Wir scheinen in einer Einflugsschneise zu wohnen: Heftiger Feenflug von links und rechts. Nach dem Besuch der Zahnfee vor einigen Wochen kam jetzt die Schnullerfee vorbei. Und das völlig überraschend…
Schnullerfee, Schnuller abgeben
Dabei hatte ich gerade in letzter Zeit heftige Diskussionen mit meinem Sohn um dieses Schnullerding. Nachdem eigentlich klar war, dass der Schnuller nur eine Einschlafhilfe ist, fragte er in den letzten Wochen immer häufiger danach. Schließlich ging er einfach hin und holte ihn sich aus der Schnullerschublade. Zuerst zum Nachmittagsnickerchen auf der Couch, dann nahm er ihn mit auf Autofahrten – irgendwann sah ich ihn immer öfter in seinem Mund. Als er sich schließlich beim Abendbrot nicht davon trennen wollte, hatten wir richtig Streit. Ich war genervt: Mit vier Jahren plötzlich wieder Schnullerdiskussionen. Dann konnte doch nicht wahr sein.

Ursprünglich hatten wir geplant, dass mit dem vierten Geburtstag Schluss sein sollte. Wir hatten immer wieder mit ihm darüber geredet, von der Schnullerfee erzählt, nein von ihr geschwärmt, den großen Bruder ins Boot geholt (zum Werbung machen für schnullerfreie Zeiten). Dann war der Geburtstag da – und wir brachten es nicht übers Herz. Er schien ganz offensichtlich einfach noch nicht so weit zu sein. Ich machte mir Sorgen, sah ihn mit Schnuller in der Tasche (oder im Mund) zum ersten Date spazieren. Es war mal wieder mein Mann, der glücklicherweise beruhigend ruhig blieb.

Bei unserer letzten Milchzahnkontrolle hatte ich meine Bedenken in Sachen Zähnen und Schnuller unserem Zahnarzt erzählt – er beruhigte mich. Solange es nur zum Einschlafen wäre – kein Problem. Ich sollte den Schnuller, wenn er schlief, einfach herausziehen. Das tat ich – und fühlte mich ein wenig besser. Bis das kleine Schnullerding wie gesagt wieder ganz groß wurde.

Bei meinem anderen Sohn war es im Nachhinein nicht schwer gewesen. Wir hatten die Schnullerfee kaum erwähnt, da wollte er, dass sie kommt. Er jammerte einen Abend lang – und dann war das Ding durch. Vor diesem Mal Schnullerentzug fürchtete ich mich dagegen mittlerweile richtig.

Und dann passierte es, vor ein paar Tagen, mitten in den Herbstferien. Wir hatten an diesem Tag einen riesigen Kürbis gekauft und ein Gesicht hinein geschnitzt. Abends standen wir da und bewunderten ihn – und plötzlich verkündete mein Sohn, er würde seinen Schnuller jetzt in den Rosenstrauch hängen. Ich war völlig überrascht. Ich begann sofort, ihm den Ernst dieser Entscheidung nahe zu bringen. Aber er war überzeugt, ging los und hängte den Schnuller auf. Ich war nervös: Mein Mann war an diesem Abend aus und ich hatte geplant mir gemütlich etwas zu kochen, wenn die Kinder im Bett waren, vielleicht eine DVD zu gucken. Den perfekten Moment für den Schnullerentzug hatte ich mir anders vorgestellt. Und autsch: auf stundenlanges Gejammer hatte ichan diesem Abend überhaupt keine Lust.

Lustigerweise habe ich tatsächlich versucht, ihn von dieser Entscheidung noch einmal abzubringen. “Überleg lieber nochmal!”, schlug ich vor. “Das kommt doch jetzt so spontan.” Und: “Bist du dir sicher? Wenn er weg ist, ist er weg. Und alle anderen auch…” Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, das das klappte – gerade weil der Schnuller in den letzten Tagen wieder so wichtig gewesen war.

