Man könnte meinen Leni aus dem Rheinland bekommt von zwei Sachen nicht genug: Von Söhnen (halleluja, sie hat vier, wie ich) und von Gärten. Um ihr Haus herum gräbt, sät und gießt sie auf 600 Quadratmetern – und zusätzlich, vor allem am Wochenende, tobt sie sich auf einem 10.000 Quadratmeter riesengroßen Grundstück in der Eifel aus, mit Wald, Wiese, einem Bachlauf, vielen Fröschen und einem kleinen Wochenendhäuschen, genannt “Froschhütte”. Weil ich so gern auf Lenis Blog Familienjahr vorbei schaue, war klar, dass ich sie als erste fragen würde, ob sie Lust hat, bei meiner Gartenserie “Gute Gärten” mitzumachen…
Wasfürmich: Erzähl doch mal, Leni, wie ging das denn los, mit deiner Gartenliebe?
Leni: Die Vorbesitzerin unseres Hauses, eine ältere Dame, hatte sich einen pflegeleichten Ziergarten angelegt, den sie aber auf Grund einer Krankheit nicht mehr richtig in Stand halten konnte. Alles war zugewuchert und vermoost. Wir haben zuerst einmal alle „unnützen“ Sträucher und die Kirschlobeer- und Tujahecken herausgerissen und Stück für Stück den Garten „essbar“ gemacht. Zwei alte, morsche Birken ließen wir fällen und pflanzten dafür Kirsch-, Mirabellen-, Reineclauden, Äpfel- und Birnbäume und jede Menge Beerensträucher. Mein Mann baute dann noch vor drei Jahren zwei große Hochbeete, als wir merkten, dass der Platz in den Beeten immer enger wurde. Auf dem Eifelgrundstück wich ein Teil der Wiese den Beeten, wir bauten ein Gewächshaus auf und pflanzten auch hier Obstbäume. Für die Kinder gibt es dort jetzt ein Baumhaus, ein Balancierpfad und eine Matschküche, aber eigentlich sind sie die meiste Zeit irgendwo im Wald unterwegs auf der Suche nach Mufflons.
Was magst du in euerm Garten am liebsten – und was die Kinder?
Ich mag den alten Quittenbaum am liebsten. Als wir das Haus übernahmen, war er schon da, alt, von Efeu zugewuchert und halbseitig tot. Wir haben ihm noch eine Chance gegeben und er dankt es uns jedes Jahr mit einem Blütenmeer im Frühling und wunderbar knallgelben Früchten im Herbst. Die Jungs (und alle Nachbarskinder) finden natürlich das Boot in unserem Garten am besten. Und die Himbeer- und Heidelbeersträucher, von denen jedes Kind im Sommer täglich eine Hand voll pflücken kann.
Was ist dein größter Gartenerfolg?
Dass wir von Mai bis Oktober wirklich das meiste, was bei uns auf den Tisch kommt, aus dem Garten (oder den beiden Gärten) ernten. Zu sehen, wie unser eigenes Essen heranwächst, macht mich glücklich.
Geht auch mal was schief?
Oh, es ging so viel schon schief. Ich glaube, erfolgreiches Gärtnern braucht das Versuchs- und Irrtums-Prinzip. Und ein Gartentagebuch, damit man die Fehler nicht zweimal macht…
Das sieht bei dir alles so schön üppig aus im Garten. Hast du einen geheimen Wachstums-Tipp?
Den hab ich, Achtung, Nase zuhalten: Pflanzenjauchen. Neben dem Kompost, der einzige Dünger, den wir verwenden. Ich setze jetzt im Mai Brennnessel-, Schachtelhalm- und Beinwelljauchen an zur Stärkung der sogenannten Starkzehrer in den Beeten, wie Tomaten, Zucchini, Kürbis und Kohl, aber auch für die Blühpflanzen. Dafür sammelt man ein KIlo Pflanzenteile und legt sie für ungefähr zwei Wochen in ein Gefäß mit zehn Liter Wasser. Nicht erschrecken, nach ein paar Tagen fängt das Ganze an so richtig zu stinken. Deshalb sollte man es in die hinterste Ecke des Gartens stellen oder mit Gesteinsmehl den Geruch binden. Täglich umrühren hilft auch. Ist die Jauche fertig, verdünnt man sie im Verhältnis 1:10 oder 1:20 mit dem Wasser und gießt nach Bedarf.
Ach und sag mal, hast du auch noch einen ultimativen Anti-Schnecken-Tipp, die sind bei uns ja ein riesiges Problem…
Hühner! Seit wir die haben, sind die Schnecken weg. Ansonsten kann man einzelnen Jungpflanzen große Trinkgläsern oder abgeschnittenen Plastikflaschen während der Nacht überstülpen und so sie schützen (übrigens auch vor Frost).
