Was ist bloß mit mir los? Ich blaffe meine Familie an, ich breche beinahe in Tränen aus, weil ich den halben Samstag auf dem Sportplatz verbringen muss. Mama-Managment halt. Aber. Ich. Will. Nicht! Könnte mich auf den Boden werfen wie ein Kleinkind. Oder bockig in meinem Zimmer verschwinden wie ein Teenie. Fehlen mir eigentlich Hormone oder hab ich zu viele? Ich finde mich gerade selbst furchtbar anstrengend…

Mit ein bisschen Abstand kann ich allerdings über mich selbst lachen. Klatsche meine Hand gegen meine immer faltigere Stirn. Seufze über mein Klischee-Midlife-Crisis-Ich. Über meine schlechte Laune, die keinen akzeptablen Grund hat, was ich merke, wenn ich sie an den Fingerspitzen vor mir zappeln lasse und sie von allen Seiten genau betrachte. Diese Hormone lassen mich auf jeden Fall immer öfter wüten, als alles lieb wegzulächeln. Hier ein paar Dinge, die mich am Wochenende wütend gemacht, äh, beschäftigt haben…

1. Da wäre mal wieder die Sache mit dem Geld. „Du machst ja jetzt doch für die und die Marke Werbung!“ schreibt mir jemand. „Ja!“, schreibe ich, „es geht nicht anders.“ Tatsache ist, dass die großen Marken, die mich oft gebucht haben, ihre Werbebudgets drastisch gekürzt haben. All die sogenannten Instagram-Marken, also die jungen Marken, die hauptsächlich Werbung über Social Media machen, zahlen sehr viel schlechter. Beziehungsweise nur für die Views, nicht aber für das Image eines Accounts.

Ein Account, der weniger polarisiert und trasht, hat traditionell weniger Views, bekommt dementsprechend sehr viel weniger Honorar. Ich werde in Zukunft also mehr Werbung machen (müssen) und mit mehr Marken arbeiten, die du schon von anderen Accounts kennt. Anders geht es leider nicht.

Kreischer! Denn ich mag mich überhaupt nicht mehr entschuldigen.

Liegt es eigentlich an meiner Branche, dass über Geld weder gesprochen, noch welches gefordert werden soll? Nach Dutzenden unbezahlten Praktika in Redaktionen und schlechtbezahlten Jobs in der Medienbranche, mögen mich viele meiner Follower am liebsten, wenn ich täglich schreibe, aber weder Werbung mache, noch meine Produkte verkaufe. Und auch Bücherschreiben bringt den allermeisten Autoren, die nicht Fitzek heißen, also auch mir, leider so wenig Geld, dass wir noch einen Brotjob machen müssen, ja, trotz Bestseller. Dadurch wird das zeitaufwendige Bücher schreiben für die meisten verrückterweise zum Hobby.

Nachdem ich letzte Woche über meine (wunderschöne!) Lesung in der Schule berichtet habe, bekam ich super viele Anfragen für weitere Schullesungen. Als ich allerdings meinen Preis gesagt habe, den ich für diese Vormittage in der Schule nehme, haben einige gestaunt. Und ich habe gespürt, wie ich mich erst wieder dafür entschuldigen will, aber dann die Wut in mir hochkriecht. Denn glaub mir, wäre ich Millionärin, würde ich liebend gern gleich mehrmals in der Woche für den Spaß und die Leseförderung in Schulen lesen. Ich würde auch auf Instagram und hier auf dem Blog noch viel tollere Artikel schreiben und Ideen posten, wenn ich nämlich nicht viel zu viel Zeit damit verbringen müsste, mir zu überlegen, wie ich das alles verdammt nochmal finanziere. Und sag doch bitte mal: Ist Geld verdienen (wollen)  und überhaupt über Geld reden, in deiner Branche auch so verpönt?

2. Sehr beschäftigt hat mich eine Direktnachricht auf Instagram am Samstag. Kurz vor der Hochzeit von Freunden habe ich sie nichtsahnend gelesen. Natürlich ein Fehler. Nachrichten von Chefs auf dem Weg ins Wochenende lesen, ist nie eine gute Idee.

