So langsam fühle ich mich wirklich ein wenig weihnachtlich. Nicht, weil es hier ununterbrochen friedlich ist und es immerzu nach Keksen duftet oder ich Zeit habe, in Ruhe einen Tee zu trinken. Sondern weil es anfängt gemütlich zu werden und irgendwie feiertagslocker. Ich sage nicht Nein, wenn ich ein Kind mit der Hand in der Keksdose erwische, wir spielen abends ein Spiel mehr, obwohl es schon spät ist. Wir machen Abend für Abend den Kamin und Kerzen an, der Mann sagt ja zu schnulzigen Filmen – und am Wochenende hatten wir ausnahmsweise alle Weihnachtsplätzchen zum Frühstück…

1. Sofasause. Wir haben unseren ersten Weihnachtsfilm zusammen geschaut und es war einer, den alle gut gucken können, auch der Vierjährige (und Mama und Papa). Arthur Weihnachtsmann heißt er und es geht darum um genau diesen, um Arthur, den jüngsten Spross der Weihnachtsmanndynastie. Der bemerkt in der ansonsten perfekt organisierten Geschenkeauslieferungsindustrie, dass ein Kind vergessen wurde – und macht sich kurzerhand mit seinem Großvater und einem kleinen Elf auf den Weg, es selbst auszuliefern. Niedlich. Und mir wurde bereits bei der Anfangsszene ganz wunderbar weihnachtlich. (Trotz der Popcornkrümel unterm Po…)

2. Frauenpower. Als die Kinder im Bett waren haben André und ich in der ARD Mediathek den Zweiteiler über Aenne Burda geschaut und ich war hin und weg vom Power dieser Frau, die erst angepasste Ehefrau und Mutter ist, aber dann (nachdem sie rausgefunden hat, dass ihr Mann sie jahrelang betrügt) aus dem Nichts einen eigenen Verlag gründet und ein Magazin mit einer Auflage von 1,5 Millionen verkauften Exemplaren erschafft.

Der Film erzählt vielleicht ein wenig altmodisch chronologisch (in Zeiten der Netflix-Serien) und Aennes Sätze sind manchmal ein wenig zu kalenderblattperfekt (obwohl ich einige gern ausgedruckt hätte), trotzdem habe ich jede Filmminute genossen: die weinroten Kostüme, das Rascheln des Stoffs, der Kameraschwenk auf die buttergelben Strümpfe, der Industriecharme der ersten Redaktion und der Tatendrang der Frauen. Ihr Glücklichen, falls ihr ihn noch nicht geguckt habt und heute Abend hier einschalten könnt…

Und ganz ehrlich, bei allem Hype um die Mamas, bei denen sich dauerhaft alles nur um ihre Kinder dreht (was natürlich auch völlig okay ist – jeder wie er mag und kann!), ich mag auch die Geschichten von den Frauen, die nebenbei ihr Ding durchziehen.

3. Es gibt da einen Teebeuteltee, der für mich ganz wunderbar nach Weihnachten schmeckt (besonders aus meiner Weihnachtstasse). Er heißt Caramel Apple Pie (von Teekanne) und schmeckt irre süß, genau richtig für Dezember. Sogar der Mann mag ihn so (und der schaufelt ansonsten zwei gehäufte Löffel Zucker in jeden Tee).

4. Wir haben gebastelt, meine Fliegenpilzlichter für die Paten, und nachdem ich einmal geplatzt bin, hat es wirklich wunderbar funktioniert. Wer weiß, vielleicht gehört Platzen ja auch zur Weihnachtszeit und wir sollten es einfach mal akzeptieren (so wie die Kalorien im Weihnachtsessen), statt Angst davor zu haben. Geht ja doch nicht ohne. Und hinterher ist es ja auch irgendwie besonders schön.

5. Wir waren gestern bei einer Taufe und obwohl wir früh aufstehen mussten, keine Weihnachtsbücher gelesen und noch nicht die zwei Kerzen am Adventskranz angezündet haben, hat sich der Tag ganz wunderbar weihnachtlich angefühlt. Weil der ganze überwarme Raum den ganzen Tag voll mit netten Leuten war, weil wir köstliche Sachen gegessen haben, weil ich zwischendurch über eine Stunde mit meinem Vierjährigen in Ruhe mit dem Playmobil-Haus meiner Patentochter gespielt habe und weil alle abends im ganzen Haus verstecken spielten. Als ich mit einem Sohn auf dem Schoß in der Dusche saß, Hand in Hand, Nase in Haar, der Raum beinahe Dunkel, bloß ein Lichtkegel vom Flur auf dem Fliesenboden, und wir die anderen draußen herumspazieren, suchen und kichern hörten, fing ich an mich wie ein Kind auf Weihnachten zu freuen.

PS. Eine riesige Überraschung war die winzige Schokoladenkugel von Nikolaus, die ich warm geschmolzen im Schuh des Kleinsten fand, nachdem er sie einen halben Tag anhatte.

In diesem Sonne, eine wunderbare Vorweihnachts-Woche mit vielen Überraschungen,

Claudi