Vor kurzem hörte ich von einer Kindergartenmama, dass eine andere Kindergartenmama über mich gesagt habe, ich würde immer so beneidenswert ruhig bleiben. Mit den Kindern. Und hätte so viel Geduld. Also, bei einem Wutanfall…
Trotzalter, wütende Kinder, Erziehung,
Ich hab mich natürlich gefreut. Aber hallo. (Obwohl es natürlich nicht immer stimmt. Au Backe. Manchmal bleibe ich kein Stück ruhig. Sondern platze. So richtig. Aber psst, bleibt unter uns). Auf jeden Fall reden die Kindergarternmamas sonst bestimmt eher darüber, dass ich fast immer zu allen Spielverabredungen zu spät komme. Dass ich ständig das Getränk für den Kindergarten-Turnhallenbesuch vergesse. Oder wie unfassbar schmutzig alle Kinder von Spieltreffen bei uns nach Hause kommen (ja, der Matsch ist immer noch da).

Ich habe dann kurz überlegt, warum ich es aber tatsächlich meistens schaffe, ruhig zu bleiben und dachte, ich schreib euch meine (kleinen!) Tricks einfach mal kurz auf. Vielleicht helfen sie euch ja auch .

1. Klingt öde, ist aber meine wichtigste Regel. Erstmal durchatmen. Vor Schreck vergisst man sonst nämlich leicht, dass der kleine Wüterich vor einem ein Kind ist. Ein Kind, das erst noch lernen muss, mit seiner Wut umzugehen. Ein Kind das nie mich persönlich meint (selbst wenn es mir damit droht, mich nicht mehr zum eigenen Kindergeburtstag einzuladen – bei uns immer noch die Höchststrafe). Manchmal muss ich zwei oder dreimal durchatmen. (Bei solchen tiefen Atemzügen denke ich irgendwie immer an die Geburten. Ist schon lustig: was gegen Wehenschmerz half, hilft ein paar Jahre später bei Wutanfall.)

2. Das Durchatmen gibt mir die Chance kurz nachzudenken und nicht gleich loszubrüllen. Oder der Wut mit Vollkaracho eine unsinnige Strafe entgegenzudonnern. (Schmettert eh ab.) Ich überlege also schnell, ob ich den Wutanfall einfach abwarte (dann aber auch bis zum Ende) oder ob ich in irgendeiner Weise eingreifen muss (oder möchte), zum Beispiel wenn mein Kind sich vor lauter Wut selbst in Gefahr bringt. Bei mir hilft meistens kurz auswüten lassen. Und dann in den Arm nehmen. Ich versuche oft für das Kind zu sprechen. Nach dem Motto: “Jetzt bist du echt richtig wütend, dass du deine Jacke anziehen musst. Stimmts? Weißt du was, das kann ich auch verstehen. Ich mag die olle Winterjacke auch nicht mehr tragen. Die nervt. (Da wird endgültig hochgeschaut…) Aber leider müssen wir noch eine Weile.”

3. Auch immer gut: Ablenken. Mit dem geplanten Abendessen. Mit der Erinnerung an eine nette Veraredung in der nächsten Woche. Oder auch mal mit: “Wen wolltest du nochmal alles zu deinem Geburtstag einladen?”

4. Meine Geheimtipp-Anti-Wut-Masche: ganz schnell etwas von mir erzählen. Zum Beispiel, dass ich Winterjacken früher auch ganz schrecklich fand. Vor allem die eine, ganz kratzige. Dass Oma aber immer wollte, dass ich sie anziehe. Und dass ich einmal so wütend war, dass ich ein Loch in eine Schranktür getreten habe. Dieser Trick funktioniert bei mir in 99 Prozent aller Wutfälle. Ist übrigens auch meine Geheimwaffe gegen unruhige Schüler. Im totalen Chaos erzähle ich oft einfach kurz was von mir. Garantiert ist es blitzschnell muchsmäuschenstill und alle hängen an meinen Lippen. Jepp: Ich bin mir nicht sicher, ob sie noch wissen, dass Tuwörter Verben genannt und klein geschrieben werden, obwohl ich ihnen immer wieder sage, wie wichtig das ist. Aber dass wir gerade unseren Gartenweg pflastern und es gerade nicht weitergehen kann, weil es schrecklich matschig ist und der Trecker der die Steine bringt, sich festgefahren hat: Hundertpro, dass das noch alle ganz genau wissen.

5. Für all die Tricks, muss ich ruhig bleiben. Manchmal geht das nicht. Weil ich selber wütend bin. Dann gehe ich weg (funktioniert natürlich nur Zuhause oder in einer sicheren Umgebung). Sage: “So mag ich jetzt nicht mit dir reden. Wir reden weiter, wenn du nicht mehr wütend bist.” Und lasse den Wüterich wütend sein. Ein paar Male war nach so einem Wutanfall wegen Zimmer aufräumen das Zimmer tatsächlich ganz allein aufgeräumt. Wenn möglich versuche ich hinterher noch einmal darüber zu reden. Ich habe übrigens auch kein Problem damit, mich bei meinen Kindern zu entschuldigen, wenn ich mich mal nicht optimal verhalten habe. Ich bin mir sicher, dadurch lernen sie es selbst am Besten. Und lernen, dass Mama auch nicht immer alles richtig macht.

Und ihr? Habt ihr auch Anti-Wut-Tipps? Bitte raus damit…

PS. Das Foto zeigt übrigens meinen Großen. Auf dem Foto hatte er gerade einen Lachanfall. Keinen Wutanfall.

Alles Liebe,

Claudi