Jetzt beginnt meine Lieblingszeit. Auf endlos langen Tagen hüpfen wir von Feiertag zu Ferien. Das Licht und die Wärme geben mir Energie und die Aussicht auf unsere große Sommerreise nimmt nervigen Momenten den Nerv. Da erscheint der große Berg Arbeit, der bis zu den Ferien vor mir liegt, plötzlich gar nicht mehr so hoch. Hier ein paar Gedanken vom Wochenende…
1. Mein Hecht. Er war der Star unseres Urlaubs: Der kleine Hecht, den ich überraschend aus unserem See geangelt habe. Mit einer selbstgebastelten Angel und einem Stück Fleischwurst. Unsere Angelfreunde angelten mit Profiausrüstung…! Nichts.
Ich konnte nicht anders, als danach darüber nachzudenken, ob meine Unbedarftheit und meine echte Egal-Haltung diesem Fang gegenüber, den Fischerfolg gebracht hatten. Tatsächlich habe ich mir ein wenig dieser lässigen Herangehensweise auch für zukünftige Jobprojekte vorgenommen. Ich werde nämlich so gemein zu mir, wenn ich etwas unbedingt will. Und durch diese Härte vielleicht auch weniger gut. Was habe ich am Wochenende im Newsletter der Zeit gelesen..?
„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Wimpel aufhängen!“
Klingt inspirierend.
2. Das Pupslied. Meine Kinder lieben dieses Lied, ich finde es echt eklig, muss aber vor Ekel immer lachen. Und weil ich es auf allen Fahrten in Schweden mindestens 365 Mal hören musste, müsst ihr da jetzt auch durch.
3. Meine Strickjacke mit Neonstreifen macht mir extrem gute Laune! Genau wie die vielen tollen Außenleuchten, die die Terrasse in ein weiteres Wohnzimmer verwandeln. Und auch all die schönen Erinnerungen, die wir über unseren Urlaub in unser Reisetagebuch „Ab ins Abenteuer“ schreiben.
Genau so ein Buch hatte ich ewig gesucht. Und weil ich es nicht gefunden habe, haben wir es einfach selbst herausgebracht. In unserem Reisetagebuch ist Platz für zehn Reisen. Es gibt jeweils eine Aufmacher-Seite mit Platz für ein Foto und alle Hardfacts. Und dann lustige, ernste und kreative Fragen, um später das Kopfkino anzuschmeißen. Viel geschrieben werden muss nicht, es soll ja schließlich nicht in Stress ausarten. Dazu gibt es Spiele für die Fahrt und Regentage, Witze, Rätsel, Wissen über die Welt und noch viel mehr.
In unserem WAS FÜR MICH Shop findet ihr neben unserem Reisetagebuch noch viele andere schöne, kreative Produkte.
4. Verletzlich wie nie. Neben guter Laune wegen Licht, langer Tage und vieler Ferien fühle ich derzeit dennoch eine dauernde Schwere. Ihr vielleicht auch? Ich weiß nicht, ob es am Corona-Chaos liegt, am Alter oder an mir. Aber irgendwie meint mein Kopf sich ständig vorbereiten zu müssen auf eine Enttäuschung, auf etwas Schlimmes, auf eine Katastrophe.
Ich kann nicht anders als ständig daran denken, dass jemandem, den ich liebe, etwas passieren könnte, dass wieder eine neue Katastrophe meinen Alltag einschränken könnte. Dass Krieg kommt, dass Kollegen mich abhängen. Dass wir unsere Existenz gegen die Wand fahren könnten.
Die Leichtigkeit, die ich lange immer wieder gefühlt habe, ist bis auf ein paar Funkelmomente weg. Und ich bin scheinbar nicht allein mit dem Sorgen machen: „Die Welt ist aktuell so verletzlich, wie ich es noch nie in meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe“, sagt Infektionsexperte Jeremy Farrar. In einem Artikel in der Süddeutschen erklärt er auch warum. Weil „wir nämlich gerade nicht sehen, was in Teilen der Welt zirkuliert oder zirkulieren könnte.“
„Das erfüllt mich mit einer gewissen Beklemmung.“
Mich auch. Auch ich fühle mich besonders verletzlich. Und ich wünsche mir so sehr einen Knopf, mit dem ich im Kopf zumindest mal stundenweise alle dunklen Gedanken und Ängste ausschalten könnte.
