Es war ein arbeitsreiches, aber schönes Wochenende. Noch zwei Tage – und mein Kochbuch geht in den Druck. Unglaublich! Es fühlt sich seltsam an, dass etwas, woran man über ein Jahr so intensiv gearbeitet hat, tatsächlich ein Ende findet. Grafikerin Claudia und ich kommen gerade aus den Schlumpfsachen nicht raus. Und ich habe Lampenfieber, aber es kribbelt endlich wieder vorfreudig, statt sich bloß nach nicht enden wollenden Schwierigkeiten anzufühlen…

1. Beste Nachricht am Wochenende: Unser Papier ist schon da! Ganz lange wurde das Papier für unser Buch nicht bloß wöchentlich teurer, es war lange auch überhaupt nicht klar, wann und ob es kommt. Der Papiermarkt steckt durch Corona, die Energiekrise und Streiks in finnischen Holzwerken in einer tiefen Krise.

Unser geplantes Freundebuch konnten wir deshalb letztes Jahr nicht umsetzen, finanziell ein großer Verlust. Dieses Jahr kein Papier vor Weihnachten bei einer riesengroßen Investition wie dem Kochbuch zu haben, wäre für unseren Miniverlag der Supergau gewesen. Jetzt aber liegt es bereits in Plauen, in dicken Pappen gut eingemummelt in einer der Hallen unserer Druckerei Sachsendruck, und wartet darauf, nächste Woche in den Druckpressen für uns plattgemacht zu werden. Puh, ich sag’ s ganz ehrlich, jetzt träume ich nachts von Feuerflammen in Fabrikhallen – aber tagsüber bin ich ganz zuversichtlich, dass da jetzt nicht mehr so viel schief gehen kann.

Wenn bloß der LKW mit den Paletten voller Bücher nicht den Deich herunterkippt…

2. Noch etwas geht zu Ende, beziehungsweise fängt gerade erst an: Ich habe nämlich endlich das Go, euch am nächsten Wochenende erzählen zu dürfen, worum es in meinem Kinderbuch geht. Mein Buch erscheint zwar erst im Februar, wird aber ab der Onix-Meldung (die Meldung an den Buchhandel) demnächst überall zu sehen sein wird. Ich freue mich so, dass ich auf Instagram feierlich das Cover enthüllen darf, bevor ihr es auf Amazon, Thalia und Co. finden könnt. Das wird auch so aufregend. Folgt ihr uns eigentlich schon auf Instagram?

Zwei Projekte, die mich so lange beschäftigt haben, werden also endlich geboren. Ein verrückt komisches Gefühl, das mich sehr nervös macht. Aber endlich mal wieder auf gute, aufgeregt kribbelige Weise nervös. Ich kann nicht erwarten zu erfahren, wie ihr meine beiden neuen Buchbabys findet.

3. Am Sonntag war bei uns Apfelfest im Dorf, eine richtige kleine Tradition. Sogar mein Großer ist noch mitgekommen, um sich dort mit seinen alten Dorffreundinnen und Freunden zu treffen. Es gab Apfelkuchen, das halbe Dorf hat fleißig Äpfel geschnitten und daraus Apfelsaft gepresst, den sich alle in kleinen Flaschen abfüllen und mitnehmen durften.

Der schmeckt so schön echt apfelig und sauersüß und so ganz anders, als der Industriesaft.

Die kleinen Kinder haben mit Äpfeln gedruckt und hatten nasse Gesichter, Haare und Schneeanzüge, weil sie um die Wette Äpfel aus einer Schale mit Wasser gefischt haben. Die Luft im Garten hinter dem Gemeindehaus roch süßsauer und moderfeucht, ich kuschelte mein Gesicht das erste Mal in ein dickes Tuch und fand den Gedanken an den Herbst plötzlich nicht mehr ganz so grausig.

Genau zur richtigen Zeit riss ich von meinem Küchenkalender diesen Spruch ab, den ich gleich an den Kühlschrank hängte: “Im Herbst steht in den Gärten die Stille, für die wir keine Zeit haben.” (Victor Auburtin) Plötzlich habe ich richtig ein bisschen Lust, auf die kuschelige Jahreszeit. Auf die zweite Staffel von Ginny und Georgia, auf ganz viele Folgen “The Crown”, die ich im Gegensatz zu allen anderen noch nicht gesehen habe und darauf, nach dem Kochbuch-Wahnsinn endlich mal wieder ganz in Ruhe an neuen Ideen zu spinnen.