„Du willst d0ch immer Kritik hören, Claudi“, stand am Anfang der langen Nachricht. „Hier kommt meine.“

Und dann kam in etwa sowas wie: „Bitte mach doch nicht so viel Werbung. Und halte doch nicht ständig dein Buch in die Kamera!!! Und wenn du Urlaub machst, berichte doch nicht nur über den Urlaub. Das ist mir immer zu viel. Claudi, zeig einfach mehr Haushalt, Kochen, Garten und Kinder, dann gucke ich dich auch wieder lieber. Schau doch mal bei Franzisaidwhat, die macht das so toll!“

Ich habe mich vor allem geärgert, dass ich mich so geärgert habe. Und ich habe patzig geantwortet, was unprofessionell war, worüber ich mich auch geärgert habe. Ich habe außerdem darüber nachgedacht, dass ich offenbar tatsächlich eine Kümmer-Krise habe, über die Katia hier so schön schreibt. Weil ich grad – ahhhhh – überhaupt keinen Bock auf Baby und Brei, und am allerwenigsten auf Haushalt habe. (Hallo, seid ihr das, Hormone?) Ich werde wütend, wenn ich bloß an Wäsche, Unkraut und Abendbrot machen denke…

Noch was habe ich gedacht. Nämlich dass es für uns „alte“ Instagramer offenbar wirklich eine Herausforderung ist, hier eine neue Nische zu finden, wenn wir keine kleinen Kinder haben. Das haben immer alle prophezeit, aber ich habe es nicht geglaubt. Schließlich wachsen die Leser ja mit. Tatsache ist aber wohl, dass die Interessen nach den Breirezepten und Babybasteleien, total auseinander gehen. Es ist nicht mehr so leicht, Dinge zu finden, die alle packen.

Und ich sage es ganz ehrlich: Ich habe keine Lust, über Brotdoseninhalte zu reden, weil die mir ehrlich gesagt völlig Banane sind. Ich packe halt irgendwas rein. Worauf ich Lust habe? Auf neue Erfahrungen, meinen Job, auf ein gutes Körpergefühl, Mode, Reisen, auf besonderes Essen und Zeit für mich. Und ja, ich habe auch Lust auf meine größeren Kinder! Aber die haben immer weniger Zeit für mich. Und das ist auch okay.

Eigentlich bin ich gerade selbst dabei herauszufinden, was ich will.

Vielleicht habe ich deshalb derzeit auch oft keine Lust mehr auf Instagram. Weil es da vor allem um Babys geht. Und ums Häuser renovieren. Unser Haus ist aber blöderweise fertig. Oder tollerweise, wie man es nimmt. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust, Zimmer für Zimmer noch mal von vorn zu renovieren.
Was ich will? Ich möchte anderen Frauen so gern zeigen, dass das Leben nicht vorbei ist, wenn man keine Stapelsteine mehr stapelt. Und Insta auch nicht. Weil ich mir das selbst so wünsche. Ist aber gar nicht so einfach, merke ich grad. Auch nicht für mich. Aber vielleicht schwebst du ja auch gerade irgendwo zwischen allem, und dann schweben wir zusammen?

3. Ich habe im Alltag derzeit zwar keine Lust zu kochen, aber auf ein selbstgemachtes Yogurette-Eis hatte ich große Lust. Und Leute, das ist so gut (und beinahe gesund!) Es muss auch nicht richtig hart werden. Köstlich ist es, wenn die Schoki knackfest ist und der Joghurt angefroren.

Dafür dunkle Schoki im Wasserbad schmelzen. Ein paar Esslöffel griechischen Joghurt in ein Glas geben, Ahornsirup darauf, Erdbeerstücke und ein paar zerhackte, geröstete Macadamia-Nüsse. Mit ein bis zwei Esslöffel Joghurt abschließen. Mit flüssiger Schoki beträufeln und mit ein paar Erdbeerstückchen dekorieren. Etwa 45 Minuten gefrieren lassen. Hier findest du die Anleitung als Reel (mein Lieblingsgeräusch ist das Klongklong am Ende.)


Es gab eine Zeit, da waren wir im Jahr zu fünf Hochzeiten eingeladen…

4. Ehrlicherweise war es beinahe etwas anstrengend, so schön es auch war, weil in den warmen Monaten quasi alle Wochenenden mit Polterabenden, Jungesellinnenabschieden, Vorbereitungen und Hochzeiten belegt waren. Gefühlt war ich noch dazu ständig schwanger oder habe gestillt.

Während sich derzeit im Freundeskreis die Trennungen häufen, hat ein befreundetes Paar an diesem Wochenende geheiratet. Und das war wirklich so besonders, so liebevoll, so schön. Man spürte nicht nur ihre gewachsene Liebe, sondern die Dankbarkeit für die bereits miteinander verbrachten Jahre. Und ihre großen Kinder konnten so richtig mitfeiern. Ein Hoch auf antizyklische Hochzeiten!

5. Mein Großer war auf einer Geburtstagsparty mit Thema „Farbe“ und fand es super. Es gab unter anderem eine Farbschlacht und es wurde gebatikt. Eine tolle Idee, sogar für das etwas schwierige Fetenalter 13 Jahre.

So, nach so viel Wut, gehe ich besser erstmal ne Runde joggen. Das hilft bei mir immer.

PS. Das hübsche Kosmetiktäschchen oben, findest du ab sofort hier bei uns im Shop!

Und wir geht’s dir?

Claudi