Wir sind wieder zurück aus dem Schneeurlaub und heute wieder zur Schule zu starten, fiel uns allen schwer. Das letzte Wochenende zuhause haben allerdings alle genossen: So schön der Urlaub war, die Jungs haben sich gefreut auf ihre Freunde und ihr Spielzeug. Aufs Indentaghineinchillen. Und ich habe versucht, meinen Hotelkater zu kurieren…
Nach fünf Tagen im Traumhotel musste ich nämlich vor allem eins: laut seufzen. Unser fleckiges Sofa, seufz. Die Wände voller Dreckflecken von Kinderhänden, seufz. Zum Glück bin ich nicht meinem ersten Impuls gefolgt und habe ein neues Sofa geshoppt, sondern habe ganz unfancy ausgemistet. Und mich danach mit dieser hier und dieser hier belohnt. Für ein wenig Hotelfeeling bei uns zuhause.
Mein ewiger Struggle, ich habe das Gefühl, ich muss mich entscheiden zwischen Job (beziehungsweise Leben) und perfektem Zuhause (solange ich keine Haushaltshilfe einstellen kann und will). Meinem Herz ist klar, für was ich mich auch weiterhin entscheide. Trotzdem seufzt es mich an. Und dann buche ich doch lieber die nächste Reise, statt einen Maler zu bestellen.
Hier ein paar Dinge, die mich an diesem Wochenende noch beschäftigt haben…
1. Wenn es irgendwie geht, starte ich meine Wochenendmorgen mit einem Kaffee plus Magazin auf dem Sofa. Seit einer Weile haben wir die Readly App auf dem Iphone, damit kann man ganz viele Magazine für einen Abobeitrag im Monat lesen. André konzentriert sich auf Wirtschaft und Sport, ich scrolle mich durch Garten-, Mode und Foodhefte. Herrlich.
In einem der Magazine habe ich den Vorschlag gelesen, seine Freundin beim nächsten Mal statt “Wie geht es dir?” lieber zu fragen: “Wie ist das Wetter in deinem Kopf?” Statt eines “Joa, geht so!” bekäme man dann nämlich eine sehr viel ausführlichere Antwort. Hab ich gestern gleich ausprobiert. War total spannend.
Außerdem habe ich sehr zufrieden in der Erde gewühlt. (Knallblauer Himmel mit Wolkentupfen im Kopf!)
2. Ich hadere gerade mal wieder ein wenig mit meinem Alter. Nein, eigentlich vor allem mit meinem Gesicht. Weil es sich gerade gefühlt rasend schnell hängen lässt. Vielleicht sind auch die Hotelspiegel Schuld, die alles nochmal ganz neu beleuchtet haben? Ich entdecke auf jeden Fall täglich neue Falten. Und die Morgenwülste unter dem unteren Lid gehen gar nicht mehr weg und lassen mich den ganzen Tag über genauso knatschig aussehen, wie ich oft bin. Verdammter Mist. Ich wollte nie, dass mich das nervt. Aber es nervt mich. Ich nerve mich.
Was mich aber wirklich nachdenklich macht, ist das Gefühl, das Instagram mir vermittelt. Nämlich, dass ich das alles doch ganz einfach mit Eingriffen ändern könnte – und sollte. Meine Schuld, wenn ich noch Schlupflider habe. Schön blöd. Dabei habe ich überhaupt nichts gegen Eingriffe. Mich erschreckt bloß mein gefühlter Druck. Und das Gefühl, dass es beinahe mutiger ist, die Schlupflider zu lassen, als sie wegmachen zu lassen.
Übrigens habe jetzt gleich zweimal Schlupflieder statt Schlupflider getippt. Klingen so gleich viel fröhlicher die Dinger, oder?
Was mir gegen diese schlaffen Gedanken hilft: In die Gesichter meiner Freundinnen gucken. Ob gepimpt oder nicht sind die schön.
Und: Mich mehr auf Themenaccounts zu tummeln, zum Thema Bücher oder Garten. Was mir auch echt gut getan hat, ist dieses Reel des Psychologen und Autors Michael Nast. Er sagt darin unter anderem: “Viele kultivieren die perfekte Fassade und vernachlässigen dabei, an einem schönen Wesen zu arbeiten.” Und: “Ein Gesicht ist schön, wenn sich in ihm die Anwesenheit des Denkens widerspiegelt.” Boah, wie schön. Also weiter im Text. Für mich gibt es so viel Spannenderes zu tun, als in den Spiegel zu gucken.
