Ich weiß noch, dass es mich wie ein Blitzschlag traf: Wer war dieser unverschämt gutaussehende Kerl mit den blonden Dreads und dem leisen Lächeln, der mir plötzlich auf dieser OpenAir-Party gegenüberstand…? Noch bevor ich seinen Namen wusste, war mir klar: Der hat mein Herz geklaut! Weil ich auf der Stelle dieses Flattern im Bauch, dieses Prickeln auf der Haut und dieses Glänzen in den Augen hatte. Weil es sich so eben anfühlt, wenn man sich Hals über Kopf verliebt – erinnerst du dich daran auch noch…?

Außer im ersten Hormonüberschwang meiner Teenie-Jahre habe ich mir nur ein paar Mal so richtig mit Haut und Haar verliebt. So sehr, dass man nicht weiß, ob es schön oder schmerzhaft ist. So, dass sich das ganze Wollen auf diesen einen Menschen konzentriert. So sehr, dass man vergisst zu essen, zu schlafen, zu funktionieren. Dass man vergisst, etwas anderes zu sein als verliebt.

Verliebtsein macht einen komplett kopflos.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich in den folgenden Wochen alles schleifen ließ: Schule, Hobbys, Verabredungen. Das Einzige, was ich wollte, war diesen Typen wiederzusehen. Der mir Herz und Kopf so leicht machte, das ich mitunter glaubte zu schweben. Um im nächsten Augenblick zu Tode betrübt zu sein, weil: Wir kannten uns ja noch nicht mal.

Unsere Geschichte war eine komplizierte (hier habe sie schon einmal aufgeschrieben) – aber das Gefühl war magisch. Der erste Kuss, der erste Sex, das erste Mal als Paar auf einer Party. Ich wie im Rausch, fühlte mich unbesiegbar, unverwundbar – bis er mich verließ. Und mir das Herz brach.

Natürlich habe ich mich wieder verliebt, manchmal nur zaghaft – aber die besten Male waren die, wenn meine Gefühle komplett außer Kontrolle gerieten.

Wenn alles andere nebensächlich wurde. Wenn das Lächeln im Gesicht festsitzt, wenn alles so besonders scheint, als wäre es das erste Mal. Wenn die Haut empfindlich für jede einzelne Berührung, ja selbst für jeden Blick dieses anderen Menschen wird. Und jede Minute ohne ihn zur Qual.

Meine letzten Schmetterlinge sind jetzt dennoch ein Weilchen her. Es war mein heutiger Mann, der mich damals überrumpelte – mit den richtigen Gefühlen zur falschen Zeit. Schließlich war ich schon vergeben, das erste Mal seit langer Zeit in einer glücklichen Beziehung – und ich hatte nicht vor, das aufzugeben. Bis dieser damals fremde Mann das an einem einzigen Abend wegwischte, einfach durch seine Anwesenheit. Einfach dadurch, was er mit mir machte, ohne etwas zu machen. Einfach, weil er mich verrückt machte. Und vielleicht ein kleines bisschen, weil ich schon immer auf gutaussehende Gitarristen stand.

Ich vermisse dieses Gefühl manchmal. Denn Liebe ist nicht Verliebtsein. Liebe ist nicht Flattern und Prickeln und kopflos sein.

Liebe ist nicht so übersprudelnd, spontan und allumfänglich. (Langzeit-)Liebe ist verlässlich, warm, fundamental. Klar, manchmal macht mich Mann auch heute noch verrückt. Aber aus anderen Gründen. Und doch – manchmal fühle ich es wieder, dieses Champager-Gefühl von damals. Diese Blubberbläschen im Bauch, der Hauch von Röte, der sie Wangen überzieht.

Immer, wenn es Frühling wird, so wie jetzt. Wenn mit all dem unbändigen Leben und Sprießen und Wachsen da draußen auch die Gefühle wieder in Wallung geraten. Wo ein Blick, wo ein Lächeln das Herz plötzlich unvermittelt höherschlagen lässt. Wenn ich wieder sehe, was unter dem Alltag ist, wenn die Sonne Gefühle freilegt, die auch im Winterschlaf waren: Die Lust auf Leben und Liebe und alles dazwischen. Wenn es sich wieder anfühlt wie ein kleiner Neuanfang, weil mit dem Licht auch die Neugier aufeinander zurückkehrt. Und das ist fast ein wenig so, wie sich frisch zu verlieben. Probiert es doch mal aus…

Alles Liebe,

Katia