Ein Film, eine Feier, eine Lesung und ganz viel Sonne. Das war ein schönes Wochenende…
Ich sauge den Sommer grad nochmal ganz bewusst auf.
Schnuppere draußen an ihm, tapse ganz bewusst durch seine warmen Sonnenpfützen auf dem Dielenboden. Und gestern haben wir nochmal gegrillt – es könnte schließlich das letzte Mal sein. Wie geht’s euch?
Ich bin sonst immer herbstängstlich, dieses Jahr geht’s. Vielleicht weil ich immer an die Herbstfreude meiner Freundin J. denke. Die steckt an. Ansonsten hat mich das hier beschäftigt…
1. Ich freu mich über unser Beet des Grauens, dass keins mehr ist, weil es die von mir gepflanzten Kartoffel- oder hübscher Sylter-Rosen tatsächlich mit den fiesen Brombeeren aufnehmen können. Als ich mich bei Instagram öffentlich darüber gefreut habe, kamen ein paar Nachrichten, dass diese Rosen ja leider invasiv wären und ich lieber etwas anderes hätte pflanzen sollen.
Es war der zweite Invasiv-Vorwurf in einem Monat.
Letztes Mal war es der von uns in Frankreich aus unserem Pool gerettete Flusskrebs, dem ich – einigen Followern zufolge – lieber öffentlich hätte den Krebskopf abdrehen sollen. Erst hab ich also die Augen verdreht, „was man heute nicht mehr alles nicht darf“ gestöhnt, mich dann wie 80 gefühlt, und dann gegoogelt. Danach bin ich doch irgendwie nachdenklich geworden. Das hier hab ich gefunden:
„Die Kartoffelrose verändert das Landschaftsbild sowie die Lebensgemeinschaften von Dünen und Küstenheiden. Sie verdrängt lichtbedürftige Küstenarten und kann auch in die deutlich artenreicheren Sanddornbestände eindringen und diese zurückdrängen. Von den Arten, die generell selten und schützenswert sind, wird besonders häufig Stranddistel, Krähenbeerheide, Sand-Lieschgras und Bibernellrose verdrängt.
Aus Gründen des Arten- und des Biotopschutzes sind Vorkommen von Kartoffelrosen in Dünen und Küstenheiden daher unerwünscht und seit Januar 2022 ist der Kauf und der Austausch der Pflanze in Dänemark verboten.“ (Quelle: Wikipedia). Wusstest du das?
Verbotene Rose in Dänemark. Krass irgendwie.
2. Am Sonntag hatte ich eine Lesung, bei uns in Vierlanden, im Stall, super nett organisiert von den Jungen Landfrauen. Das war so stimmungsvoll. Auf dem sympathischen Hof Schmoldt könnt ihr übrigens Fleisch von glücklichen Kühen kaufen. Und Band 4 meiner Geburtstagsbande ist jetzt auch hier vorbestellbar.
3. Ich hab am Wochenende endlich „Eine Million Minuten“ geguckt – und war irgendwie enttäuscht. Vielleicht, weil ich mich soooo sehr drauf gefreut hatte. Mein Mann fand ihn langweilig, ich den Plot irgendwie bemüht. Und ich hatte auf viel mehr coole Ziele und schöne Bilder gehofft. Die SchauspielerInnen waren allerdings toll. Hast du ihn schon gesehen?
4. und 5. Ich hab Blau für die Nägel gewählt.
Ozeanblau! Atlantikblau! Sommerverlängerungsblau! (Gitti, Nr. 141, Digital Dance, keine Kooperation, nur Liebe). Das Wahlergebnis am Sonntag Abend hat mich dagegen geschockt, aber leider nicht wirklich überrascht. Irgendwie hab ich das Gefühl, wir kommen mit verurteilen nicht weiter, sondern müssen… zuhören vielleicht? Wie wir da allerdings wieder rauskommen, puh. Das macht mir echt Angst!
Eine schöne Woche euch…
Liebe Claudi,
ich würde sagen, da du ja (vielleicht leider 😉 ) weder an der dänischen noch an sonst einer Ostseeküste lebst und somit den Lebensraum von küstenspezifischen und küstenschützenden Pflanzen verdrängst, sondern ein Beet des Grauens in eine blühende und bepflanzte kleine Welt umgewandelt hast, die natürlich auch Tierchen eine Heimat gibt, bist du aus meiner Sicht von Öko-Pflanz-Sünden befreit.
Meine Güte…. Obwohl ich das mit den Sylter Rosen tatsächlich nicht wusste, glaube ich nicht, dass sie in deinem Garten einen nennenswerter Flurschaden anrichten. 😉
Den Film fand ich übrigens auch nicht so dolle, obwohl ich tatsächlich auch die Schauspieler sehr mag. Mir ging es genauso wie dir (und meinem Mann übrigens wie deinem). Ich fand alles irgendwie sehr klischeebehaftet und vorhersehbar. Naja.
