
Ich glaube, gerade für meine Tochter hat das einen spielerischen Charakter. Weil sie jedes Hobby mit mindestens einem befreundeten Kind gemeinsam macht, ist es für sie wie ein erweitertes Playdate: Erst Tennis, danach noch drei Stunden mit ihrem Freund im Garten toben. Und nach dem Ballett gleich mit ihrer Freundin zuhause selbstvergessen basteln. Sie macht all das nicht nur völlig mühelos, sondern mit echter Freude. Sie irgendwann vor die Wahl stellen zu müssen, wird garantiert keine…
Denn so schön die nachmittägliche Vollbeschäftigung unserer Kinder einerseits ist: Es ist verdammt viel.
Zeitlich, organisatorisch, finanziell. Gerade haben wir nur einen freien Nachmittag unter der Woche, an dem niemand ein fixes Date hat. Und obwohl wir uns alle Hobby-Fahrdienste mit anderen Familien teilen, gondeln wir gefühlt doch fast täglich durch die Gegend, um die Kinder irgendwo abzuliefern und wieder einzusammeln. Da kann man schon mal durcheinanderkommen: Manchmal fahr ich so kopflos vom Hof, dass ich bei der Tennishalle lande, obwohl ich eigentlich zum Fußballplatz wollte…
Und dann sind da ja noch wir Eltern. Wie soll ich sagen: Vermutlich haben wir zumindest einen genetischen Anteil daran, dass unser Nachwuchs derart Hobby-affin ist. Als Kinder waren wir nämlich beide recht rege unterwegs – und seitdem unsere eigenen aus dem gröbsten raus sind, nehmen wir lange geliebte Leidenschaften wieder auf: Mein Mann geht einmal die Woche zum Tennistraining – und ich neben Laufen wieder zum Workout und einmal wöchentlich aufs Pferd. Ja, nun. Wir sollten uns wahrscheinlich nicht wundern.
Ganz offenbar sind wir einfach eine umtriebige Familie. Wir können uns alle für viele Dinge begeistern und dauerhaft motivieren. Das ist erstmal vor allem ziemlich schön. Aber mehr geht gerade nicht. Oder? Als ich kürzlich den Fußball-Fahrdienst hatte und auch mein Jüngster mit im Auto saß, krähte der munter von der Rückbank: “Mama, ich will auch bald Fußball spielen…!” Halleluja.
Sind Eure Kinder auch so umtriebig?
Foto: Shutterstock
Alles Liebe,
Liebe Katia, das kommt mir alles sehr bekannt vor 🙂 Wir haben 3 Mädchen (8,6,1). Die “Großen” machen Leichtathletik und Volleyball und lernen Flöte bzw Gitarre. Meine Hobbybedingung war, dass es bei uns im Dorf angeboten und mit dem Fahrrad erreichbar sein muss. Damit fahren wir gut. Die etwas außergewöhnlichen Dinge heben wir uns dann für die Ferien auf, wenn über das Kinderferienprogramm der Volkshochschule etwas Besonderes angeboten wird.
