Wenn ich ans vergangene Wochenende denke, denke ich an Döner. Warum? Ab und zu halte ich beim Dönermann an, ein knallroter Lastwagen im Nachbardorf, sage zum Verkäufer: „Drei Döner bitte!“ Er lächelt breit, von einem Ohr zum anderen und dann fragt er jedes Mal: „Mit alles…?“ Ich nicke. Und lächle auch. Dieses Wochenende, musste ich gestern denken, das war ein Wochenende „mit alles“. Prall gefüllt. Mit Leben…
1. Alte Liebe. Am Samstag überraschend früh wach sein, nicht mehr schlafen können wegen Lichtflecken auf Kopfkissen und Vogelgezwitscher. Noch im Liegen der Freundin spontan eine WhatsApp schreiben. Noch vor dem Aufstehen spontan die Antwort bekommen. Sie kann! Die beiden Kleinen einpacken und losfahren, wie früher, zum Schanzenflohmarkt.
Mich über die vielen neuen Händler ärgern, die knapp 50 Euro für eine alte Emailleschale haben wollen. Einen Overall für mich für zwei Euro finden, an einem der wenigen privaten Stände. Einen Stand mit Tomaten aus Vierlanden entdecken, bunte, krumme Tomaten. Mich mit meinem Dreijährigen mitfreuen, als er sich ein Spielzeugauto von seinem Taschengeld kauft: Fünfzig Cent für einen gelben Campingbus mit Hippieblumen. Und zwei Tage Stolz.
Durch die Schanze spazieren, Schaufenster gucken und im Beachclub Pommes essen, die Füße im Sand, die Augen überall. Stadtkribbeln im Bauch haben. Mich erinnern, wie oft ich früher dort saß – vertrödelt, verknallt, verlassen, verkatert – und mir eine Familie und Kinder und ein Haus auf dem Land gewünscht habe. Nicht glauben können, genau das jetzt zu haben. Mich ein kleines bisschen ärgern, dass ich das früher nicht schon gewusst habe, dass ich das mal haben werde, weil es dann viel schöner gewesen wär, vertrödelt, verknallt, verlassen, verkatert zu sein. Und dann doch wieder bloß dankbar sein, dass ich es habe.
2. Deich Dinner. Einmal im Jahr gibt es ein großes Feuerwerk über der Elbe. Dieses Mal hatte meine Schwiegermutter für den Abend eine gute Idee: ein White Dinner am Deich. Wir haben zwei Biertische zum Deich getragen, weiße Tischdecken, Kerzen und Blumen aufgestellt und ein paar Freunden und Nachbarn Bescheid gesagt. Jeder brachte etwas zu essen mit, trug so viel weiß, wie er im Schrank hatte. Die Kinder schauten drinnen bei uns einen Film, wir schauten Fluss und Feuerwerk, aßen, tranken, erzählten, lachten und klatschten mit den Touristen ab, die in ihren Autos im Schritttempo die Deichstraße entlang fuhren – bloß eine Weinglasbreite von unserem Tisch entfernt.
3.Nachhilfe. Ich dachte, ich hätte alles gesehen und gelesen in Sachen Blog. Dann habe ich am Wochenende Sterben üben entdeckt und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. So klar und unkitschig über den Tod schreiben zu können ist große Kunst. In jedem toten Satz so viel Leben. Die Autorin Jasmin ist Journalistin und macht aktuell eine Ausbildung zur Sterbeamme, sprich, sie begleitet Menschen in den Tod, fotografiert Sternenkinder, begleitet ihre Eltern. Weil es auch für sie nicht leicht ist, mit dem Tod zu leben, verarbeitet sie ihre Erfahrungen auf ihrem Blog. Sie übt das Sterben. Wir dürfen mitüben. Und dabei ganz viel über das Leben lernen.
4. Geburtstag. Das erste Mal Bammel haben vorm Kindergeburtstag, weil Achtjährige gefühlt so große Erwartungen haben. Und ich verrückterweise erlaubt habe, zwölf Kinder einzuladen, (sechs Mädels, sechs Jungs – sein Wunsch). Aber dann einen wunderbaren old-school Kindergeburtstag feiern, mit Sackhüpfen, Schokoladenwettessen, Schnitzeljagd und alle finden es super. Ganz geburtstagsglücklich sein hinterher.
5. Fliegen. Sie fliegen. Überall. Sie machen mich wahnsinnig. Gestern Abend im Bett: André und ich kinderpartyplatt, mindestens zwei Fliegen feiern noch, auf mir, auf meinem Baby. Ich motze. Ich maule. Ich will doch bloß schlafen. „Ich fang sie“, sagt der mutige Mann ohne Kontaktlinsen. Ich lache ungläubig. Es knallt. „Und?“, frage ich. „Ich habe einen schwarzen Fussel erschlagen!“, lacht der Mann.
Alles Liebe,
Ich wollte Mal danke sagen für deinen tollen Blog. Ich liebe die Bullerbü Geschichten, ja daran erinnert es mich oft. Aber ich weiß zu schätzen das du auch anstrengende Momente mit uns teilst und beschreibst das nicht immer alles nur Friede Freude Eierkuchen ist und deine unglaublich süssen Jungs genauso streiten und nölen wie unsere. Das macht mir dann ein warmes Gefühl um Bauch, weil ich mich nicht so unfähig fühle dieses Familiending auf die Reihe zu bekommen. Und weil ich plötzlich Lust bekomme das Zelt im Garten aufzustellen und mit den Jungs darin zu schlafen, obwohl oder gerade weil sie den ganzen Tag gestritten haben…
Also dickes Danke für deine Blogbeiträge mit den schönen Fotos und das durchblicken lassen von normalen Mamaproblemen.
Eine Mama mit zwei wilden Jungs, die den Hut vor Dir zieht…
du bist wie ich früher war, nur, es hat keiner gemerkt. und das Schöne, du kannst darüber schreiben, einfach und normal. alltagstauglich. nun bin ich 11xoma und werde
von meiner Tochter mit fünf (5)kINDERN auf dich aufmerksam gemacht und ich versteh, dass sie dich versteht. Versteht!? Liebt!?sollte so was virtuell überhaupt möglich sein. ok, jedenfalls, gratuliere zum Mut, zum Schreibstil und überhaupt für die Präsenz
danke fürs teilhaben-lassen. wunderschön eingefangene momente, erlebtes. – liebste grüße, julia
Ich lese schon länger still auf deinem schönen Blog mit und freue mich jedes Mal darüber, vieles aus meinem Alltag bei dir wiederzufinden…Danke! Ich habe 5 Söhne und bin aktuell mit Baby Nummer 6 schwanger. Wir wissen zwar noch nicht, was es wird, vermuten allerdings einen weiteren wunderbaren Jungen 🙂
LG Maria