Ein Wochenende, das mir sehr lang vorkam, aber auch verrückt kurz. Vielleicht, weil ich Freitag erst spät von einer wilden Recherche-Reise aus Bayern zurück kam. Und so müde war. Vielleicht auch, weil einiges Seltsames passiert ist…
1. Immer schwerer. Ein Termin am Samstag hatte mir seit einer ganzen Weile schwer auf dem Herzen gelegen. Als ich schließlich mitten drin war, hab ich mir immer wieder selbst zugeflüstert: „Einfach machen“. Letztlich war es viel weniger schlimm, als ich dachte. Und ich bin so froh, es gemacht zu haben.
Für den Termin hatte ich Blumen besorgt und war mal wieder erstaunt, wie erstaunt die Floristin war, dass ich meinen Strauß wirklich locker und wiesig will, und nicht mit Blattbeton außen rum.
Liest hier jemand aus der Floristik-Branche mit? Sind diese hart gesteckten Sträuße tatsächlich noch im Trend?
Und apropos Trend: Ich hatte gestern des tiefe Bedürfnis, mein Handy gegen die Wand zu schleudern, weil ich nur noch diese seltsam künstlichen, klonartigen 90-er-#yearbook Fotos und Reels auf Instagram angezeigt bekommen habe. (Schaut mal hier). Total langweilig, wenn das alle machen. Und ich frage mich: Warum machen da so viele mit? Spätestens beim zweiten Mal, war es doch nicht mehr lustig, oder? Möchten sich vielleicht alle doch noch coole Fotos aus einer Zeit besorgen, in der wir in Wahrheit dauerwellendoof aussah? Oder haben wir alle einfach tiefe Sehnsucht nach der vermeintlichen Leichtigkeit der Teeniezeit? (Ich nämlich ja!)
2. Immer mal was Neues: Dann haben wir am Samstag noch mit Freunden das erste Mal (?), oder zumindest seit einer langen Zeit, lauthals und emotional über Politik diskutiert. Die Meinungen ging weit auseinander, und bei manchen Dingen eben auch doch nicht. Fand es erst seltsam, beim gemeinsamen Treffen und gemütlichen Essen darüber zu sprechen (und zu streiten), aber jetzt denke ich, sollten wir vielleicht viel öfter machen.
Daher interessiert mich brennend: Redet – oder diskutiert – ihr mit Freunden über Politik?
PS. Nach einem Blick auf die Ergebnisse der Wahl in Bayern und Hessen gestern, die mich echt erschrecken, die ich aber – leider – so ähnlich bereits vermutet habe, weil sie für mich die Stimmung in Deutschland widerspiegeln, frage ich mich mal wieder: Was können wir bloß tun? Jeder für sich und ich mit diesem Medium…
3. Als ich vor vielen Jahren nach Vierlanden zog, zur Probe erstmal, weil ich mir nicht sicher war, ob das was für mich war, warnte mich eine neue Bekannte aus dem Dorf vor: „Im Winter brauchst du hier viel Alkohol!“
Und wirklich: Es ist nicht immer leicht, den Herbst und den Winter hier gemütlich und idyllisch zu finden, wenn der Nebel sich gar nicht mehr verzieht und wenn doch, die matschbraunen Straßen, Wiesen und Felder entblößt. Dunkel und trüb von November bis Februar. Klar ist es auch mal knisternd klar und sonnig, aber gefühlt nicht oft.
Ich fühlte mich also gleich zuhause im Buch „Marschlande“ von Jarka Kubsova, das bei mir ums Eck spielt, in Hamburg Ochsenwerder. Sehr vertraut klingen die Namen der Menschen im Dorf, Witthöff und Gladiator, so heißen die Leute hier wirklich.
Auch den Schwermut kenne ich, und das Gefühl, nicht zu wissen, ob man hier her passt.
Kubsova erzählt ihrem Buch “Marschlande” über zwei Frauen, die in ganz verschiedenen Zeiten leben: Britta ist mit ihrer Familie aus der Stadt nach Ochsenwerder gezogen – und fühlt das Landleben plötzlich nicht wie erhofft. Und Abelke Bleken hat dort 500 Jahre zuvor gelebt, als Frau in einem der großen Hufnerhäuser, bloß sie allein, die Kälte und ihr Vieh. In intensiver Sprache erzählt Kubsova vom Leben dieser Frauen, beschönigt nichts.
