Ein verrücktes Wochenende. Ein Wochenende mit alten Freundinnen, mit denen ich mich gar nicht alt, sondern genau wie früher gefühlt habe. Mit Sorge um einen lieben Menschen und Verzweiflung über eine schreckliche Krankheit. Mit einem seltsamen Gefühl zwischen jauchzend und zukunftsängstlich, das es mir schwer macht, mich heute wieder im üblichen Alltagsschleudergang herumwirbeln zu lassen…

1. Ich hatte Klassentreffen. 25 Jahre ist mein Abi jetzt her und ganz ehrlich, so ganz sicher war ich mir nicht, ob das lustig oder merkwürdig werden würde. Beim letzten war ich höchstschwanger und musste bei der Party leider draußen bleiben. Aber dieses Mal? War es einfach wie früher! Wir haben bis fünf Uhr morgens gefeiert und alles was damals blöd war oder ich bereute, war endlich egal.

Wie verrückt schön, dass ich mir heute auch mit denen so viel zu sagen habe, mit denen ich früher gar nichts zu tun hatte. Statt „Mein Haus, mein Auto, mein Kind“Abcheckereien war da überall echtes Interesse. Klar, Kleidergrößen haben sich verändert, der Klassennerd ist inzwischen überraschend cool – aber sonst ist alles beim Mitte-40-alten, bloß besser. Schade, nur, dass ich mit manchen, auf die ich noch neugierig war, gar nicht gesprochen habe. Weil der Abend plötzlich so rasend schnell vorbeigerauscht ist. In fünf Jahren dann. Hoffentlich bleiben wir alle gesund. Ich freue mich nämlich jetzt schon drauf.

2. Muss ich jetzt unbedingt schauen: Den Film und die Serie „Klassentreffen” in der ARD-Mediathek.

3. Am Wochenende schon gestreamt: Den Film „King Richard“, über den Vater von Serena und Venus Williams gespielt von Will Smith. Ich weiß, Will sehen wir derzeit eher ohrfeigend. Aber wie er in diesem Film wie ein Löwe für seine Töchter kämpft, ihre Karriere minutiös und mit unglaublich viel Fleiß plant, es schafft sie selbstsicher, aber bescheiden zu erziehen und alles tut, um sie vor dem Medienrummel zu beschützen, das ist sehr spannend. Eine neue Biografie für unseren Biografie-Club.

4. Rote Entscheidungen. André und ich sind uns in den großen Entscheidungen oft ähnlich: Was wir tragen, wie wir erziehen und wohin wir reisen. Wir teilen auch viele Lieblingsgerichte. In manchen Dingen kann ich allerdings nur staunen. Er mag zum Beispiel bloß Tomaten, die für mich steinhart,  weißrot und nahezu geschmacklos sind. Er ekelt sich dagegen vor meinen knalligen, saftigen Exemplaren. Die Tomatenfrage sorgt bei uns also öfter mal für Mini-Diskussionen. Kennt ihr sowas auch?

5. Spätabendschmatzer. Als ich Sonntag Abend nochmal nach unten ging, um mir ein Wasser zu holen, hörte ich es plötzlich schmatzen. Erst hatte ich einen der Jungs in Verdacht, aber der Kühlschrank war zu und alles schlief. Dann sah ich ihn: Er hatte eine entzückend spitze Nase, kurze Stummelbeine, ganz viele Stachel und fraß fröhlich alle Essensreste weg, die wir eine Stunde zuvor beim Abendbrot auf der Terrasse fallen gelassen hatten. Ich hatte einen Igel noch nie so nah gesehen. Ich stand eine ganz Weile grinsend da und schaute ihm zu. Manchmal, oft, sind es die stacheligen Kleinigkeiten.

Fotos: Shutterstock (1), Rest privat

Und was ist euch an diesem Wochenende durch den Kopf gegangen?

Alles Liebe,

Claudi