Ich liege auf dem Bett, die Haut noch immer sonnenwarm, neben mir schnarcht ein Kind und irgendwo brummt eine Fliege. Draußen zuckt ein Blitz am Himmel – und ich tippe diese Zeilen schon jetzt, am späten Sonntag Abend, weil die nächste Woche wild wird…

Jetzt sind wir quasi schon auf der Abbiegung der Ausfahrt in Richtung Sommerferien, viel zu schnell als gedacht, am Freitag geht’s in den Urlaub. Ich spüre, dass ich Schnappatmung kriegen könnte, wenn ich darüber nachdenke, was diese Woche noch alles anliegt: Helfen in der Schule und ein paar Schulfeste, viel Arbeit und Hausarbeit, Abschied feiern und Zeugnisse und Packen natürlich. Aber ich bleibe ruhig. Nehme mir fest vor, eins nach dem anderen zu machen, inne zu halten, zu genießen. Denn diese Vorfreude-Woche ist vielleicht meine Lieblingswoche im Jahr: Weil unsere lange Sommerreise noch blitzblank vor uns liegt. Alles ist möglich.

Ich glaube, ich bin unter anderem so ruhig, weil ich die letzten Tage mal wieder mich getroffen habe.

2. Ich war mit zwei Kollegen für Atout France, das französische Tourismusamt, an der Opalküste unterwegs, um für Geschichten zu recherchieren und es hat so gut getan, mal wieder so viel Zeit mit mir zu verbringen. Auf mich zu hören und all die anderen Claudis neben der Mama-Claudi auszuführen. Wir sind doch so viele und es tut so gut, ab und zu auch die anderen Ichs in uns freizulassen. Es hat mir verrückt viel Selbstbewusstsein gegeben, in dem Sinne, dass ich mir selbst mal wieder bewusst war. (Was irgendwie eine lustige Bedeutung des überproportional häufig gebrauchten Begriffs ist, wenn man ihm einfach wortwörtlich nimmt, oder?)

Auf der Reise durch Frankreich habe ich zwei Dinge geschoppt: ein paar grüne Glitzerschuhe aus einem kleinen Laden am Markt von Arras (ein letztes Paar in 36 runtergesetzt auf 15 Euro!) und den bunten Paillettenrock, den ich Meerjungfrauen-Rock getauft und gleich abends zum Dinner getragen habe. Weil so viele gefragt haben, habe ich ihn online gesucht, aber nicht gefunden. Aber hier ist eine hübsche Alternative.

2. Außerdem wird es grad richtig spannend in Sachen Roman. Ende letzter Woche habe ich zunächst einen Titelvorschlag bekommen, den ich schrecklich fand – Urks!!! – und dann – Hurra! – einen, den ich liebe! Auch in Sachen Cover-Entwürfe werden die Ideen immer konkreter.

Ich gucke grad überall Cover. Selbst in Frankreich bin ich in einen Buchladen gestürmt, um mich umzuschauen. Ich liebe Cover aus anderen Ländern und finde es verrückt, wie unterschiedlich sie für die verschiedenen  Übersetzungen gestaltet werden.

Welches ist eurer Lieblingscover aller Zeiten?

4. Irgendwo auf Instagram habe ich diese Woche gelesen, dass künftige junge Frauen nicht nur Schwierigkeiten haben werden, zu arbeiten, weil sie ihre kleinen Kinder betreuen, sondern auch noch ihre alten Eltern. Weil es nämlich in ein paar Jahren noch viel weniger Pflegekräfte geben wird. Wir sind schon voll drin in dem Thema und es macht es schwer, unbeschwert weiterzuleben. Mir macht das alles große Angst.

Bei meine Zeitungslesrunde am Samstag habe ich dann aber einen schönen buddistischen Tipp gelesen, nämlich, dass wir unsere Wunden zulassen und annehmen sollten. Jede Verletzung fühle sich an wie eine Pfeil, der sich in uns bohrt. Kämpfen wir aber gegen eine Verletzung, wehren uns dagegen und fragen uns immer „warum ich?“, dann träfe und das immer wieder wie ein weiterer Pfeil. Ich fand das ein gutes, irgendwie hilfreiches Bild.

5. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe von unserem ehemaligen Abi-Jahrgang (25 Jahre her, Halleluja). Mitten in Corona startete ein ehemaliger Mitschüler einfach so eine Challenge, indem er bekloppten Sport im Schnee machte, sich dabei filmte und uns aufforderte, das auch zu tun.

Die vielen lustigen Videos haben mich durch den Lockdown getragen. Zur Zeit läuft in unserer Gruppe eine neue Challenge: alle schicken ein Foto von ihren Sommerfüßen und einen Gruß. Mal sehe ich erdige Gartenschuhe, mal frisch lackierte Nägel, aber immer lese ich ein paar liebe Worte, spüre ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Nachrichten sind eine Ein-Blick-Auszeit im Alltag. Vielleicht auch eine Idee für euch und eine Gruppe.

Eine schöne Woche für euch, egal wie sommerferig oder vorfreudig oder gestresst sie sich auch anfühlen mag.

Claudi