Definitiv keine leichte Kost, aber eine gute Geschichte über Kraft und Ohnmachtsgefühle. Über Verzweiflung und Hoffnung. Übers Hinschmeißen wollen und doch weitermachen. Was mit Abelke Bleken am Schluss passiert, wusste ich schon vorher, das weiß bei uns in der Gegend jeder. Wie es dazu kommen konnte, bleibt dennoch unglaublich.
4. Schon in Weihnachtsstimmung? Ich musste letztens tatsächlich schon mal Lebkuchen kaufen, daher passt der kleine Drache Spekulatius super gut. Auf Insta seht ihr meine Anleitung für eine kinderleichte und sehr einfache Spekulatius Marionette. Und hier könnt ihr euch die Vorlage runterladen.
5. Hurra: Aus meiner verrückten Idee wird ein Plan: Am 3. und 4. November 2023 eröffnen wir unseren WAS FÜR MICH Pop up-Store in der B-Lage, Kampstraße 11 in der Hamburger Schanze. Das ist besonders schön, weil meine allererste Buchparty vor acht Jahren (!) auch dort stattgefunden hat.
Katia, Grafikerin Claudia und ich arbeiten am Freitag Morgen dort im offenen Büro, ihr könnt uns gern beim Schreiben über die Schulter schauen, mit Fragen löchern und natürlich all unsere tollen Produkte live entdecken.
Am Freitag, 3.11 um 16 Uhr und am Samstag, 4.11 um 11 Uhr lese ich aus meiner Kinderbuchreihe „Die Geburtstagsbande“ vor. Hinterher könnt ihr Fragen stellen und natürlich Bücher kaufen und signieren lassen. Hier gibt’s Tickets für Freitag. Und hier für Samstag.
Kommt ihr vorbei? Würde mich RIESIG freuen, euch zu sehen.
PS. Während ich diesen gestern Abend angefangenen Artikel heute Morgen zu Ende schreibe, brennt das erste Mal wieder eine Kerze auf der Arbeitszimmerfensterbank. Draußen graut es vor sich her, aber bei mir drinnen durftet es gemütlich nach Vanille. Und ganz plötzlich denke ich, dass ich mich tatsächlich ein bisschen auf die dunkle Zeit freue. Weil Dinge enden müssen, um neu zu beginnen. Weil man zur Ruhe kommen muss, um dann wieder durchzustarten. Hach…
Alles Liebe,
Liebe Claudi,
ich lese schon lange und immer gerne euren Blog, danke dafür!
Zu deiner Frage “Was können wir bloß tun? Jeder für sich und ich mit diesem Medium…”:
Mir ist in der Geburtstagsbande aufgefallen, dass es kein Kind mit Migrationshintergrund gibt (außer eventuell zwei nicht erschienene Geburtstagsgäste).
Das deckt sich nicht mit unserer Realität. Von den Freunden meiner Kinder hat bestimmt die Hälfte Migrationshintergrund. Und damit sind meine Kinder eher die Ausnahme hier, da wir auch Zugezogene (aus einem anderen Teil Deutschlands) sind. Die Kinder, deren Familien hier verwurzelt sind, bleiben weitestgehend unter sich. Bei den Fussballspielen der Kinder gibt es eine Bank mit den “deutschen” Eltern, eine mit Migranten (die sich im Übrigen auch auf deutsch unterhalten, da alle aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen kommen) Wir irgendwo dazwischen, bei beiden Gruppen ein bisschen dazugehörig, bei keiner Gruppe richtig dazugehörig.
Zu deiner Frage also: Ich fände es toll, wenn hier auf dem Blog und in deinen Büchern Einwanderer mehr Platz bekommen würden. Je mehr Menschen man kennt, mit ihren Sorgen und Ängsten, desto schwerer ist es Afd zu wählen. Je mehr migrantische Kinder in den Geschichten vorkommen und zu guten Freunden werden, deto leichter ist es auf andere Kinder zuzugehen, die vielleicht noch nicht perfekt deutsch sprechen.
Liebe Grüße
Hella
Liebe Hella, danke dir für dein Feedback. Das ist eine spannende Frage und Anregung.
