Hier war viel Schnupfen am Wochenende, einer total verrotzt und verschwitzt, andere bloß ein bisschen, vor allem viele total müde, daher kam diese Erkältung irgendwie richtig, weil sie uns dazu zwang, langsamer zu machen. Schöne, wilde Pläne mit fünf Stunden Anfahrt zu canceln…
1. Ich war vermutlich platt von meiner Nacht in Berlin. Bin mit dem Zug hin, hatte eine überraschend entspannte Fahrt (pünktlich, leer, angenehm kühl), bin gebummelt, hatte einen Parfum Workshop bei Frau Tonis und war abends zur Sommer-Party meiner Literatur-Agentur.
Irgendwie ist immer Sommer, wenn ich in Berlin bin: Backofenwärme zwischen den sandsteinigen Fassaden. Unzählige Sandalenschritte durch klebrige Beton-Stadt-Straßen, die sich nur 2 Stunden Zugfahrt entfernt von HH so sehr nach Großstadt anfühlt.
Ich hatte eine Stunde am Bahnhof in der Buchhandlung verbracht und mich ganz in Ruhe mit Romanen für die Sommerreise eingedeckt, aber nicht daran gedacht , dass ich die Schinken dann auch noch durch den Stadtbackofen tragen musste.
Meine Blasen und ich verbrachten zwei Stunden im Standard-Hotelzimmer, mit weinrotem Teppich mit gelben Rauten, am offenen Fenster mit Blick in einen stinknormalen Berliner Innenhof und ich fühlte mich jung, cool, sophistacated. Später ging ich in zu hohen Schuhen und mit Blasenpflastern
Richtung Party, weil ich die Vorstellung, dieselben Schuhe wieder anzuziehen, noch verrückter fand.
Nicht bedacht hatte ich all die Kopfsteinpflaster-Einfahrten, die in Berlin Prenzlberg die Fußwege unterbrechen. Bin also lustig geschwankt und gestrauchelt. Aber was für eine Erholung, sich mal bloß mit Schuhpeoblemem beschäftigen zu dürfen und lustig, wie sehr man dabei automatisch gleich wieder bloß um sich selbst kreist.
Auf der Party hab ich außer mit meiner Agentin Eva mit vielen Autorinnen gequatscht und außerdem mit einem Orthopäden, der jetzt schreibt, und zwar unter anderem über die richtige Haltung – ich stand auf jeden Fall den ganzen Abend grader als sonst. Ist immer total schön, diese Und-was-schreibst-du-so?-Atmosphäre, nur mit Menschen in einem Raum, die Bücher schreiben oder verkaufen.
2. Apropos Schreiben: Kennst du die Romane von Nicolas Barreau? Ich finde seine Bücher sehr schmökerig und romantisch, aber dennoch nicht klebrig. Und ich liebe die Frankreich-Feelings darin. Das einzige, was mich echt immer irritiert hat, war die Tatsache, dass diese Bücher ein Mann geschrieben hat. Weiß nicht warum, weil sie so weiblich formuliert sind, vielleicht. Hab die Gedanken dann weggeschoben. Denn was heißt das schon, weibliche Formulierungen? Solche Gedanken sind nicht mehr zeitgemäß, oder?
Gestern erfahren: Nicolas ist eine Frau, nämlich die Verlegerin Daniela Thiele, die vor Jahren nach Verlagsgründung nicht das richtige fand, und außerdem kein Geld mehr hatte. „Schreib doch selbst, was du dir vorstellst“, meinte ihr Mann. Also doch einer. Geschrieben hat sie es dann aber.
3. Total spannend, diese neue Studie: Jede Generation scheint die Wahrnehmung des Alters – auch des eigenen – neu zu verhandeln. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der American Psychological Association kommt auf jeden Fall zu dem Ergebnis, dass wir uns immer später alt fühlen.
Empfanden sich 65-Jährige, die 1911 geboren wurden, bereits mit 71 Jahren als alt, glauben 65-Jährige, die im Jahr 1955 zur Welt kamen, dass das Gefühl des Altseins im Durchschnitt erst mit 75 jahren einsetzt. Am Ende bleibt es wohl dabei: Man ist so alt, wie man sich fühlt. (Quelle: Für Sie.) Beruhigend.
4. Musste Maxton Hall nochmal anfangen. Offiziell, weil es so schön plotgetrieben ist, und ich daraus für meine Romane lerne. Inoffiziell weil es – und der 25 jährige Hauptdarsteller – einfach so schön ist. Haha. Und dann ist der auch noch so schön schlau.
