Eine Freundin von mir geht jetzt zum Malen. Dienstags um 17.30 Uhr. Eine andere hat wieder angefangen zu reiten. Als ich meinte, wie toll ich das fände und wie gern ich das auch machen würde, meinte sie: “Na, dann mach es doch!” Ich seufzte. “Ich schaffe das gerade einfach nicht”, meinte ich. Da meinte sie: “Ich habe mir ganz fest vorgenommen, auch meine Hobbys zu pflegen. Nicht nur die der Kinder.” Sie sagte nicht: “Ich schaffe es auch nicht.” Sie machte es. Würde ich es nicht auch schaffen? Ich kam ins Grübeln…

Unsere Woche ist voll. Hier gibt’s unter der Woche Klavierunterricht, Gitarre, Reiten, Fußball und Chor, ab und zu ein Mal-Workshop oder Töpfern, dazu diverse Verabredungen. Ratet mal, an wie vielen Kursen oder Verabredungen (bis auf wenige Ausnahmen) ich davon teilnehme? Richtig, an keinen. Fakt ist: Ich fröne nicht einem einzigen Hobby in der Woche. Und am Wochenende eigentlich auch nicht. Na gut, Freunde treffen, wenn das auch zählt. Und manchmal male ich – leider war ich in letzter Zeit dafür meist zu müde.

Ganz schön traurig. Ich hätte super gern auch an dem Malkurs teilgenommen. Aber unter der Woche um halb sechs da sein und vorher zwanzig Minuten fahren – das geht bei uns gerade einfach nicht. Nein Stop, wahrscheinlich würde es schon gehen. Es geht ja alles immer irgendwie. Allerdings wäre es für mich mit soviel Organisation und Stress verbunden, dass die Ölfarben in meinem Malkoffer beim Gedanken daran plötzlich gar nicht mehr so bunt sind.

“Ich bin beim nächsten Mal dabei. Falls der Kurs um acht beginnt.”

Und auch das würde mir nervöses Bauchkribbeln machen. Reiten würde ich auch gern anfangen. Aber allein über eine mögliche Organisation dieses regelmäßigen Termins nachzudenken, überfordert mich zur Zeit total. Ich stelle mir ja schon Erinnerungen für die Termine meiner Kinder, weil ich sie sonst vergesse (was trotzdem manchmal passiert). Dabei habe ich total Glück, viele Fahrten zu Trainings übernimmt bei uns nämlich Opa. Bleibt die Frage, was ich eigentlich so mache am Nachmittag und frühen Abend. Sie vergehen stets schleppend langsam und rasen dann los. Rabumms, ist es schon wieder 18.30 Uhr und Zeit fürs Abendbrot.

Bis dahin habe ich mir mein Mittag gemacht, die letzten Mails beantwortet, doch noch einen Text zu Ende geschrieben (wenn alle gerade mal beschäftigt sind). Ich habe von meinen Kindern gehört, wie die Schule war, sie dazu gebracht ihre Hausaufgaben zu machen, die Hausaufgaben begleitet, ihnen beim Lesen zugehört, ihnen Vokabeln und das kleine Einmaleins abgefragt. Ich habe sie zu ihren Hobbys und Freunden gebracht oder ihnen Obstteller geschnippelt, wenn sie bei uns sind. Ich habe Wäsche gemacht und die Küche aufgeräumt, weil ich die Sachen morgens stehen gelassen habe, um zu arbeiten.

Was ich nachmittags so mache? Alles. Und nichts!

Ich habe die Tiere versorgt,  Unkraut gezupft und bestenfalls eine kleine Runde an der frischen Luft mit den Kindern gedreht. Ich habe neue Schuhe bestellt, die Sofakissen gewaschen und das Abendbrot gekocht. Ich habe die Kinder beim Üben ihrer Instrumente begleitet und ihre Schularbeiten angeguckt. Ich habe aufgeräumt. Ich habe nicht eine Sekunde an ein Hobby gedacht. Das mache ich erst abends, auf dem Sofa. Wenn ich darüber nachdenke, wir gern ich mal wieder malen würde. Und im Geheimen die Jahre zähle, wann die Kinder aus dem Haus sind und ich hoffentlich ununterbrochen an der Leinwand stehe. Aber später verschieben ist doof. Außerdem habe ich sie so furchtbar gern hier.

Beim Recherchieren zum Thema Frauen und Hobbys entdeckte ich einen Artikel der Print-Kollegen von der Grazia. Sie titeln unglaublicher Weise: “Welche Hobbys finden Männer hot?” Ich schluckte erstmal. Als ich allerdings die Liste sah, die ich mir schlimmerweise doch angeguckt habe, bekam ich doch wieder gute Laune. Ausgerechnet bei einem Text unter so einer furchtbaren Zeile. Was da los war? Naja, fast alles was da unter hotte Hobbys stand, machte ich. Das Verrückte: Ich hatte diese Dinge bisher nur nie als mein Hobby betrachtet.

Ich koche zum Beispiel gern und in den allermeisten Fällen genieße ich es, unser Abendessen zuzubereiten. Ein Kind neben mir an der Theke, eins am Klavier. Einer erzählt Flachwitze, einer lacht sich knallrot. Ein paar Tomatensuppenspritzer. Herrlich.

Dann lese ich seit dem Urlaub wieder abends, statt zu netflixen. Tut total gut. All die schönen Romane nicht als Hobby zu betrachten, wäre tatsächlich gemein.

Ich habe ein tägliches Kurz-Date mit Musik.

Ich drehe sie laut, ich tanze beim Kartoffel schälen. Wer sagt denn, dass ein Hobby nicht bloß eine Liedlänge lang sein kann.

Sport?! Versuche ich jeden Morgen zu machen. In letzter Zeit war es eher ein “Puh-muss-ja!” Aber wenn ich genau drüber nachdenke, habe ich meine Runde morgens ziemlich gern. Sie fehlt mir so, wenn ich sie nicht mache.

Und dann ist mir noch etwas eingefallen: Das Schreiben! Ich hatte beinahe das Bedürfnis, mich bei ihm zu entschuldigen. Denn wie konnte es passieren, dass ich dieses Hobby vergesse, nur weil es inzwischen Teil meines Jobs ist und ich damit Geld verdiene (Hurra!). Was für ein Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Nur doof, dass ich dabei manchmal vergesse, dass es immer noch auch ein Hobby ist. Ich texte für den Blog, ich arbeite an neuen Buchprojekten. Ich schreibe auch endlich wieder mal einfach drauflos, manchmal auch für die Tonne.

Wie gern ich mein Job-Hobby habe, merkte ich vor einer Weile, als ein paar Freundinnen aus dem Dorf planten, ab sofort einmal die Woche vormittags Tennistraining zu nehmen. Ich wollte auch. Total gern. Aber dann dachte ich, dass ich dadurch einen Vormittag Schreibzeit verlieren würde. Die wollte ich einfach nicht hergeben. Das Schönste: Dabei dachte ich nicht an das Geld, dass ich durch einen Vormittag weniger womöglich weniger verdienen würde. Sondern einfach daran, dass es mir so viel Spaß macht.

PS. Meine Freundin und ich, wir haben gerade mal wieder einen Malabend geplant. Ein Freitagabend in zwei Wochen, ganz entspannt. Falls wir nicht zu müde sind und einfach quatschen. Ich freue mich drauf. Auf was auch immer.

Claudi