Er ist zwei! Und er ist so wunderbar zwei. Ich hatte glatt vergessen, was für ein tolles Alter zwei ist. (Weil eins auch der Knaller war. Und drei es ganz bestimmt auch sein wird.) Ist das nicht eine schöne Vorstellung? Dass man jedes Alter der Kinder einfach genießt? Und nicht immer vergangenen Zeiten hinterher trauert. Ich gebe zu, ich habe vier Kinder dafür gebraucht. (Und mal sehen, wie es ist, wenn der Kleinste nicht zwei, sondern sagen wir zehn wird). Den zweiten Geburtstag konnte ich auf jeden Fall ohne Melancholie mit ihm feiern… Ich war einfach froh, dass er bei uns ist…
wunderschöne Puppe
1. Zwei. Das Schönste an seinem Geburtstag: seine überraschter Blick, als wir mit dem kleinen Kuchen mit Kerze singend vor ihm standen. Sein glücklicher Blick, als er merkte, dass er den Kuchen gleich essen durfte, nur er – egal ob es krümelt. (Es krümelte für vier!) Sein kleiner Zeigefinger, der vor dem Geburtstagstisch immer wieder auf den großen rosa Schweineballon zeigte, nicht auf seine großen Pakete (die seine Brüder ihm schließlich direkt vor die Nase halten mussten, damit er sich für sie interessiert. Seine Freude – über seine Geschenke. Oder vielleicht auch seine Freude über unsere Freude über ihn und seine Geschenke.

Wie er mir in seinem neuen, nachts noch schnell gestrichenen, alten Kaufmannsladen der Großen Brot verkauft (obwohl ich Joghurt will). Immer wieder Brot (und er lacht sich kringelig dabei). Wie er seine Decke aus dem Bett holt und sie auf dem Boden ausbreitet und er mit seiner neuen Puppe seine Geburtstagssüßigkeiten teilt. Wie er der Puppe die kleinen Schuhe aus- und anzieht. Und an und aus. Immer wieder. Wie er auf seiner Feier feiert und futtert und grinst und spielt – und irgendwann einfach einschläft. Und wir eine Weile ohne ihn seinen Geburtstag feiern. Zweite Geburtstage sind herrlich entspannt. ich freue mich jetzt schon auf den dritten. (Bis dahin lesen wir mein neues Bilderbuch “Schwups feiert Geburtstag”. Ihr auch?)

2. Eine Puppe. Meine beiden Kleinen haben beide eine Babypuppe, die sie gern baden und mit Wasser füttern (und hinterher aufs Töpfchen setzen). Kuscheln kann man mit den Plastik-Puppen nicht. Und auch ihr Ausdruck ist immer irgendwie ein bisschen nicht von dieser Welt. Für meinen Kleinsten wünschte ich mir einen kuscheligen Freund, eine Puppe, mit der man spielen und Arm in Arm schlafen kann.

Mit einem kleinen Gesicht, das liebevoll ist und dennoch Raum für eigene Fantasie lässt. Ich wollte eigentlich meinem Vorletzten schon so eine Puppe schenken, habe aber den Moment verpasst – und keine gefunden. Er hat glücklicherweise einen Stoff-Waschbären, den er wickelt und füttert und mit dem er Arm in Arm schläft. An dem er üben kann, liebevoll und fürsorglich zu sein. Der ihm Kraft gibt.
handgemachte Puppe, schönste Puppe

Pünktlich zum zweiten Geburtstag beim Kleinsten habe ich die Puppenmacherin Heike Gielen und ihr Label belambolo auf Instagram entdeckt. Ich wusste gleich, dass es genau so eine Puppe sein sollte. Ich finde sie sehen menschlich aus, obwohl sie aus Stoff sind. Lassen aber dennoch Raum für die Fantasie. Sie sind beweglich und damit super an- und auszuziehen. Sie sind kuschelig wie ein Stofftier, sehen aber aus, wie ein wirklicher kleiner Freund. Und jetzt wo ich die Puppe hier habe, kann ich kaum glauben, wie man so viel kindlichen Ausdruck, neugierige Augen, samtige Wangen, zufriedenes Lächeln aus einem Stück Stoff zaubern kann. Ich finde Puppe Michel und Bo sehen sich tatsächlich ein bisschen ähnlich. Er liebt so schon jetzt. Und weil ich so begeistert war, habe ich Heike angerufen und ihr gleich ein paar Fragen für Wasfürmich gestellt.