Eins steht fest: Ich mag nicht dauerhaft jammern und motzen. Also werde ich versuchen, einen Knopf zu finden. Erzählt doch mal: Wobei könnt ihr für eine Weile alles vergessen?
5. „Ein bisschen Krach macht wach!“, meinte einer meiner Söhne nüchtern, nachdem wir uns im Urlaub beim Frühstück an einem Morgen alle so richtig gezofft hatten. Als einer schluchzte, einer weinte, einer oben schmollte und einer genervt die Augen verdrehte.
Und obwohl ich kurz vorher mal wieder gedacht hatte, dass wir die schlimmste Familie der Welt waren, musste ich lachen. Keine halbe Stunde später war unglaublicherweise wirklich wieder alles gut.
Eine schöne Woche und alles Liebe,
Ein bisschen Krach macht wach.
Ich habe so gelacht!
Ja, wenn man es so betrachtet dann sind wir wohl auch ganz schön normal.
Was mir hilft, wenn die Sorgen in jedem Alltagsmoment durch die Dielen in der Küche glitzern- die Perspektive wechseln. An meine Schwester denken, die am Telefon zu mir sagt das sei doch aber klar und verständlich, mich in einer solchen Situation vernagelt und wenig schwerelos zu fühlen. Mich mental zwei Jahre weiter zu beamen, alle Kinder zwei Jahre älter, einige akute Probleme gelöst, oder zumindest dann ganz sicher nicht mehr akut- siehe da: Die Dinge werden sich verändert haben. Ganz von Allein sagt mein Mann immer. Während du dich einfach nur um dich kümmerst, und das, was dir wirklich wichtig ist verändert sich die Wolkenlage wieder ganz von allein.
Was mir eine echte kleine Flucht aus dem Alltag ist sind außerdem ganz simple Dinge:
Musik aus meiner Jugend, die mich an irgendeiner Schicht in mir berührt, die sonst eher unangetastet bleibt.
Stadtbummel. Mach ich fast nie. Erdet und ändert meine Stimmung immer.
Gartenarbeit. Macht meinen Kopf ab einer halben Stunde ausnahmsweise mal leer und still.
Gedichte. Von Kästner, Rilke, Domin Kaléko. Geben mir das Gefühl, dass Angst vor Krieg und Veränderungen keine Erfindung unserer Zeit sind, sondern auch vor 80 Jahren oder mehr hochaktuell. Auf eine etwas skurrile Art beruhigt mich das.
Ich danke dir, das klingt alles gut. Auch was dein Mann sagt!
Und deine simplen Ideen mag ich sehr.
Liebe Grüße,
Claudi
Liebe Claudi,
So wild und emotional wie es manchmal in der Familie ist, liebe ich es so sehr, dass wir genau in diesem heiligen Kreis genau so seien können wie wir sind und uns so zeigen können. Und genau wie du sagst, eine halbe Stunde später ist alles wieder gut. Und darüber bin ich so froh.
Diese Ängste und Gedanken im Kopf kenne ich auch und Corona hat auf jeden Fall auch nochmal eins drauf gesetzt. Mir hilft Yoga vor dem schlafen gehen sehr gut. Danach ist alles so schön ruhig. Mein Geist, meine Gedanken. Und ich schlafe richtig gut. Oder ein Spaziergang durch den Wald. Das beides liebe ich sehr. Und tut immer so richtig gut.
Vielleicht auch Knopf für dich?!
Alles Liebe
Isabell
Liebe Isabell, wie gut, dass du mich daran erinnerst. Ich habe auch eine Weile einmal die Woche Ying Yoga vor dem Schlafen gemacht und es hat so gut getan. Irgendwie ist es in letzter Zeit in Vergessenheit geraten. Es ist so hell und wir sind so lange draußen und ich habe noch so viel auf der To-do-Liste, dass ich abends doch oft etwas abarbeite, auch wenn ich das eigentlich nicht mehr will. Aber heute wieder gedacht, wie gut mir zumindest meine Morgen-Joggingrunde tut.
