“Können wir nicht immer hier wohnen?”, fragte meine Mittlerer, da waren wir noch keine drei Stunden da. “Aber wir wohnen doch auch ganz schön”, meinte ich. “Aber hier ist es viiiel schöner,” maulte er, pulte eine letzte kleine grüne Erbse aus der selbstgepflückten Schote und steckte sie schnell in seinen Mund. “Außerdem”, schmatzte er, “wenn wir hier wohnen, müssen wir nicht so lange herfahren…..”
Wir waren knapp vier Stunden gefahren, von Hamburg ins Hochsauerland, auf den Hof Keppel zu Familie Schauerte, um eine neue, sehr spannende Art des Urlaub machens zu testen: Glamping. Sprich: Glamour Camping. Camping ist überhaupt nicht unser Ding, aber in hübsch eingerichteten Hütten oder Safarizelten, ohne Strom aber mit warmer Dusche, müsste es doch gehen. Und sogar Spaß machen, oder? Eingeladen hatte uns das niederländische Unternehmen Wiesenbett, das bereits in vielen anderen Ländern diese Art des Urlaubmachens anbietet. Immer mit Bauernhofanschluss – und einer Prise Abenteuer.
Mein Abenteuer begann recht schnell, als ich mir nach unserem Einzug in die Hütte einen Kaffee machen wollte. (Ehrlich gesagt, habe ich zuerst einen Moment lang nach dem den Wasserkocher gesucht). Dann fiel es mir wieder ein: Kein Strom. Ach ja, da war ja was. Das fand ich doch gerade toll. “Dann mach mal!”, grinste der Mann und verschwand mit den Kindern in Richtung Stall. Ich stand da, mit einer Packung Streichhölzern, ein paar Holzscheiten und dem Ofen. Und mit ziemlich lange keinem Kaffee.
Irgendwann brannte es dann doch und irgendwann wurde auch das Wasser im Kessel endlich warm und natürlich schmeckte dieser Kaffee absolut wunderbar. Ob ich allerdings das Essen für uns fünf auf diesem Ofen kochen wollen würde. Mmmh, wahrscheinlich, mit ein wenig Übrung. Und vielleicht kein Driegangmenü. Aber ganz sicher würde es absolut wunderbar schmecken. Wir haben dann an diesem ersten Abend gegrillt. Und am zweiten Abend gab es Pizza für alle – selbstgebacken im Steinofen neben unserer Hütte und aufgegessen mit der Gastfamilie und unseren Hüttennachbarn. Wunderbar. Und köstlich.
Apropos Hütte: diese Hütte war so hübsch und kuschelig und so gemütlich eingerichtet, dass wir sie am liebsten an zwei Bändern auf den Rücken geschnallt und mitgenommen hätten, wie ein Schneckenhaus. Einen Tag hat es beinahe ununterbrochen geregnet, was eigentlich gut war, sonst hätten wir nie gewusst, wie gemütlich es ist, neben dem Ofen auf dem Sofa zu sitzen und Madita zu lesen, während die Tropfen auf das Dach rumpeln. Kater Findus lag stundenlang eingerollt auf unserem Sofa und schnarchte ein sanftes Katzenschnarchen, und die KInder strichen immer und immer wieder über sein Fell und wunderten sich, wie weich es war – noch viel weicher, als der Schlafanzug, in dem wir den halben Tag stecken. Ohne Regen hätten wir wohl auch kaum gehant, wie viel Spaß es macht, mit all dem wunderschönen Emaillegeschirr aus dem Küchenregal oben unter dem Dach zu spielen, im milchigen Gegenlicht. Oder in den hölzernen Alkovenbetten zu kuscheln und zu kichern.
Morgens konnten wir Eltern (beinahe) ausschlafen, weil die beiden Großen mit dem ersten Hähnekrähen mit Bauer Frank im Kuhstall verwschwunden waren, füttern, melken und hinterher Trecker fahren. Später hüpften sie im Heu, spielten mit den Hofkindern im Sand oder naschten sich mit Erlaubnis einmal durch den großen Bauerngarten. Das Schönste für meinen Großen: Stündlich die Klappen am Hühnerstall kontrollieren. Und sich wie an Ostern und Weihnachten zusammen freuen, wenn ein Ei darin lag.
Wie viel wir gelacht haben! Am ersten Abend, als ich vor dem Schlafengehen feierlich alle Kerzen ausgepustet habe – und dann oben auf dem Tisch stand und überlegte, wie in aller Welt ich bloß im Stockdunkeln zum Bett kommen sollte. Wie wir uns vorher beim Essen und Spielen bei Kerzenschein über das leise Rumsen gewundert haben und erst nach einer Weile herausfanden, dass es das Wachs war, was hin und wieder von den Kronleuchtern plumpste. Wie lustig die Kälbchen aussahen, wenn sie mit ihren Mäulern gierig und ein wenig wütend die Milcheimer wegschubsten, wenn diese leer getrunken waren. Und dass die Kühe tatsächlich alle einen Namen haben und die super sympathische Bauernfamilie sie tatsächlich alle auseinanderhalten kann, obwohl sie für uns alle ziemlich ähnlich aussahen.
Statt der hölzernen Schneckenhaushütte hat auf dem Heimweg doch nur ein Liter Milch, ein Dutzend selbstgefundene Eier und ein Steinofenbrot mit ins Auto gepasst (neben den zwei Dutzend reisefreudigen Hochsauerland-Fliegen). Und drei Kinderköpfe voller frischer Landluft und Seeligkeitsmomente. “Normalerweise erzähle ich ja nicht so viel im Morgenkreis”, meinte mein Großer, als wir zuhause wieder auf unseren Hof einbogen. “Aber morgen, morgen habe ich soviel zu erzählen, da kommt bestimmt kein anderer mehr dran.”
Eine schöne Restwoche,
Liebe Claudia, das macht so richtig Lust Glamping mal auszuprobieren! Wir sind nämlich auch nicht so die großen Camping-Freunde, aber diese Variante klingt doch sehr idyllisch :-).
Liebe Grüße, Sabrina
Liebe Claudi,
der Hammer, ein Knaller, einfach nur traumhaft! Da müssen wir auch mal hin! Danke für den Tipp und deine wunderschönen Bilder! Ich glaube ich kann jetzt schon sagen: I love glamping!
Habt einen schönen Sommer und allerliebste Grüße von Ann-Cathrin
Oh, das wäre auch was für uns! Allerdings, wie kriege ich den Mann nachher wieder aus der Hütte raus? Danke für den Tipp und den wunderbaren Artikel!
Liebe Grüße, Ann-Christin
Das wäre etwas für mich. Ich mag Campen ja auch nicht wirklich, aber das wäre eine schöne Alternative. Danke für die Info. 🙂
Liebe Grüße
Anette
Oh, da will ich auch hin!! Und das ist gar nicht weit von hier 🙂