Kennt ihr diesen einen Blick, wenn euch ein Typ anschaut – und ihr ab dem Moment WISST, dass etwas zwischen euch passieren wird? Dass alles, was jetzt gerade ist – das Spiel mit den Haaren, das sich-auf-die-Lippen-beißen, das flüchtige Streifen des anderen – nur das Vorgeplänkel ist auf das ist, wonach ihr euch plötzlich mit jeder einzelnen Faser eures Körpers sehnt: Berührung, Reibung, Verschmelzung…

Verstohlener Blick auf ein Paar beim Sex

Und wie euch allein der Gedanke daran weiche Knie macht, Herzrasen und dieses Flattern im Magen, während ihr euch bei diesem aufregenden Tanz Zentimeter um Zentimeter aneinander herantastet, die Spannung mit Händen greifbar wird. Und diese Hände dann plötzlich sehnsüchtig den fremden Körper erforschen, auf Hüften und Hintern brennende Male des Verlangens hinterlassen und Lippen auf Lippen treffen…

Ich war zwar nicht immer gern Single – aber es brachte unbestreitbar viele Freiheiten mit sich. Vor allem sexuelle.

Ich liebte einfach alles an diesem Moment, wenn es zwischen mir und einem Mann spürbar funkte: Wie ich mich unter diesem Blick unmerklich veränderte, mein Lachen einladender, die Zeichen eindeutiger wurden. Ich mochte die kleinen Schauer, die das Adrenalin durch meine Adern pumpte, sogar die winzigen Schweißperlen, die mein Dekolleté hinabrannen. Ich mochte es begehrt zu werden – und selbst zu begehren.

Es sind diese Momente, wo alles auf Anfang steht: Alles kann sein und werden, der beste Kuss, der wildeste Sex, die Liebe fürs Leben. Man hat noch keine gemeinsame Geschichte, alles ist nur Fühlen, Sehnen, Spannung. Für den Augenblick kann ich alles sein, was jemand in mir sehen möchte, kann zu der werden, die ich sonst nicht bin. Lasziv, fordernd, sexy. Es ist ein aufregendes Spiel mit der Fantasie, ein wunderbarer Ausnahmezustand, zu dem der Alltag keinen Zutritt hat.

Es ist gar nicht so sehr der Sex, der am Ende reizvoll ist. Es ist das Vorspiel.

Wenn ich so zurückdenke, war der Sex in den wenigsten Fällen wirklich erwähnenswert. Oder wiederholenswert. Das, was mich angemacht hat, passierte lange vorher. In diesem Zwitter-Zustand zwischen Fremdsein und neuer Nähe, in den ersten flüchtigen Berührungen, beim allerersten Kuss, wenn man dem Verlangen endlich nachgibt und sich gegenseitig mit fiebrigen Händen erforscht.

Das, was sexy ist, findet auch in meinem Kopf statt. Denn natürlich ist der Typ der beste Liebhaber des Universums, einfühlsam, fingerfertig, genau richtig forsch und mit einem ziemlich guten Timing. Was natürlich so gut wie nie der Fall ist. Aber solange man nur in der dunklen Club-Ecke fummelt, ist das nicht weiter schlimm – es könnte ja sein. Von daher sollte der Abend eigentlich genau hier enden. Was er meist nicht tut.

Beim Sex mit einem One-Night-Stand wird das, was den Flirt so reizvoll macht, meist zum Problem: Man ist sich eben fremd.

Und auch schnell befremdet, wenn der Typ plötzlich Geräusche macht, die peinlich sind, wenn er unsensibel, überstürzt und leidlich fantasievoll ist. Ein Fremder kann nicht wissen, was mir gefällt, dass ich ein gemächliches Tempo brauche, eine bestimmte Berührung zur richtigen Zeit und an der richtigen Stelle. Mit einem völlig Fremden in den Flow zu kommen, ist eine Kunst – und ein ziemlich großer Zufall. Ich erinnere mich vielleicht an zwei, drei Flirts, wo auch der Sex ziemlich aufregend war. Und daraus wurden dann auch direkt Affären oder Beziehungen. Denn sexuell kompatibel ist man eben nicht mit jedem, selbst wenn einer verdammt gut küsst…

Nicht, dass ich diese Zeit zurücksehne – es gab zu viele Nieten und Single möchte ich auch nicht wieder sein. Aber ich sehne mich nach diesem Gefühl: Von jemandem Fremden wahrgenommen zu werden, ganz neu, ohne Vorgeschichte. Von einem Mann als Frau gesehen zu werden, nicht als Mutter, nicht als Leidensgenossin eines wilden Alltags.

Ich möchte wieder flirten, möchte die Anziehung spüren, die plötzlich im Raum steht wie eine Verheißung.

Und dann möchte ich zum richtigen Zeitpunkt gehen. Ich weiß: Einen Flirt kann man nicht planen. Ein Flirt passiert eher. Aber man kann zumindest offen dafür sein – was ich einfach lange nicht mehr war. Zu aufreibend der Alltag mit kleinen Kindern, Corona, Jobs. Aber gerade lasse ich meinen Blick häufiger schweifen, lächle zurück, wenn mir jemand gefällt – und genieße es einfach, wenn ich bei einer zufälligen Begegnung spüre, wie der andere mich ansieht mit diesem einen bestimmten Blick.

Und wenn ich dann in Laune bin und gerade kein Kind an meiner Seite habe, das dabei an mir zerrt, das quengelt und sich dazwischen drängelt, dann erinnere ich mich an diese Choreographie aus Haaren zwirbeln, aus Augenaufschlag und Körpersprache. Spüre, wie das Adrenalin durch meinen Körper wandert – und verabschiede mich. Besser kann es kaum werden. Und alles hat seine Zeit.

Seid ihr gerade in Flirt-Laune?

Foto: Shutterstock

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