Alles Liebe,
Claudi
Ich glaube, neben der aktuellen Lage in der Welt liegt es – zumindest bei mir – auch ein bisschen am Alter. Ich bin mitten in den Wechseljahren und merke, dass die frühere Leichtigkeit nicht mehr so da ist. Ich galt früher als Frohnatur, jetzt merke ich, dass ich latent mehr Sorgen habe und mir allgemein mehr Gedanken um die Zukunft mache. Mich belastet auch, dass meine Mama älter wird… Sie ist 79 und noch recht fit, und doch sehe ich, wir Ihre Kräfte weniger sind als noch vor zwei Jahren und das macht mich traurig. Allgemein bedrückt mich die Vergänglichkeit.
Was mir hilft: Treffen mit lieben Freundinnen. Dass das jetzt wieder ganz unbeschwert geht, erfüllt mich wirklich mit Glück. Abends digitale Geräte aus und lesen. Im Chor singen. Musik aus meiner Jugend – ja, hilft seeeehr gut! Zeit mit meiner Familie verbringen und dabei einfach ganz im Jetzt sein, nicht an die Zukunft denken.
Ein bisschen Krach macht wach- herrlich, dem Spruch merke ich mir!
Ich danke dir. Ja, irgendwie drückt es gerade von allen Seiten. Aber deine Helferchen mag ich alle auch. Sehr sogar.
Danke für deine lieben Worte.
Beste Grüße,
Claudi
Spaziergänge mit unserem lieben kleinen Hund habe ich ganz vergessen! Wie konnte das passieren!
Das kann ich mir gut vorstellen! Wie schön!
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi, mir hilft malen und Handarbeiten ganz für mich allein ohne Bewertung ob es schön oder nicht ist. Dann komme ich zu mir. Ich muss nicht immer perfekt sein. Liebe Grüße von Elke
Liebe Elke, das klingt so gut!
Alles Liebe,
Claudi
Liebe Claudi, heute schaffe ich den Sprung von Instagram zum Blog und „richtig“ lesen. Das ist mein „eine Weile alles vergessen“ Moment – mit Café im Hof und diesem tollen Artikel von dir. Vor ein paar Wochen hätte ich sonst noch geschrieben: Yoga, Freunde treffen oder telefonieren, aber ich habe ein neues Geheimrezept: Hallenbad mit der ganzen Familie. Klingt grauenvoll? Dachte ich auch! Das Schwimmbad unserer Wahl ist alt, laut und nichts besonderes. Vielleicht ist es genau das, was es so gut macht. Mein Sohn macht dort Schwimmkurs und meine Tochter eigentlich auch. Sie hat in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht. Tipp der Schwimmlererin: kommt einfach als ganze Familie mit. Irgendwann macht sie dann bestimmt auch mit. Ich war erst wenig begeistert jede Woche ins Schwimmbad zu gehen. Aber jetzt freue ich mich die ganze Woche darauf. Meist gehen wir nur für 1,5-2 Stunden. Mein Mann macht früher Feierabend, wir packen nur ganz wenig ein, die Handys bleiben zu Hause und jeder ist für ein Kind 100% da. Schwimmbad heißt bei einer Nichtschwimmerin und einem fast Schwimmer immer Singletasking. Wer mit dem Großen im Wasser ist darf während des Schwimmkurs selbst Bahnen ziehen. Das tut so gut. Ganz reduziert. Nur wir vier, Lärm und Wasser. Immer wieder Freitags …
Hallo Claudia! Welches Pupslied ist denn das? Der Link funktioniert irgendwie nicht…
Oh Mist, es ist das hier:
https://m.youtube.com/watch?v=7UoH69umUUE
Hoffe, so geht es?
Lg
So geht es. Danke! Meine Kinder erfreuen sich derzeit an der Pups Polka vom Kikakaninchen… Auch nicht schön….