Heike, wir sind alle verliebt in deinen kleinen Michel. Wo hast du ihn für uns gemacht?
Heike: Das freut mich! Michel ist im 1. Stock unseres kleinen Hauses geboren. Dort ist meine kleine Puppenmanufaktur. Dort wird genäht, gewerkelt und der Versand vorbereitet. Meine Werkstatt ist mein kleines Reich, verzaubert vom Entstehen der Puppen. Hier bleibt die Welt vor der Tür und ich kann ganz entspannt die kleinen Wesen gestalten.

Du machst die Puppe wirklich von der weichen Fußspitze bis zum Kuschel-Haar selbst, stimmts?
Heike: Ja, ich mache alles selbst. Das ist mir sehr wichtig, da es sich um handgemachte Unikate handelt und die Puppen nur so unverwechselbar nach belambolo aussehen. Ich brauche ungefähr acht bis zehn Stunden für eine Puppe. Es sind so viele verschiedene Techniken nötig, vom Zuschnitt der Puppenteile, dem Stopfen, über das Zusammenfügen von Körper und Armen, der Fertigung des Kopfes, Haaren und die Kleidung. Der Puppentrend geht gerade zu immer mehr Details über. Ich bleibe meiner Philosophie nach Art der Waldorf Puppe treu – zurückhaltende Gestaltung, qualitativ hochwertige Materialien. Die Kinder sollen noch Raum für ihre Fantasie haben.

Steht eigentlich vorher fest, wie eine Puppe aussehen wird?
Heike: Das kommt darauf an. Es gibt Puppen, die sind sehr beliebt. Meine Nuka zum Beispiel, oder auch eine Charlotta, ein Mats und ein Paul. Da steht fest, wie diese Puppen aussehen. Sehr gerne entwickle ich aber auch neue Modelle – das entsteht einfach während des Gestaltungsprozesses. Meine Hände haben dann ein Eigenleben…

Waldorfpuppe, schöne Puppe
Ich habe zu Schulzeiten in einer Arbeitsgemeinschaft auch mal eine Puppe genäht. Ich dachte, ich könne ganz gut nähen. Aber es war so schwer. Die Proportionen richtig hinzubekommen. Allein das Stopfen? Meine hatte Geschwülste. Das war so schwer! Und das Gesicht – halleluja, meine Puppe sah aus wie Chucki, die Mörderpuppe. Was ist für dich das Schwierigste am Puppen machen?
Heike: Ja, der Kopf hat es in sich. Einen Ausdruck zu schaffen, der einfach und anregend zugleich ist, das Herz erobert und trotzdem modern und zeitgemäß wirkt, ist große Puppenmacherkunst. Mich macht das sehr glücklich, wenn ich es hinbekommen habe.

Eins noch, Heike, wenn Puppen machen eine Musik wäre, welche wäre es?
Heike: Puppenmachen ist eine leichte, verspielte Musik – wie die Morgenstimmung von Edward Grieg.
Wenn ihr auch so einen Puppen-Schatz für eure Kinder möchtet, schreibt Heike eine Mail an info@belambolo.de. Oder klickt euch einmal durch ihren Shop. Sie würde sich freuen. Und ich mich auch, wenn ich hiermit ein paar selige Puppeneltern und Puppenkinder vermitteln kann. Sagt Hallo zu Mats. Und Nuka. PS. Es gibt sogar Stoffpuppen mit Schnuller.

schöne Puppe, Waldorfpuppe,
Kindergeburtstag, Waldorfpuppe
3. Das kleine Schwarze. Trage ich gerade häufiger. Aber nicht so wie ihr denkt. Kurz gesagt: Das kleine Schwarze sind die dunklen Ränder unter meinen Fingernägeln, die ein paar von euch am Samstag gleich aufgefallen sind. Mir ist es vor dem Basteln und Filmen der Schultüte leider nicht aufgefallen. Klar, wäre lackiert schöner gewesen. Oder wenigstens sauber. Ich hoffe, ihr nehmt es mir dennoch nicht übel.