3. Am Wochenende war ich bei Freunden zum Basteln für ihre Hochzeit. Es war eine wahnsinnig nette, bunt zusammengewürfelte Runde und wir haben gemeinsam Marmeladengläser mit hübschen Bordüren beklebt und nebenbei geklönt. Eine Sache ist mir dabei im Kopf geblieben und ich musste das restliche Wochenende noch oft darüber nachdenken.
Bei einer kleinen Diskussion des Brautpaares, die sich um den Tischschmuck drehte, suchte sie nämlich immer nach weiteren Argumente für eine bestimmte Deko. Er aber winkte ab und sagte ganz freundlich: “Hör bitte auf, Argumente zu finden. Sag doch einfach, dass du es möchtest. Dass es dir wichtig ist. Dann können wir aufhören zu diskutieren und ich kann mir überlegen, ob ich zustimmen kann, obwohl es mir nicht gefällt. Einfach, weil es dir so gut gefällt.”
Ich fand das wahnsinnig schlau. Und so schön leise, in unserer laut diskutierenden Welt.
4. Und by the way, ich freue mich so, dass wir nochmal zu einer Hochzeit eingeladen sind. Wie schade ist es nämlich, dass es ,meist zwei, drei Jahre mit einem regelrechten Hochzeitstsunami im Leben gibt, der einen trotz aller Freude mit Junggesellenabschiedswochenenden, Polterabenden und mehrtägigen Feiern ganz schön ins Schwimmen bringt. Noch dazu ist man oft schwanger oder hat ein Kleinkind. Später aber, wenn alle wieder freie Kalender und Feierkapazitäten haben, herrscht leider gähnende Hochzeitsleere.
5. Viva Magenta ist die Pantone Farbe des Jahres. Warum ich das hier schreibe? Vielleicht weil es meine Ausrede für den hier ist.
PS. Lieblingsmoment an diesem Wochenende: Sonntagsfilm gucken gemeinsam auf der Couch, mit verknoteten Beinen und trotz Chilifleck unterm Po…
PPS: Alle Empfehlungen sind unbeauftragt und unbezahlt.
Und was hat dich am Wochenende beschäftigt?
Alles Liebe,
Was für ein wundervoller Beitrag – dieses Wochenende hatte ich mit meinem Gesicht arge Probleme, als ich Aufnahmen von einem genähten Artikel machen wollte und zuerst die Selfie Version aufploppte und ich mich in Nahaufnahme erschreckend gesehen habe und danach war erst einmal für ein paar Stunden der Tag gelaufen – wenn ich schon dachte , der Badezimmer mache alt, ist die Iphone Kamera noch einiges schlimmer und ich liebe dann wieder meinem Rückspiegel im Auto 🙂
und als meine Freundin einen Tag vorher meinte, dass sie sich klein, käsig und alt finden würde – hab ich dagegen gehalten u gefragt, warum sie sich so fühlt und das sie sich mit niemanden vergleichen darf – und zack – hab ich selbige Situation ein paar Stunden später trotz wundervoller Pflegeprodukte…seufz – aber ich und meine Falten sind schon seit ewig und drei Tagen ein sehr anstrengendes Thema für mich
Die Reaktion des Bräutigams auf den Tischschmuck finde ich umwerfend und werde ich mir mal merken – einfach phantastisch wie man mit Liebe und Kompromiss so wundervoll leben kann und nachdem meine Diskussion am Wochenende eher leider “lauter” war, werde ich mir dies mal hervorholen
DANKE
[…] ich hatte diesen tatsächlich gespeichert und nicht veröffentlich – und heute bei was für mich einen tollen Beitrag gelesen und so viele Gedanken sind im Kopf aber nun lese ich mir das hierzu […]
Liebe Claudi,
beim Lesen dachte ich so oft “oh ja”. Mir der Veränderung des Körpers haben wir wohl so ziemlich alle zu kämpfen. Gerade deswegen könnte man doch gelassener damit umgehen. Wenn es mal so einfach wäre… vielen Dank am Teilhaben lassen deiner Gedanken.
Liebe Grüße Daniela
Uff. Du sprichst mir aus dem Herzen. So geht es mir gerade oft auch. In allen Punkten, nur leider ohne Hochzeit. Die würde ich ja gerne mal feiern.
Ich buche auch lieber den nächsten Urlaub, aber Zuhause geht es mir dann immer ganz genauso!