Dafür gestern endlich “Bernadette” mit der wunderbaren Cate Blanchett gesehen. Absolute Empfehlung!!!
Liebe Grüße von Sabrina
Zu den letzten beiden Punkten: Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr zuzuhören. Ich mag zumindest keinen Leuten zuhören, die behaupten, man dürfe ja dieses oder jenes nicht mehr sagen und dann Extremisten wählen und dadurch zeigen, dass sie einfach keinen Bock darauf haben, dass man ihnen widerspricht und / oder sie ihr Gesagtes mal reflektieren müssen. Als ob es aktuell Mut bräuchte, gegen “die da oben” und “das System” oder gegen Minderheiten zu wettern und eine härtere Politik zu fordern. Tut es ja augenscheinlich nicht. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass es gerade eher Mut braucht, sich für mehr Humanität auszusprechen und nicht Faschisten nach dem Mund zu reden und in ihre Tonalität einzufallen. Ich würde mir wünschen, man würde denen wieder mehr zuhören, die sich für Menschlichkeit aussprechen und besonnene Lösungen für komplexe Probleme erarbeiten, gemeinsam erarbeiten wollen. Ich finde man muss diesen Stimmen wieder mehr Raum verschaffen, diese Stimmen wieder salonfähig machen oder selbst zu einer solchen Stimme werden – und wenn es nur “im Kleinen” ist, im Ehrenamt oder beim Schreiben von Kinderbüchern über Freundschaft und Zusammenhalt 🙂 (Klingt by the way ganz zauberhaft, was du von deiner Lesung berichtest). Alles Liebe Michaela
Ich fand den Film super. Vielleicht auch , weil ich meinen Mann 1:1 wiedererkannt habe….also im negativen Sinne…..hat mich so angesprochen
Das Buch zum Film „Eine Million Minuten“ ist noch deutlich tiefer, bringt die Einschränkungen der Tochter und daraus resultierenden Herausfordernden der Familie mehr rüber und brachte mich noch viel mehr zum Nachdenken, angeregt durch die Gedanken des Vaters (Autors), statt „nur“ viele tolle Bilder von tollen Orten zu schaffen.
Beruht ja auf ner wahren Geschichte, aber in Island waren sie zb gar nicht ;).
Eine Empfehlung von mir…der Film hat mir trotzdem ganz gut gefallen!
Hallo, ich habe den Film im Flugzeug nach Thailand geschaut und kann daher sagen, dass er zumindest einen typischen Strand in Thailand und auch die Lebensart, die dort viele Aussteiger leben, eingefangen hat. Viel schöner am Film fand ich aber die Dialoge, vor allem als die Tochter dem Vater beim Würfeln sagt, dass er Glück hat, weil er gleich den Vormittag mit ihr und dem Bruder verbringen darf! Oder als die Tochter der Mutter zuflüstert, dass der Papa gerade heimlich Stress hat, das fand ich echt stark! Mich hat er auf eine leise inhaltliche Art sehr berührt. Wahrscheinlich sollte ich tatsächlich das Buch dazu lesen! Klar, der Verlauf ist vom Plot her vorhersehbar, aber da ist ja von der Story auch nicht viel Platz für unvorhergesehene Wendungen oder Spannungen, ich empfand es eher als Brennglas auf die Familie inszeniert und eben unter diesem Brennglas wird ganz klar, all unsere Probleme und Themen reisen in jeden Winkel der Welt mit uns, sie werden nur gelöst, wenn wir uns ihnen stellen!
Liebe Claudi,
also das mit der Sylt-Rose wusste ich auch nicht. Für mich sind diese Rosen (und deren Duft!) der Inbegriff von Urlaub an der Nordsee (deutsche, niederländische, dänische). Die wachsen dort doch schon seit (mindestens) 50 Jahren …
Gerade dieses Jahr waren wir an der dänischen Ostsee und auch dort sind sie mir – zu meiner Freude – sehr oft in der Natur begegnet.
Also komische Sache irgendwie mit dem Verbot.
Liebe Grüße
Ute
Liebe Claudi,
die Menschen wollten Rechte/N*zis an die Macht und haben Rechte/N*zis gewählt.
Zuhören? Rechten? ich sage auf keinen Fall gebe ich denen Bühne und Zeit.
Was wir brauchen ist eine Stärkung von Initiativen, die sich für ein demokratisches und freies Miteinander und Leben einsetzen.
