Ein Wochenende, das mir sehr lang vorkam, aber auch verrückt kurz. Vielleicht, weil ich Freitag erst spät von einer wilden Recherche-Reise aus Bayern zurück kam. Und so müde war. Vielleicht auch, weil einiges Seltsames passiert ist…

1. Immer schwerer. Ein Termin am Samstag hatte mir seit einer ganzen Weile schwer auf dem Herzen gelegen. Als ich schließlich mitten drin war, hab ich mir immer wieder selbst zugeflüstert: „Einfach machen“. Letztlich war es viel weniger schlimm, als ich dachte. Und ich bin so froh, es gemacht zu haben.

Für den Termin hatte ich Blumen besorgt und war mal wieder erstaunt, wie erstaunt die Floristin war, dass ich meinen Strauß wirklich locker und wiesig will, und nicht mit Blattbeton außen rum.

Liest hier jemand aus der Floristik-Branche mit? Sind diese hart gesteckten Sträuße tatsächlich noch im Trend?

Und apropos Trend: Ich hatte gestern des tiefe Bedürfnis, mein Handy gegen die Wand zu schleudern, weil ich nur noch diese seltsam künstlichen, klonartigen 90-er-#yearbook Fotos und Reels auf Instagram angezeigt bekommen habe. (Schaut mal hier). Total langweilig, wenn das alle machen. Und ich frage mich: Warum machen da so viele mit? Spätestens beim zweiten Mal, war es doch nicht mehr lustig, oder? Möchten sich vielleicht alle doch noch coole Fotos aus einer Zeit besorgen, in der wir in Wahrheit dauerwellendoof aussah? Oder haben wir alle einfach tiefe Sehnsucht nach der vermeintlichen Leichtigkeit der Teeniezeit? (Ich nämlich ja!)

2. Immer mal was Neues: Dann haben wir am Samstag noch mit Freunden das erste Mal (?), oder zumindest seit einer langen Zeit, lauthals und emotional über Politik diskutiert. Die Meinungen ging weit auseinander, und bei manchen Dingen eben auch doch nicht. Fand es erst seltsam, beim gemeinsamen Treffen und gemütlichen Essen darüber zu sprechen (und zu streiten), aber jetzt denke ich, sollten wir vielleicht viel öfter machen.

Daher interessiert mich brennend: Redet – oder diskutiert – ihr mit Freunden über Politik?

PS. Nach einem Blick auf die Ergebnisse der Wahl in Bayern und Hessen gestern, die mich echt erschrecken, die ich aber  – leider – so ähnlich bereits vermutet habe, weil sie für mich die Stimmung in Deutschland widerspiegeln, frage ich mich mal wieder: Was können wir bloß tun? Jeder für sich und ich mit diesem Medium…

3. Als ich vor vielen Jahren nach Vierlanden zog, zur Probe erstmal, weil ich mir nicht sicher war, ob das was für mich war, warnte mich eine neue Bekannte aus dem Dorf vor: „Im Winter brauchst du hier viel Alkohol!“

Und wirklich: Es ist nicht immer leicht, den Herbst und den Winter hier gemütlich und idyllisch zu finden, wenn der Nebel sich gar nicht mehr verzieht und wenn doch, die matschbraunen Straßen, Wiesen und Felder entblößt. Dunkel und trüb von November bis Februar. Klar ist es auch mal knisternd klar und sonnig, aber gefühlt nicht oft.

Ich fühlte mich also gleich zuhause im Buch „Marschlande“ von Jarka Kubsova, das bei mir ums Eck spielt, in Hamburg Ochsenwerder. Sehr vertraut klingen die Namen der Menschen im Dorf, Witthöff und Gladiator, so heißen die Leute hier wirklich.

Auch den Schwermut kenne ich, und das Gefühl, nicht zu wissen, ob man hier her passt.

Kubsova erzählt ihrem Buch “Marschlande” über zwei Frauen, die in ganz verschiedenen Zeiten leben: Britta ist mit ihrer Familie aus der Stadt nach Ochsenwerder gezogen – und fühlt das Landleben plötzlich nicht wie erhofft. Und Abelke Bleken hat dort 500 Jahre zuvor gelebt, als Frau in einem der großen Hufnerhäuser, bloß sie allein, die Kälte und ihr Vieh. In intensiver Sprache erzählt Kubsova vom Leben dieser Frauen, beschönigt nichts.

Definitiv keine leichte Kost, aber eine gute Geschichte über Kraft und Ohnmachtsgefühle. Über Verzweiflung und Hoffnung. Übers Hinschmeißen wollen und doch weitermachen. Was mit Abelke Bleken am Schluss passiert, wusste ich schon vorher, das weiß bei uns in der Gegend jeder. Wie es dazu kommen konnte, bleibt dennoch unglaublich.

4. Schon in Weihnachtsstimmung? Ich musste letztens tatsächlich schon mal Lebkuchen kaufen, daher passt der kleine Drache Spekulatius super gut. Auf Insta seht ihr meine Anleitung für eine kinderleichte und sehr einfache Spekulatius Marionette. Und hier könnt ihr euch die Vorlage runterladen.

5. Hurra: Aus meiner verrückten Idee wird ein Plan: Am 3. und 4. November 2023 eröffnen wir unseren WAS FÜR MICH Pop up-Store in der B-Lage, Kampstraße 11 in der Hamburger Schanze. Das ist besonders schön, weil meine allererste Buchparty vor acht Jahren (!) auch dort stattgefunden hat.

Katia, Grafikerin Claudia und ich arbeiten am Freitag Morgen dort im offenen Büro, ihr könnt uns gern beim Schreiben über die Schulter schauen, mit Fragen löchern und natürlich all unsere tollen Produkte live entdecken.

Am Freitag, 3.11 um 16 Uhr und am Samstag, 4.11 um 11 Uhr lese ich aus meiner Kinderbuchreihe „Die Geburtstagsbande“ vor. Hinterher könnt ihr Fragen stellen und natürlich Bücher kaufen und signieren lassen. Hier gibt’s Tickets für Freitag. Und hier für Samstag.

Kommt ihr vorbei? Würde mich RIESIG freuen, euch zu sehen.

PS. Während ich diesen gestern Abend angefangenen Artikel heute Morgen zu Ende schreibe, brennt das erste Mal wieder eine Kerze auf der Arbeitszimmerfensterbank. Draußen graut es vor sich her, aber bei mir drinnen durftet es gemütlich nach Vanille. Und ganz plötzlich denke ich, dass ich mich tatsächlich ein bisschen auf die dunkle Zeit freue. Weil Dinge enden müssen, um neu zu beginnen. Weil man zur Ruhe kommen muss, um dann wieder durchzustarten. Hach…

Alles Liebe,

Claudi