Meine Geburtstagsbande ist offensichtlich mehr von meinem Alltag inspiriert, als ich dachte. Und wir haben hier im winzigen Dorf im letzten Zipfel Hamburgs sehr, sehr wenig zu tun mit Menschen mit Migrationshintergrund. Zwar gibt es in den Klassen einige, aber die treten nicht damit hervor. Es ist kein Thema. Mir ist das in meinen Büchern allerdings bereists selbst bewusst geworden und ich habe zumindest jetzt bei Band 4 verstärkt versucht, mehr Unterschiedlichkeit reinzubringen. Danke dafür.
Und ja, ich teile deine Idee und fände das total toll, unterschiedlichste Autorenstimmen hier zu Wort kommen zu lassen. Ich habe allerdings bereits mehrfach den Versuch gemacht, Autoren mit Migrationshintergrund zu gewinnen, aber das ist tatsächlich gar nicht so leicht. Ich kenne in meiner Bubble erschreckend wenige. Falls du also einen Tipp für mich hast, ich wäre total dankbar.
Liebe Grüße,
Claudi
Liebe Claudi,
es freut mich sehr, dass du an dem Thema schon dran bist 🙂 In meiner Bubble gibt es soweit ich weiß keine Autoren/Menschen die gerne schreiben, zumindest nicht von denen ich weiß. Vielleicht kannst du ja jemand von den zugezogenen Eltern bei euch fragen, ob sie bei eurer Serie mit dem Wochenplan mitmachen, fände ich sehr spannend.
Es ist bei uns auch in Freundschaften nicht primär Thema, aber es fällt ja durchaus auf, wer mit den Eltern eine andere Sprache spricht. Und das damit auch Probleme einhergehen, thematisieren wir dann doch manchmal. Der eine Freund bekommt z.B. Deutsch Nachhilfe. Nicht dass sein Deutsch schlecht wäre, aber seine Eltern können ihm halt in Deutsch nicht wirklich helfen. Wir sprechen darüber, dass Muslime Halal essen und es deshalb bei uns auf dem Kindergeburtstag nur vegane Gummibärchen gibt (was die betreffenden Kinder so sehr gefreut hat, dass es gleich das erste war, was sie ihren Eltern erzählt haben) Es wird thematisiert, wie spannend es ist, dass das ukrainische und das russische Kind beste Freunde sind. Ganz aktuell, wie das Verhältnis einer Familie aus Gaza und einer Familie, die länger in Israel gelebt hat von der politischen Lage beeinflusst wird…
Liebe Grüße
Hella
Hallo, so unterschiedlich ist das immer. Für unsere Kinder trifft die Geburtstagsbanden-Realität sehr zu. Auch bei uns gibt’s kaum Migranten oder Leute mit Migrationshintergrund. Und wenn doch, dann nur in der Schule oder ein, zwei im Sportverein. Aber es besteht außerhalb dieser Welt insgesamt wenig Kontakt. Warum? Ich weiß es nicht genau, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das beide Seiten sonderlich stört.
Liebe Grüße
Huhu, ich denke da heute auch noch den ganzen Tag drüber nach. Bei uns in der Gegend gibt es wenige Menschen mit Migrationshintergrund.
Ein paar gibt’s natürlich, und mit denen gibt’s ganz normale Kontakte, vor allem unter den Kindern.
Dabei würde ich sagen, spielt der kulturelle Hintergrund kaum eine Rolle.
Spannend.
Liebe Grüße,
Claudi
Hallo,
du schreibst: “aber ich habe nicht das Gefühl, dass das beide Seiten sonderlich stört.”
Ich habe schon das Gefühl, dass das beide Seiten stört. Die einen wählen in Bayern zu 30% rechte Parteien (afd+ fw), weil “die Ausländer”, von denen Sie keinen näher kennen, an allem Schuld sind. (Das ist natürlich stark pauschalisiert)
Die anderen haben kaum Möglichkeiten Deutsch zu sprechen und ihr Deutsch zu verbessern. Insbeondere für Mütter, die erstmal noch mit den Kindern zu Hause sind, ist das ein echtes Problem. Und wie soll man sich in eine neue Kultur integrieren, wenn einem kaum jemand persönlich die Hand reicht und einem diese Kultur zeigt.
