Das war’s. Noch nicht ganz, weil wir unseren Urlaub tollerweise mit Blick auf die Berge beenden dürfen. Trotzdem: der Koffer wartet schon, die Nur-noch-einmals häufen sich, die Melancholie kratzt und immer öfter scrolle ich im Kalender in die Tage nach der Reise. Unser Urlaub ist (fast) vorbei – aber muss es das lässige Gefühl damit wirklich auch sein…?

Jedes Jahr ist der Wunsch da, aber ich glaube, so intensiv wie dieses Jahr habe ich ihn noch nie gefühlt: Wie bitte kann ich das Urlaubsgefühl bewahren? Wie mehr Lässig- und Leichtigkeit in unseren Alltag bringen? Fakt ist, die Sommerferien sind nicht nur der Reset-Knopf für unser Familienleben, wie Katia hier so schön schreibt, sondern auch meiner. Weil ich in jede Sommer- (und Weihnachtsferien auch!) so fertig starte, dass ich darin entscheide, dass ich es so nicht will.

Ändern kann daran wohl niemand etwas, außer ich. Verdammte Kiste. Ich bin es, die meinen Knopf finden muss, den ich drücken kann bevor ich auf- und durchdrehe. Die Fluchttüren in den Alltag einbauen muss, um rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu kommen. Im Urlaub ist mir nämlich auch wieder bewusst geworden, wie sehr ich meinen Job liebe, meine ganzen Projekte. Meine Familie sowie. Ich muss bloß lernen, mich von ihnen allen nicht auffressen zu lassen.

Verrückter Gedanke, dass es letztendlich immer meine Entscheidung ist, ob ich etwas als anstrengend oder machbar empfinde. Ihr habt hier mit mir auch so gute Fluchtideen geteilt. Danke dafür! Und ich arbeite dran – und werde berichten.

2. Knusper, knusper. Auf Sardinien gab es überall köstlich knusprige Kartoffelspalten. Als wir in der Ferienwohnung selbst grillten, schnippelte André unsere Ofenspalten nicht wie sonst als Spalten, sondern ebenfalls wie Bratkartoffeln. Er hat sie dafür gewaschen, auf Backpapier gegeben, mit Olivenöl begossen und mit Salz bestreut. Vielleicht lag‘s am lauen Himmelsrosa, aber sie haben wirklich groß, ganz anders als sonst und viel besser geschmeckt.

3. Hotel Tirolerhof. Ein Familienhotel mit Herzblut geführt von einer Familie, bei der die Kinder entscheiden, was für Attraktionen es im Familienhotel gibt. Und das mit viel Charme und Blick auf die Zugspitze. Wenn ihr Lust habt, euch als Familie auch mal so richtig verwöhnen zu lassen, schaut gern heute und morgen in meine Instagram-Story.

4. Bei Streit streiken. Passt zu Punkt eins – und nimmt einiges am Druck. Im Urlaub habe ich wieder vermerkt, wie viel Kraft es kostet, sich ständig in die Kämpfe der Kinder einzumischen. Ich hab es mich daher im Urlaub wieder öfter getraut in solchen Fällen zu sagen: „Sag es ihm selbst!“

Es stresst mich nämlich total, erst das ohrenbetäubende Gekabbel und dann der schrille Schrei: „Mama, Mamaaaaa, x hat das und das gemacht.“ Jedes Mal, fährt mein Puls hoch, jedes Mal saust es in meinen Ohren – und letztlich kann ich nie wirklich schlichten, weil ich überhaupt nicht weiß, worum es geht.

Statt mich einzumischen, zu versuchen den Schuldigen zu finden, selbst hochzufahren, schlechte Laune zu bekommen und trotzdem nicht schlichten zu können, mache ich etwas erstaunlich Banales.

Ich animiere meine Kinder dazu, sich selbst zu sagen, was sie aneinander stört- und mich außen vor zu lassen. Es ist nämlich nicht mein Streit. Manchmal übe ich es mit ihnen, übe mit dem einen genau zu sagen, was doof war. Und mit dem anderen ebenfalls. Fast immer gehen Streits so viel schneller vorbei, als mit meiner Einmischung. Wenn ich zu kaputt bin, und das bin ich oft, sage ich einfach nur den Satz. Meinen liebsten Satz für Eltern mit großen Geschwisterkindern: “Sag es ihm selbst!”

5. Neue Rituale. Bei Cup of Jo habe ich diesen schönen Text über Rituale gelesen. Die Autorin erzählt darin von einem älteren Herrn, genau gesagt Grandpa Bernie, der jeden Mittag die gleiche Dosensuppe isst. Dazu drei diagonal geschnittene Möhren. Jeden Nachmittag um 16.30 Uhr gießt er sich ein Glas „crispy white wine“ ein. Immer pünktlich und immer eiskalt. Es klingt gleichermaßen erschreckend – wie kinoreif. Genau wie die Autorin, habe natürlich auch ich sofort überlegt, welche Rituale ich eigentlich habe.

Das war erstmal ernüchternd.

Gleich nach dem Weckerklingeln ins Handy glotzen zum Beispiel. Zuverlässige Streits mittags wegen der Schularbeiten mit den Kids. Und abends allgemeines Koch-und Aufräum-Chaos. Klingt schrecklich. Ich frage mich mit der Autorin: „Is it easier to romanticize other people rituals and criticize our own? Or am I in need of a routine makeover?“

Manchmal hilft schon ein sanftes Wenden der Gedanken, denn dann fallen mir in Sachen Rituale plötzlich ein: Der Blick aus unserem Schlafzimmerfenster auf die Wiesen, bevor ich meine Füße vom Laken auf den Dielenboden setze. Meine Joggingrunde auf dem Deich alle zwei Tage, das Knistern des Schaums auf meinem ersten Kaffee, bevor ich das Laptop aufklappe. Die Dankbarkeit über einen ruhigen Morgen, an dem ich schreiben darf. Und unsere wilden, wunderbaren Abendessen. Alles also auch eine Frage der Perspektive. Womit wir wieder bei Punkt eins wären…

Welche Rituale habt ihr? Filmreife oder frustrierende?

Und ihr? Seid ihr erholt, müde, urlaubsbluesig oder voller Tatendrang?

Alles Liebe,

Claudi