Sonnige Grüße aus dem Alten Land von Sibylle
Hej liebe Sybille, die Regelung fände ich auch spitze, leider funktioniert hier bei uns auf dem Dorf nicht gänzlich, weil einige Hobbys dann doch zu weit entfernt für eine Fahrradstrecke sind. Insofern ist dann doch das Mama-Taxi gefragt. Immerhin haben wir einen kleinen Sportverein, der ein paar Hobbys abdeckt und die Gemeinde für die musikalischen Angebote – da kommen die Kinder auch selbsttätig hin und zurück. Sonnige Grüße auf die andere Elbseite, alles Liebe 🙂 Katia
Liebe Katia, wit kennen das zu gut. Der große ist im Fußballverein, das heißt zwei mal die Woche zum Training und fast jedes Wochenende am Platz wegen Turnieren. Die mittlere geht reiten und singen und startet im Herbst mit Querflöte. Ich selbst bin im Musikverein. Taxi Mama ist fleißig unterwegs. Aber die Kinder sind mit Leidenschaft dabei, deshalb machen wir das gerne! Der jüngste ist moch nicht auf den Hobbyzug aufgesprungen, wird aber sicherlich noch kommen…
Liebe, sonnige Grüße
Katharina
Hej liebe Katharina, ich würde auch ein Hobby streichen, wenn ich nicht den Eindruck hätte, dass die Kinder sich dabei richtig wohl fühlen. Aber bis auf ein zwei maulig-müde Tage musste ich auch noch keinen der Großen zu seinem Hobby hinquatschen. Insofern unterstütze ich das auch gern nach Kräften – aber auch wirklich gern im Wechsel mit anderen Eltern. Sonst nimmt das Hobby-Management schnell Überhand 😉 Alles Liebe, Katia
Liebe Katia,
es ist immer wieder so beruhigend von dir zu lesen! Sonst würde ich uns allein für verrückt halten! Neulich stand mein Schwager vor unserem ‘Wochenplan’ im Flur und fragte grinsend: was ist denn mit Donnerstag? Das steht ja gar nichts!’ wenn ich ihn nicht so gern hätte,hätte ich …
Es sind vier Kinder, von denen ‘nur’ drei bisher Hobbys haben, Fußball (sehr zeitaufwendig) , schwimmen (Seepferdchen muss sein), Tanzmariechen (schließlich wohnen wir im Rheinland), flöten, Klavier und Musikalische Früherziehung und wenn es reinpasst , schauen wir noch beim Minidance vorbei… ach ja, der Pferdestall hat auch endlich einen freien Platz gemeldet! Blöd nur, dass manchmal auch noch Schule ist…
An dem besagten Donnerstag spielten übrigens sieben Kinder in unserem Garten, da hatten ja endlich mal alle mal Zeit😅
Ich bin sicher, dass ich diese verrückte Zeit irgendwann vermissen werde, aber jetzt gerade freue ich mich über jeden Tag, an dem ich alle Kinder da abgeliefert habe wo sie hin sollen und vor allem, wenn am Abend alle wieder zu Hause sind!
Hek liebe Jen, haha, das kann ich mir bildlich vorstellen, wie er da am Familienplaner steht. Könnte sich genau so bei uns abgespielt haben 😉 Wie du sagst: es summiert sich ziemlich schnell auf: Schwimmtraining läuft hier auch immer noch irgendwie nebenbei, weil es wichtig ist (und die Kinder es – natürlich – auch lieben). Reiten ist hier mittlerweile auch ein Thema – aber immerhin führen Hobbys ja auch zu ruhigen Ferienwochen, in den die Kinder dann ins Fußball- oder Ponycamp gehen. Dann freue ich mich auch, das Haus kurz mal für mich zu haben 😉 Alles Liebe, auf bald, Katia
Liebe Katia,
hier ähnlicher Wahnsinn, obwohl ich selber nie gerne so ausgebucht war, aber meine Jungs lieben die Aktivitäten und ich hab recht ruhige Nachmittage. Bei uns ist auch alles mit dem Rad erreichbar bzw. wir wechseln uns ganz gut ab mit anderen Familien. Bei aktiven Kindern bringen die Hobbies Ruhe, Rhythmus und Zufriedenheit ins Haus.
Stubenhocker und freiheitsliebende Leseratten wie ich mal eine war sollte man möglichst wenig verpflichten, sonst werden sie ungenießbar.
Lieben Gruß, Mathilda
Hej liebe Mathilda, das finde ich einen spannenden Aspekt! Ich war früher ein Mix aus beidem – Leseratte UND hobbyaffin. Ich glaube, ich bin meinen Eltern wenig auf die Nerven gegangen 😉 Ich finde Sport eine wichtige Sache, zumal wenn man so überaus quirlige Kinder hat wie ich. Außerdem glaube ich, dass man sein ganzes Leben etwas davon hat – so habe ich es zumindest erlebt. Alles Liebe, genieß deine ruhigen Nachmittage (hier ist immer mindestens einer übrig, der dann noch bespaßt werden will 😉 Katia