Liebe Grüße
Hella
Hallo, für meine Kinder ist es gelebte Realität, dass ihre Freunde/ Klassenkameraden/ LehrerInnen/ Sportkumpels etc. aus vielen verschiedenen Ländern stammen, allerdings haben wir das auch extra so gewählt, wir haben sie ab 1 Jahr in einen Deutsch- Chinesischen Kindergarten geschickt, sie gehen in einen Schulcampus, bei dem sie ab der ersten Klasse Französisch und ab der 3. Klasse Englisch lernen, mein Sohn im Gymnasium sogar in eine bilinguale Französischklasse. Da ist es normal, dass sie Freunde haben, die aus allen möglichen Ländern stammen, aber außer, dass sie manchmal Probleme haben deren Eltern zu verstehen und die anderen Kinder es traurig finden, dass sie ihre erweiterten Familien nur manchmal in den Ferien sehen (die Freundin meiner Tochter meinte neulich, ihre Großeltern leben am A… der Welt (sie meinte in Latakia))spielt es für die Kinder keine Rolle. Manchmal ist auch das Essen bei anderen Familien exotisch für ihre Freunde sind allerdings Thüringer Klöße oder sächsische Kartoffelsuppe bei uns recht exotisch. Kinder sind da erfrischend vorurteilsfrei und ich wünsche mir so sehr, dass es so bleibt und doch fürchte ich mich sehr vor den Landtagswahlen hier bei uns in Sachsen. Ich frage mich, warum internationale Austausche nicht mehr gemacht werden, um die Gräben gar nicht entstehen zu lassen. Im Kindergarten. Haben sie z. B. Morgens 08:00 Uhr per We Chat Ihre chinesische Patengruppe begrüßt, in der Schule arbeiten Mitarbeiter aus dem französisch sprachigen Ausland und im Gymnasium kommt z. B. die Englischlehrerin aus Bulgarien und die Mathelehrerin aus Italien, da können Vorurteile gar nicht wachsen. Uns war es so wichtig, so ein Umfeld zu finden, weil wir als Eltern in einer internationalen Branche arbeiten und wir finden, dass Sprachen die Welt öffnen und sowieso so jeder im Land des Anderen fremd ist.
Ach so, trotzdem lesen wir auch gerne solche Bücher, wie die Deiner Geburtagsbande. Denn man muss es einfach leben. Bücher ersetzen ja nicht die Realität.
Liebe Claudi, ich lese hier schon einige Jahre deinen tollen Blog und binimmer wieder begeistert! Oft sind es genau meine Gedanken und Gefühle die hier thematisiert werden…..vielen Dank dafür!! Auf deine Frage, ob wir mit Freunden über Politik reden … ja so langsam traut man sich wieder… so langsam bekomme ich wieder den Mut meine wirkliche Meinung auch wieder zu sagen. Auch wenn es nicht immer die selbe meines Gegenübers ist.
Mich erschreckt übrigens, ,dass du erschreckt über die Wahlergebnisse in Bayern und Hessen bist! Denn ich denke endlich ein Schritt weg vom Woken Gender Gaga…. 😉
Liebe Grüße Susi
Liebe Susi, über Politik reden und diskutieren ist toll. Erstmal ungewohnt, aber dann sehr inspirierend und bildend.
Nur in Sachen rechte Partei gibt es für mich keine Diskussion. Davon distanzieren wir uns privat und auch hier bei WAS FÜR MICH ganz klar.
Viel Spaß weiterhin mit unseren Texten – und beim Diskutieren.
Liebe Grüße,
Claudi
Liebe Claudi,
vielen Dank für deine tollen Worte. Die beiden letzten Sätze haben sich gestern beim Lesen so in mir eingebrannt, dass ich ständig daran denke und gleichzeitig akzeptieren kann, dass nun norddeutsches Herbstwetter vorherrscht. Hört sich dramatischer an, als es ist. 🙂 Ich hab in diesem Jahr meinen Diplomabschluss gemacht und als im Sommer über 30 Grad waren, hab ich Abschlussprüfungen geschrieben. War ja alles für einen guten Zweck, aber wenn es nach mir geht, hätte es noch ein paar Wochen Spätsommer und längere Tage geben können. 😉 jammern auf hohem Niveau. Jedenfalls haben sich deine Worte so eingebrannt, weil sie gerade genau passen. Alles ist im Umbruch. Neuer Job, Umzug zurück in die lang vermisste Heimat, sich neu einfinden, strukturieren…
Dafür wollte ich nur mal danke sagen. Danke Claudi! 🙂
Liebe Grüße
Melisa
Sehr gern, danke für dein Feedback! Ich muss mich ja auch immer wieder selbst überzeugen. Aber dein Sommer klingt so, als könntest du ein paar gemütliche Herbstabende gebrauchen.
