Es sollte ein federleichtes, entspanntes Sommerwochende werden. Es wurde eins mit einem Besuch in der Notaufnahme, Hasenhintern in Kamillentee, Freundinnenkrisengesprächen und Grübeleien, über das, was wirklich zählt. Und darüber, warum mit Mitte 40 das Leben bloß so verdammt durchgerüttelt wird…

1. „Dankbarkeit ist wichtig für Ihre Psyche!“, stand auf dem kindgroßen Bildschirm im Notaufnahmenwarteraum, in dem ich meinen Samstag Abend verbracht habe. Und: „Schauen Sie täglich auf das, was Sie haben, nicht auf das, was sie nicht haben.“ Ich habe mich ertappt gefühlt. Und als wäre es Karma, hatte ich lange Zeit darüber nachzudenken, beim langen Warten in diesem Raum, in dem man automatisch im Kopf aussortiert, und zumindest für eine Weile das wegräumt, was unwichtig ist. PS. Es ist übrigens – zum Glück – alles gut ausgegangen in der Notaufnahme. Auch für den Kaninchenhintern, den wir allerdings zuhause verarztet haben.


2. Ich hab ein paar neue Sommerbasics und bin total begeistert. Die grüne Chino-Short ist dank weichem Baumwollstoff und Gunmizug super bequem! Und mit Shirt und Blazer hatte ich sie sogar zum Jobtermin an. Und das pinke Leinenkleid flüstert Sommer in Endlosschleife und ist perfekt zum Abhängen auf der Terrasse, aber mit goldenen Sandalen und Clutch auch zum Ausgehen. Super schön, ich bin ganz begeistert von Lands End. Stöbert doch auch mal.

3. Mein aktuelles Buch: „Die unglaubliche Grace Adams“. Perfektes Buch für prämenopausende Mütter von Teeniekindern. Ich mag es, auch wenn es irgendwie ein bisschen spröde geschrieben ist. Vielleicht kommt aber auch kein warmes Gefühl im Bauch an, weil ich ständig denke: „Ja, scheiße, so ist es.“ Außerdem am Wochenende immer an mir: Unser bunter Gute-Laune-Konfettiring und meine Croissantkette, die mir französische Ferienlaune macht, auch wenn ich noch nicht da bin.

4. „Glück liegt oft da, wo es ein bisschen unangenehm wird“, stand am Sonntag in der Süddeutschen. Im Artikel geht es darum, dass wir uns immer mehr Abschotten: Durch Sichtschutz im Garten, durch Kopfhörer im Zug und natürlich durchs ständige Glotzen aufs Handy. Dadurch würden spontane Begegnungen zwangsläufig aus unserem Alltag verschwinden. Dabei seien die so gesund, auch um immer wieder neue Bekanntschaften zu schließen. Fand ich spannend.


5. Gesprächsfetzen, die mir länger nachhängen, als ich möchte. „Sie ist zum Glück organisiert und macht ihre Hausaufgaben ganz selbständig“, erzählt meine Bekannte, und hängt an, „liegt vielleicht auch daran, dass sie ein Mädchen ist.“ Und dann: „Mein Sohn ist so chaotisch.“ Ich sage nichts. Denke daran, dass zwei meiner Söhne auch ziemlich selbständig Hausaufgaben machen, ich das aber noch nie aufs Geschlecht geschoben habe.

Andere Bekannte, anderer Tag. Es geht um das Thema WhatsApp. Ich habe gerade erzählt, wie schön ich es finde, mit meinem Sohn neuerdings Nachrichten hin und herschreiben zu können. Ein kleines Alltagsvergnügen, über das ich vorher in dieser ganzen Handy-ja-nein-und-ab-wann-Diskussion nie nachgedacht habe. „Ist schon was anderes, mit Töchtern zu schreiben“, erzählt die Bekannte. „Sie schreibt halt richtige Sätze und auch mal, liebe dich, Mama!“

Ich will was sagen, aber ich tue es nicht. Ich taste nach meinem Handy in meiner Tasche, mit der lieben Nachricht meines Sohnes, über die ich mich so gefreut habe. Sie besteht aus richtigen Sätzen – und einer Liebeserklärung. Ich beiße mir auf die Lippe, frage mich, warum mich sowas immer noch und trotz allem so piekst. Vielleicht, weil es sich einfach anfühlt, als seien Söhne Zweite-Klasse-Kinder. Aber dann lächele ich doch bloß.

Alles Liebe und eine tolle Woche!

Claudi