Denn: ich schaffe es gerade einfach nicht. Ich bastele, ich grabe, ich texte, ich miste Ställe, ich koche, ich betreue Kinder. Es gibt so viel Wichtigeres in meinem Leben gerade als Maniküre. (Obwohl die auch mal wieder schön wäre.) Was mir wichtig ist: es geht oft nicht alles. Dann gilt: eins nach dem anderen. Es kommen auch wieder Zeiten mit schönen Nägeln für mich. Ganz bestimmt. Wenn ich euch also ein wenig zu Gelassenheit infuencen kann, würde mich das wirklich freuen.
Vereinbarkeit

4. Kleine Gesten gegen Sexismus. Einer meiner Söhne erzählt öfter davon, dass die Lehrerin in der Schule Ausschneidefiguren zum Ausmalen verteile. Es gebe Mädchen und Jungen Vorlagen. Er würde immer gern das Mädchen nehmen, “weil die eine schönere Frisur hat, Mama. Und weil man auf den Rock mehr Muster kriegt”. Leider gebe es immer wieder Kinder, die sich darüber lustig machen würden. Ihn auslachen würden. Er versteht das nicht. (Ich auch nicht!) Das Seltsame: Die Mädchen dürften frei entscheiden, ob sie Mädchen- oder Jungenpuppen basteln wollen. Da würde niemand was sagen. “Ist das nicht ungerecht, Mama?”

Ist es. Und bekloppt. Denn was für ein Weltbild erziehen wir bitte, wenn Jungs scheinbar dazu erzogen werden, Mädchen blöd zu finden. Sollten wir nicht alles dafür tun, dass Jungs Mädchen schätzen und Mädchen Jungs? Dass sie möglichst lange miteinander befreundet sind und sich gegenseitig inspirieren? Sie ermutigen, Zeit miteinander zu verbringen. Statt Filme zu drehen, in denen alle wie bekloppt “Mädchen gegen Jungs grölen…?” Ich finde das schade. Hier noch ein Beispiel. In diesem Fall schwärmt ein Junge für weibliche Helden – und machte, aus dem, was dann passierte, einen Comic.

Johannes Stankowski, Tausend schöne Dinge

5. Sommermusik. Vor einer Weile habe ich mal wieder eine nicht abgesprochene Pressesendung geschickt bekommen. Ich mag das eigentlich gar nicht. Andere Blogger und Journalisten mögen sich über Berge von kostenlosem Kram (in der Medienwelt Samples genannt) freuen, ich tue es nicht. Ich kriege Schnappatmung, weil ich nicht weiß, wohin mit dem Zeug. (Geschweige denn, dass es manchmal Joghurt ist, der bei meinem Mann in der Kanzlei abgegeben wird, dort vergessen wird und erst zwei Wochen später bei mir landet. Ich sage euch, eklig ist das.)

Kurz und knapp: es kam mal wieder etwas an (zum Glück haltbar) und ich wollte es schon entsorgen, als mein Großer es entdeckte und in den CD Player schob. Schon die ersten Beats waren cool. Der Rest sowieso. “Gib mal her!”, sagte ich und schaute in das beiligende Songbook, dick wie ein Bilderbuch. Dort waren hübsche, grafische Illustrationen. Und daneben standen Texte wie:

“In unserem Garten gibt’s einen Spaten
und einen langen Schlauch.
Mit dem wird gegossen – auf Knospen und Sprossen,
Himbeeren und Lauch
und auch gern mal auf den nächsten nackten Bauch.”

Es sind einfache, aber ausgewählte, beinahe poetische Worte in den Texten. Und dazu Knallermelodien. Super Beats. Mit Wumms. Es ist Musik für Kinder – aber auch für Eltern. Ich wette, es wird der Soundtrack unserer Sommerreise. Ich finde die CD wirklich super!
Zwei Lieder später heißt es in “Ganz für mich allein”:

“Sagt einfach alles ab – und hört auf eure Kinder!
So jung werdet ihr uns auf jeden Fall nicht wieder sehn.

Genießt die Zeit, bald sind wir aus dem Haus.
Jetzt sind wir noch da,
drum seid gescheit und macht was Schönes draus!
Kommt schon, Paps- und Mama-Maus!”

Auch wenn ich nicht mehr häufig melancholisch bin, kann so eine kleine Erinnerung nicht schaden. Eine Erinnerung daran, einfach so viele gemeinsame Minuten zu genießen, wie möglich. Damit ich mich später bloß nicht ärgern muss, dass ich was verpasst habe. Das ist meine Motivation. Zum Beispiel für gemeinsames Buddeln statt Maniküre.

Eine schöne Restwoche,

Claudi