Was für ein aufregendes Wochenende war das bitte? Am Donnerstag bin ich vom Familienurlaub zur Leipziger Buchmesse gefahren, wo zwei Tage voller Termine vor mir lagen. Das waren wirklich Gefühle hoch fünf…

1. Abschiedsenttäuschung. Am Donnerstag hatte ich meine Sachen gepackt, einem Kind noch die Haare entzaust, noch schnell den Tisch abgewischt, damit sie es später schön, statt krümelig hatten. Ich hatte mich auf Leipzig gefreut, auf all die neuen Eindrücke, aber plötzlich, kurz vor Abfahrt, kam es mir falsch vor. Sie und ich, hier und da, ganz weit weg voneinander.

Wir waren alle spät dran, trotzdem wollte ich sie plötzlich am liebsten knuddeln, knutschen, festhalten.

Sie aber zogen ihr Skizeug an, packten ihren Kram – und schon waren sie draußen. Sie kannten den Weg allein zu viert, sie machten das toll. „Tschüss!“, riefen sie leise. Ich rannte hinterher. „Halt!“, rief ich. Mein Herz klopfte hart von innen gegen meine Brust. „Ich muss euch noch drücken.“

Sie grinsten kurz und irgendwie schräg, ließen sich kurz knutschen. Dann ließen sie mich stehen. Ich, die plötzlich wollte, dass sie sich an meinen Füßen festkrallten und mich nicht gehen lassen wollten. Ich, die ich küssen, tausend Dinge sagen, sie festhalten wollte. Aber ich hielt mich zurück.

Ich winkte. Und weg waren sie. Und weg war ich.

Warum war ich enttäuscht? Warum piekste es? Ich drückte die Gefühle so gut es ging weg. Ich wollte nicht die Klammer-Mama sein. Ich will die coole Mama sein.

Kaum war ich im Zug, freute ich mich wieder. Sie würden eine gute Zeit haben – und ich auch. Sie waren so schön selbstständig. Und sie mussten mich nicht vermissen, damit ich nichts vermisste.

2. Messeweh. Obwohl ich von der dünnen Luft, den vielen Menschen und Gesprächen irgendwann wie immer gagga geworden bin und mir seltsam selbst beim Reden zuhörte, vermisse ich den Rummel schon jetzt! Schaut mal bei Instagram, ich hab von beiden Messetagen kleine Reels gedreht. So echte Alltags-Eindrücke sehe ich auch grad bei anderen so gern.
Hier geht’s zu meinem Roman „Sommer ist meine Lieblingsfarbe“ und hier zu Band 3 meiner Kinderbuchreihe „Die Geburtstagsbande“.

Gestern morgen war ich mit dem Roman auf Platz 13 (!) aller Bücher beim großen A. Ich konnte es gar nicht glauben, hab erstmal geweint und hatte Gänsehaut.

3. Schuhcharme. Ich hatte an beiden Messetagen diese coolen Glitzerstiefelletten an und ich denke, das sind jetzt meine Glücksschuhe. Ein paar Kolleginnen fragten sofort, wie ich auf denen bitte einen ganzen Messetag lang laufen könnte. Aber die sind echt bequemer, als sie aussehen.

4. Spice-Situation: Einer der lustigsten Momente auf der Buchmesse war übrigens der, in dem meine Verlagskollegin Nadine und ich uns über die Sexszenen in unseren Büchern ausgetauscht haben.

Nadine Kerger schreibt tolle New Adult-Romane, also das gehypte Genre, in dem es um Frauen in ihren Zwanzigern geht. Typische Tropes, also Plotmuster, sind Ennemies to lovers, oder Friends to lovers. Haupt-Trope in meinem Roman, ohne das ich damals wusste, was ein Trope ist Love Triangle. Ganz wichtig auch in New Adult Büchern: Sexszenen, in der Genresprache „Spice“ genannt.

Nadine hatte in ihrem New Adult Roman zunächst keinen Sex drin, sollte ihn auf Rat ihrer Lektorin aber reinschreiben.

Ich hatte in meinen Midlife Love Roman (wie ich es nenne ; ) welchen drin, aber meine Lektorin schlug vor, sie rauszustreichen. „Lassen wir die beiden doch die Tür zu machen und das andere passiert in den Gedanken der Leserin.“

Ich wollte echtes Vögeln, keine Gedankenvögel

Ich bestand also auf Sex, zumindest auf ein bisschen, und kämpfte dafür. Und ich frage mich jetzt: ist es womöglich so, dass wir nur der jüngere Leserschaft Sex geben wollen (genau wie Farbschnitt und fancy Prägeschrift auf dem Cover), und bei den Älteren lieber die Tür zu machen?

Ist das nicht Ageblaming? Und ist das nicht übel? Ist das Entsexyfizierung? Und überhaupt nicht das, was wir wollen?

Wieso, frage ich mich, grenzen wir das Lesealter überhaupt ein? So wie jedes Kind entscheiden können sollte, ob es Piraten oder Feengeschichten lesen möchte, sollten wir Erwachsenen das auch, oder nicht?

Jeder war doch schließlich mal 20 und wird mal 40 (hoffentlich!).

Nadine und ich haben auf jeden Fall herzlich gelacht, auch über die Tropes, die ich mir für meinen Roman einfach selbst ausgedacht habe: Grumpy Kids, Amazing Friendship und Paint and love… haha.

5. Eine Nachricht bei all den schlimmen Nachrichten da draußen hat mich in den letzten Tagen besonders umgehauen: Die von Kate. Ich bin England-Fan, war aber bislang weder Windsor- noch Middleton-Anhänger. Jetzt bin ich es.

Wir saßen mit vier Frauen in einem Leipziger Taxi, als es plötzlich überall stand.

Und wir waren alle total ergriffen. Vielleicht weil sie uns so nah ist, obwohl sie Mitglied der Königsfamilie ist: auch mittelalt, mitten im Leben und kleine Kinder. Uff.

Ich fand sie so unglaublich echt, verletzlich und sympathisch, wie sie dort im Video saß, mit ihren offenen Haaren und dem Streifentop, und tapfer von ihrer Erkrankung gesprochen hat. Dass die Medien sie trotz ihrer Bitte darum, nicht in Ruhe lassen, finde ich tragisch.

PS. Wenn ihr in den Oster-Urlaub fahrt, vielleicht habt ihr Lust, unser wunderschönes Reisetagebuch mitzunehmen?

Alles Liebe und eine tolle Woche!

Claudi