Machen wir das beste draus, machen wir es uns gemütlich!
Alles Liebe, Claudi
Liebe Claudia,
zuerst möchte ich dir für deinen Blog und die oft damit verbundenen inspirierenden Anregungen und Ideen danken.
Ich habe lange überlegt ob ich auf deine Frage, ob wir mit Freunden über Politik diskutieren, antworten soll. Eigentlich hatte ich mich entscheiden keinen Beitrag zu schreiben.
Nun musste ich aber bei deinem Kommentar zu Susis Beitrag schlucken…
Natürlich ist es dein Blog und du gibst die Regeln vor.
Aber:
Wie soll man über Politik sprechen, wenn sofort dicht gemacht wird, sobald die AFD ins Spiel kommt? Im Bundesdurchnitt liegt die AFD zur Zeit ca. bei 20 %. Jeder fünfte Wahlberechtigte darf also seine Meinung nicht äußern…das ist m.E. nach sehr undemokratisch. Jeder darf seine Meinung äußern aber nur wenn es die „richtige“ Meinung ist?!
Nenne konkrete Punkte aus dem Wahlprogramm der AFD und der freien Wähler die du nicht gut findest. So würde eine echte Diskussion entstehen… immer nur eine „Brandmauer ziehen“ wie unsere regierenden Politiker es tun, bringt uns als Gesellschaft absolut nicht weiter.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine, auch ich finde es schwierig, mich eindeutig in nur einer Partei mit all meinen Interessen wiederzufinden. Und ja, auch ich finde einiges, was in diesem Land entschieden wird, nicht gut. Und auch ich frage mich, wie es bloß weitergehen soll.
ABER.
Die AfD ist für mich in diesem Struggle ganz klar keine Alternative. Denn obwohl sie sich mal bürgerlich und konservativ, mal als Protestpartei, mal als Stütze des Mittelstandes zeigt, gibt sie sich doch nationalistisch. Ob man die AfD klar rechts einordnen muss? Ich denke ja.
Denn: die AfD verbindet sich mit Neonazis und NPD-Mitgliedern, sowie mit anderen extrem rechten Bewegungen.
Allein das spricht für mich dagegen, dass die AfD gute Politik für die untere Mittelschicht, sowie Geringverdienende oder Familien machen kann. Hinter allen Ideen vertritt die AfD klar rassistische Positionen, die mit demokratischen Prinzipien einfach absolut nicht vereinbar sind. Und zwar nicht nur in Form von Einzelpersonen wie Höcke. Klar rechte Forderungen sind im bis heute gültigen Grundsatzprogramm zur Familienpolitik enthalten. Sprich: Personen wegen allein wegen ihrer Herkunft benachteiligt und ausgeschlossen. Das ist ein ultra-rechtes Programm und dahinter steht die ganze Partei.
Daher NEIN. Bei allem Politik- und allgemeinen Frust: Die AfD ist für mich keine diskutierbare Partei.
Ich verstehe jeden, der derzeit extrem frustriert ist. Aber mit dieser Partei können wir unsere Probleme nicht lösen. 🙏 Diese Partei macht mir Angst.
Aber: Was beschäftigt dich denn gerade am meisten? Was macht dir Sorgen? Und hättest du eine Idee, wie man es lösen könnte?
Herzliche Grüße,
Claudi
Liebe Claudia,
schön, dass du dich inhaltlich geäußert hast. Das finde ich sehr gut, auch wenn ich in deinen Anmerkungen oft die gängigen Argumente sehe….die nicht immer haltbar sind.
Auch ich finde mich in keiner Partei so richtig wieder.
Du fragst mich, was mir am meisten Sorgen bereitet?
Was mir am meisten Sorgen bereitet, dass wir als Gesellschaft nicht mehr über Probleme/Sachen debattieren können.
In welcher Gesellschaft leben wir, dass sich einige Menschen nicht mehr trauen ihre Ansichten zu äußern? Leider ist das ja nicht nur im privaten Bereich der Fall (Susi bestätigt es ja, dass sie sich jetzt erst langsam wieder traut ihre Meinung zu sagen). Auch in den Medien gibt es so gut wie keine echten Diskussionen mehr. Sehr dramatisch fing es bei Corona an und zog sich weiter über viele andere Themen.