Einen guten Satz hab ich aber auch entdeckt: „Du kannst nicht hoch hinaus wollen und gleichzeitig unter dem Radar laufen.“ Sagt die coole Lehrerin zu Ruby. Und weiter: „Kopf hoch und mutig sein.“
5. Allerschönster Kommentar unter meinem neusten Reel zu großen Kindern: „Ich finde es wichtig (und richtig) seinen Kindern nichts aufzuzwingen, nur weil man der Ansicht ist: „das muss so” Zum Beispiel die Kids am WE wecken, weil man als Erwachsene unbedingt gemeinsam frühstücken möchte.
Wieso sollte das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Frühstück über dem Schlafbedürfnis eines Teenagers liegen? (Zumal man weiß, wie wichtig Schlaf bes. in dieser Lebensphase ist und wieso der Schlafrythmus sich so verschiebt bei vielen). Der Familienalltag unterliegt einem ständigen Wandel. Einer steten Absprache. Unsere Kinder sind nur eine vergleichsweise kurze Zeit abhängig von uns. Sehr bald wird es notig loslassen zu üben und dabei zu beweisen, dass man der sichere Hafen bleibt.
Gemeinsame Mahlzeiten gelten für viele als das Nonplusultra. Und mit jüngeren Kindern gibt es viele Gründe daran festzuhalten (doch bitte nicht zu sehr idealisieren – es gibt viele Familien, bei denen oft ein Elternteil aus beruflichen Gründen fehlt). Sich zu seinem Teenager an den Tisch zu setzen, Zeit gemeinsam allein zu verbringen, ist überaus magisch. Selbst dann, wenn man „nur” das Essen zubereitet oder dem Jugendlichen Gesellschaft leistet, während er/sie es sich zubereitet und anschließend nach oben ins eigene Zimmer schlurft.
Das Leben mit älteren Kids sollte gepaart sein mit sehr viel Freiheit. In klaren Grenzen. Diese sind verhandelbar. Immer wieder. Und unsere Aufgabe als Eltern ist es zu gucken, welche Glaubenssätze hinter unseren vermeintlichen Bedürfnissen und Regeln stecken (und ob diese weg können) oder ob es uns nur darum geht Macht auszuüben. Und wieviel Recht auf Selbstbestimmung wie unseren Kids geben.Sie sind nicht unser Eigentum. Und sehr bald sind sie uns ebenbürtig.“ (von @hppsych_)
Eine schöne Woche,
Det is Berlin. Und det is so jut. 😉😊
Deine Blasen an den Füßen kann ich förmlich mitfühlen, besonders gerade. Autsch.
Wir haben bei unseren Teenagern einfach später gefrühstückt und wenn einer dann nicht teilgenommen hat, war es auch ok. Allerdings gestehe ich, dass ich eine gemeinsame Mahlzeit (auch nur mit einem Elternteil) immer gut und wichtig fand. Wegen Austausch und so.
Mit Maxton Hall hast du mich neugierig gemacht, da muss ich mich mal einlesen.
Ansonsten ist es wieder so ein fröhlich schöner Beitrag, ich mag einfach deine positive Authentizität.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, unbedingt auch Maxton Hall schauen, der Hauptdarsteller ist eine Augenweide.
Alles Liebe,
Claudi
……. musste Maxton Hall jetzt dringend auch nochmal gucken – glaube habe beim ersten Mal nicht alles richtig verstanden, haha 😉
Au weia: Kann mir jemand erklären, was das mit dieser Serie ist?
Warum hat die uns so cecatcht?
Gerade uns, die über 40-jährigen….
Meine Teenagertochter und ihre Freundinnen fanden die Serie ganz nett, sind aber lange nicht so obsessed wie meine Freundinnen und ich 😉
Und ich stimme Dir zu: Der Hauptdarsteller ist wirklich ganz besonders (schön)!
Haha, ging mir genauso. Ich habe mich das auch schon gefragt, ob die 20 jährigen da auch so darauf abgehen. Denke schon, Tiktok beweist es, aber sie feiern es anders.
Ich glaube, es ist unsere Sehnsucht, nochmal diese intensiven Gefühle der Teeniezeit nachzufühlen. Diese Zeit, in der ein Blick vom Klassenschwarm die Welt bedeutete.
Und: Ich glaube, der Hauptdarsteller erinnert uns optisch ein bisschen an die Stars der Neunziger, das knipst was bei uns an.
Alles Liebe!!!
Claudi