Hey Claudi,
netter Text vom Wochenende! Ich musste heute auch seufzen bei den Schmutzflecken auf weißer Wand.
Das Wochenende ging mal wieder viel zu schnell vorbei, war aber wunderschön und frühlingshaft. Hier war holländischer Stoffmarkt mit anschließender Näherei.
Auf dem Foto oben siehst du aus wie 14. ich finde älter werden und aussehen auch so ein Ding. Aber was will man machen. Alles machen lassen, macht bestimmt nicht glücklicher. Sich um ein schönes innen zu bemühen ganz bestimmt. Ich finde wirklich, dass man auch im Alter wunderbar und weiblich aussehen kann. Hab da einige grauhaarige Vorbilder. Ich glaub wir Frauen sind da auf einem guten Weg.
Ich bin ganz froh Instagram nicht installiert zu haben. Mir scheint, ich verpasse nichts. Mach so weiter wie bisher, ich freu mich auf die neusten Artikel aus deinem Cosmos. Lg und guten Start in den Frühling!
Mathilda
Schön zu lesen, danke für den Text 🙂
Hab beim Lesen so oft gedacht:geht mir auch so. Morgens nach dem Aufstehen ist der Blick in den Spiegel immer der ungnädigste Habe auch das Gefühl, dass die Körpergröße von oben Richtung Mitte rutscht und da hängen bleibt- oben eingefallen Wangen, unten runder Bauch. Nervt. Aber dann denke ich wieder: könnte auch alles schlimmer sein. Hab mir zum Aufhübschen ( und zum Ablenken von vermeintlichen körperlichen Unerfreulichkeiten) die Herzkette bestellt. Und das Poster. In diesem Sinne chille ich mal meine Base. Vg Therese
Ganz lieben Dank für deine 5 Punkte!
Den Gedanken vom Hochzeitspaar finde ich sehr spannend und meine Schlupfflieder sind auch vorhanden und such gerade auch den Weg! Im Garten kann man mit dem Flieder wiederum ganz gut umgehen und das tut gut 😊
Heute Mittag im Bad… panischer Versuch, meine Haare so zu stylen, dass sie nicht nach Hausfrauenlook aussehen nachher im Vorstellungsgespräch… Tja, Bad Hair kommt immer zu schnell und kranke Eltern und Kinder haben mich vergessen lassen, das eigentlich ganz dringend ein Friseurtermin gebraucht würde… was mit 14 der Pickelabdeckstift war – ist jetzt mit 45 der Concealer – best friend – Schatten und Flecken die irgendwie auch dann kommen, wenn man nicht gefeiert und auch genug geschlafen hat…. schnell weg damit! Mit den Falten bin ich milder gestimmt, mein Motto – ein Gesicht mit Falten lebt, erzählt Geschichten!
Claudia ich mag deine Texte einfach, deinen Schreibstil, die Art wie du deine Leidenschaft lebst! Und alt siehst du dabei wirklich nicht aus!!
Ja!, ja!, ja!, will ich da nur rufen. Ein so toller Text und es fühlt sich an, wie mit einer Freundin zu sprechen oder ihr zuzustimmen.
Ich weiß, die Selbstwahrnehmung klafft oft mit der Fremdwahrnehmung auseinander, aber du siehst toll aus, auf deinen Fotos!!
Danke, dass du das Hadern und Zweifeln aussprichst und dir trotzdem treu bleibst. Das macht dich zu einem Vorbild in dieser oft verzerrten und gefilterten Instawelt.
Liebe Grüße und bald sind ja auch schon wieder Osterferien 😉
Dieser Tage ist der Blick ins Gesicht sehr unterschiedlich. Samstags draußen in der Sonne – zack 5 Jahre jünger, Sonntags Magen-Darm, die Kinder grün im Gesicht, die Eltern 10 Jahre älter.
Mit den Falten bin ich meist fein, dafür nicht mit den Bandscheiben. Hilft nix, ich versuche dankbar für jeden Lebensring zu sein. Klsppt definitiv nicht jeden Tag.
…wie schön wieder die 5 Dinge vom Wochenende zu lesen liebe Claudi!
Achja. Die Falten. Ich genieße es so, dass ich hier bei Euch auf dem Blog “mitwachse”, dass wir alle in einer Altersgruppe sind und uns ähnliche Emotionen & Themen ansprechen.
Grüße von der Ostsee!
Astrid