Ich persönlich möchte wieder bei jedem Thema beide Seiten anhören können und mir dann ein eigenes Bild machen. Ich möchte wieder eine echte faire Debattenkultur. Ich möchte – auch wenn ich eine andere Meinung vertrete (zu welchem Thema auch immer) – geachtet werden. Das findet seit langer Zeit nicht mehr statt.
Und nein…bei uns gibt es diese Kultur nicht mehr. Ich habe gelesen, wie zum Beispiel in der Corona-Zeit über Ungeimpfte geredet wurde. Politiker, Prominente und Medienleute konnten ganz schlimme Dinge sagen, ohne das es Konsequenzen hatte.
Jeder AFD Wähler wird als Nazi beschrieben. „Denen geben wir keine Plattform“.
In einer wirklichen echten Demokratie sollten immer beide Seiten und Meinungen angehört und akzeptiert werden.
Ich halte es mit Voltaire:
„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzten, dass Sie sie äußern dürfen!“
Das ist meine Lösung für das oben beschriebene Problem:
Wieder in inhaltliche Diskussionen gehen. Das darf auch gern hart und heftig sein…aber mit Anstand, Respekt und Niveau. Und dazu müssen eben „Brandmauern“ eingerissen werden und wieder Gespräche mit Andersdenkenden stattfinden. Denn meine Erfahrung nach wollen viele Menschen (egal welcher Partei sie sich zugehörig fühlen) oft dasselbe und liegen oft gar nicht so weit auseinander.
Wie so oft…einfach miteinander reden ohne Vorurteile.
Liebe Grüße
Sabine
Hallo Sabine,
es ist doch immer wieder interessant, wie sehr für die Meinungsfreiheit geworben wird, wenn es um die Kritik an AfD oder anderen rechten Strömungen geht. Dabei haben die in der Regel nichts anderes im Sinn, als Menschen, die “anders” sind, möglichst wenig Raum zu geben. Menschen die anders aussehen, die andere kulturelle Wurzeln haben, die anders glauben, die genderdivers sind z. B. Da ist von Voltaire dann nur noch wenig zu hören. Ich kann deshalb dieses Bemühen um ein unvoreingenommenes Begegnen und Diskutieren nicht so wirklich glauben.
Und mir persönlich bringen diese Diskussionen tatsächlich nicht so viel, denn von bestimmten Punkten kann ich persönlich nicht abweichen, weil sie für mich existenziell sind. Und eine Partei wie die AfD bildet das, was ich brauche, nicht ab. Im Gegenteil, sie will das, was ich brauche, verhindern. Daher: nein, keine Alternative.
Liebe Claudia,
herzlichen Dank dafür, dass du eindeutig Position gegen jede Form von Intoleranz und Rassismus bezogen hast. Rassistische Positionen, wie von der AfD vertreten, sind keine gleichberechtigten oder legitimen politischen Standpunkte. Das hat auch nichts mit Intoleranz gegenüber Andersdenkenden zu tun, sondern ist ein Einsatz für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, insbesondere Art. 1 GG. Danke, dass du diesem Grundsatz auf deinem Blog einen hohen Stellenwert einräumst.
Liebe Grüße
Eva
Aber Eva… wie war das gleich nochmal mit der Intoleranz in der Corona Zeit? Oder ist das wieder was ganz anderes? Lg Susi
Danke dir, Eva!
Liebe Eva,
Erkläre bitte
1) warum und womit die AFD die freiheitlich demokratische Grundordnung gefährdet?
2) an welcher Stelle sie dem Artikel 1 widerspricht?
Bitte am Wahlprogramm belegen.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
was ist das denn für eine Forderung: “bitte am Wahlprogramm belegen”. Guter Scherz. Wenn die AFD sich schon in ihrem Wahlprogramm gegen die demokratischen Werte und die Würde des Menschen aussprechen würden, könnte man sie ja leicht verbieten. So doof sind sie nun auch nicht. Sie müssen sich offiziell schon an die Spielregeln halten, um mitmischen zu können. Um einen Blick hinter die Kulissen kommt man nicht herum, wenn man das wahre Gesicht der AFD kennenlernen möchte.