4. Außerdem freue ich mich riesig darauf, endlich mal wieder etwas anderes zu lesen, als bloß meine Bücher Korrektur. Ha, ha. Einen kleinen Schatz habe ich bereits neben meinem Bett liegen und ich gebe zu, ich musste auch schon ein bisschen reinlesen. Weil der Titel “Krawall und Kekse” einfach so gut zu meinem Leben passt.

Der Roman von Shirley Jackson, die eigentlich Schauerromane geschrieben hat,  ist etwas ganz Besonderes, weil er nämlich bereits 1953 erschienen ist und nun neu wieder aufgelegt wurde. Völlig verrückt daher, wie aktuell die Beschreibungen des wilden Familienlebens der Autorin klingen. Zum Beispiel gleich der Anfang:

Unser Haus ist alt und laut und voll. Als wir eingezogen sind hatten wir zwei Kinder und fünftausend Bücher, ich schätze, wenn wir irgendwann aus Nähten platzen und ausziehen, werden wir zwanzig Kinder und locker eine halbe Million Bücher haben; außerdem haben wir ein Sortiment an Betten und Tischen und Stühlen und Schaukelpferden und Pinseln und buchstäblich Tausende Socken…

Die Kinder, die Bücher, das Zeug, die Socken. Alles wie bei uns.

Was völlig anders ist im Gegensatz zu heute ist, dass Jackson in den Erzählungen über ihr Familienleben nie von dem Konflikt erzählt, in dem man zwangsläufig gerät, wenn man einen Haufen Kinder großzieht und gleichzeitig Bücher schreibt (oder einen anderen Job macht). Jackson klammert das aus, ganz so, als spiele dieser Struggle keine Rolle, dürfe nicht sein. Dabei belegen Briefe, dass sie diese Gleichzeitigkeit von Mutter und Autorin sein logischerweise sehr belastet hat. Vielleicht schreibt sie aber auch einfach nicht drüber, weil damals der Großteil der Frauen nicht berufstätig war.

Nur in einer einzigen Szene wird deutlich, dass die Hauptfigur, also Jackson selbst, einen Beruf hat, nämlich Schriftstellerin. Ausgerechnet als sie für die Geburt an der Rezeption des Krankenhauses steht und beim Reden Wehen veratmet. Völlig verrückterweise könnte die Szene, so altmodisch sie klingt, genauso noch heute stattfinden. Oder?

“Name?”, fragt die Rezeptionist mich höflich, den Bleistift im Anschlag. 

“Name”, sage ich vage. Dann fiel er mir wieder ein, und ich sage ihn ihr.

“Alter?”, fragt sie. “Geschlecht, Beruf?”

“Schriftstellerin”, sagte ich.

“Hausfrau”, sagte sie. 

“Schriftstellerin”, sagte ich.

“Ich schreibe einfach Hausfrau”, sagte sie. “Behandelnder Arzt? Wie viele Kinder?”

“Zwei”, sagte ich. “Bisher.”

“Normale Schwangerschaft?”, fragte sie. “Blutprobe? Röntgenbilder?”

“Hören Sie – “, sagte ich.

“Name des Ehemanns?”, fragte sie. “Adresse? Beruf?”

“Schreiben sie einfach Hausfrau”, sagte ich. “Sein Name fällt mir jetzt wirklich nicht ein.”

5. Ansonsten freuen wir uns hier riesig auf unsere aufregende Reise in den Herbstferien. Wie bereits auf Instagram verraten, gehts für uns mit Tourlane auf die Seychellen. Ich bin hin und weg von dem Gefühl, mich nicht bloß auf Urlaub zu freuen, sondern wie früher auf ein richtiges Reiseabenteuer. 

Wart ihr schon mal da und habt Tipps? Wir sechs sind ja kein bisschen fernreiseerprobt.

Wie war dein Wochenende?

Foto 3: Louisa Schlepper

Ganz liebe Grüße,

Claudi