Ich habe mich richtig erschrocken an diesem Wochenende…

Weil ich nämlich das erste Mal in meiner Bloggeschichte nicht wusste, was ich schreiben sollte…

Woran es liegt? Vielleicht habe ich das Gefühl, dass ich schon über alles geschrieben habe. Vielleicht habe ich dieses Jahr so viele Bücher geschrieben, dass ich leer geschrieben bin. Ganz sicher gibt es da in meinem Leben gerade so viele Dinge, die mich beschäftigen, über die ich nicht schreiben mag. Was schade ist, weil es wichtig wäre, dass gerade über sie jemand schreiben würde.

1. Wasfürmich wird zehn Jahre alt diesen Oktober. Unglaublich. Vielleicht ist zehn das verflixte siebte Jahr für Online-Magazine. Ich kann es nicht leugnen, ich habe eine kleine Krise. Dabei liebe ich diese Plattform immer noch sehr. Es ist keine Hassliebe, wie bei Instagram, es ist eine ruhige, innige Freundschaft zwischen mir und meinem Blog. Viele meiner langjährigen Kollegen haben ihre Seiten längst geschlossen, es gibt nicht mehr viele, die es machen wie wir. Ich liebe, liebe, liebe eure vielen Kommentare, sie sind mein schönstes Honorar.

Aber obwohl diese Seite wirklich viele Leser hat, ist es sehr schwer, sie so zu betreiben, dass sie sich rechnet.

Ich bin inzwischen oft mehr mit Zahlen beschäftigt, als mit schreiben, das nervt oft und ganz ehrlich, manchmal würde ich gern zurück zu der Einfachheit und Spontanität, mit der hier alles mal begonnen hat. Andererseits halte ich gerade unter anderem deswegen durch, weil hier so viele neue Stimmen dazugekommen sind. Es tut der Seite gut. Und mir auch.

Es braucht ein Dorf, um Kinder zu erziehen. Es braucht ein Team, um eine Seite wie diese zu füttern, Tag für Tag, fünfmal die Woche. Ich weiß noch nicht, ob und wie ich, beziehungsweise wir, das Blogjubiläum feiern. Vor einem Jahr hätte ich „auf jeden Fall“ gebrüllt. Und Pauken und Trompeten bestellt. Gerade ist mir überhaupt nicht nach feiern. Oh Gott, ich habe wohl echt eine Krise. Mit mir, meinem Job, mit der Welt, mit allem.

Dabei würde ich gerade so gern eine Weile Pauschalleben buchen, statt Abenteuertrip.

2. Apropos Feiern. Mir ist nicht danach? Öhmm, doch. Am Wochenende habe ich gefeiert. Mit drei Freundinnen und so richtig. Mit ein paar Gin Tonics zu viel und tanzen bis vier. Es war das erste Mal seit meinem Klassentreffen im Juni, dass Feiern so richtig entspannt und ausgelassen war. Ohne das seltsame Gefühl zu haben, zu alt dafür zu sein.

Ohne die schreckliche Vorstellung von sich selbst, Mitte 40 und verzweifelt zu sein. Sondern einfach genau richtig und zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen am richtigen Ort. Ich möchte mehr davon, aber es ist so schwer, die Locations dafür zu finden. Das passende Mindset sowieso. Geht ihr regelmäßig tanzen und wenn ja wo?

3. Ich stecke außerdem in einer Schulkrise. Klingt bekloppt, ist es auch. Schließlich gehe ich nicht mehr in die Schule. Und eigentlich wollte ich mich da wirklich raushalten. Ich hadere so sehr mit mir, schließlich bin ich doch selbst Lehrerin und will hier ganz bestimmt kein Lehrer-Bashing betreiben. Ihr da draußen im Schuldienst macht einen der härtesten und wichtigsten Jobs der Welt!!!!

Dennoch frage ich mich, ob es wirklich richtig ist, dass ein Sechstklässler weder in Französisch noch in Englisch Vokabeln lernenmuss. Weil es nicht mehr angesagt ist. Weil es unnötigen Druck macht. Für mich funktioniert Sprachen lernen aber nur über Vokabeln pauken.

Ich will auf keinen Fall irgendjemandem erzählen, wie er seinen Job zu machen hat.

Falls hier also Sprachlehrer vom Gymnasium mitlesen, wäre ich daher super dankbar für eine Einschätzung. Was auf dem Elternabend dazu erklärt wurde, hat mich nämlich nicht überzeugt. Ich will aber keine Motzmama sein. Mit meinem Sechstklässler jeden Nachmittag sowohl Englisch-, als auch Französisch-Aushilfs-Unterricht zu machen, halte ich allerdings auch nicht lange durch. Also was meinen die Experten? Soll ich mich einfach mal entspannen? Und wie bitte findet man als Schulkindeltern bloß das richtige Maß zwischen Fördern und in Frieden lassen?

4. Von der Hand in den Kopf. Und umgekehrt. Als ich diesen herrlich nostalgischen Drehgriffel von Leuchtturm 1917 gesehen habe, habe ich mir noch mehr vorgenommen, wieder mehr mit der Hand zu schreiben. Weil es einfach ein ganz anderes Gefühl ist, als auf Tasten zu tippen. Ich möchte das wieder.

5. Zusätzlich zu allen anderen Krisen habe ich Herbst-Blues. Es fällt mir immer schwer, die Kinder morgens zu wecken, aber wenn es täglich stockdunkler, nebliger und feuchter wird, ist es besonders schlimm. Ich versuche mich minütlich daran zu erinnern, wie schön und magisch dieser Jahreszeitenwechsel ist (Katia hat für diese Woche tollerweise auch noch eine schöne Herbst-Bucket-List geschrieben). Und daran, wie gut wir es haben: Alle gesund, warm, satt und sicher.

Außerdem mag ich den Gedanken, den Herbst als Gedankenpause zu sehen. Als Zeit zum Abwerfen von Altem, um Platz zu machen für Neues. Diese Vorstellung mag ich wirklich sehr. Sie beruhigt mich sofort.

Hoppla, jetzt ist etwas Verrücktes passiert. Denn obwohl ich dachte, heute hier über nichts schreiben zu können, habe ich es doch getan. Ich habe einfach losgeschrieben. Und es hat sich angefühlt, wie mit einer guten Freundin zu sprechen. Vielleicht sollten wir alle viel öfter Dinge einfach machen. Nicht alles zigmal hinterfragen und auf Großartigkeit prüfen.

Danke fürs Zuhören und eine schöne Woche euch!

Alles Liebe,

Claudi