Mal andersrum gefragt: Wo tut sich die AFD denn positiv hervor, die Gesellschaft voranzubringen in eine lebenswertere Welt? Und nein, “Gender-Gaga” ist für mich kein gesellschaftlich relevantes Problem, meine Güte, was ist so schlimm an einem Gendersternchen.
Ich will in keiner Welt leben, die der AFD gefallen könnte.
Empfehle zum Thema das Lied; Wir nich! (Künstler mit Herz Brandenburg).
Liebe Claudi,
auch ich möchte dir für deine klare Stellungnahme für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und gegen rassistische und menschenverachtende Positionen, wie sie die AfD vertritt, danken.
Für alle, die es interessiert, gibt es eine Studie, die sehr gut aufzeigt, warum Evas Aussage, dass die AfD unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung stark gefährden würde, leider sehr zutreffend ist. Ein Kommentarfeld reicht nicht aus, um alle Punkte aufzuzählen.
Die Studie findet ihr hier:
https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/publikationen/detail/warum-die-afd-verboten-werden-koennte
Viele Grüße
Lia
Oh nein, was sind denn das für Kommentare, die ich hier unter diesem Artikel lesen muss. Es ist entsetzlich, dass 20% der Wählenden (ich schreibe bewusst nicht Wahlberechtigten, denn es gehen ja leider nicht alle wählen, die auch dazu berechtigt sind) den populistischen Phrasen aufsitzen. Was ist das für eine Partei, die das konservative Familienbild propagiert, bei der die Vorsitzende in einer eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt? Was ist das für eine Partei, die angeblich eine Alternative für Deutschland sein will, deren Vorsitzende ihre Steuern in der Schweiz zahlt, also definitiv nicht hinter Deutschland steht? Obwohl sie persönlich lange genug mit öffentlichen Geldern und durch Stiftungen in ihrem Bildungsweg gefördert wurde. Sie gibt also jetzt nichts von ihren Verdiensten an das Land ab? Wie kann man solchen Leuten vertrauen? Das hatten wir doch schon einmal, dass ein Populist, der nicht einmal aus Deutschland kam, die Deutschen wie der Rattenfänger von Hameln ins Verderben geführt hat! Ich bin wirklich, wirklich traurig, dass der Aufbruch der 1990 ger Jahre so vermissen wird! Ich bin in einer Diktatur geboren (wenn man die DDR so nennen möchte) und unendlich froh, dass ich in meinen prägenden Jahren zur Weltbürgerin werden durfte! Wollen wir uns das wirklich alles durch ideologisch verblendete Populisten nehmen lassen? Ich verstehe diese Unzufriedenheit nicht, die so viele in ihrem Leben spüren? Was konkret ist Euch denn durch die bisherige Politik genommen worden? Ich sehe ehrlich gesagt steigende Sozialleistungen, steigende Anstrengungen es den Familien leichter zu machen, den Willen das Bildungssystem zu modernisieren etc…. weiterhin steigen die Sparguthaben der Deutschen überproportional zum europäischen Durchschnitt… ich höre seit über 20 Jahren fast täglich in meinem Berufsleben, dass alles schlechter wird, spüre davon aber nichts! Glaubt Ihr wirklich, dass geschlossene Grenzen und eine überalternde Bevölkerung uns glücklich machen würden? Glaubt Ihr wirklich, dass 20% der Frauen bis zum 3. Lebensjahr der Kinder zurück an den Herd möchten? Dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mehr rechtlich anerkannt werden sollen? Liebe Susi und Sabine meine Frage an Euch geht dahin: Wählt Ihr selbst die AFD oder provoziert ihr nur? Wenn ihr sie wählt, welche Punkte Ihres Wahlprogramms sprechen Euch denn so an? Das würde mich echt interessieren? Denn Opposition ist immer leichter als regieren…
Vielen Dank für die vielen guten Antworten auf Susis und Sabines Kommentare. Ich bin sehr froh über diese Gegenstimmen! Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl dabei, einem Blog zu folgen, der auch von AfD-Wählerinnen gelesen wird – und bin dankbar für deine klare Haltung, Claudi.
Allen Frauen empfehle ich als Einblick in eine mögliche Zukunft mit der AfD an der Macht den Roman “Wir doch nicht” von Nora Burgard Arp. Achtung, sehr erschreckend!