Wobei können Kinder am besten helfen?
Ich lasse die Kinder überall mitmachen, von der Aussaat bis zur Ernte. Es ist immer wieder überraschend, was Kinder doch alles essen, wenn sie gesehen haben, wie es vor ihren eigenen Augen gewachsen ist. Den größeren Kindern überlassen wir jedes Jahr ein eigenes Stück Beet, in dem sie anbauen können, was sie mögen, aber sich auch alleine darum kümmern müssen (bevor jedoch etwas zu verdursten droht, greife ich dann schon mal heimlich ein). Von den Beeten meiner Kinder habe ich mich inspirieren lassen, einfach Gemüse, Kräuter und Blumen zu mixen. Ist nicht nur hübsch, sondern trickst auch viele Schädlinge aus.
Und sag mal, was ist das denn überhaupt für ein sagenhaftes Boot in euerm Garten?
Ursprünglich wollte ich eine alte Jolle haben, mit Sand gefüllt, als eine Art Spielschiffsandkasten. Aber da wir nicht am Meer wohnen, war es uns einfach zu teuer, eine alte Jolle zu kaufen und zu uns zu transportieren zu lassen. Als wir zur Geburt meines zweiten Sohnes einen Gutschein für einen Kindermöbelhersteller in Köln bekommen haben, entdeckten wir bei ihm im Hof ein riesiges Holzschiff, das den Kindern der Kunden als Spielplatz diente. Zufällig kamen wir mit dem Geschäftsführer ins Gespräch und wir fragten ihn (mehr im Spaß), ob er so ein Schiff, nur kleiner, für uns bauen würde. Kurzum: er machte es und wir hatten einen Monat später ein Schiff im Garten. Das was dann zwar doch genau so teuer wie Jolle plus Transport, ist jetzt aber bereits sechs Jahre hinweg der Mittelpunkt vieler, vieler Kindergeburtstage und Spielnachmittage.
Wenn dein Garten ein Lied wäre, welches wäre es?
Ich denke die deutsche Version von „What shall we do with a drunken sailor“ – „Sag mir, was machen die Matrosen“, einfach, weil ich es schon so oft im Garten laut krähend von meinen Jungs gehört habe.
Hast du einen Gartentipp für Neu-Gärtner?
Sich nicht verrückt machen lassen von diversen Methoden und Theorien zum Thema Gärtnern. Einfach loslegen. Und wenn mal etwas auf Anhieb nicht klappt – was macht das schon? Im schlimmsten Fall wächst etwas nicht und man bekommt im nächsten Jahr eine neue Chance. Im besten Fall hat man plötzlich von irgendetwas zu viel und kann es mit anderen teilen. Also nicht aufgeben und Geduld haben. Es lohnt sich. Und: die wirklich wertvollen Tipps bekommt man im Gespräch mit anderen Gartenbesitzern, zum Beispiel auf Pflanzenmärkten, Saatgutfestivals oder offenen Gartentagen.
Du, diese Hühneridee lässt mich ja jetzt nicht los, machen Hühner denn viel Arbeit?
Nein, eigentlich nicht. Jedes Kind hat sein eigenes Huhn. Diese machen auch nicht mehr Arbeit oder verlangen mehr Verantwortung als ein Kaninchen oder Hamster – aber legen dafür wunderschöne Eier. Am Anfang hatte ich die romantische Vorstellung, die Hühner könnten den ganzen Tag durch den Garten laufen. Aber unsere Hühner halten sich nicht an Grundstücksgrenzen, lieben junge Salatpflanzen, hinterlassen ihren Dreck mit Vorliebe auf der Terrasse und schlafen immer auf den Liegestühlen, weshalb dann doch ganz schnell ein Zaun her musste. Jetzt haben sie ihren eigenen Garten – und dürfen in unseren wir auch da sind.
Verrätst du uns zum Schluss noch deine Gartenpläne?
Jedes Jahr wächst der Garten (in der Eifel) um neue Beete, Baumhäuser und Bohnentippis. Uns fällt immer noch etwas Neues ein. Dieses Jahr stehen auf unserer To-Do-Liste ein Kürbistunnel, den ich auf Pinterest gesehen habe, und der Innenausbau des Baumhauses.