Aber: Er war sich sicher. Felsenfest überzeugt. Ich schluckte und dachte, wer bin ich, dass ich meinem Sohn jetzt davon abbringen will, seinen Schnuller abzugeben. Und: Was muss das muss. Ich machte den Jungs ihr Abendbrot, wir spielten etwas, ich brachte sie ins Bett. Ich las ihre Geschichte. Mein schnullerloser Sohn guckte kurz ein wenig traurig – dann nahm er seinen Stofffuchs und kuschelte sich ein. Als ich ein paar Minuten später nach ihm sah, war er bereits eingeschlafen. Er hat seither nie wieder nach seinem Schnuller gefragt.

Als alle schliefen, verbannte ich alle Schnuller hinten in meinem Arbeitszimmerschrank. Statt meinem kleinen großen Sohn wären mir beinahe die Tränen gekommen: Ich hatte kein Schnullerkind mehr. Jetzt waren sie groß.

Sicher ist dieser Fall nur ein Beispiel, wie es laufen kann. Dennoch habe ich ihn hier aufgeschrieben um euch Mut zu machen. Mut zu haben, die Dinge laufen zu lassen. Kindern Zeit zu geben und ruhig zu bleiben.

Meine Tipps für den Schnullerentzug:

  • Der Besuch der Schnullerfee hilft, daher am besten frühzeitig die eigene Variante ausdenken. Bei uns war es klar, dass der Schnuller in einen Baum bei uns auf dem Hof gehängt werden muss, weil das auch beim großen Bruder so war. In Schweden gibt es bestimmte Schnullerbäume, an die Kinder ihren Schnuller hängen können (im Wildpark Schwarze Berge hier bei uns im Norden auch). In einigen Ländern hängen die Kinder den Schnuller sogar an den Weihnachtsbaum – und hoffen auf ein Geschenk mehr vom Weihnachtsmann. Wenn die familieneigene Variante steht, loslegen und tüchtig Werbung dafür machen.
  • Wenn vorhanden, größere Geschwister mit einbeziehen. Sie können von ihrem Besuch der Schnullerfee erzählen (und auch davon, dass es am Anfang vielleicht schwer war, aber dass das Blöde schnell vorbeigeht.)
  • Selbst soweit sein – oder ein Kind haben, das spürbar soweit ist. Ich denke nicht, dass jeder es schafft, einfach abzuwarten. Wahrscheinlich ist das auch nicht bei jedem Kind möglich. Ich bin aber inzwischen fest davon überzeugt, dass es auch relativ problemlos funktioniert, wenn man es selbst unbedingt will (kenne ich vom nächtlichen Nuckelflaschenentzug).
  • Ersatz anbieten: ein geliebtes Kuscheltier hervorholen und in den Mittelpunkt stellen. Oder ein besonderes Kissen oder eine Decke. Meinem großen Sohn habe ich noch mitten in der Nacht ein Schnuffeltuch aus einem Stoff seiner Wahl genäht, mit ihm neben der ratternden Nähmaschine, weil er den ersten schnullerfreien Abend über völlig verzweifelt war.
  • Ich bin kein Freund von zu vielen Geschenken – aber die Schnullerfee und ein kleines Geschenk helfen. Ich habe schon ein paar mal meine Kinder mit ihren Freunden belauscht, wie sie vom Besuch der Schnullerfee geschwärmt haben.  Ganz sicher ein Erlebnis, was man im kleinen Kinderherz speichert und sein Leben lang nicht vergisst. Und ein riesen Schritt in Richtung groß werden. Daher habe ich dieses Mal auch noch einen lieben Brief dazugepackt, in dem ich meinem Sohn schreibe, wie stolz ich auf ihn bin.

Habt ihr noch Tipps? Ich würde sie wahnsinnig gern hören…

Liebe Grüße,

 

 

 

 

Claudi