Wir brauchen eine Politik, die weiß was “da unten” los ist und sich darauf einlässt und auf deren Verbesserung abzielt. Leider haben unsere “großen” Parteien dies seit langem aus dem Blick verloren. Und wundern sich jetzt, dass sie nicht mehr gewählt werden? ich wundere mich eher, dass solche Wahlentscheidungen nicht schon viel länger in D passieren.
ich arbeite seit vielen Jahren im Sozialen Bereich und es fasziniert mich immer wieder, dass mit jeder Wahlperiode ein neuer Politiker mit wahnsinnig hohen Projektgeldern ums Eck kommt, um jetzt endlich mal das Thema Armut zu erforschen. Aber bestehende Projekte auf Dauer zu installieren,/finanzieren dafür gibt es kein Geld, da ist der Topf plötzlich leer….
Dass viel zu viele Menschen jede Woche bei der Tafel anstehen, weil das Ende des Geldbeutels jetzt schon am 15. des Monats da ist, dass Nudeln plötzlich nicht mehr 59 Cent sondern 89 Cent pro Packung kosten, macht für viele einfach viel aus….
dass Thüringer sich immer noch nicht als Deutsche fühlen, sondern auch nach mehr als 30 Jahren immer noch als Ossis bezeichnet werden (überhaupt, dass es diese zwei bekloppten Bezeichnungen überhaupt gab; sagte jemals jemand zu dir du Nordi?)
zig solcher Alltagsmomente machen die Menschen mürbe und wenn dann plötzlich der rechte Mob ihnen aus der Seele spricht, ist er halt auch schnell gewählt….is’ absolute K*cke, aber isso….
Es gibt so viel zu tun, wenn aber alle nur für sich bleiben und eine kollektive Müdigkeit den Ton angibt, wird’s leider nie besser….
ich rate jeder/m: steht auf und bleibt laut! zuschauen ist keine Option!
(Jede/r für sich und soviel sie/er kann. Und wenn’s das reine Aufkleber-kleben an Laternenmasten ist…)
Gruß
Sabrina
Liebe Sabrina, Bühne geben klingt schrecklich. Ich frag mich bloß, ob wir mit diesem: „Du wählst Afd, also runter von meinem Profil und raus aus meinem Freundeskreis und mit dir rede ich nicht“, nicht genau das Gegenteil bewirkt. Noch mehr Spaltung.
Statt Fragen zu stellen, zuzuhören – und zu diskutieren. Darüber ins Gespräch zu kommen. Und du hast so Recht, wie bekommen wir als erstes bloß dieses blöde „Ossis“ aus dem Sprachgebrauch?
Liebe Grüße
Claudi
Ich glaube, dass es eine Mischung sein muss: Ja, keine Bühen geben auf der einen Seite, aber im Privaten oder in persönlichen Zusammentreffen ist das erstmal zuhören schon wichtig. Man kann seine Position vertreten ohne andere Abzuwerten. Ich habe mich ein bisschen eingelesen und was ich mitgenommen habe, ist: Es gibt natürlich Personen, die in ihrem Weltbild so drin sind, die kann man nicht bekehren. Da kann man nur klar und deutlich eine gegenposition einnehmen und die auch aussprechen. Aber es gibt auch Personen, die nicht ganz so sicher in ihrem Weltbild sind, diesen zuzuhören und im Dialog zu bleiben, dass sie sich nicht isoliert fühlen und eben nur noch in rechten Bewegungen einen Ort finden, wo sie gehört werden, das ist glaube ich wichtig, da offen zu sein. Ich hatte ein Zusammentreffen mit einem früheren Mitschüler, sehr lange nicht gesehen, war auch kein enger Freund, aber auf facebook hat er so ein bisschen Kommentare gegen Ausländer geschrieben. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sein Kind bei der Vergabe von Kitaplätzen (es hat eine Entwicklungsverzögerung) benachteiligt wurde bzw. wurde ihnen gesagt, dass erstmal die Flüchtlinge unterkommen müssten. Das ist natürlich schon auch hart und man kann dann schon verstehen, dass da ein Unmut besteht. ich sage nicht, dass der Schluss, den er gezogen hat (Ausländer sind ein Problem) richtig ist, aber wenn man zuhört kann man verstehen, wie es zu dieser Position kam. Und andere Perspektiven aufzeigen, drüber sprechen. Ich glaube da sollten wir offen bleiben. Klare Kante gegen rechte Parolen, aber ein offenes Ohr erstmal für persönliche Geschichten. Und wer eben keine persönliche Geschichte hat (nur die vom Onkel meines Cousins meines Vaters dem sein Freund), da kann man dann schon einhaken und nach echter Benachteiligung fragen bzw. Positionen hinterfragen.