Danke, Leni. Den Kürbistunnel können wir dann hoffentlich auch alle auf deinem Instagram-Account @Familienjahr bewundern, oder? Apropos Instagram: Ich habe noch ein neues, “grünes” Buch entdeckt, dass mich gerade sehr inspiriert. Es heißt “Flower Ladies” (Amazon-Partnerlink) und stellt zwanzig Frauen, ihre Leidenschaft für Pflanzen und eine daraus genial entwickelte Geschäftsidee vor. Da ist die Floristin, die ein Blumencafé eröffnet hat und die Illustratorin, die mit ihren hübschen Pflanzenportraits richtig berühmt geworden ist. Alle zeigen ihre Kunst auch bei Instagram, im Buch gibt’s die Geschichten hinter den schönen Accounts, zum Beispiel eine Lady, die ungewöhnliche Blumenarragements für Hochzeiten stylt, eine andere stickt sogar mit Pflanzen. Zu jedem Frauen-Portrait gibt es auch noch eine Anleitung zum Selbermachen – und jede Menge Input, vielleicht auch einfach mal seinen eigenen Traum anzugehen. Ob er nun grün ist – oder bunt.
Alles Liebe,
Wir sind gerade dabei unseren Garten neu anzulegen und ich würde ihn auch gerne „essbar“ machen, gerade auch für meinen beiden Söhne. Und ein Boot im Garten – wie genial wäre das denn! Vielen Dank für Inspiration und die Tipps!
Liebe Grüße
Heike
“Essbar” machen steht auf meiner neuen Lieblingswort-Liste.
Und dieses Boot ist wirklich super.
Ganz liebe Grüße,
Claudi
Hallo Claudi,
das ist so ein tolles Thema! Trifft meinen Nerv! Wir haben zwar nur einen kleinen Garten, aber hier wächst das eine oder andere, seit ich meine Begeisterung gefunden habe, die über Schnittlauch hinaus geht. In diesem Jahr hat der Lieblingsmann mir ein größeres Hochbeet gebaut. Die Jungs und ich haben es “bestückt” und jetzt gucken wir gespannt auf die kleinen Erbsenpflänzchen. ich finde es am schönsten, wenn ich mittags nochmal ein bisschen Salat von draußen holen kann. Zack, fertig & lecker! Nächster Versuch – eine Gurkenpflanze… und irgendwo müsste ich noch ein Plätzchen für einen Kürbis finden.
Danke, dass Du das Gartenthema hier so unkompliziert und unperfekt angehst, da finde ich mich wieder! Garten sollte einfach auch Spaß machen, für mich darf das keine Wissenschaft sein.
Oh, das ist ein tolles Feedback, so hatte ich mir das auch vorgestellt, unkompliziert.
Und das mit dem Salat -zack- fertig – lecker finde ich auch mit am Schönsten!
Liebe Grüße,
Claudi
Oh was für ein inspirierendes Interview! Danke!
Liebe Claudi,
mich würde noch interessieren, wie auf Foto 1 bei den Rahmenbeeten der Rahmen gebaut wurde: Woher ist das Holz? Wurde es in die Erde gegraben oder liegt es nur auf? Und welche Bücher gaben Leni Tipps oder inspirierten sie? Oder welche Blogs? Aber das sind vielleicht jetzt ganz zeitraubende und daher fast dusselige Nachfrage-Ideen.
Da ich das alles fesselnd finde, würde mich auch ein Einblick in die Kinderzimmer interessieren – so eine Serie hattest du doch auch auf deinem Blog. Bestimmt gibt es da auch tolle Ideen.
Hallo liebe Finja,
erst einmal Dankeschön, dass Dir das Interview gefallen hat!
Das Holz von den Rahmenbeeten hatten wir noch Bau des Baumhauses übrig, es sind einfache Latten aus dem Baumarkt. Die Rahmen liegen nur auf der Erde auf, wurden also nicht eingegraben. Im Herbst hatten wir die Fläche (teilweise) mit Pappe abgedeckt, um das Unkraut zum Frühling hin zu beseitigen, und dann die Beete mit Kompost und Erde aufgefüllt. Die Idee dazu kam von Amanda (www.soulemama.com), unter dem Stichwort “Garden” findest Du monatliche Berichte aus ihrem Garten und unter “a garden tour” Einblicke in Gärten aus aller Welt (auch sehr spannend). Mein Lieblingsgartenbuch ist gleichzeitig auch ein Kochbuch, “Barbara kocht” von Barbara Bonisolli, weil man dort neben dem Anbau von Obst und Gemüse auch gleich eine Idee mitbekommt, was man daraus machen kann.
Ich hoffe, das war eine Hilfe – wenn nicht einfach nochmal nachbohren (es gibt keine dusseligen Nachfragen ;-))
Liebe Grüße
Leni