Herzliche Grüße, und vielen Dank an Claudia und Katia, dass ihr dieser Diskussion Raum gebt!
Ich bin ganz ehrlich auch ein bisschen erschrocken, weil ich immer dachte, ich kenne meine Community hier sehr genau.
Mein erster Impuls war auch, die Kommentare zu löschen. ABER…
Inzwischen bin ich froh, dass wir drüber reden können. Denn da gebe ich den Kommentatorinnen recht: immer bloß als böse abzublocken bringt wohl nichts.
Wir sollten einander erklären, was gefährlich ist und uns Angst macht. Immer wieder erstaunlich, wie viele hier sind!! Und wie unterschiedlich.
Danke an alle, die sich an der Diskussion beteiligen. Ich hoffe, wir können gemeinsam weiter im Gespräch bleiben und etwas Gutes bewegen.
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudia,
vielen Dank, dass du die Kommentare nicht löscht. Das ist wirklich gelebte Toleranz.
Ich werde auf diesem Blog nun nicht mehr politische Beiträge schreiben, da es hier auf diesem Blog einfach den Rahmen sprengen würde…und es den überwiegenden Anteil deiner Leserschaft zu sehr aufregt.
@K.: Da du mich persönlich fragst, ob ich nur provozieren will oder ob das wirklich meine Meinung ist…nur kurz, gern würde ich mich mit dir persönlich austauschen.
Gibt es die Möglichkeit sich irgendwie per Mail zu kontaktieren ohne die Mails öffentlich zu machen?
Ich bin immer an einem konstruktiven, respektvollen Austausch interessiert.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine, lass es uns hier austauschen, denn ich habe die Frage auch genau hier bewusst gestellt, da die Antworten von Dir bestimmt auch die anderen Kommentatorinnen interessiert. Claudia hat ja weiter oben geschrieben, dass sie es gut findet, dass darüber geredet wird. Liebe Grüße K
Liebe Claudi, Danke, dass du die Kommentare stehen lässt, auch wenn ich manche schlecht ertragen kann. Bei 20% für die AFD habe ich mich auch schon gefragt, wann wohl der erste in meinem Freundeskreis damit rausrückt, dass er mit der Partei sympathisiert. Rein statistisch müsste es ja irgendwann passieren, auch wenn die Hamburger Zahlen zum Glück (noch) anders sind. Aber ich sag’s ehrlich: Da wäre für mich eine Grenze klar überschritten und ich könnte keine Freundschaft weiterführen. Es würde alles in Frage stellen und ich könnte dem Menschen nicht mehr vertrauen.
Auch einem Blog könnte ich nicht weiter folgen, wo es kein klares Statement hierzu gibt. Daher Danke, dass du es gleich aufgegriffen und klar gestellt hast.
Alle Liebe und vergesst nicht ‚Wir sind mehr‘!
Biene
Ich wohne in einem Dorf in Bayern und in unserem Wahlbereich haben sogar fast 30% AfD gewählt. Hat mich sehr geschockt, weil ich meine Nachbarn sehr mag und mir das irgendwie nicht vorstellen kann… aber es bringt mich auch dazu, zu denken, dass Dialog und seine Meinung fest vertreten und trotz allem freundlich sein, die beste Möglichkeit ist damit umzugehen.
Ich bin übrigens ohne AfD sehr gerne und sehr freiwillig Zuhause bis meine Kinder drei Jahre alt sind! Ärgert mich immer bisschen, dass da so schnell so ein “am Herd stehen” dazugefügt wird und das so negativ macht. Als ob wir nicht alle wüssten, wie vielschichtig Carearbeit ist 😊…
Liebe Claudi, danke für deine klare Haltung! Als Schwarze Frau, für die Äußerungen von führenden Politiker*innen der AFD eine Bedrohung darstellen, tut es gut, deine Worte zu lesen. Wenn ich lese, dass einige sich bisher nicht getraut haben, ihre Meinung zu sagen, dann wundere ich mich. Denn das Recht auf freie Meinungsäußerung heißt ja nicht, dass diese unwidersprochen bleibt. Wem bei Widerspruch keine Argumente einfallen, dem rate ich, zu hinterfragen, auf welchen Fakten die eigene Meinung gründet.
Danke für deine tolle Arbeit hier, Claudi!
Liebe Grüße Nela